Längst verlassene Ortschaften

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  • aquila
    Heerführer


    • 20.06.2007
    • 4522
    • Büttenwarder

    #1

    Längst verlassene Ortschaften

    Hallo an alle erfahrenen Schatzsucher und Greenhorns wie ich.

    Wird eigendlich gelegentlich nach sogenannten Wüstungen gesucht, also verlassenen Orten? Ich selber habe vor etwa 20 jahren einen Armeekumpel in seinem Dorf besucht. Da standen noch gut an die 20 Gehöfte. Vor ein paar Wochen bin ich mal wieder durchgefahren - der Wald hat inzwischen 75% der Häuser vereinnahmt. Und so etwas hat es doch schon seit Jahrhunderten gegeben. Ich kenne Karten, die etwa 200 bis 400 Jahre alt sind, auf denen Orte verzeichnet sind, an die sich heute kein Mensch mehr erinnern kann.

    Wäre doch mal interessant, diese alten Stätten zu lokalisieren.

    Gruss Aquila
    Ich sehe verwirrte Menschen.
  • volwo
    Ritter

    • 03.05.2003
    • 318
    • Süd-Niedersachsen
    • kein

    #2
    Es gibt für viele Landkreise so gen. Wüstungskarten.
    Frag mal im zust. Stadtarchiv nach.

    Kommentar

    • Sorgnix
      Admin

      • 30.05.2000
      • 25931
      • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
      • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

      #3
      ... es gibt heute in Deutschland MEHR wüst gefallene Orte als bewohnte ...

      Wenn ich mich recht erinnere, lautet das Verhältnis

      70 % Wüstungen
      30 % Siedlungen, Dörfer, Städte

      Wobei zu frühen Zeiten 5 Häuser schon als Dorf galten ... - sprich: Die Ausdehnung ist nicht immer riesig.

      Und so ziemlich ALLE Wüstungen sind zumindest namentlich bekannt. Wobei bei etlichen halt der genaue Standort (noch) unbekannt ist. Aber auch das ist nur eine Frage der Zeit.

      Eine Wüstung ist übrigens grundsätzlich ein Bodendenkmal

      Gruß
      Jörg
      Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
      zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

      (Heiner Geißler)

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      • awo
        Landesfürst


        • 11.04.2004
        • 653
        • Deutschland

        #4
        wüstungen stehen in den karten übrigens oft mit "ehem. beispielheim" drin....
        Zuletzt geändert von awo; 27.06.2007, 21:14.
        Auri sacra fames.

        Kommentar

        • Brainiac
          Heerführer


          • 21.12.2003
          • 3194
          • Berlin
          • Augen, Ohren, Nase und Verstand

          #5
          Was Jörg sagt kann ich nur bestätigen! Gerade in der Zeit des späten Mittelaters sind viele Siedlungen durch Krieg, Krankheiten und Ernteeinbußen wüst gegangen. Teilwiese liegt das auch an der Gegend, so ist meines Wissens nach die höchste Dichte an Wüstungen in BRB und MVP. Selbst in der Umgebung von Berlin findet man in den großen Wäldern noch Grundmauern und Ruinen von zum Beispiel alten Kirchen (die damals massivsten Gebäude im Ort). Solche Wüstungen sind meistens in Messtischblättern eingezeichnet. Auch kann man alte Karten mit heutigen vergleichen und so gute Ergebnisse erzielen...
          Interessant sind aber auch die eher wenigen Stadtstellen in Deutschland - also Siedlungen die damals so groß waren das sie bereits als Stadt galten wie zum Beispiel die Stadtstelle bei Straußberg (östlich von Berlin).
          ______________
          mfg Swen


          2006 n. Chr. - und wir sind noch immer Jäger und Sammler...

          Kommentar

          • Stonewall
            Landesfürst


            • 11.04.2007
            • 719
            • Thüringen (AP)

            #6
            Das ist ein durchaus interessantes Thema. Allein wenn ich mir das mal für meinen Landkreis vergegenwärtige. Denn auch allein in meinem Landkreis gibt es schon über 30 Wüstungen. Die meisten davon wurden im sächsischen Bruderkrieg zerstört. Aber einige auch zu Zeiten des 30-jährigen Krieges. Wie schon erwähnt ist bei vielen Wüstungen die genaue Lage noch unbekannt.

            Grüße,
            Stonewall
            ,,Brave 18ème, je vous connais, l'ennemi ne tiendra pas devant vous !''

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            • volwo
              Ritter

              • 03.05.2003
              • 318
              • Süd-Niedersachsen
              • kein

              #7
              Ich schätze, das ist fast in allen LK´s so.

              Allein in unserem Altkreis vor der Gebietsreform von 1973 sind für das Mittelalter 90 Dörfer verzeichnet und heute nur noch 46, also die Hälfte.

              Gründe für das wüst fallen sind außer dem 30jährigen Krieg:

              Die zahlreichen Fehden der kleinen und großen Landesfürsten und der Bischöfe. Oftmals war ja hinter der Grenze Ausland, was heute innerhalb eines landkreises ist.
              Meistens wurden die Dörfer verwüstet, weil die Heere unverrichteter Dinge von der Belagerung der Stadt oder Burg abziehen mussten, weil kein Reinkommen war.
              Das endete um 1500 mit dem ewigen Landfrieden, weil der Kaiser jetzt drakonische Strafen androhte.

              Ein weiterer Grund war der Niedergang des Rittertums ab dem 12. Jhdt. teilweise eine Folge der Kreuzzüge (Verarmung des Adels).
              Dann wurden halt schnell mal ein Dorf geplündert (Ernte und Vieh) und abgefackelt.

              Noch ein Grund zum wüst fallen war das Aufsaugen in das Weichbild der werdenden Stadt, das begann ab der Zeit Heinrichs des Löwen, dem großen städtegründer.
              Spätestens im 13./ 14. Jhdt. waren die meisten Dörfer in unmittelbarer Nähe der neuen Stadt aufgegeben. Die Leute zogen in die nahe Stadt, weil es da einfach sicherer war und sie bessere Rechte bekamen.

              Grundregel ist: Da wo der Boden fruchtbar war, wurde das Dorf meistens immer wieder aufgebaut. Wo nicht, zogen die Leute weg.

              Wie schon gesagt wurde, sind die einzigen Überreste Fundamente aus Stein. und das war meistens nur die Kirche. Beim organisierten wüst fallen ( Umzug in die Stadt oder neues Dorf ein paar km weiter wurde auch manchmal die Kirche bis auf die Grundmauern abgetragen und die Steine wiederverwendet.

              Eine gute Methode, Wüstungen zu erkennen, sind die Wölbäcker.

              mein Tipp: wenn im Winter ein ganz wenig Schnee gefallen ist, also nur ein weißer Schleier, dann kann man Wölbäcker am besten erkennen.

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              • Archaeos
                Landesfürst


                • 06.08.2000
                • 790
                • Luxemburg, L-2345 Luxemburg

                #8
                Nicht nur im Mittelalter oder anlässlich der Wirren des 30 jährigen Kriegs fielen Ortschaften wüst, sondern auch noch im 19. Jahrhundert, wo die Landbevölkerung ganze Dörfer verließ, um per Dampfschiff nach Amerika oder Südamerika zu ziehen. Aber wie Jörg bereits richtig geschrieben hat, sind Wüstungen grundsätzlich Bodendenkmäler.
                Zuletzt geändert von Archaeos; 29.06.2007, 09:26.

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                • bIauage
                  Landesfürst


                  • 19.01.2007
                  • 605
                  • Berlin

                  #9
                  Es gibt aber auch noch zur genüge Dörfer die vor nicht mal 30 Jahren wüst gingen. Zählen die auch?
                  Damals war es normal, das sobald ein Haus leer war die Häuser einfach abgetragen wurden und das Baumaterial wiederverwendet wurde.
                  War zumindest in der ehemaligen DDR so.
                  So verschwanden dann ebend die Dörfer. jer der einen Träcker oder anderes Fahrzeug hatte kam und nahm seinen teil. Habe als Kind immer mit angesehen wenn Omi mit der dame am Zaun erzählt hat und das Nachbarhaus gerade "abgerissen" wird. Heute sieht man dort noch alte Obstgärten oder die Telefon und Stromleitungen die dort oberirdich an Masten entlang laufen. Teilweise auch noch Grundmauern.
                  Aber das sind ja dann keine Bodendenkmäler.

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                  • Der Maulwurf
                    Lehnsmann


                    • 25.07.2007
                    • 31
                    • Nordhessen

                    #10
                    In Kartenblättern im Maßstab 1:50000 sind sehr viele alte Wüstungen namentlich verzeichnet.
                    Meine Damen und Herren, liebe Neger...
                    Heinrich Lübke, Bundespräsident

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