Hallo,
wenn man den Wald abseits der normalen Wege durchstreift, kann man leider auch Dinge finden, die man eigentlich nicht finden möchte.
Und so geschah es auch bei mir.
Auf einer Wanderkarte entdeckte ich einen kleinen eingezeichneten Tümpel, den ich gar nicht kannte.
Da alte Wasserstellen als Fundort eigentlich immer interessant sind, zog ich los um erst einmal die Lage zu peilen.
Der Tümpel stellte sich aber dann als neuzeitliches mittlerweile ausgetrocknetes Loch da.
Direkt an dem Tümpel führte ein durch neugetätigte Rodungen angelegter Forstweg in ein Waldstück hinein.
Ich beschloss dem Weg zu folgen in der Hoffnung, daß vielleicht noch ein anderer älterer Tümpel existiert.
Fehlanzeige,
also wollte ich quer durch den Wald wieder auf den nächsten Hauptweg gehen, als ich plötzlich einen Schuh fand.
Der Schuh war sehr gut erhalten und konnte dort noch nicht lange liegen.
Es verwunderte mich...
Ich schaute mich um und sah in ca. 20m Entfernung etwas weißes auf dem Waldboden liegen.
Ich hielt es für ein weggeworfenes Stoffbündel und ging darauf zu...
Je näher ich kam desto mehr glaubte ich, daß mir meine Phantasie einen Streich spielt,ich konnte es nicht fassen, aber bei dem weissen Stoffbündel handelte es sich um ein weisses Hemd und die grauen Haare eines Menschen!
Vorsichtig ging ich näher dran, ich wollte nicht glauben was ich sah.
Da lag ein Mann in Strümpfen so, alsob er sich zuhause ins Bett gelegt hat.
Ich hatte Glück im Unglück, es war sichtbar, daß er dort schon etwas länger lag, aber nicht zu lange. Dadurch blieb mir ein schlimmer Anblick oder noch schlimmer Reanimationsversuche erspart.
Ich nahm mein Handy und rief die Polizei unter meiner Ortsnetznummer an. Leider scheint bei meinem Handy die 110 mit Ortsnetznummer nicht zu funktionieren, also wählte ich nur 110.
Es meldete sich der Polizeinotruf und da ich nicht wusste, daß ich gleich mit der Polizei in meinem Ort verbunden bin, bat ich den Polizisten mich mit der Polizei in meinem Ort weiterzuverbinden.
Ich bekam gleich eine Rüge, ich sollte doch gleich die 8880 wählen, aber doch nicht die Notrufnummer!
Ich fragte, ob es für die Notrufnummer nicht reicht, daß hier eine Leiche liegt.
Ich spürte eine kurze erstaunte Stille auf der anderen Seite, dann kam die zweifelnde Frage:"Kein Witz?"
NAchdem ich verneinte änderte sich der Tonfall des Beamten, sofort wurde alles weitere in die Wege geleitet.
Nach etwa 40 Minuten trafen dann zwei Streifenwagen, der RTW und der Notarzt ein.
Der Notarzt konnte auch nur noch den Tod feststellen, Rettungsassis mit den Reanimationsgeräte kamen nicht zum Einsatz und so fuhren sie wieder davon.
In der Zwischenzeit stellte sich heraus, daß die Personenbeschreibung auf einen Vermissten passt und so fuhr der zweite Streifenwagen davon, um den Hausarzt des Vermissten für eine Identifizierung abzuholen.
So blieb ich mit zwei Polizeibeamten und einer jungen Praktikantin einer örtlichen Schule(!) zurück.
Irgendwann erschien dann noch ein Beamter der Spurensicherung und nahm noch einmal meine Personalien auf und untersuchte den Tatort.
Damit war ich entlassen.
Da es mittlerweile schon stark dämmerte und mir schon sehr kalt war, verlies ich den Tatort.
Ich bekam noch mit, wie der zweite Streifenwagen mit dem Arzt zurückkehrte.-
Zuhause stöberte ich dann in den Internetseiten des lokalen Radiosenders und wurde schliesslich fündig:
Seit 6 Tagen wird hier ein Mann vermisst, die Beschreibung passte tatsächlich genau. Schon hatte der Tote einen Namen.
Ich erforschte meine Gedankenwelt.
Eigentlich war ich erstaunlich ruhig, keine Spur von Angst, Schrecken usw.
Ich bin eher zufrieden.
Eine Erkenntnis zeichnete sich ab:
Jedes Mal, wenn im Fernsehen wieder darüber berichtet wurde, daß man (z.B.) in Stalingrad wieder ein Skelet ausgegraben hat, die Überreste auf einen Soldatenfriedhof beerdigt hat und schliesslich die Angehörigen, sofern noch vorhanden und ermittelbar, verständigt hat, habe ich mich gefragt, ob das denn so richtig ist.
Jetzt bin ich mir sicher, daß es richtig ist.
Es ist für mich das Letzte, was man für einen unbekannten Toten machen kann:
Ihm einen Namen geben, Ihn mit Namen ordentlich beerdigen und den Angehörigen die Ungewissheit nehmen und ihnen einen Ort zum Trauern zu geben!
! Deshalb an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank an die Menschen, die sich dieser Aufgabe aus humanitären Gründen angenommen haben !
Viele Grüsse
Thor
wenn man den Wald abseits der normalen Wege durchstreift, kann man leider auch Dinge finden, die man eigentlich nicht finden möchte.
Und so geschah es auch bei mir.
Auf einer Wanderkarte entdeckte ich einen kleinen eingezeichneten Tümpel, den ich gar nicht kannte.
Da alte Wasserstellen als Fundort eigentlich immer interessant sind, zog ich los um erst einmal die Lage zu peilen.
Der Tümpel stellte sich aber dann als neuzeitliches mittlerweile ausgetrocknetes Loch da.
Direkt an dem Tümpel führte ein durch neugetätigte Rodungen angelegter Forstweg in ein Waldstück hinein.
Ich beschloss dem Weg zu folgen in der Hoffnung, daß vielleicht noch ein anderer älterer Tümpel existiert.
Fehlanzeige,
also wollte ich quer durch den Wald wieder auf den nächsten Hauptweg gehen, als ich plötzlich einen Schuh fand.
Der Schuh war sehr gut erhalten und konnte dort noch nicht lange liegen.
Es verwunderte mich...
Ich schaute mich um und sah in ca. 20m Entfernung etwas weißes auf dem Waldboden liegen.
Ich hielt es für ein weggeworfenes Stoffbündel und ging darauf zu...
Je näher ich kam desto mehr glaubte ich, daß mir meine Phantasie einen Streich spielt,ich konnte es nicht fassen, aber bei dem weissen Stoffbündel handelte es sich um ein weisses Hemd und die grauen Haare eines Menschen!
Vorsichtig ging ich näher dran, ich wollte nicht glauben was ich sah.
Da lag ein Mann in Strümpfen so, alsob er sich zuhause ins Bett gelegt hat.
Ich hatte Glück im Unglück, es war sichtbar, daß er dort schon etwas länger lag, aber nicht zu lange. Dadurch blieb mir ein schlimmer Anblick oder noch schlimmer Reanimationsversuche erspart.
Ich nahm mein Handy und rief die Polizei unter meiner Ortsnetznummer an. Leider scheint bei meinem Handy die 110 mit Ortsnetznummer nicht zu funktionieren, also wählte ich nur 110.
Es meldete sich der Polizeinotruf und da ich nicht wusste, daß ich gleich mit der Polizei in meinem Ort verbunden bin, bat ich den Polizisten mich mit der Polizei in meinem Ort weiterzuverbinden.
Ich bekam gleich eine Rüge, ich sollte doch gleich die 8880 wählen, aber doch nicht die Notrufnummer!
Ich fragte, ob es für die Notrufnummer nicht reicht, daß hier eine Leiche liegt.
Ich spürte eine kurze erstaunte Stille auf der anderen Seite, dann kam die zweifelnde Frage:"Kein Witz?"
NAchdem ich verneinte änderte sich der Tonfall des Beamten, sofort wurde alles weitere in die Wege geleitet.
Nach etwa 40 Minuten trafen dann zwei Streifenwagen, der RTW und der Notarzt ein.
Der Notarzt konnte auch nur noch den Tod feststellen, Rettungsassis mit den Reanimationsgeräte kamen nicht zum Einsatz und so fuhren sie wieder davon.
In der Zwischenzeit stellte sich heraus, daß die Personenbeschreibung auf einen Vermissten passt und so fuhr der zweite Streifenwagen davon, um den Hausarzt des Vermissten für eine Identifizierung abzuholen.
So blieb ich mit zwei Polizeibeamten und einer jungen Praktikantin einer örtlichen Schule(!) zurück.
Irgendwann erschien dann noch ein Beamter der Spurensicherung und nahm noch einmal meine Personalien auf und untersuchte den Tatort.
Damit war ich entlassen.
Da es mittlerweile schon stark dämmerte und mir schon sehr kalt war, verlies ich den Tatort.
Ich bekam noch mit, wie der zweite Streifenwagen mit dem Arzt zurückkehrte.-
Zuhause stöberte ich dann in den Internetseiten des lokalen Radiosenders und wurde schliesslich fündig:
Seit 6 Tagen wird hier ein Mann vermisst, die Beschreibung passte tatsächlich genau. Schon hatte der Tote einen Namen.
Ich erforschte meine Gedankenwelt.
Eigentlich war ich erstaunlich ruhig, keine Spur von Angst, Schrecken usw.
Ich bin eher zufrieden.
Eine Erkenntnis zeichnete sich ab:
Jedes Mal, wenn im Fernsehen wieder darüber berichtet wurde, daß man (z.B.) in Stalingrad wieder ein Skelet ausgegraben hat, die Überreste auf einen Soldatenfriedhof beerdigt hat und schliesslich die Angehörigen, sofern noch vorhanden und ermittelbar, verständigt hat, habe ich mich gefragt, ob das denn so richtig ist.
Jetzt bin ich mir sicher, daß es richtig ist.
Es ist für mich das Letzte, was man für einen unbekannten Toten machen kann:
Ihm einen Namen geben, Ihn mit Namen ordentlich beerdigen und den Angehörigen die Ungewissheit nehmen und ihnen einen Ort zum Trauern zu geben!
! Deshalb an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank an die Menschen, die sich dieser Aufgabe aus humanitären Gründen angenommen haben !
Viele Grüsse
Thor
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