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  • MatthiasHNX
    Geselle


    • 28.01.2004
    • 76
    • Hessen-Süd

    #1

    Neuer Zeitungsartikel

    Die Jagd auf Sondler geht weiter weiter und die Motivation für Jogger und Spaziergänger, bei Antreffen eines Sondlers das Handy aus der Tasche zu ziehen wird deutlich erhöht

    Da sich der Bericht nicht linken lässt, weil Online-Abonnenten kostenpflichtig registriert sein müssen und die Papierversion nur schwer OCR mässig zu handhaben war, habe ich mir die Mühe gemacht, das Ganze abzutippen. Wer Fehler findet, darf sie behalten.

    Aus Heilbronner Stimme vom Samstag, 24. April 2004


    Titel: Grabräuber auf Jagd nach Altertümern
    Von Helmut Buchholz.

    Im Ilsfelder Wald (Anm. von mir: Ilsfeld, an der BAB A81, Landkreis Heilbronn, Baden Württemberg) haben Grabräuber versucht, ein Hügelgrab zu plündern. Die kriminellen Hobby-Archäologen sind kein Einzelfall. Geschichtsinteressierte Freizeit-Schatzsucher gehen mit handelsüblichen Metalldetektoren auf die Pirsch. Vor allem im Unterland (Anm. von mir: So nennt sich das Gebiet um Heilbronn) jagen sie Altertümer, klagt das Landeskriminalamt.

    Die Plünderer sind mit einem Jeep angerückt und haben einen breiten Schacht vier Meter tief in das Hügelgrab bei Ilsfeld getrieben. Die Wand des Lochs haben sie mit Brettern ausgeschalt, um so besser an den Schatz, die Grabbeigaben, die sie dort vermuteten, zu gelangen. Ein Spaziergänger machte den Grabräubern einen Strich durch die Rechnung. Er meldete die dreisten Hobby-Archäologen der Polizei. Die Räuber sind längst über alle Berge. Was sie gefunden haben weiß keiner. Eines weiß Wolfgang Schönleber vom Landeskriminalamt, Abteilung Kunstkriminalität, ganz sicher: 'Das Unterland ist eines der Schwerpunkte dieser Schatzsucher.' Seit den 90er Jahren hat sich die Goldgräbermentalität der Sondengänger 'seuchenartig ausgebreitet'. Warum gerade die Region Heilbronn in ihr Visier gerät, erklärt Andrea Neth, die als Archäologin Ausgrabungen im Zabergäu (Anm. von mir: Gebiet im südwestl. Landkr. Heilbronn) leitet, so: 'Wir haben in der Region eine extreme Dichte an Fundstellen, ganz einfach weil diese Gegend nicht nur heute, sondern schon immer boomte.' Die Leiterin der Lauffener Außenstelle des Landesdenkmalamtes will grundsätzlich zwischen zwei Arten dieser Feld-Forscher unterscheiden: Da gebe es die 'Kriminellen', die skrupellos wie in Ilsfeld die Zeugnisse unserer Ahnen stehlen, um sie im Antiquitätenhandel und im Internet zu verhökern. Es gibt einen richtigen Schwarzmarkt für diese Hehlerware. Die Szene schottet sich nach aussen komplett ab, fast wie ein Geheimbund. Kunstraub-Experte Schönleber schätzt, daß zum harten Kern dieser übelsten Sorte Schatzsucher rund 500 Personen in Deutschland gehören. Die Branche professionalisiert sich mehr und mehr. Es gibt Handbücher mit Tipps für das richtige Verhalten, falls die Polizei einen erwischt. Kreis-Archäologin Andrea Neth kennt aber noch eine zweite Gruppe von Feierabend-Schatzsuchern: 'Das sind Sondengänger, die historisch interessiert sind, ohne kommerziell profitieren zu wollen.' Neth kennt ihre Pappenheimer, und manchmal schickt sie ihnen die Polizei hinterher. Denn, stellt sie klar, beide Kategorien von Suchern, kommerzielle wie nicht-kommerzielle, zerstören unwiederbringlich Denkmäler. 'Es ist, als ob sie eine Seite aus einem Buch reißen, das man dann nicht mehr lesen kann.' Da verstehen Neth und der Gesetzgeber keinen Spaß. Hobbyarchäologen machen sich einer Ordnungswidrigkeit schuldig, auch wenn sie nichts ausgraben, sondern mit dem Metalldetektor über die Felder ziehen. In schweren Fällen beträgt die Strafe bis zu 250000Euro. Wer den Fund nicht meldet, macht sich zudem noch der Unterschlagung schuldig.
    /Ende Artikel

    Kommentar der Zeitung:
    Titel: Zu leichtes Spiel
    Von Helmut Buchholz

    Die Grabräuber fallen nicht wie ein Heuschreckenschwarm über das Unterland her. Obwohl ihr Hobby offenbar mehr und mehr in Mode kommt und der Schwarzmarkt für Fundstücke wächst. Allerdings sind die Hobby-Archäologen auch keine harmlosen Pilzsucher. Denn die geschichtsträchtigen Altertümer, die sie stehlen, wachsen nicht nach. Das schlimmste ist, daß ein Einzelner großen Schaden anrichten kann. Ob kriminelle Grabräuber oder Freizeit-Sondengänger, das Ergebnis bleibt dasselbe: Das Kulturerbe ist für immer verloren, wenn sie graben und ihre Fundstücke mit Heim nehmen. Die Amateure machen sich deshalb selbst etwas vor, wenn sie behaupten, die finanziell klammen Landesdenkmalämter mit ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützen zu wollen. Obwohl es sicher richtig ist, dass die Profis längst nicht genügend Geld und Personal haben, um alle Schätze zu heben, die die Erde birgt. Die Denkmalämter unterstützen sogar ungewollt die Suche, ja stoßen manche Feierabend-Forscher noch mit der Nase auf die Fundstellen, da sie ihre Ausgrabungen publizieren müssen und so der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auchwenig begabte Schatzsucher haben so viel zu leichtes Spiel. Die Hobby-Archäologen machen sich ausserdem die liberale Gesetzeslage beispielsweise in Bayern zu Nutze und fälschen die Fundstellen-Ortsangaben beim Verkauf der Stücke. Ein einheitliches Recht tut Not.
  • aloisss
    Ratsherr


    • 06.03.2004
    • 245
    • kassel
    • Black Knight Magpie

    #2
    schon wieder werden alle über einen kamm gescherrt, das kanns doch echt nicht sein.
    grabräuber sind grabräuber und scheren sich einen dreck um denkmäler etc.

    sondengänger recherchieren sich einen wolf um keine denkmäler zu zerstören.

    wenn das so weiter geht brauchen wir auch dies nicht mehr tun da wir sowieso als raubgräber gelten.

    die haben alle einen knall die son misst schreiben !

    Kommentar

    • Oelfuss
      Heerführer

      • 11.07.2003
      • 7794
      • Nds.
      • whites 3900 D pro plus

      #3
      Mal was Neues. Grabräuber = Sondengänger kenne ich ja schon. Die Nennung von Hobbyarchäologen im gleichen Atemzug noch nicht. Am Anfang noch als kriminell bezeichnet, sparen sich die Autoren diesen Zusatz im Rest der Texte.

      Die pauschalen Bezeichnungen sind in den letzten Jahren leider immer mehr in Mode gekommen.

      resignierend

      Oelfuss
      bang your head \m/

      Kommentar

      • MatthiasHNX
        Geselle


        • 28.01.2004
        • 76
        • Hessen-Süd

        #4
        Man beachte auch, daß das Nur-Sondeln auch schon strafbar sei, nicht nur in Zusammenhang mit graben. Ebenso wird auch nicht zwischen Bodendenkmal - Nicht-Bodendenkmal differenziert.
        Da tun sich doch gleich neue Welten für den Hobbydenunzianten auf...

        Kommentar

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