Bodendeponien

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  • Heimdall
    Ritter

    • 01.06.2000
    • 377
    • NRW
    • Minelab E-Trac

    #1

    Bodendeponien

    Hallo Leute!

    Auch Bodendeponien mit abgelagerten Erdreich aus Innenstadtbaustellen sind sehr häufig gefüllt mit interessanten Artefakten. Wenn die keiner rausholt sind sie für alle Zeiten verloren. In Mainz wurden so hunderte von Objekte vor dem Verfall bewahrt. Alle Stücke wurden gemeldet und konnten zu einem wissenschaftlichen Werk zusammengefasst werden (Egon Wamers).

    Wenn der Innenstadtbereich historischer Altstädte wegen Zeit- und Geldmangels schon nicht archäologisch untersucht werden kann, dann wenigstens der Bodenaushub durch Sondengänger.

    [Editiert von Heimdall am 23-02-2001 um 01:02]
    Gruss & Gut Fund
    Heimdall
  • Harry

    #2
    Hahhh .... das steht sogar in unserem so furchtbaren und gar schröcklichen Handbuch ... Unter "Raubgraben praxisnah" (vielleicht begreifen jetzt mal welche das dieses Kapitel ironischerweise so genannt wurde...) finden wir den raubgräberischen Hinweis:

    "Baugruben, Aushub aus Flüssen"

    Überall bei uns wird gebaut. Seien es Einkaufszentren, Betriebe, Wohnungen oder Straßen. Eine kleinere Schar der Sondenbesessenen hat sich auf dieses Gebiet spezialisiert, und wie ich sagen kann, mit ausgesprochen viel Erfolg. Noch vor einigen Jahren habe ich es für Blödsinn gehalten, irgendwelchen Aushub unter die Lupe zu nehmen. Nachdem ich allerdings einige Funde gesehen hatte, die aus eben diesem kamen, war ich erstmal sprachlos.
    Das ging von sehr gut erhaltenen Münzen (und nicht wenige, einmal wurde ein Ton-gefäß mit 20 römischen Aurei gefunden) über Schmuck durch alle Zeiten bis hin zu historischen Waffen. Die Kollegen, die ich damals kennenlernte, kamen aus Mainz und hatten damit natürlich einen Vorsprung. Denn Mainz war der Hauptstandort der römischen Armee im Rhein Main Gebiet, und um Mainz herum bis vor den Limes hatten sich viele römische Bauernhöfe niedergelassen. So war also Mainz sicher schon damals keine kleine oder arme Stadt gewesen.

    Und wer in so einer Stadt zuhause ist und sich auskennt, dem fällt es nicht schwer, zu überwachen, ob und wo gerade eine Baugrube für ein neues Vorhaben ausgehoben wird. Dieser Aushub wird meist entweder auf die Deponie gebracht, oder aber auf Felder außerhalb, wenn die Bauern ihre Felder melioren wollen. In beiden Fällen ist Geduld nötig, und ein Parkplatz in der unmittelbaren Nähe. Wer schon Erfahrungen gesammelt hat mit dem Thema „Bodenschichten", der kann sich an die Grube stellen, und abwarten, bis der Bagger an die Schichten kommt, die ihn interessieren. Es ist aber sehr schwierig, aus der Ferne Einzelheiten der Schichten festzustellen; von daher ist es wohl sicherer, einfach alles abzusuchen. Dazu sollte man natürlich gleich zu Beginn der Baggerarbeiten anwesend sein. Man fragt einfach einen der LKW Fahrer, die den Aushub wegbringen, wo denn sein Ziel sei. Sollte dies nicht möglich sein; einfach in James Bond Manier verfolgen. Am Ziel angekommen, für den Fall des Feldes: Kippt der Fahrer mehrere Haufen nebeneinander, in Ordnung. Kippt er alles auf einen, sollte man ihn vielleicht kurz stören, und darum bitten, den Schutt mehr zu verteilen. Hier können ein 20.- DM Schein wahre Wunder bewirken. Denn wenn alles auf einem Haufen liegt, ist die Gesamtoberfläche zum suchen logi-scherweise viel kleiner.

    Für den Fall der Deponie: Meist muß man sich unten an der Deponie anmelden. Soweit ich gehört habe, gibt es keine Probleme, wenn man sagt, was man vorhat; allenfalls ein Kopfschütteln, etwa wie „Mein Gott, was für ein Spinner". An der Stelle, wo abgekippt wird, ist dieselbe Vorgehensweise wie beim Feld angesagt; eventuell auch hier mit einem 20.-er winken. Wenn das nicht klappt; ja dann buddeln und beepen, daß die Funken stieben. Viel Zeit bis zum auftauchen der nächsten Ladung Aushub wird nämlich nicht vergehen...!

    Im Falle Mainz kommen wie schon erwähnt die schönsten Sachen aus dem Aushub. Das ist bei einem Legionsstandort, der jahrzentelang aktueller Schauplatz war, auch nicht verwunderlich. Das Thema Mainzer Baugrubenaushub steht bei den hiesigen Buddlern zum Teil als Synonym für wertvolle Funde, vornehmlich Münzen in sehr gu-tem Erhaltungszustand. Was Wunder, haben diese doch zum Teil durch meterhohe Erdabdeckungen die Zeiten gut überdauert; auf jeden Fall wesentlich besser als ihre vergleichbaren Artgenossen in kunstgedüngten Feldern. Und auch der berühmte Trierer Münzschatz fand sich ja im Aushub... 2500 Aurei (römische Goldmünzen)!!!

    Auch der Aushub, der beim ausbaggern von Flüssen anfällt, ist sehr interessant. Über die Jahrtausende ist allerhand in den Fluten verschwunden, und gar mancher wollte den Flussgott gnädig stimmen.

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    • Ratsherr

      • 20.09.2000
      • 279
      • NRW, IVLIACVM
      • Whites MXT, 6000 XL PRO

      #3
      Hallo !

      Andreas und Harry tun gut daran, auf diese Möglichkeit hinzuweisen, auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, mitten in der Innenstadt über Baustellen zu hüpfen.

      Ich halte bei uns in Neuss auch stets die Augen offen, wenn im Innenstadtbereich, bsp. im Bereich der Legionslager, gebaut und geschachtet wird. Leider ist oftmals jedoch nur ein Bruchteil zu untersuchen, da man den gesamten Aushub kaum durchleuchten kann.

      Beispielsweise sind die (berühmt-berüchtigten) ersten 30cm der Oberfläche des Legionslagerareals ununtersucht weggeschafft und verkippt worden. Wir können erahnen was da wohl drinsteckte ! Wenn ich endlich die Info kriege, wo der Dreck geblieben ist, werden wir's sehen ;-)

      Je nachdem wo gerade ausgehoben wird, kann die Angelegenheit sehr viel "lohenswerter" sein, als stundenlanges Absuchen einer schon x-mal prospektierten Fläche ! Nicht zu vergessen der Umstand, daß das, was wir noch bergen konnten, ansonsten vernichtet würde.

      Ebenfalls nicht uninteressant ist das Absuchen von Grün- und Gartenflächen innerhalb antiker Bereiche. Neulich habe ich beim Hausmeister einer Grundschule geklopft und gefragt, ob ich die schuleigene Wiesenfläche absuchen dürfte. Schön sauber mit Klappspaten ausstechen, Grasnarbe abheben, Dreck auf nahliegende Plae werfen. Fertig. Sieht man später nichts von ! Belohnt wurde ich mit 4 römischen Münzen in recht gutem Erhaltungszustand, 3 römischen Bleigewichten, einer Riemenverzierung, zwei Möbelbeschlägen und einer Brosche aus dem 17. Jahrhundert.

      Neulich ist mir zu Ohren gekommen, daß bei der Umgestaltung einer Gartenanlage nahe der römischen Erftbrücke, viele Münzen, Scherben, etc. zu Tage getreten sind. Dort gibt es viele und große Gärten. Die wenigsten Privatleute hätten wahrscheinlich was dagegen, sondern würden sich wohl doch eher interessiert zeigen. Ich werd's feststellen ;-) Ist vor allen Dingen eine gute Beschäftigung für den Sommer !!

      Gruß & allseits Gut Fund !
      Albert

      -• Ich kam, sah und fand •-

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      • renders

        #4
        Hallo!
        Auch das Absuchen von Bauaushub ist Genehmigunspflichtig! Wer Baustellen absucht (Trier, Mainz u.a.) braucht eine Genehmigung des LDA!

        Grüsse

        Reiner

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        • Bacchus

          #5
          Gut, dass zumind. noch das Atmen nicht genehmigungspflichtig ist, sonst wäre es echt schon kritisch... :mad:

          Bacchus


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          • Lehnsmann

            • 31.05.2000
            • 33
            • D, 79111 Freiburg
            • Adventis

            #6
            nah ja !

            Wenn das auch noch Genehmigungspflichtig ist dann müsste das Abtragen auch Genehmigungspflichtig sein ? oder nicht???

            Jean

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            • Harry

              #7
              Lediglich das absuchen von Deponien und Aushub mit dem Ziel BODENDENKMÄLER zu entdecken ist genehmigungspflichtig!Wenn ein Haus abgerissen wird und ein neues gebaut; neuer Keller gegraben und ich diesen Aushub absuche dann suche ich erst mal grundsätzlich nach allem, angefangen von verboregenen Werten WK II über WK I hin zu Pretiosen der Vorbesesitzer und irgendwann dann vielleicht mal was römisches.

              WENN es irgendwo gesetzlich SO geregelt ist das expliziz aufgeführt ist "Die Absuche von Bauaushub und Baustellen mittels Detektor ist genehmigungspflichtig" dann möge man den betreffenden Passus bitte hier posten, mir ist keiner bekannt.

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              • renders

                #8
                Hallo Harry,
                Deine Aussage zeugt von Unwissenheit! Z. B. ist das gesamte Moselgebiet als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen! Dazu gehört auch der Aushub der Baustellen in Trier! Lediglich das Absuchen des schon auf der Deponie befindlichen Aushubes ist gestattet! Alle Baustellen in Trier sind tabu! Sondengänger mit Genehmigung können hier absuchen, aber erst dann, wenn das Museum fertig ist oder kein Interesse an der Baustelle hat, ansonsten nicht! Ähnlich verhält es sich in Mainz, Worms, Köln und Xanten!

                Grüsse

                Reiner

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                • Harry

                  #9
                  Bitte poste doch einfach den betreffenden Gesetzes-Passus, aus dem hervorgeht dass das absuchen von Baustellenaushub untersagt ist. Meines Wissens nach besagt "Grabungsschutzgebiet" ausserdem lediglich, das Bauarbeiten (Häuser-,Strassenbau etc.) vorher angemeldet werden müssen, und Grabungen ohne vorherige Anmeldung nicht gestattet sind. Für Trier:

                  Wenn in einem Gebiet unter der Erde verborgene Kulturdenkmäler vermutet werden, kann dieses Gebiet zum Grabungsschutzgebiet erklärt werden. Vorhaben in Grabungsschutzgebieten, die verborgene Kulturdenkmöler gefährden können, bedürfen der Genehmigung der unteren Denkmalschutzbehörde.

                  A: HAT der Bauherr bereits in der Regel solche Genehmigung
                  B: steht dort UNTER der Erde was nicht für Aushub zutrifft


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