Was ist dran an Sagen ?

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  • The-Crow

    #1

    Was ist dran an Sagen ?

    Wie weit kann man sagen glauben?
    sind es nur hirngespinste oder ist da irgendwas dran, und sind sie im laufe der jahrhunderte nur aufgebauscht worden.

    ein beispiel aus meiner gegend:

    Der Totenweg — eine Sage aus Gerlding

    Wenn man von Gerlding nach der Einöde Holzen geht,kommt man durch einen Hohlweg, der im Volksmund den Namen „Totenweg“ führt. In diesem Hohlweg soll ein Ritter in einem goldenen Sarg begraben liegen.

    Vor langer Zeit gruben Mannsleut in einer Sommernacht nach dem Schatz. Als die Sucher mit Pickel und Kreuzhau auf den Sargdeckel stießen, erhob sich plötzlich ein unheimliches Rauschen und Brausen. Aus den Wäldern und Feldern, Wiesen und Bachgründen, Buckeln, Tälern und Mulden stürmten in wilder Hatz alle Wildtiere auf den Hohlweg zu:
    Hasen, Rehe, Ottern, Marder, Wiesel, Mäuse und Ratten. Vogelschwärme brausten durch die Lüfte. Schlangen, Würmer und Echsen krochen und ringelten sich in die Grube und wollten mit ihren glitschigen, schleimigen Leibern den Sarg decken. Das helle Grausen packte die Schatzsucher und Hals über Kopf rannten sie davon.

    Das zweitemal wählten wagemutige Burschen eine klare, sternenbestickte Vollmondnacht. Als sie bereits etliche Schuh unter der Erde waren, wurde es bei unbedecktem Himmel
    plötzlich stockfinster, so daß die Männer nicht einmal die eigene Hand mehr vor den Augen sahen. Mit den Grabscheiten schlugen sie sich gegenseitig an die Köpfe, wußten nimmer, wo sie Hacke und Spaten ansetzen sollten und mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

    Die Sage berichtet weiter, daß der Sarg nur gehoben werden kann, wenn an der Grabesstätte ein Mägdelein geboren wird. Dieses allein kann den Ritter erlösen, damit er dann in geweihter Erde bestattet werde. Das Gold aber muß dem Mädchen zugesprochen werden.

    Was kann man von so etwas halten.

    Danke im vorraus,
    The Crow


    ------------------
    The Crow
  • Albus

    #2
    Einfach mal ausprobieren!

    Mit Vögeln dürftest Du ja kein Problem haben , die anderen Tiere haben Jagdwirtschaft und Straßenverkehr in den letzten Jahrzehnten schon dezimiert, gegen die Dunkelheit gibt es Taschenlampen und wenn das alles nicht hilft, müßtest Du mal eine esoterisch angehauchte Schwangere kontakten (vorher Deine Aufwandsentschädigung aushandeln oder mit der Dame verloben, denn es heißt ja: "Das Gold...").

    Jetzt mal im Ernst: meistens geht Sagen irgendein reales Ereignis voraus, das im Lauf der Zeit durch die mündliche Überlieferung (die wenigsten Leute konnten damals lesen und schreiben!) immer mehr verzerrt wurde. Da wurde aus einem Wehrspeicher schnell mal eine Burg und eine Ritterrüstung "glänzte erst wie" und war eine Generation später schon "aus purem" Gold.

    Wenn Du das Körnchen Wahrheit aus dem ersten Teil der Geschichte vom Totenweg (der ja der interessantere ist) herausfinden willst, schau' doch mal in alte Kirchenaufzeichnungen (wo ein Ereignis wie der Tod eines Ritters eigentlich verzeichnet sein müßte) oder in die Heimatkundeabteilung der Bücherei. Eventuell auch beim Geschichtsverein.

    Viele Hohlwege sind übrigens jahrhundertelang Verkehrswege gewesen, deren Bedeutung erst später (z.B. durch die Erfindung der Eisenbahn) verschwand, so daß die Suche dort auf jeden Fall lohnen würde.

    Wenn Du generell an Schatzsagen interessiert bist, kann ich Dir das folgende Buch empfehlen:

    Eve Marie Helm: Der Schatz vor unserer Tür
    Knaur, ISBN 3-426-02968-5


    Gruß und Gut Fund
    Albus


    [Dieser Beitrag wurde von Albus am 06. November 2000 editiert.]

    Kommentar

    • Harry

      #3
      Tja, da ist nicht viel hinzuzufügen. Das der Kerl IN dem Weg liegt eher weniger... Was eine Erklärung sein KÖNNTE: Solche Wege wurden oft schon zu Keltenzeiten und noch früher genutzt. Anzunehmen, das er an einem Waldhang liegt. Kann man von da weit schauen? Es könnte also bspw. kein "Ritter" sondern ein "Keltenfürst" gemeint sein.

      ------------------
      Bis dann
      Harry

      Kommentar

      • Ratsherr

        • 06.09.2000
        • 299
        • Bayern
        • Detector: Tesoro Bandido II µmax

        #4
        es ist wie gesagt schwierig das besagte fünkchen wahrheit herauszufinden, aber sehr oft ist es ein wahres feuerwerk an wahrheit, wenn man nur den sprach und schreibstil der vergangenheit deuten kann. so wie es im AT weiterhin 1000e stellen gibt, die unklar sind, so ist es auch bei sagen. am rande meines ehemaligen heimatortes soll ein versunkenes schloss liegen und es deutet alles darauf hin, dass es tatsächlich da lag, nur ist es mir mit meinen bescheidenen mitteln halt nicht möglich es zu entdecken und alle anderen haben scheinbar keine lust oder keine zeit oder kein geld oder alles 3 zusammen. es gibt unerklärliche fänomene, auch heute noch. genauso wie es pavel stephanek vor ca. 20 jahren gelang in einem laborversuch vor 3 ärtzen und 3 notaren definitiv seine telepatischen fähigkeiten unter beweis zu stellen gibt es auch genügend andere ereignisse in der vergangenheit, die bis heute nicht erklärt werden können, aber trotzdem so passiert sind.
        also, wundern und weitersuchen...
        Zeus
        today is the day !

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        • Walter Franke

          #5
          Hallo!

          Sagen sind alte Überlieferungen die von Generation zu Generation weitererzählt wurden. Im Laufe der Zeit können sich die Orte, die Beteiligten, die Zeit und das Geschehen verändert haben. Einiges wurde angepasst, mit anderen Dingen konnte man später nichts mehr anfangen und hat sich einen eigenen Reim darauf gemacht. Selbst wenn Du den Kern einer Sage herausarbeitest, kann es sein, dass der Ort nicht mehr stimmt, weil die früheren Bewohner eines Ortes umgesiedelt sind, ihre Geschichten (Sagen) mitgenommen haben und am neuen Ort einfach auf die vorgefundenen Örtlichkeiten übertragen haben.

          Zu Deiner Sage: Ein Totenweg kann ein Weg sein zu einem Friedhof, egal aus welcher Zeit oder es hat dort mal einen Toten gegeben ( Unfall, Mord). Die Vorschriften der Schatzhebung, wie nichts reden, nur in einer Vollmond-Nacht oder bei Neumond und das Auftauchen von Teufeln, Tieren (schwarzen Hunden) oder Geistern ist schmückendes Beiwerk und ist bei fast allen Schatzsagen vorhanden. Der Ritter ist eher kein Ritter, denn im Mittelalter achtete man schon darauf nicht in ungeweihter Erde verscharrt zu werden. Bleibt ein Hingerichteter oder ein Kelte; Germane übrig. Schatz, nun ja, was heisst das schon. Die frühere Bezeichnung Hort wurde fast in allen Sagen in Schatz umgewandelt, das ist die o.a. Anpassung. Ein Hort (Kupferbarren, Sicheln, Lanzenspitzen, Münzen??) an einem alten Hohlweg ist denkbar. Der Verberger hat ihn vielleicht nicht wiedergefunden. Dann ist der Ritter dazu erfunden worden oder der Kelte ist echt, dann sind die Grabbeigaben der Hort, der später zum Schatz mutierte. Das Grab oder der Hort, wenn wir bei der Version bleiben, liegt natürlich nicht auf dem Hohlweg bzw. darunter sondern beim Hohlweg.

          Fazit: Die Sage ist nicht sehr konkret. Gibt es verschiedene Versionen der Sage? Ist der Hohlweg Teil einer alten Handelsstraße? Ist der Boden für ein Grab geeignet? Manchmal beginnt der Fels schon ein paar Zentimeter unter der Humusschicht?

          Grüsse
          Walter

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