Frankreich, Alptraum Lavandou

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  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #1

    Frankreich, Alptraum Lavandou

    Reise 2004, Anfang Sommer. Ein kleiner Bericht darüber, wie es an Tauchbasen zugehen kann, wenn man ein „mündiger“ Taucher ist, öfter schon konkret an (dieser) Tauchbasis war und autarker als gewünscht ist. Ein kleines abschreckendes Beispiel.

    -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    (Bericht, Teil 1)

    Zur Betreffzeile komme ich
    noch.
    Eigentlich stand Süd-England oder Gibraltar (für mich) auf dem Plan. Jedoch
    und in Anbetracht der für nächstes Jahr geplanten Wrackexpedition ins
    Schwarze Meer hatte ich meiner Freundin einen "familienfreundlichen" Urlaub
    versprochen. Wir sind also wiedereinmal nach Süd-Frankreich gefahren und
    haben zahlreiche bekannte Wracks betaucht.

    Am 10.08. schifften wir uns morgens in Cavalaire bei der ecole de plongée
    "Eperlan" ein. Cloud u., Jacky (altbekannte Chef`s des Zentrums) erkannten
    uns sogleich wieder; wir wurden recht herzlich empfangen. Mit dem neuen
    Teilhaber Momo wurden wir auch schnell warm.
    Die Fahrt war relativ anstrengend, da wir mit kurzem Stopp aus Rostock
    kommend nun eine weite Strecke hinter uns gebracht hatten.
    Auf dem Plan stand sogleich die "Togo" (60m). Eigentlich dachte ich für den
    ersten TG an max. 40m Tiefe, ..aber wat soll`s. Dann halt büschen ruhiger
    und nicht so lange.
    Ein schöner TG, alles hat super geklappt. Den typ. franz. Schnaps gabs
    anschließend auch, _leicht_ mit Wasser verdünnt.
    Auf die Frage, was nun morgen anstehe, erhielten wir die Antwort, die
    "Espingole" (Torpedoboot auf ca. 35m). Hmmm .. nun , das sollte nach einem
    erfolgreichen 60m-Wk-TG nun nicht sonderlich interessant erscheinen, zumal
    wir beide den Dampfer kennen und ich mir sagte, ein TG reicht dort und zudem
    für 25 Euro pro Nase. (?)

    Wir meldeten uns für den entspr. Tag ab, sind abends noch nach Lavandou
    gefahren zu der mir bekannten TB. Ich hatte dort mit der Basis ivm.Wk-TG`s
    recht gute Erfahrungen gemacht und bin bereits 2mal bei denen gewesen.

    Alles klar, morgen geht`s zur "Danator" (Frachter auf 51m).

    * Alptraum Lavandou *

    Tags darauf, am 11.08. sind wir morgens rechtzeitig an der TB. Meine
    Freundin gibt die CMAS***-Kärtchen von uns beiden u.d. Gesundheitszeugnis
    beim Checkin ab. Es ist alles in Ordnung, wie in den Jahren zuvor.
    Der mit Bugstrahlruder versehene Plastekahn legt ab, die Fahrt dauert (wie
    gewohnt) recht lange zum Spot.
    Wir sind fast da, wir sind bis auf Jacketanlegen tauchklar. Der Chef
    persönlich (nennen wir ihm mal "Beinhart") zitiert uns nun auch in den
    Steuerstand des Bootes. Er offeriert uns dokmatisch; wir tauchen mit IHM
    zusammen. Mir entgleisen sogleich die Gesichtszüge, jedoch bleibe ich
    vorerst noch recht freundlich. Ich teile ihm (über einen gut deutsch
    sprechenden anderen Tauchgast) mit, daß ich das so hier nicht kenne, ich
    ***, Freundin *** , wir ein Team, ich also habe einen TP (sprich blondy) und
    es doch somit keine Probleme des selbständigen Tauchens mit meiner Freundin
    gäbe. Alles schnickschnack; wir tauchen mit ihm. Seinem Gesichtsausdruck
    entocke ich eine gewisse Arglist.
    Wir ziehen uns auf`s Achterschiff zur "Konsultation" zurück. Meiner Freundin
    teile ich nunmehr mit, daß ich unter diesen Umständen nicht tauchen werde,
    bzw. schade um die 23 Euro mal zwei, er hätte das doch vorher sagen mögen.
    ...Es ist doch Urlaub, der 2.Tag und ich solle mich nicht so haben, wird
    doch ganz nett trotzdem, und ein paar gute Foto`s sind doch auch nett. ..
    Okay, ich gebe nach, setze ein nettes Gesicht auf. Wir machen uns startklar.

    Es ist soweit: Die Strömung geht von Ost nach West, die Manöver haben in den
    letzten Jahren gut bis sehr gut geklappt. Da stelle ich fest, daß wir
    nunmehr eine 5er-Gruppe sind. Augenscheinlich 2 nicht soo fitte Taucher
    dabei.
    Ich sage (bitte) meine Freundin, die Kammera nicht mitzunehmen.

    Es wird ein grottenschlechtes Manöver gefahren. Das Signal ertönt und
    abspringen. Das Boot läuft nicht (wie gewohnt) genau gegen die Strömung
    unmittelbar an der Tonne vorbei (sodaß wir auf die Tonne zutreiben), sondern
    schräge und zu weit weg.
    Mit ihren harten Flossen schaffen es die drei zur Boje des Abstiegseils zu
    gelangen (sind ja auch als erstes rein), meine Freundin hat deutliche
    Schwierigkeiten. Ich bleibe in ihrer Nähe, warte auf sie, gebe Zeichen zum
    Abtauchen auf 6m.
    Das Seil ist nun nur noch wenige Meter von uns entfernt. Ich gebe etwas Gas
    um d. Seil zu erreichen, um einer Freundin die letzten 2m zu erleichter; sie
    kann sich dann an mir entlanghangeln.
    Die anderen 3 sind auf ca. 20m, wir mitlerweile auf ca. 9m, da löst sich der
    Beinhart von der Leine speedet in Richtung meine Freundin. Gut denke ich, er
    wird sie ranführen, sicher hat er (noch) die besseren Kraftreserven und
    Guide`s (Chef`s/Anweiser) sind ja auch dafür da. Unsere weichen VOLO`s
    setzen uns recht heftig zu; die Atemfrequens ist hoch, die (meine) Flasche
    leert sich zusehens. Kurz darauf habe ich das Abstiegsseil in der Hand,
    wende mich um .. nichts zu sehen!
    Nach einer gewissen Zeit kommt Beinhart zurückgeschossen, auf meine Zeichen
    erfolgt keine Reaktion, absolut keine, er taucht unter mir schräg weg .. zu
    den anderen auf ca. 20m ab, wendet sich nach einer kurzen Pause um und
    fordert mich auf, der Dreier-Truppe nun zu folgen! Auf die Frage, wat nu mit
    meiner Kleinen ist, ernte ich die "konkreten" Antwort, daß ich folgen soll!
    Ich fasse in diesen Augenblick zusammen und schlußfolgere:
    Er hat sie an die Oberfläche gebracht, das Boot herangewunken, sie ist gut
    aufgehoben! (?) Ich rechne kurz die vergangene Zeit zusammen und stelle
    fest, es sind bei der Strömung sicher ettliche Dutzend Meter zwischen mir u.
    meiner Freundin. Ich möchte Auftauchen, aber mein innerer Stimme sagt nein!
    Ich weiß nicht warum, manchmal ist es halt so .. mit dem Schicksal.
    Ich folgen "gegen meinen Willen" nun den dreien und bin restlos
    stinken-sauer. Die letzten Meter verlaufen waagerecht, die Strömung, das
    Seil.
    An der StB-Seite angekommen, lasse ich mich im Schneckentempo "und
    zusätzlich langsam" Richtung Bruchkante treiben. Nach wenigen Sekunden
    kriege ich heftigst an der Flosse gezerrtes, und mit (augenscheinlicher)
    Drohgebärde werde ich aufgefordert, ihm zu folgen. Meine Ausatemluft ist mit
    Speichelschaum durchsetzt, es fällt mir schwer, mich unter Kontrolle zu
    halten. Gut denke ich, da komme ich bestimmt noch in Ballbesitz, wenn du
    garantiert nicht mehr daran denkst. Beinhart leuchtet in ein Deckshaus, und
    beeindruck die beiden andern. Mich interessiert dieser TG lange nicht mehr,
    lasse mich nun in die gewünschte Heck-Richtung äußerst langsam treiben.
    Wieder ist Beinhart mit den anderen ca. 2m schräg hinter mir. Da kommt
    Beinhart wie der Liner im Film "Speeed II" angeschossen, und rammt mich
    seitlich mit seiner Schulter wie der Liner den Tanker! Jetzt platz mir der
    Kragen, ich will mit meiner Faust in sein Maskenglas, ..doch er ist schon
    wieder wech! An der Flosse kriege ich ihn auch nicht mehr! Er ist nun am
    Achterschiff! Schnell besinne ich mich, versuche mich zu beruhigen, damit
    die Situation (meinerseits) nicht eskaliert.
    Mein TC wird gecheckt, noch ist "Null-Zeit", 10min. sind rum. Mit meiner
    100er Kowa mache ich auf mich aufmerksam, er schaut zu mir, ich zeige
    deutlich auf mich und gebe das Zeichen zum Auftauchen u. zeige nochmals auf
    mich.
    Heftigst gestikuliert er scheinbar unvorbereitet, ivm. mit der Frage nach
    dem warum .. und das immer wieder. Ich stelle fest, das ich ein
    ernstzunehmendes Problem habe und signalisiere das ihm .. gebe ihm das
    Problemzeichen .. nun ist es rum!
    Er kreuzt die Arme, winkt die anderen beiden heran und stürzt wie von der
    Tarante gestochen auf mich zu. Bewust lege ich die rechte Hand in den
    Bereich Kinn, tippe auf Regler und Maske mit den Fingern. Weit weg von
    meinem Inflator-Messer bin ich nicht.
    Er ergreift hektisch meine linke Jacketseite am Schultergurt, flutet mein
    Jacket stark mit Luft über den Inflatorknopf. Meine beiden TC`s fangen an zu
    schreien "slow"! Gedanklich bin ich beim Inflatormesser. `Baust du Scheiße
    Alter, läßt mich gar los, gebe ich dir für`s Leben einen mit. Verlaß dich
    d`rauf `! sind meine Gedanken. Ich verhalte mich ruhig. Jedoch ergreife ich
    sicherheitshalber mit der rechten meinen Schnellablaß hinten/rechts und
    steuer etwas gegen. Es pfeift schon ordentlich im Kopf.
    Die Fahrt hält sich in Grenzen durch mein gegensteuern, es dauert auch, bis
    er bei mir mal Luft abläßt; sei`s drumm, ob er bemerkte, daß ich gegensteuer
    oder nicht.
    Ab ca. 15m geht`s dann doch etwas langsamer, er fragt sogar das OK-Zeichen
    ab. Ich rege mich nicht und lasse in soweit mit mir geschehen, die ganze
    Zeit.
    Auf 5m hängen wir dann im Päckchen, es bleibt nicht aus in seine
    (augenscheinlich) wohl haßerfüllten, weit aufgerissenen Augen mal zu sehen.
    Nach 1-2min. Stopp dort schießt er mich/uns nach oben. Zwischdurch bekam er
    regelmäßig ein OK-Zeichen von mir, blieb aber kleben. An der Oberfläche gab
    ich ihm ein OK-Zeichen und konzentrierte mich, ruhig zu bleiben. `Das klären
    wir noch an Land`, dachte ich mir.

    Wieder an Bord gab`s schnell "franz." Gemurmel. Watauchimmer.
    Meine Freundin und ich tauschten uns aus:
    Sie hatte ihm, dem Beinhart - den anderen drei kurz vor erreichen der Leine
    nach Blick auf`s Fini, den Abbruch des TG`s (für sich entschieden)
    signalisiert. Sie wollte nunmehr niemandem den TG versauen, da nicht
    ausreichend Luftvorrat.
    ..Das dazu, nur wäre es besser gewesen, mir das zu signalisieren, ich war in
    Reichweite.

    Auf der Rückfahrt kühlt mich meine Freundin liebevoll ab, ich solle doch "an
    Land keinen Scheiß machen".
    Also gut, wir zahlen die beiden TG`s , eine entsprende _sachliche_
    Aussprache und nie wieder dort hin zurück! .. versprach ich ihr dann.

    Sie geht bezahlen .. kommt zurück mit der Bemerkung, er hätte vorab am
    Morgen einen Zahlendreher gehabt, ein TG kostet nicht 23 sondern 32 Euro und
    letztendlich hätten wir 128 Euro (den TG f.d. beiden auch) zu zahlen.
    ..keiner der dort Angstellten, die nunmehr entspr. Kenntnis von den
    Vorgängen haben.. kann sich das Verhalten von Beinhart (in der Gesamtheit)
    erklären, obwohl einige recht loyale sind. Teilweise weigern sie sich
    nunmehr zu dolmetschen, sie wollen keinen Ärger m.d. Chef und sich
    raushalten. Einen greif ich mir, lasse ihm keine Wahl, bin aber äußerst
    höflich.

    Er übersetzt, daß ich sofort die Brevet`s und den Medizinschriebs haben
    möchte, ich habe weder Beinhart noch die anderen beiden Pappnasen
    bestellt/gemietet/gekauft und/oder um Begleitung gebeten. Es interessiert
    mich einen Scheiß, wer vom wem Geld kriegt und/oder wegen TG-Abbruch nicht
    zahlen will. Das sei Basen-Risiko unter den Umständen. Ich hatte ein Problem
    und wollte Auftauchen. Er kriegt 2mal 32 Euro des Friedens willen (der
    Gegner war deutlich in der Überzahl) ich meinen Kram und gut ist! Vorher ist
    von Gruppenzwang nix gesagt worden.
    Es ist bei 2mal *** in (F) das Blondysystem bis 60m auf Basen mit letztem
    abgestempeltem geloggtem 60m-TG an Vortag entsprechend geregelt.
    ...Und er möchte doch sicher nicht, daß ich ihm seinen
    Bugstrahlruderplastekahn vor allen Leuten in den Arsch schiebe!
    Kurz gefaßt nahm er die 64 Euro und gab meine Kram heraus.
    Ich ging dann schnell , um nicht doch "wortbrüchig" zu werden. Ich war doch
    recht gespannt darauf, ob der Kahn längs oder quer in seinen Arsch paßt!

    Fortsetzung folgt....
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!
  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #2
    Frankreich, (UBoot-Penetration) Teil 2

    (Fortsetzung)


    Der Abend war dann doch recht gelaufen .. man (ich) kann da nicht so recht
    abschalten.
    Es stand dann im abendlichen Gespräch m.meiner Freundin fest; morgen
    zu " XXX". Es stand ja auch "eine" II.WK - UBoot an (grins).

    Es ist der 11.08. ,
    der T4 ist neben den stinkenden Müllcontainern eingeparkt. Ich denke mir,
    _das_ hält Einbrecher ab. (?)
    Wir sind permanent die ersten am Dampfer; auch hier gilt, rechtzeitiges
    Einparken sichert (nahe) Plätze am Tauchboot.
    Es geht zu "einem" UBoot .. ich kenne das Boot bereits, war bis jetzt aber
    immer schön brav .. außenrum. Dat mut sich ändern!

    Das TB-Boot ist voll von ** Tauchern. Auch hier wird "streng getrennt".
    Heute sind wenige *** dabei, das Schlauchboot mit XXXPs wir startklar
    gemacht und von meinem "neuen Freund" XXX geführt. Wir habe einen Deal;
    XXX darf morgens meine Freundin 4 statt 3mal auf die Wange küssen, ich ihn
    3mal ..und er mich 3mal ...und er hinterfragt nix (im Bereich des
    Machbaren).

    Die Fahrt dauert. Am Spot erfolgt eine genuschelte Absprache mit meiner
    Freundin, die Franz. können besser Deutsch als man annimmt.
    Die Bedingungen scheinen idal zu sein; das kalte Wasser nach dem Mistral hat
    sich zurückgezogen, wärmeres ist nachgeströmt (oder wie auch immer).
    Ich bitte XXX als erstes mit meiner Freundin abtauchen zu können. Sie
    möchte noch (klare) Fotos machen, es wird nicht das Fehlen der Camera
    hinterfragt.
    Das Abstiegsseil wird gesetzt. XXX fährt ein exaktes "bitte jetzt!
    reinspringen" - Manöver. Es treibt uns direkt auf die Boje zu. Das
    Abtauchzeichen gebe ich einige Meter vorher. So gleiten wir schräg, im
    spitzen Winkel zum Abtauchseil. Es klappt hervorragend. Ab 25m ist die
    Strömung tendenziell gegen Null, die Sicht recht gut.

    Der Druckkörper ist intakt, es gibt nur eine Einstiegsmöglichkeit, wenn
    tendenziell das Achterschiff untersucht werden soll .. das Turmluk.
    Meine D4 wir ausgeknipst, nahe dem Turm abgelegt und das linke
    Flaschenventil geöffnet. Die 2.Stufe wird griffbereit freigelegt.
    Die Zeit rennt, dennoch behalte ich die Kontrolle. Hektik ist "Scharons"
    Verbündeter.
    Die Abläufe sind antrainiert, sitzen .. .
    Beine krallen sich an der Turmkante fest, Kopf ivm. rechtem Arm und der
    100er Kowa verschwinden im Einstiegsluk zur Lagepeilung (Sicht, Wrackteile
    im Boot des Einstiegsbereiches). "Roger" .. idale Bedingungen. Hier war seit
    (Tagen, Wochen, ...) keiner drinn.
    Die (meine) Position wird nun um 180° gedreht. Ich halte mich m.d. Händen am
    Turmrand fest, lasse ca.50% Luft aus meinem Jacket entweichen. Die Beine
    verschwinden recht schnell, dann wird`s zur Millimeterarbeit (im wahrsten
    Sinne des Wortes).
    Ich bin "lediglich" mit 15er Mono ivm. 2 sep. Stufen, HT 7mm ivm. Weste und
    Eismaske, 100er Kowa, Cresi
    111 ausgerüstet. Der Rödelaufwand sollte hier eher gegen Null gehen.
    Passe ich mit halb leeren Jacket so nicht rein/durch, steht fest .. das!
    Vorhaben wird abgebrochen und das Wrack lediglich von außen betaucht.
    Meine Freundin wurde angewiesen/gebeten, das Turmluk unter allen Umständen
    zu verteidigen. Nichts ist schlimmer als ein 2. (fremder) Taucher in einem
    druckkörper-intakten UBoot!

    Ich passe in Form einer "Paßverbindung" in besagter Milimeterarbeit durch.
    Als der Kopf durch ist, wird das Jacket auf neutral angeblasen. Ich
    verbleibe in dieser Position und tätige ivm. der 100er Kowa einen
    Kugelblick. Etwas muß ich nun noch tiefer, erst dann kann ich mich auf
    horizontal drehen.
    Auch jetzt wird die Sediment-Verwirbelung streng beobachtet .. nahezu keine,
    jede Bewegung erfolgt nun im (nahezu) Zeitlupen-Tempo.
    Eine bestechend klare Sicht offenbart sich mir; hier war "sehr lange" keiner
    mehr drin.
    Plangemäß erfasse ich nun nur das Achterschiff. Überwiegend ist (auf den
    ersten Metern) alles an seinem Platz. Jedoch richte ich meine Aufmerksamkeit
    besonders auf die kleinen (besonders) gefährlichen deplatzierten
    Wrackteile/Innenausrüstungen des Bootes. Los Kabelstränge und kleinere
    "Stäbe" gieren bereits jetzt nach meiner Ausrüstung.
    Zweimeter-weise ziehe ich mich vorwärts Richtung Achterschiff. Dann erfolgt
    ein Stopp mit Kugelblick.

    --> Anmerkung: Unter "Kugelblick" verstehe ich meine selbstauferlegte
    Disziplin bei Penetrationen, nach entsprechend zurückgelegter Wegstrecke,
    nach oben, unten, rechts, links, (nochmals voraus) und nach hinten zu
    schauen. An erster Stelle liegt das unverzügliche nach hinten schauen dabei
    (die Sedimentverwirbelung hinter mir und eventuell
    "losgetretene"/gelöste/herabgefallene Wrackteile).

    Es schaut gut aus, "das Licht hinter mir ist nicht aus". So geht es
    unaufhaltsam weiter und weiter. Die Zeit verrinnt. Max. 8min. reine
    Penetration sind geplant. Kleinere "Haker" werden feinfühligst wahrgenommen
    .. sofort gestoppt und selber Weg zurück ..bis Sichtkontakt zum Hindernis
    hergestellt ist, dann Ausweichen entsprechend.
    Ich habe nur für "recht Auffällige" _schöne_ Dinge im Bootsinneren den Kopf
    (kurz!) frei. So fällt mir als eines der "wenigen" Gegenstände eine recht
    hübsche Schalttalfel mit Hebeln etc. auf. Ich habe diesen TG als
    _reinen_ Trainings-TG deklariert, um die Risiken im nahezu kalkulierbaren
    Bereichen zu halten. Ich war sicher schon "sonstwo" drinn und habe mich
    durchgezwängt, aber noch in keinem 750t UBoot, unterhalb der
    "Sporttauchgrenze ;-)) ".
    Die Zeit ist um, sogar leicht! überschritten, das Heck nahezu erreicht ..
    die
    wenigen verbleibenden Meter machen den Kohl für mich nicht mehr fett .. die
    Freundin wartet draußen und kämpft das Turmluk mit Säbel und Tränengas-Spray
    (?) frei! Umkehr!
    Das Wenden gestaltet sich wie trainiert: Ich ziehe meine Knie max. an die
    Brust, Kopf leich nach unten, Katzenbuckel .. sodaß der Standfuß der
    Mono-15er den höchsten Punkt bildet, dann langsames Drehen um die
    Senkrechte, geführt durch die Hände (teilweise durch entlangziehen und wenn
    nicht möglich dann Ruderbewegung der Hände aus dem Handgelenk heraus. Das
    Manöver wird im ausgeatmeten Zustand in neutraler Lage durchgeführt.

    Die 100er Kowa tut wie immer ihren Dienst. Die Flossen waren während des
    Hinweges nahezu ruhig, lediglich einen minimalen Froschbeinschlag habe ich
    mir hin und wieder erlaubt (aber niemals einen Kraulbeinschlag). Die Sicht
    ist nur minimal .. kaum nennenswert eingetrübt, ich erfreue mich an meiner
    Disziplin und an dem "antrainierte Können" . Erfolg macht glücklich! ;-)
    ..und gerade in solch einer Situation.

    Der Rückweg gestaltet sich wie der Hinweg. Ich riskiere nicht die Flossen
    einzusetzen oder gar schneller voran zu kommen; eigentlich kann _nun_ die
    Sicht hinter mir egal sein! Irrtum; bleibe ich jetzt hängen, muß ich ggf.
    einen Meter zurück. Es könnte noch eine unmerkliche Unterströmung in
    Richtung Ausgang hinzukommen ...und ich bin eingenebelt. Durch das feine
    Sediment fällt die Sicht schnell auf wenige Zentimeter! Man stelle sich das
    innere eines UBootes _nicht_ einfach wie einen umgekippten Zylinder vor! Es
    gibt genug Ausbuchtungen u.a. nach oben; die Öffnung des Turmlukes (oben) ,
    des Ausstiegs zu ertast ist außerhalb des Möglichen.
    Es kommen nun "andere Experten" daher und werden sagen: "Seil legen /
    Seilrolle auslegen!"
    Ich habe da Bedenken in einem UBoot und/oder bei ähnlichen Randbedingungen.
    Aber dazu ggf. mal an anderer Stelle.

    Der Turm ist erreicht. Meine Freundin schaut hinein, ich sehe sie (sie
    bekommt das OK-Zeichen von mir u. ich ihre Bestätigung der Kenntnisnahme) ..
    und freue mich auf sie.. auch auf das natürliche Licht! Ich hatte mich noch
    nie so! über natürliches Licht gefreut. Jetzt könnte ich _sicher_ und _ohne_
    Streß/Schwierigkeiten ggf. das Jacket abwerfen und apnoe den Ausstieg
    meistern und die D4 vergewaltigen. Gut, das ist sicher der (ganz) letzte
    Ausweg, .. aber ein beruhigender Gedanke! Der tut jetzt mal gut. Die Nerven
    waren wie Drahtseile gespannt .. ich hätte das Gras wachsen hören können!
    Ich entspanne mich einige Sekunden, dann geht es noch nach oben. Die gleiche
    Procedure erfolgt wieder: festhalten, Jacket "entspannen" und ganz! langsam!
    durch. Es klappt! Ich habe unten im Boot sicher eher abgenommen als
    zugenommen.
    Die Hände bleiben am Turm-Rand die Flossen raus und in die Waagerechte
    gestreckt, Neutralisieren und zur D4, diese dann einklicken.
    Ich gebe das OK-Zeichen und signalisiere eine "äußere Besichtigung des
    Bootes" , ein Liedchen pfeifend, als wenn nix gewesen wäre .. und den Kakao
    jemand anderes umgestoßen hätte... ;-)

    Abends, wieder auf dem Campingplatz, ruhig am Tisch sitzend mit Kaffee und
    Deco-Zigarette meldete sich auch der Darm und wollte auch mal entspannen..
    (sorry)
    Eine (beinahe) schlaflose Nacht folgt, dieser TG ließ mich einfach nicht
    los! Jeden Meter im UBoot durchlebte ich wieder und wieder. An schöne
    Gegenstände kann ich mich kaun erinnern. Das kommt dann sicher später mal ..
    hoffentlich!

    Meine Freundin berichtete mir, daß sie tatsächlich einen Taucher etwas vom
    Turmluk ferngehalten hat. Sicher war er nur neugierig .. wem die abgelegte
    D4 gehört und was meine Freundin dort wartender Weise wohl macht... Es gab
    keinerlei Probleme!!!

    Es ist auch "anderweitig/anderswo" kein Wort darüber gefallen. Das ist gut
    so!


    Lg. , Rene Heese

    Rechtlicher Hinweis:
    Tauchgänge dieser Art sind grundsätzlich lebensgefährlich! Ich rate dringend
    von Tauchgängen dieser Art ab. Sie sind nicht zur Nachahmung empfohlen.
    Dieser Bericht hat lediglich unterhaltenden Charakter und hat keinen
    Anspruch auf Vollständigkeit und tauchtechnische Richtigkeit.
    Ähnlichkeiten mit lebenden und/oder toten Personen sind rein zufällig.

    (c) Rene Heese 2004
    Zuletzt geändert von diverhans; 02.01.2006, 13:55.
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

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