Ägypten 2006, Reisebericht, Teil 1

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  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #1

    Ägypten 2006, Reisebericht, Teil 1

    Ägypten 2006, Hurghada; Reisebericht
    ______________________________

    Teil 1
    ______________________________

    DIE ANREISE

    Es kommt immer anders als man denkt, manchmal sogar anders als man träumt;
    der Resturlaub von 2005 wird auf Ende März gelegt, mehr ist nicht drin ..
    sagt der Chef. Das müßte jedoch zeitlich platziert betrachtet reichen, um
    mit milden und "frauenfreundlichen"
    Temperaturen rechnen zu können: Es steht der langersehnte und erste Einsatz
    des 6m - Rib`s an, wartet der Neubau doch nun schon seit Mitte Dezember 2005
    im Stall ungeduldig auf seinen ersten Einsatz.
    Basen- und streßfreies Tauchen soll nunmehr das Leben (besser die Freizeit)
    von meiner Freundin und mir bestimmen. Den langen und harten Winter hatte
    ich lediglich durch den Gedanken an den Einsatz des Bootes überlebt, mir
    mehrfach ausgemalt, wie ich die Markierungsboje setze, abtauche, das Wrack
    nach Artefakten durchsuche, den Hebesack anblase und mit ihm gemeinsam an
    dieser Markierungsleine wieder aufsteige und mich auf dem ersten Deco-stop
    meiner Beute erfreue. Das 12teilige Service im riesigen Sammelnetz ist
    unversehrt, dieses gilt es zu bergen. Meine Augen leuchten.
    ..Und darüber vergesse ich meine Freundin/Tauchpartnerin:
    "Oh Gott .. im Himmel, wo ist sie?"
    ...eine von den 4 Tassen fehlt!
    "Scheiße!" wache ich schweißgebadet auf.
    Es ist Samstag der 22.03.2006, gegen 5 Uhr morgens. Es war nur ein Traum,
    und es kommt noch schlimmer; es ist die besagte Woche Urlaub angebrochen, es
    geht _nicht_ mit dem Boot am Haken nach Marseille, sondern gegen Mittag am
    heutigen Tage nach Dusseldorf; 650 km mit dem Auto, idealerweise in 4h
    15min. , um dann mit dem Flieger die gleiche Strecke in 20min. wieder
    zurückzufliegen ..und noch weiter nach Hurghada: Fischegucken!

    Zuvor hatte ich reichlich oft in den letzten Wochen den Wetterbericht für
    das Mittelmeer verfolgt und mißlaut festgestellt, daß die Nachttemperaturen
    wohl eher nichts für meine Freundin sind... und Regen, scheinbar ohne Ende!
    Die Zeltplätze halten noch Winterschlaft, Hotels überschreiten selbst
    bezüglich der Besenkammer mein Budget.
    Fragend schauen meine Freundin und ich uns an; was tun! (?)
    "Laß uns kurzerhand nach Hurghada fliegen." schlage ich vor. "Wer weiß, ob
    der Motor überhaupt (in Marseille) anspringt, und wer will schon im Regen
    basteln, geschweigedenn im klammen offenen Boot pennen; die Persenning ist
    bestimmt eh nicht dicht." schwäche ich meinen Unmut ab.

    Ein bekannter und befreundeter Taucher schlägt mir auf meine Anfrage vor,
    mich an die TB "Ronald Schwamm" (Name geändert) zu wenden. Er würde mit dem
    Mann kontakt aufnehmen und meine Freundin und mich empfehlen.
    Der entsprechende Kontakt ist auch von meiner Seite schnell hergestellt. Ich
    äußere Ronald meine Absichten, biete ihm noch allerhand Mitbringsel aus
    Deutschland an. Letztendlich entscheidet er sich für mageren Schinken und
    reichlich "Wienerle", frisch vom Metzger und vakuumverpackt .. versteht
    sich.
    Die Spielregeln sind per eMail schnell dargelegt: Maximal 30m Tauchtiefe,
    keine Deco-TG`s ..so heißt es _offiziel_ , ...und schön den Schnabel halten
    (...) !

    Ich hatte vor 1,5 Jahren bei Chris auf der TB nicht nur meine Ruhe, sondern
    sie bemühte sich stets und ständig um attraktive Spots. Nur leider bin ich
    nicht ausreichend informiert, ob sie die TB weiterhin betreibt und wenn ja,
    zu welchen Bedingungen. Ich brauche Entspannung und keine unliebsamen
    Überraschungen. So kommt mir Ronald gerade recht.

    Wir sind die ersten am Schalter. Die Taschen werden schonmal an das
    Förderband gelehnt, damit die "Drängler von der Seite" keine Chance haben.
    Kaum steht der Leitwolf dort, finden sich die Dackel ebenfalls recht schnell
    ein; schwups - hat sich im Nu eine recht ordentliche Warteschlange gebildet.
    Leitwolf paßt auf, daß die Dackel die gelbe Linie nicht überschreiten. So
    sind gut 2m Abstand zwischen uns, und ich kann wachend meine Lider leicht
    schließen. Ich furze und rülpse was der Darm/Magen hergibt, keiner touchiert
    die gelbe Linie, meine Lider schließen sich gänzlich .. bis auf das
    unvermeidliche Fluchhafengerummel kehrt Ruhe ein, die Hackregel ist
    angenommen...

    Im Flieger ist es wie immer: Der Klappmonitor ist entweder zu dicht oder zu
    weit weg, die Freundin sitzt am Fenster, ich eingequetscht in der Mitte und
    der neben mir rechts (am Gang) sieht aus wie`n "Schwein" .. und bekleckert
    hat er sich auch noch.
    Die Armlehne zwischen "ihm" und mir klappt er hoch; ich sehe wie sich das
    Fett auf meinen Sitz ausbreitet, die Naht seiner Hose sich dehnt und die
    Sicht auf seine Unterwäsche freigibt .. "..guter Faden.." denke ich, "..daß
    der nicht reißt (?)" .
    Die Kellnerinnen an Bord sind diesmal recht jung und hübsch. Eine gefällt
    mir besonders gut. Doch als sie näher kommt , stelle ich auch diesmal fest,
    daß sie nur einen Satz beherrscht: " Möchten sie `was zu trinken?"
    " Ja! Tomatensaft und eine Golaa .. bitte!"
    Ich höre nichts weiteres von ihr, bekomme grinsend meine Getränke.
    Der neben mir tut es mir gleich. Komisch; wie kann man nur im schwarzen
    Anzug mit weißem Hemd und ohne Krawatte in den Urlaub nach Hurghada fliegen?
    Ich kaufe meiner Freundin einen Plüschtiger und mir ein kleines, dickes,
    grinsendes Plüschflugzeug.
    Nach einer halben Stunde habe ich herausgefunden, warum das achtere Leitwerk
    sich 360° drehen läßt: Ich kann daran ziehen, hey! Es hängt an einem Faden,
    und den ziehe ich heraus - bis es nicht mehr geht, dann lasse ich los und
    stelle zu meinem Erstaunen fest, daß er sich unter Schütteln und Brummen
    wieder einzieht .. samt Leitwerk.
    Ich mache es nochmal und halte das Fluchzeuch an mein Ohr, ganz dicht. Und
    nochmal und nochmal und nochmal .. dabei halte ich meine Augen geschlossen
    .. und ich höre eine HE 111 ! Das tiefe Brummen einer Propellermaschine aus
    vergangenen Zeiten, die friedlich in mittlerer Höhe den "Kanal" überquert...
    Ein zweites Fiiitscher entdecke ich nach einer weiter halben Stunde: Lege
    ich das Fluchzeuch auf den glatten Klapptisch, ziehe an dem Faden und lasse
    alles los, so bewegt sich das Fluchzeuch .. vorwärts! Man, wat es nich alles
    so für 4 Euro jibbt. (?)
    Der schwarze Mann neben mir am Gang macht ebenfalls seiner Begeisterung
    (nach einer geschlagenen Stunde) Luft: " ..Is ja hübsch.. "
    Ich möchte seine Begeisterung toppen, ziehe das Fluchzeuch auf und halte es
    ihm ganz dicht (unaufgefordert) an`s Ohr... "Hier, hör mal! ..Geil wat!?"
    Er schaut gerade irgend so einen Film .. auf dem viel zu weit entfernten
    Monitor...

    IN HURGHADA

    Ronald holt uns pünktlich am Sonntag, den 26.03. vorm "Grand Hotel" ab. Es
    ist genau 7.50 Uhr!
    Ich hatte ihm per eMail zu verstehen gegeben, daß ich um 7.55 Uhr die Wuast
    und die Wienerle den "bluehaettendivers" geben werde...
    Klappt hervorragend .. mit dem Mann.
    Smaltalk .. und wir sind an seiner Basis.

    Das Geprätze ist schnell ausgeladen: 4 Taschen!
    Deren Inhalt u.a.: 6 Regler, 2 Wings, 2 Stahlflaschen für 100% Sauerstoff,
    Schellensatz für D11,1er Alu Catalina, Werkzeug, HT`s, 2 fette Kowa`s, ...

    Ronald hat extra für uns von einem befreundeten Freund 4 Catalina`s besorgt;
    hat er auf seiner TB doch zu 99% nur 12er Stahl (kurz).
    Unsere Tanks sind derzeit noch mit Nitrox32 gefüllt. Das kommt mir gerade
    recht, bin ich doch (abgesehen von einer Handvoll TG`s auf 13m in Portofino)
    über ein halbes Jahr nicht im Wasser gewesen. So ist theoretisch für uns bei
    ca. 40m Tauchtiefe Schluß. Wäre zudem doch schade um das schöne Gemisch.
    Mit Entsetzen stelle ich fest, daß das Schellensystem meiner Freundin für
    die Alu`s nicht paßt; der Gewindebolzen ist zu kurz!
    Roland schickt _sofort_ seinen Vertrauten Murat (Name geändert) zur Werft,
    eine von mir bestimmte Gewindestange in "NiRo" zu besorgen.
    Gegen 16 Uhr soll uns Murat wieder vom Hotel abholen .. mit der
    Gewindestange in der Hand.

    16.15 Uhr mache ich mich mit Säge und Feile daran, die Gewindestange
    anzupassen und das Gerödel für den morgigen ersten Tauchtag zu komlettieren.
    Ronald hat eine perfekt eingerichtete Werkstatt. Sogar das Blei in der
    Bleikiste ist _gestapelt_ und sortiert! Ich bin sichtlich beeindruckt.
    Die Wuast verschwindet in Null-Komma-Nix in einem abschließbaren Kühlschrank
    .. ohne Aufsehen.

    1. TAUCHTAG

    Montag:

    Es steht "Abu Haschisch" auf dem Programm.
    "Scheiße, hier habe ich einen 80,8m TG getätigt; ich habe aber Nitrox32 in
    meinem Doppelgerät. Ob das gut geht?" denke ich halblaut, mich am Kopf
    kratzend.
    Meine Freundin verzieht das Gesicht.
    "..Ja, ist schon gut! Bei Pfirsich ist rudi." entgegne ich unaufgefordert
    aber mürrisch.

    Am Spot beschreiten wir den gleichen Weg wie damals in die Tiefe. Wir nehmen
    die kürzere Passage über die 3m - Riffbariere.
    Ich troll ein bißchen umher, checke ob alles an seinem Platz ist, ...die
    Schwimmlage (tauche ich doch sonst nicht mit Doppel-Alu auf dem Rücken),
    ziehe die Handschuhe an, tariere mit der Lunge ..und sehe zu daß ich
    (langsam) tiefer komme.
    Die Freundin taucht trotz der langen Pause wie ein junger Gott. Sie hat die
    Knipse dabei stellt einer Schildkröte nach.
    Auf 41,2m blase ich (mürrisch und widerwillen) leicht an. Da ruft die Tiefe
    auch schon! Sie lockt! Sie lächelt mich an! Sie zeigt mir ihre ganze
    Schönheit, entkleidet sich .. vollständig. Ihre tiefblaue bis schwarze Haut
    präsentiert sie mir .. unverhüllt, völlig unverhüllt, streckt mir ihren
    straffen wohlgeformten sportlichen Oberkörper entgegen und fordert mich auf
    ihn zu berühren, ihn zu liebkosen. Der Preis: Ich soll ihr folgen .. in`s
    Nirvana!

    Also; mit Nitrox32 auf 40m habe ich nicht die Spur von "einen in der
    Fratze"! Ich sage euch, es war so!

    Mein linker Daumen tendiert in Richtung Inflator, Luftauslaß!
    Mein Hirn quetscht sich aus mögliche Öffnungen, wandert den linken Arm
    entlang, bricht mir den linken Daumen (ab) und hebt mich behutsam höher ..
    auf 35m.
    Nach 56min. tauche ich entspannt mit meiner Freundin zusammen nach einem
    wunderschönen TG aus.

    Für den 2. TG am Nachmittag, am "Ras Disha" ist (mir) die Luft nicht
    ausreichend genug in beiden Tanks.
    Ich möchte zudem experimentieren und entschließe mich, den Tank mit dem
    geringsten Luftvorrat gegen eine kurze 12er Stahl (Luft) auszutauschen.
    Dank meiner "Kompromiß-Flaschenhalterung" am 40Liter Wing ist dieses in
    wenigen Minuten getätigt; ich muß nicht Schrauben - da Bänderung und kein
    Schellensystem.

    Wir wollen ca. 80° raus, rechts und links Korallenblöcke (vereinzelt), sonst
    recht seicht abfallender Sandboden. Hierentlang soll es laut Monika (Name
    geändert), Padi-TL, zur Riffkante gehen.
    Es stellen sich bei mir leichte Stiche in der Strin ein ..und gehen trotz
    Gemischwechsel und öfteren Druckausgleich nicht weg.
    Ich tauche mit kaum Flossenbewegung der Halde entlang tiefer, der Abstand zu
    meiner Freundin vergrößert sich; ich warte erst und tauche dann zu ihr
    zurück.
    Sie klopft sich mit beiden Händen auf ihre Oberschenkel; das/ihr/unser
    Zeichen: Ich kann nicht mehr (keine Kondition).
    Darauf klares Handzeichen meinerseits: Zurück/gemächliches Austauchen.

    Nach 47min. und 30,5m Tiefe ist dieser "Naja -Tauchgang" oder besser: "wir
    waren im Wasser - TG" zu Ende.
    Der Rest der Truppe wurde, von Monika geleitet, zu einem Strömungs-TG mit
    dem Boot gebracht. Als das Boot wieder an seinem Platz festgemacht hatte,
    konnten wir dann ins Wasser .. ich wollte ja wat anderes...

    Monika scheint "Order" von "oben" zu haben. Keinen Widerspruch zu meinen
    "Extrawürsten", Geraffe an Äquipppmähnt oder sonst dergleichen. Das gefällt
    mir gut, ich fühle mich wohl. Das Stechen in der Stirn ist an Bord
    verschwunden.
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!
  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #2
    ...Fortsetzung...

    ERNÄHRUNG

    Meine Freundin sagte mir während, bzw. nach unserem letzten
    Ägypten-Aufenthalt: "Hase, ich will hier weg und nie wieder mehr her!"
    Wir mußten damals die letzten geplanten TG`s absagen, sie war sehr krank
    (Magen), sogar zu Hause noch.

    Diesmal hatten wir trotz Gastgeschenke für Ronald noch einige Packungen
    Landjäger mitgebracht. In Verbindung mit den im Hotel beim Frühstück täglich
    geklauten Broten und etwas Käse sowie hart gekochten Eiern bereiteten wir
    uns zukünftig in den Oberflächenpausen an Bord unser eigenes Mal und
    verzichteten (zum Leidwesen der Besatzung, welche sich mit der
    Zubereitung/Verkauf des Mittagessen "einen Euro" extra verdient) auf die
    feilgebotenen warmen Speisen.
    Dazu kommt, daß wir es vorzogen, zum Frühstück Brot, abgepackte Butter, Eier
    und lediglich schwarzen Kaffee zu uns nahmen.
    Abends gab es ausschließlich gekochte Speisen und naturbelassene
    Schalenfrüchte (soll heißen: keine offene Melone, Salate, Kuchen, Pudding,
    Creme`s , sondern "verpackte" Apfelsine, vor unseren Augen geschälte und
    _dann_ gestückelte Melone).
    Selbstverständlich Wasser, Cola, etc. aus versiegelten Flaschen/Dosen
    (Supermarkt).

    Das Resultat: 100% Wohlbefinden, über die gesamte Zeit!
    Also; es geht _doch_ ohne Bauchweh, Durchfall in Ägypten.


    DIENSTAG, 2.Tauchtag

    Menschmarko (Name geändert) ist ursprünglich aus "Daimlerstadt", lebt seit
    kurzer Zeit in Hurghada mit seiner Familie, spricht kein deutsch, dafür aber
    verständliches angelsächsisch und schwäbisch. Ein junger, gemütlicher und
    sehr freundlich-netter Kerl, der gerne auch mal büschen tiefer und so ..
    sagt er zumindest.
    Mir mögen uns recht schnell (ernsthaft).

    Menschmarko ist heute mit dabei, es soll zum "Abu Makadi" gehen - kenne ich
    nicht, auch noch nix davon gehört..
    Der Fehler , mit Nitrox32 in beiden Flaschen, passiert mir nicht noch
    einmal; es ist Luft drin, mit einer Spur von "Rest-Nitrox32" vom Vortag (ich
    habe die Tanks lediglich mit Luft toppen lassen), so komme ich
    überschläglich auf Nitrox22 und Nitrox24.
    Meine mitgebrachten Stahltanks für 100% O2 hat mir Ronald bei einem
    befreundeten Freund gefüllt; sie liegen in der Basis - da liegen sie gut!
    ;-//

    Wir machen in einer Bucht nahe dem "Abu Haschisch" fest, etwas weiter
    südlich, sozusagen: direkt am Strand vor einem Hotelkomplex (Festland).
    Ich werde das Gefühl nicht los, den ersten TG heute verpaßt zu haben und
    mich zum 2.TG an einer flachen Stelle einzufinden.
    Das teile ich Menschmarko auch so mit.
    Er grinst und zeigt mir vom Boot aus: " Guck Nordlicht; einfach daaaa lang,
    daaaa isch diiiief, geht auf neuntschisch medo, fascht senkrecht.
    Hmmm.. , gut , ich sehe zwar schwärzliches Wasser , aber... .... ich glaube
    ihm dat jetzt einfach mal nicht! Die ganze Gegend hier sieht nach "Flach!"
    aus, hellblaue Kuppen sprießen nur so aus dem Wasser, 20m auf der anderen
    Seite des Bootes (landseitig) schnorchelt ein 3-jähriger unbeaufsichtigt.
    Ich kratze meinen Kopf; Menschmarko verarscht mich doch .. sicher.
    Nach dem fünften mal Fragen mit gleichem Wortlaut bekomme ich die gleiche
    Antwort. Menschmarkus grinst dabei immer noch ( ein Nordlicht hätte mir nach
    dem 3.mal schon auf die Lichter gekloppt, mit den Worten: `..hau ab man!` ).
    Naja, dafür hätte ich auch einem Nordlicht bereits max. nach dem 2. mal
    geglaubt.

    Am Briefing nehme ich nun nicht mehr teil, Menschmarko hatte mir bekanntlich
    5mal gesagt/gezeigt; da lang, da ist tief, da ist schwarzes Wasser - mehr
    muß und möchte ich nicht wissen...

    Eine Bank auf dem Tauchdampfer ist erzwungenermaßen ausschließlich für uns
    reserviert; fremde Handschuhe und Regler werden per Handstreich weggefegt ..
    bis sich das so nicht wiederholt.
    Hinsichtlich Ablauf rödel ich zuerst mein schweres Tauchgerät vollständig
    an, lasse mir von meiner Freundin helfen , danach ist sie drann - ebenfalls
    mit Wing und D12er bewaffnet.
    Einem mit einer überdimensionalen Kiepe Holz beladenem Hexlein gleich,
    schleppt sie sich mit dem schweren Tauchgerät zur Plattform. Frauen wollen
    schließlich die Gleichberechtigung .. also bitte!

    Wir springen rein, mein Abyss bläst leicht ab; scheinbar ist wiedermal der
    Mitteldruck zu hoch eingestellt (ein bekanntes Problem, welches sich oft auf
    Tiefe gibt). Der andere Automat ist wiedermal der S600/Mk25 an "longhooous".
    Da dieser sich schwer atmet und zudem gerne auf Tiefe abbläst, lasse ich ihn
    standby.

    Wir wollen in die besagte Richtung. Ich sehe gleich, daß es hier (alsbald)
    mit ca. 70° Neigung recht zügig zur Sache geht.
    Meine Freundin ist eingeweiht; ich habe sie gebeten nicht nennenswert tiefer
    50m zu gehen (zu parken), da sich auch in ihren Flaschen Restnitrox32
    befindet.
    Ich ziehe an den Schnellablässen und verschwinde im Alarmtauchmodus von der
    Oberfläche. Eine gute Gelegenheit das Schnelltauchen bei Fiegerangriff zu
    trainieren - die Spitfires sind doch recht schnell und kommen zudem immer
    aus der Sonne ... die Bande .. die!
    ...Die Jungs müssen nach der Winterpause im Dock auf Trapp gehalten
    werden...
    Froschbeinschlag wechselt sich mit Delphinschlag ab .. es geht im Sturzflug
    in die Tiefe - leider nicht so schnell wie gewünscht, da Halde und nicht
    Wand.
    Im "Flug" wende ich mich und schaue nach der Freundin und frage ein "Okay"
    (öfter mal) ab. Die positive Bestätigung folgt promt; der Abstand vergrößert
    sich.
    Auf ca. 45m eine kleines Plateau, auf 50 ein Felsen - dahinter schwarzes
    Wasser. Ich blase an und "taste" mich an den Felsen heran: Ein Überhang
    (holgekehlt) , hier geht es 100° dann 90° senkrecht zur Sache, kein Grund in
    Sicht, schwarzes Wasser, pechschwarzes Wasser!

    Ich verharre hier einen Augenblick und warte auf meine Freundin, die langsam
    eintrifft.
    Als sie noch leicht über mir schwebt frage ich das "Okay" ab und bekomme
    positive Antwort. Einen Augenblick später wiederhole ich das mit der
    gleichen Antwort ihrerseits.
    Ich zeige auf mich, dann geht mein Daumen nach unten. Danach zeige ich auf
    sie und bewege deutlich sichtbar meine flache Hand horizontal .. mehrhach.
    Ich bekomme ein "Okay".
    Die "Wartezeit" auf 50m war hinreichend um zu registrieren, was mich hier
    erwartet.
    Augenblicke später schwebe ich nahe dem Überhang im Freiwasser, unter mir
    das geheimnisvolle schwarze Wasser, dessen Lockrufe ich nunmehr wieder
    vernehme: Die Tiefe lockt ähnlich dem Spot "Abu Haschisch"; sie windet sich
    erotisch und zeigt mir ihre ganze Pracht - tiefbläulich-schwarzer nackter
    Haut!

    " LI .. Wasserbomben, mittlere Einstellung, 50m, näherliegend... wir müssen
    tiefer!" schreie ich ihn an.
    "Vorne-oben-zehn, hinten-unten-fünfzehn...AK!" höre ich ihn sagen.
    Der Bug senkt sich, das Heck in die Höhe .. ich merke das vorbeiströmende
    Wasser an meiner Maske.

    "65m Hää Kaleu!"

    "Tiefer LI, tiefer!"

    "70m Hää Kaleu! Werftgarantie überschritten Hää
    Kaleu!!!"

    "Tiefer LI, tiiiefäää!"

    "Fünfundsiiiiiebzig-Meter Hää Kaleu!"

    "Tiefer LI, noch tiefer!!!

    "80 Hää Kaleu, wir haben 80 Meter(!) Herr Kaleu!"

    "Anblasen! Annnblaaaasennn.. LI ! (...)
    Boot durchpendeln, .. das reicht für heute LI! "

    "Boot ist(!) durchgependelt, Hää Kaleu. Wir haben
    81,1m Hää Kaleu!"

    (...)
    Ruhe! Hier unten ist absolute Ruhe! Gespenstische, absolute Stille!

    Von den Wasserbomben ist nix mehr zu hören, auch kommt mal nicht aus dem
    Funkschapp der Ausruf: Hochgeschwindigkeitsschrauben, Zerstörer aus ( ...
    Grad)!
    Der Wasserdruck läßt die Außenhaut knistern. Ich merke wie ich stetig einen
    "in die Fratze" kriege. Ich genieße den Druck auf die Birne und verweile
    einfach nur. Mein Hirn giert regelrecht nach Nitrogen.
    Mein Blick geht nach unten: Ich sehe Grund, hellen - gelben Sandgrund und
    schätze ihn in 90m Tiefe.
    Beschissene 8,9m .. noch!
    In dieser Tiefe sind jedoch 8,9m sehr viel .. richtig viel und richtig tief!
    Ein Blick auf die verstrichene Zeit, auf`s Fini; zudem habe ich einen in der
    Fratze und die Freundin wartet - ich bin nicht(!) alleine.

    Ich lasse etwas Preßluft in das Wing und gleite anfangs schneller nach oben,
    überschreite die 10m/min. und lasse dann zwischendurch Luft aus dem Jacket.
    Der schnellere Aufstieg stellt kein Problem dar, ist gewollt.
    Auf 60m abfangen und auf 56m durchpendeln, Tiefenstop!
    Hier treffe ich meine Freundin. Mit ihr ist alles okay. Ich bin etwas
    "erregt" und lege mich flach auf das kleine , leicht abfallende Plateau
    nieder, etwas neben dem Überhang. Ich mußte beim Auftauchen seitlich
    ausweichen, Überhang.
    Die Atmung stellt sich jetzt wieder auf normal ein, soll heißen: Ich habe da
    unten schon ganz ordentlich einen weg getzutschelt.

    Jetzt beginnt der TG für uns beide: Es ist reichlich Deco abzusitzen, und
    das "Riff" ist farbenprächtig wie reichhaltig bewachsen, viele Fische.
    Wir genießen die Austauchzeit maximal und erfreuen uns an der
    Unterwasserwelt in ihrem Artenreichtum .. von dem ich keine Ahnung habe -
    ein Wrack gab`s ja heute nicht.
    Nach 70min. tauchen wir beide aus.
    Einen 2. Tg machen wir heute nicht. Aufhören, wenn`s am schönsten ist!

    (c) Rene Heese 2006

    Fortsetzung folgt!

    Rechtlicher Hinweis:
    Die hier beschriebenen Tauchgänge sind grundsätzlich lebensgefährlich! Ich
    rate von Tauchgängen dieser Art ab, sie sind nicht zur Nachahmung empfohlen.
    Dieser Bericht hat lediglich unterhaltenden Charakter.
    Keiner dieser Tauchgänge hat in Wirklichkeit jemals und so stattgefunden.
    Ich lehne jeglich Verantwortung bzgl. Nachahmer ab!

    Nicht auf Rechtschreibung geprüft (Entwurf).
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

    Kommentar

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