Ägypten 2006, Hurghada; Reisebericht
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Teil 1
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DIE ANREISE
Es kommt immer anders als man denkt, manchmal sogar anders als man träumt;
der Resturlaub von 2005 wird auf Ende März gelegt, mehr ist nicht drin ..
sagt der Chef. Das müßte jedoch zeitlich platziert betrachtet reichen, um
mit milden und "frauenfreundlichen"
Temperaturen rechnen zu können: Es steht der langersehnte und erste Einsatz
des 6m - Rib`s an, wartet der Neubau doch nun schon seit Mitte Dezember 2005
im Stall ungeduldig auf seinen ersten Einsatz.
Basen- und streßfreies Tauchen soll nunmehr das Leben (besser die Freizeit)
von meiner Freundin und mir bestimmen. Den langen und harten Winter hatte
ich lediglich durch den Gedanken an den Einsatz des Bootes überlebt, mir
mehrfach ausgemalt, wie ich die Markierungsboje setze, abtauche, das Wrack
nach Artefakten durchsuche, den Hebesack anblase und mit ihm gemeinsam an
dieser Markierungsleine wieder aufsteige und mich auf dem ersten Deco-stop
meiner Beute erfreue. Das 12teilige Service im riesigen Sammelnetz ist
unversehrt, dieses gilt es zu bergen. Meine Augen leuchten.
..Und darüber vergesse ich meine Freundin/Tauchpartnerin:
"Oh Gott .. im Himmel, wo ist sie?"
...eine von den 4 Tassen fehlt!
"Scheiße!" wache ich schweißgebadet auf.
Es ist Samstag der 22.03.2006, gegen 5 Uhr morgens. Es war nur ein Traum,
und es kommt noch schlimmer; es ist die besagte Woche Urlaub angebrochen, es
geht _nicht_ mit dem Boot am Haken nach Marseille, sondern gegen Mittag am
heutigen Tage nach Dusseldorf; 650 km mit dem Auto, idealerweise in 4h
15min. , um dann mit dem Flieger die gleiche Strecke in 20min. wieder
zurückzufliegen ..und noch weiter nach Hurghada: Fischegucken!
Zuvor hatte ich reichlich oft in den letzten Wochen den Wetterbericht für
das Mittelmeer verfolgt und mißlaut festgestellt, daß die Nachttemperaturen
wohl eher nichts für meine Freundin sind... und Regen, scheinbar ohne Ende!
Die Zeltplätze halten noch Winterschlaft, Hotels überschreiten selbst
bezüglich der Besenkammer mein Budget.
Fragend schauen meine Freundin und ich uns an; was tun! (?)
"Laß uns kurzerhand nach Hurghada fliegen." schlage ich vor. "Wer weiß, ob
der Motor überhaupt (in Marseille) anspringt, und wer will schon im Regen
basteln, geschweigedenn im klammen offenen Boot pennen; die Persenning ist
bestimmt eh nicht dicht." schwäche ich meinen Unmut ab.
Ein bekannter und befreundeter Taucher schlägt mir auf meine Anfrage vor,
mich an die TB "Ronald Schwamm" (Name geändert) zu wenden. Er würde mit dem
Mann kontakt aufnehmen und meine Freundin und mich empfehlen.
Der entsprechende Kontakt ist auch von meiner Seite schnell hergestellt. Ich
äußere Ronald meine Absichten, biete ihm noch allerhand Mitbringsel aus
Deutschland an. Letztendlich entscheidet er sich für mageren Schinken und
reichlich "Wienerle", frisch vom Metzger und vakuumverpackt .. versteht
sich.
Die Spielregeln sind per eMail schnell dargelegt: Maximal 30m Tauchtiefe,
keine Deco-TG`s ..so heißt es _offiziel_ , ...und schön den Schnabel halten
(...) !
Ich hatte vor 1,5 Jahren bei Chris auf der TB nicht nur meine Ruhe, sondern
sie bemühte sich stets und ständig um attraktive Spots. Nur leider bin ich
nicht ausreichend informiert, ob sie die TB weiterhin betreibt und wenn ja,
zu welchen Bedingungen. Ich brauche Entspannung und keine unliebsamen
Überraschungen. So kommt mir Ronald gerade recht.
Wir sind die ersten am Schalter. Die Taschen werden schonmal an das
Förderband gelehnt, damit die "Drängler von der Seite" keine Chance haben.
Kaum steht der Leitwolf dort, finden sich die Dackel ebenfalls recht schnell
ein; schwups - hat sich im Nu eine recht ordentliche Warteschlange gebildet.
Leitwolf paßt auf, daß die Dackel die gelbe Linie nicht überschreiten. So
sind gut 2m Abstand zwischen uns, und ich kann wachend meine Lider leicht
schließen. Ich furze und rülpse was der Darm/Magen hergibt, keiner touchiert
die gelbe Linie, meine Lider schließen sich gänzlich .. bis auf das
unvermeidliche Fluchhafengerummel kehrt Ruhe ein, die Hackregel ist
angenommen...
Im Flieger ist es wie immer: Der Klappmonitor ist entweder zu dicht oder zu
weit weg, die Freundin sitzt am Fenster, ich eingequetscht in der Mitte und
der neben mir rechts (am Gang) sieht aus wie`n "Schwein" .. und bekleckert
hat er sich auch noch.
Die Armlehne zwischen "ihm" und mir klappt er hoch; ich sehe wie sich das
Fett auf meinen Sitz ausbreitet, die Naht seiner Hose sich dehnt und die
Sicht auf seine Unterwäsche freigibt .. "..guter Faden.." denke ich, "..daß
der nicht reißt (?)" .
Die Kellnerinnen an Bord sind diesmal recht jung und hübsch. Eine gefällt
mir besonders gut. Doch als sie näher kommt , stelle ich auch diesmal fest,
daß sie nur einen Satz beherrscht: " Möchten sie `was zu trinken?"
" Ja! Tomatensaft und eine Golaa .. bitte!"
Ich höre nichts weiteres von ihr, bekomme grinsend meine Getränke.
Der neben mir tut es mir gleich. Komisch; wie kann man nur im schwarzen
Anzug mit weißem Hemd und ohne Krawatte in den Urlaub nach Hurghada fliegen?
Ich kaufe meiner Freundin einen Plüschtiger und mir ein kleines, dickes,
grinsendes Plüschflugzeug.
Nach einer halben Stunde habe ich herausgefunden, warum das achtere Leitwerk
sich 360° drehen läßt: Ich kann daran ziehen, hey! Es hängt an einem Faden,
und den ziehe ich heraus - bis es nicht mehr geht, dann lasse ich los und
stelle zu meinem Erstaunen fest, daß er sich unter Schütteln und Brummen
wieder einzieht .. samt Leitwerk.
Ich mache es nochmal und halte das Fluchzeuch an mein Ohr, ganz dicht. Und
nochmal und nochmal und nochmal .. dabei halte ich meine Augen geschlossen
.. und ich höre eine HE 111 ! Das tiefe Brummen einer Propellermaschine aus
vergangenen Zeiten, die friedlich in mittlerer Höhe den "Kanal" überquert...
Ein zweites Fiiitscher entdecke ich nach einer weiter halben Stunde: Lege
ich das Fluchzeuch auf den glatten Klapptisch, ziehe an dem Faden und lasse
alles los, so bewegt sich das Fluchzeuch .. vorwärts! Man, wat es nich alles
so für 4 Euro jibbt. (?)
Der schwarze Mann neben mir am Gang macht ebenfalls seiner Begeisterung
(nach einer geschlagenen Stunde) Luft: " ..Is ja hübsch.. "
Ich möchte seine Begeisterung toppen, ziehe das Fluchzeuch auf und halte es
ihm ganz dicht (unaufgefordert) an`s Ohr... "Hier, hör mal! ..Geil wat!?"
Er schaut gerade irgend so einen Film .. auf dem viel zu weit entfernten
Monitor...
IN HURGHADA
Ronald holt uns pünktlich am Sonntag, den 26.03. vorm "Grand Hotel" ab. Es
ist genau 7.50 Uhr!
Ich hatte ihm per eMail zu verstehen gegeben, daß ich um 7.55 Uhr die Wuast
und die Wienerle den "bluehaettendivers" geben werde...
Klappt hervorragend .. mit dem Mann.
Smaltalk .. und wir sind an seiner Basis.
Das Geprätze ist schnell ausgeladen: 4 Taschen!
Deren Inhalt u.a.: 6 Regler, 2 Wings, 2 Stahlflaschen für 100% Sauerstoff,
Schellensatz für D11,1er Alu Catalina, Werkzeug, HT`s, 2 fette Kowa`s, ...
Ronald hat extra für uns von einem befreundeten Freund 4 Catalina`s besorgt;
hat er auf seiner TB doch zu 99% nur 12er Stahl (kurz).
Unsere Tanks sind derzeit noch mit Nitrox32 gefüllt. Das kommt mir gerade
recht, bin ich doch (abgesehen von einer Handvoll TG`s auf 13m in Portofino)
über ein halbes Jahr nicht im Wasser gewesen. So ist theoretisch für uns bei
ca. 40m Tauchtiefe Schluß. Wäre zudem doch schade um das schöne Gemisch.
Mit Entsetzen stelle ich fest, daß das Schellensystem meiner Freundin für
die Alu`s nicht paßt; der Gewindebolzen ist zu kurz!
Roland schickt _sofort_ seinen Vertrauten Murat (Name geändert) zur Werft,
eine von mir bestimmte Gewindestange in "NiRo" zu besorgen.
Gegen 16 Uhr soll uns Murat wieder vom Hotel abholen .. mit der
Gewindestange in der Hand.
16.15 Uhr mache ich mich mit Säge und Feile daran, die Gewindestange
anzupassen und das Gerödel für den morgigen ersten Tauchtag zu komlettieren.
Ronald hat eine perfekt eingerichtete Werkstatt. Sogar das Blei in der
Bleikiste ist _gestapelt_ und sortiert! Ich bin sichtlich beeindruckt.
Die Wuast verschwindet in Null-Komma-Nix in einem abschließbaren Kühlschrank
.. ohne Aufsehen.
1. TAUCHTAG
Montag:
Es steht "Abu Haschisch" auf dem Programm.
"Scheiße, hier habe ich einen 80,8m TG getätigt; ich habe aber Nitrox32 in
meinem Doppelgerät. Ob das gut geht?" denke ich halblaut, mich am Kopf
kratzend.
Meine Freundin verzieht das Gesicht.
"..Ja, ist schon gut! Bei Pfirsich ist rudi." entgegne ich unaufgefordert
aber mürrisch.
Am Spot beschreiten wir den gleichen Weg wie damals in die Tiefe. Wir nehmen
die kürzere Passage über die 3m - Riffbariere.
Ich troll ein bißchen umher, checke ob alles an seinem Platz ist, ...die
Schwimmlage (tauche ich doch sonst nicht mit Doppel-Alu auf dem Rücken),
ziehe die Handschuhe an, tariere mit der Lunge ..und sehe zu daß ich
(langsam) tiefer komme.
Die Freundin taucht trotz der langen Pause wie ein junger Gott. Sie hat die
Knipse dabei stellt einer Schildkröte nach.
Auf 41,2m blase ich (mürrisch und widerwillen) leicht an. Da ruft die Tiefe
auch schon! Sie lockt! Sie lächelt mich an! Sie zeigt mir ihre ganze
Schönheit, entkleidet sich .. vollständig. Ihre tiefblaue bis schwarze Haut
präsentiert sie mir .. unverhüllt, völlig unverhüllt, streckt mir ihren
straffen wohlgeformten sportlichen Oberkörper entgegen und fordert mich auf
ihn zu berühren, ihn zu liebkosen. Der Preis: Ich soll ihr folgen .. in`s
Nirvana!
Also; mit Nitrox32 auf 40m habe ich nicht die Spur von "einen in der
Fratze"! Ich sage euch, es war so!
Mein linker Daumen tendiert in Richtung Inflator, Luftauslaß!
Mein Hirn quetscht sich aus mögliche Öffnungen, wandert den linken Arm
entlang, bricht mir den linken Daumen (ab) und hebt mich behutsam höher ..
auf 35m.
Nach 56min. tauche ich entspannt mit meiner Freundin zusammen nach einem
wunderschönen TG aus.
Für den 2. TG am Nachmittag, am "Ras Disha" ist (mir) die Luft nicht
ausreichend genug in beiden Tanks.
Ich möchte zudem experimentieren und entschließe mich, den Tank mit dem
geringsten Luftvorrat gegen eine kurze 12er Stahl (Luft) auszutauschen.
Dank meiner "Kompromiß-Flaschenhalterung" am 40Liter Wing ist dieses in
wenigen Minuten getätigt; ich muß nicht Schrauben - da Bänderung und kein
Schellensystem.
Wir wollen ca. 80° raus, rechts und links Korallenblöcke (vereinzelt), sonst
recht seicht abfallender Sandboden. Hierentlang soll es laut Monika (Name
geändert), Padi-TL, zur Riffkante gehen.
Es stellen sich bei mir leichte Stiche in der Strin ein ..und gehen trotz
Gemischwechsel und öfteren Druckausgleich nicht weg.
Ich tauche mit kaum Flossenbewegung der Halde entlang tiefer, der Abstand zu
meiner Freundin vergrößert sich; ich warte erst und tauche dann zu ihr
zurück.
Sie klopft sich mit beiden Händen auf ihre Oberschenkel; das/ihr/unser
Zeichen: Ich kann nicht mehr (keine Kondition).
Darauf klares Handzeichen meinerseits: Zurück/gemächliches Austauchen.
Nach 47min. und 30,5m Tiefe ist dieser "Naja -Tauchgang" oder besser: "wir
waren im Wasser - TG" zu Ende.
Der Rest der Truppe wurde, von Monika geleitet, zu einem Strömungs-TG mit
dem Boot gebracht. Als das Boot wieder an seinem Platz festgemacht hatte,
konnten wir dann ins Wasser .. ich wollte ja wat anderes...
Monika scheint "Order" von "oben" zu haben. Keinen Widerspruch zu meinen
"Extrawürsten", Geraffe an Äquipppmähnt oder sonst dergleichen. Das gefällt
mir gut, ich fühle mich wohl. Das Stechen in der Stirn ist an Bord
verschwunden.
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DIE ANREISE
Es kommt immer anders als man denkt, manchmal sogar anders als man träumt;
der Resturlaub von 2005 wird auf Ende März gelegt, mehr ist nicht drin ..
sagt der Chef. Das müßte jedoch zeitlich platziert betrachtet reichen, um
mit milden und "frauenfreundlichen"
Temperaturen rechnen zu können: Es steht der langersehnte und erste Einsatz
des 6m - Rib`s an, wartet der Neubau doch nun schon seit Mitte Dezember 2005
im Stall ungeduldig auf seinen ersten Einsatz.
Basen- und streßfreies Tauchen soll nunmehr das Leben (besser die Freizeit)
von meiner Freundin und mir bestimmen. Den langen und harten Winter hatte
ich lediglich durch den Gedanken an den Einsatz des Bootes überlebt, mir
mehrfach ausgemalt, wie ich die Markierungsboje setze, abtauche, das Wrack
nach Artefakten durchsuche, den Hebesack anblase und mit ihm gemeinsam an
dieser Markierungsleine wieder aufsteige und mich auf dem ersten Deco-stop
meiner Beute erfreue. Das 12teilige Service im riesigen Sammelnetz ist
unversehrt, dieses gilt es zu bergen. Meine Augen leuchten.
..Und darüber vergesse ich meine Freundin/Tauchpartnerin:
"Oh Gott .. im Himmel, wo ist sie?"
...eine von den 4 Tassen fehlt!
"Scheiße!" wache ich schweißgebadet auf.
Es ist Samstag der 22.03.2006, gegen 5 Uhr morgens. Es war nur ein Traum,
und es kommt noch schlimmer; es ist die besagte Woche Urlaub angebrochen, es
geht _nicht_ mit dem Boot am Haken nach Marseille, sondern gegen Mittag am
heutigen Tage nach Dusseldorf; 650 km mit dem Auto, idealerweise in 4h
15min. , um dann mit dem Flieger die gleiche Strecke in 20min. wieder
zurückzufliegen ..und noch weiter nach Hurghada: Fischegucken!
Zuvor hatte ich reichlich oft in den letzten Wochen den Wetterbericht für
das Mittelmeer verfolgt und mißlaut festgestellt, daß die Nachttemperaturen
wohl eher nichts für meine Freundin sind... und Regen, scheinbar ohne Ende!
Die Zeltplätze halten noch Winterschlaft, Hotels überschreiten selbst
bezüglich der Besenkammer mein Budget.
Fragend schauen meine Freundin und ich uns an; was tun! (?)
"Laß uns kurzerhand nach Hurghada fliegen." schlage ich vor. "Wer weiß, ob
der Motor überhaupt (in Marseille) anspringt, und wer will schon im Regen
basteln, geschweigedenn im klammen offenen Boot pennen; die Persenning ist
bestimmt eh nicht dicht." schwäche ich meinen Unmut ab.
Ein bekannter und befreundeter Taucher schlägt mir auf meine Anfrage vor,
mich an die TB "Ronald Schwamm" (Name geändert) zu wenden. Er würde mit dem
Mann kontakt aufnehmen und meine Freundin und mich empfehlen.
Der entsprechende Kontakt ist auch von meiner Seite schnell hergestellt. Ich
äußere Ronald meine Absichten, biete ihm noch allerhand Mitbringsel aus
Deutschland an. Letztendlich entscheidet er sich für mageren Schinken und
reichlich "Wienerle", frisch vom Metzger und vakuumverpackt .. versteht
sich.
Die Spielregeln sind per eMail schnell dargelegt: Maximal 30m Tauchtiefe,
keine Deco-TG`s ..so heißt es _offiziel_ , ...und schön den Schnabel halten
(...) !
Ich hatte vor 1,5 Jahren bei Chris auf der TB nicht nur meine Ruhe, sondern
sie bemühte sich stets und ständig um attraktive Spots. Nur leider bin ich
nicht ausreichend informiert, ob sie die TB weiterhin betreibt und wenn ja,
zu welchen Bedingungen. Ich brauche Entspannung und keine unliebsamen
Überraschungen. So kommt mir Ronald gerade recht.
Wir sind die ersten am Schalter. Die Taschen werden schonmal an das
Förderband gelehnt, damit die "Drängler von der Seite" keine Chance haben.
Kaum steht der Leitwolf dort, finden sich die Dackel ebenfalls recht schnell
ein; schwups - hat sich im Nu eine recht ordentliche Warteschlange gebildet.
Leitwolf paßt auf, daß die Dackel die gelbe Linie nicht überschreiten. So
sind gut 2m Abstand zwischen uns, und ich kann wachend meine Lider leicht
schließen. Ich furze und rülpse was der Darm/Magen hergibt, keiner touchiert
die gelbe Linie, meine Lider schließen sich gänzlich .. bis auf das
unvermeidliche Fluchhafengerummel kehrt Ruhe ein, die Hackregel ist
angenommen...
Im Flieger ist es wie immer: Der Klappmonitor ist entweder zu dicht oder zu
weit weg, die Freundin sitzt am Fenster, ich eingequetscht in der Mitte und
der neben mir rechts (am Gang) sieht aus wie`n "Schwein" .. und bekleckert
hat er sich auch noch.
Die Armlehne zwischen "ihm" und mir klappt er hoch; ich sehe wie sich das
Fett auf meinen Sitz ausbreitet, die Naht seiner Hose sich dehnt und die
Sicht auf seine Unterwäsche freigibt .. "..guter Faden.." denke ich, "..daß
der nicht reißt (?)" .
Die Kellnerinnen an Bord sind diesmal recht jung und hübsch. Eine gefällt
mir besonders gut. Doch als sie näher kommt , stelle ich auch diesmal fest,
daß sie nur einen Satz beherrscht: " Möchten sie `was zu trinken?"
" Ja! Tomatensaft und eine Golaa .. bitte!"
Ich höre nichts weiteres von ihr, bekomme grinsend meine Getränke.
Der neben mir tut es mir gleich. Komisch; wie kann man nur im schwarzen
Anzug mit weißem Hemd und ohne Krawatte in den Urlaub nach Hurghada fliegen?
Ich kaufe meiner Freundin einen Plüschtiger und mir ein kleines, dickes,
grinsendes Plüschflugzeug.
Nach einer halben Stunde habe ich herausgefunden, warum das achtere Leitwerk
sich 360° drehen läßt: Ich kann daran ziehen, hey! Es hängt an einem Faden,
und den ziehe ich heraus - bis es nicht mehr geht, dann lasse ich los und
stelle zu meinem Erstaunen fest, daß er sich unter Schütteln und Brummen
wieder einzieht .. samt Leitwerk.
Ich mache es nochmal und halte das Fluchzeuch an mein Ohr, ganz dicht. Und
nochmal und nochmal und nochmal .. dabei halte ich meine Augen geschlossen
.. und ich höre eine HE 111 ! Das tiefe Brummen einer Propellermaschine aus
vergangenen Zeiten, die friedlich in mittlerer Höhe den "Kanal" überquert...
Ein zweites Fiiitscher entdecke ich nach einer weiter halben Stunde: Lege
ich das Fluchzeuch auf den glatten Klapptisch, ziehe an dem Faden und lasse
alles los, so bewegt sich das Fluchzeuch .. vorwärts! Man, wat es nich alles
so für 4 Euro jibbt. (?)
Der schwarze Mann neben mir am Gang macht ebenfalls seiner Begeisterung
(nach einer geschlagenen Stunde) Luft: " ..Is ja hübsch.. "
Ich möchte seine Begeisterung toppen, ziehe das Fluchzeuch auf und halte es
ihm ganz dicht (unaufgefordert) an`s Ohr... "Hier, hör mal! ..Geil wat!?"
Er schaut gerade irgend so einen Film .. auf dem viel zu weit entfernten
Monitor...
IN HURGHADA
Ronald holt uns pünktlich am Sonntag, den 26.03. vorm "Grand Hotel" ab. Es
ist genau 7.50 Uhr!
Ich hatte ihm per eMail zu verstehen gegeben, daß ich um 7.55 Uhr die Wuast
und die Wienerle den "bluehaettendivers" geben werde...
Klappt hervorragend .. mit dem Mann.
Smaltalk .. und wir sind an seiner Basis.
Das Geprätze ist schnell ausgeladen: 4 Taschen!
Deren Inhalt u.a.: 6 Regler, 2 Wings, 2 Stahlflaschen für 100% Sauerstoff,
Schellensatz für D11,1er Alu Catalina, Werkzeug, HT`s, 2 fette Kowa`s, ...
Ronald hat extra für uns von einem befreundeten Freund 4 Catalina`s besorgt;
hat er auf seiner TB doch zu 99% nur 12er Stahl (kurz).
Unsere Tanks sind derzeit noch mit Nitrox32 gefüllt. Das kommt mir gerade
recht, bin ich doch (abgesehen von einer Handvoll TG`s auf 13m in Portofino)
über ein halbes Jahr nicht im Wasser gewesen. So ist theoretisch für uns bei
ca. 40m Tauchtiefe Schluß. Wäre zudem doch schade um das schöne Gemisch.
Mit Entsetzen stelle ich fest, daß das Schellensystem meiner Freundin für
die Alu`s nicht paßt; der Gewindebolzen ist zu kurz!
Roland schickt _sofort_ seinen Vertrauten Murat (Name geändert) zur Werft,
eine von mir bestimmte Gewindestange in "NiRo" zu besorgen.
Gegen 16 Uhr soll uns Murat wieder vom Hotel abholen .. mit der
Gewindestange in der Hand.
16.15 Uhr mache ich mich mit Säge und Feile daran, die Gewindestange
anzupassen und das Gerödel für den morgigen ersten Tauchtag zu komlettieren.
Ronald hat eine perfekt eingerichtete Werkstatt. Sogar das Blei in der
Bleikiste ist _gestapelt_ und sortiert! Ich bin sichtlich beeindruckt.
Die Wuast verschwindet in Null-Komma-Nix in einem abschließbaren Kühlschrank
.. ohne Aufsehen.
1. TAUCHTAG
Montag:
Es steht "Abu Haschisch" auf dem Programm.
"Scheiße, hier habe ich einen 80,8m TG getätigt; ich habe aber Nitrox32 in
meinem Doppelgerät. Ob das gut geht?" denke ich halblaut, mich am Kopf
kratzend.
Meine Freundin verzieht das Gesicht.
"..Ja, ist schon gut! Bei Pfirsich ist rudi." entgegne ich unaufgefordert
aber mürrisch.
Am Spot beschreiten wir den gleichen Weg wie damals in die Tiefe. Wir nehmen
die kürzere Passage über die 3m - Riffbariere.
Ich troll ein bißchen umher, checke ob alles an seinem Platz ist, ...die
Schwimmlage (tauche ich doch sonst nicht mit Doppel-Alu auf dem Rücken),
ziehe die Handschuhe an, tariere mit der Lunge ..und sehe zu daß ich
(langsam) tiefer komme.
Die Freundin taucht trotz der langen Pause wie ein junger Gott. Sie hat die
Knipse dabei stellt einer Schildkröte nach.
Auf 41,2m blase ich (mürrisch und widerwillen) leicht an. Da ruft die Tiefe
auch schon! Sie lockt! Sie lächelt mich an! Sie zeigt mir ihre ganze
Schönheit, entkleidet sich .. vollständig. Ihre tiefblaue bis schwarze Haut
präsentiert sie mir .. unverhüllt, völlig unverhüllt, streckt mir ihren
straffen wohlgeformten sportlichen Oberkörper entgegen und fordert mich auf
ihn zu berühren, ihn zu liebkosen. Der Preis: Ich soll ihr folgen .. in`s
Nirvana!
Also; mit Nitrox32 auf 40m habe ich nicht die Spur von "einen in der
Fratze"! Ich sage euch, es war so!
Mein linker Daumen tendiert in Richtung Inflator, Luftauslaß!
Mein Hirn quetscht sich aus mögliche Öffnungen, wandert den linken Arm
entlang, bricht mir den linken Daumen (ab) und hebt mich behutsam höher ..
auf 35m.
Nach 56min. tauche ich entspannt mit meiner Freundin zusammen nach einem
wunderschönen TG aus.
Für den 2. TG am Nachmittag, am "Ras Disha" ist (mir) die Luft nicht
ausreichend genug in beiden Tanks.
Ich möchte zudem experimentieren und entschließe mich, den Tank mit dem
geringsten Luftvorrat gegen eine kurze 12er Stahl (Luft) auszutauschen.
Dank meiner "Kompromiß-Flaschenhalterung" am 40Liter Wing ist dieses in
wenigen Minuten getätigt; ich muß nicht Schrauben - da Bänderung und kein
Schellensystem.
Wir wollen ca. 80° raus, rechts und links Korallenblöcke (vereinzelt), sonst
recht seicht abfallender Sandboden. Hierentlang soll es laut Monika (Name
geändert), Padi-TL, zur Riffkante gehen.
Es stellen sich bei mir leichte Stiche in der Strin ein ..und gehen trotz
Gemischwechsel und öfteren Druckausgleich nicht weg.
Ich tauche mit kaum Flossenbewegung der Halde entlang tiefer, der Abstand zu
meiner Freundin vergrößert sich; ich warte erst und tauche dann zu ihr
zurück.
Sie klopft sich mit beiden Händen auf ihre Oberschenkel; das/ihr/unser
Zeichen: Ich kann nicht mehr (keine Kondition).
Darauf klares Handzeichen meinerseits: Zurück/gemächliches Austauchen.
Nach 47min. und 30,5m Tiefe ist dieser "Naja -Tauchgang" oder besser: "wir
waren im Wasser - TG" zu Ende.
Der Rest der Truppe wurde, von Monika geleitet, zu einem Strömungs-TG mit
dem Boot gebracht. Als das Boot wieder an seinem Platz festgemacht hatte,
konnten wir dann ins Wasser .. ich wollte ja wat anderes...
Monika scheint "Order" von "oben" zu haben. Keinen Widerspruch zu meinen
"Extrawürsten", Geraffe an Äquipppmähnt oder sonst dergleichen. Das gefällt
mir gut, ich fühle mich wohl. Das Stechen in der Stirn ist an Bord
verschwunden.

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