Jungfernfahrt in Frankreich, Reisebericht
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Teil 5
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.... Die Sonne scheint noch (Sonnenstand), und es ist warm draußen. Wir
haben in soweit bis jetzt Glück mit dem Wetter; bißchen viel Wind aber
blauer Himmel.
Ich freue mich schon auf die Erkundung des Vorschiffes der "Batavia". Doch
für heute reicht es. Das Wasser ist mit 12°C noch recht frisch und den
Unterzieher hatte ich zu Hause recht dünn gewält.
Wir beschließen in Callelongue festzumachen und wollen dort auch
übernachten. Der kleine Fjord mit dem mehr als idyllischen kleinen
Fischerhafen, der klitzekleinen Mole und der winzigen Pier ist bzgl. der
Windrichtung heute ebenso geeignet wie Frioul. Zudem hatte ich vor zwei
Jahren mit einem Kimmkieler (Segler) dort schon einen Woche festgemacht und
weiß, daß man des Nachts von dunklen Gestalten in Ruhe gelassen wird. Zudem
ist der kleine Fjord unweit der "Batavia"-Position. Der 98er-VK - Preis an
der Wassertanke in Marseille - Vieux Port ist mit 1,68 Euro recht heftig;
ich mache mir Sorgen bei der hin und her - Raserei/Gurkerei um die
Wirtschaftskasse. Normal-Benzin, denn das würde für den Außenborder
konstruktiv reichen, ist an der Wassertanke nicht zu bekommen.
Meine Freundin muß sich um die Leinen kümmer, ich fahre. Weiß ich doch
zugut, wie flach ich mich an den Grund als Taucher pressen mußte bei
Bootsverkehr in diesem Fjord, ..viele UW-Steine, eine enge Einfahrt (wenige
Meter breit).
Alles wird an der Pier ausgeladen, ..alles. Das Boot muß durchgelüftet
werden, die Utensilien auch. Dazu eignet sich die Pier hervorragend.
Es gibt Abendbrot; der Fööhrer hat zum Eintopf geladen; Doseneintopf,
konkreter: Erbseneintopf mit Würstchen. Die Besatzung freut sich immer
wieder darauf, ein Highlight. Die Alpha-Flagge wird eingeholt und die
Bundesdeutsche Flagge gesetzt. Hier geht das.
Eine streunende aber sehr gepflegte gelbe Katze gesellt sich zu uns, wir
sind unter Freunden .. also.
Sie hat Hunger und ist zutraulich. Es wird eine weitere Dose geöffnet;
Frühstücksfleisch für einige Cent ..um die Katze zu füttern. Als sie
Witterung aufnimmt ist das Geschrei und Gemautze riesengroß.
Sie rülpst und bekundet damit, daß sie satt ist und daß ich die Reste
fressen darf ..und das was runtergefallen ist. Meine Freundin und ich
prügeln sich darum, riesen Geschubse und Gerangel. Müssen wir doch auch den
Gürtel enger schnallen .. in diesen harten Zeiten.
Die Besatzung ist satt und sichtlich zu müde für ein Manöverschießen. Ich
lasse sie in Ruhe und kümmere mich um die Klamotten. Diesmal wird der
Dampfer abgeplant ..damit die Katze nicht reinkommt und sich zu mir in den
Schlafsack kuschelt; meine Freundin ist eifersüchtig und möchte das nicht.
Also soll der Dampfer abgeplant werden.
Dank der guten Systematik ist das kein Akt und schnell erledigt.
Wir schlafen schnell ein.
Dienstag, 02.05.2006
Wir stehen gegen 8.30 Uhr auf. Die Sonne lacht. Das Wetter ist heute ruhig.
Hmm.. alles sollte jetzt bzgl. Tauchen schnell gehen. An solchen Tagen
frischt der Wind gegen Mittag (wieder) ordentlich auf.
Übrigens für die Schwaben: Mittag heißt hier so ca. die Zeit zwischen 11.30
und 13.30 Uhr ..und nicht 11.30Uhr bis 17.00 Uhr oder noch später. Das nur
so am Rande und zum besseren Verständnis.
Ich begebe mich in "meine Puller-Ecke", oben an der Straße an so einem
kleinen Felsenvorsprung. Ich könnte auch draußen .. auf See ..und so, aber
das hier ist mein Revier, und ich war lange nicht mehr hier.
Meine Freundin begleitet mich ein Stück.
Von weitem sehe ich, daß in der Kurve zum Plateau, von dem ich die
Sportboote immer beobachtet hatte, etwas gelbes auf der Straße liegt. Zügig
gehe ich darauf zu. Es ist die hübsche Katze vom Vorabend. Das viele Blut
läßt darauf schließen, daß sie gleich tot war. Das arme Tierchen ist noch
ganz warm; es ist also noch nicht lange her. Ich hebe es auf und trage es in
eine bewachsene Felsmulde. Begraben kann ich die Katze leider nicht, überall
Felsen, keine Erde.
Der Tag ist in soweit für mich gelaufen. Wir haben nun alle Zeit der Welt,
ich mag nicht mehr Tauchen, zumindest nicht jetzt und gleich.
Wir laufen wieder den Vieux Port an und machen an der Tauchbasis von
Jean-Michel fest. Seine Barkasse hat gerade abgelegt, er ist auch diesmal
wieder nicht zu finden.
Die Spanierin empfängt uns herzlichst, .. wie immer. Es ist kein Problem,
wir können mit unserem Boot für ca. 2h am Steg der Barkasse bleiben (..ich
hätte sie auch schließlich am Vortag mit einem Bugschuß aus Rohr eins und
zwei versenken können..).
Die Tauchflasche wird zum Füllen abgegeben. Wir gehen in die Stadt, juhu!
Mir war nicht klar, daß dieses in diesem Urlaub geschehen würde. Denn ich
dachte immer an das unbeaufsichtigte Boot. Hier jedoch liegt es mehr als
sicher.
Zuerst noch wichtige Erledigungen tätigen, dann zu McDoof - ein Eis essen,
danach stürzen wir in das nahegelegene Internetcafe` um nach dem
Wetterverlauf zu schauen. Abgesehen vom Wind soll es ordentlich bleiben.
Ich liebe Marseille, trotz oder gerade dessen der leichten Anarchi. Hier ist
arm und reich vertreten, Reinheit und Schmutz, Wasser und weiße Felsen,
Inseln und Häfen, nervender Auto-/Mopped - Stau und einsame Plätze am
Wasser, vorbeiziehende Dampfer und zahlreiche Wracks, hübsche Menschen und
Möwen. Und das große Wasser, mein geliebtes Mittelmeer: In ihm ist der rauhe
Norden und der warme Süden vertreten, spiegelglatte See und haushohe Wellen
zu finden, trübes und glasklares Wasser wechseln sich ab. Man lebt hier
einfach und versucht klar zu kommen, jeder nach seinen Möglichkeiten, der
eine besser - der andere schlechter.
Ich komme an meinen beiden maritimen Läden einfach nicht wieder vorbei ohne
reinzuschauen. In dem einen finden sich diejenigen schönen Dinge, nach denen
ich Tauche und die ich Unterwasser zu finden hoffe: Maschinentelegraphen,
Schiffsglocken, Kleiderhaken, Beschläge und vieles mehr aus längst
vergangenen und schönen Zeiten.
Dann ist da noch der andere Laden, der Literaturladen. Hier nehme ich noch
eine dringend benötigte Seekarte mit... für den nächsten Urlaub:
"ABORDS SUD DE MARSEILLE"
DES ILES DU FRIOUL AL´ ILE DE JARRE
Maßstab 1 . 12.500
Damit kann man was anfangen. Die Detailkarte für die Nordseite hatte ich mir
kürzlich schon in Rostock bestellt und abgeholt. Auch noch andere Karten.
Doch die Südkarte war nicht möglich zu bekommen.
Mittags entscheide ich mich doch noch für einen Tauchgang. Noch ist das
Wetter beständig aber nicht mehr lange. Der hübschen Spanierin schenke ich
eine Picolo Sekt, sie freut sich sehr. Kleine Geschenke erhalten nunmal die
Freundschaft.
Wir starten in Richtung "Liban"!
Moses erblaßt wieder vor Neid, so teilt der scharfe Bug das Wasser.
Das Kielwasser sieht hinsichtlich Trimm der Maschine und Boot (wir sind
beladen) gesund aus. Meine Freundin sitzt auf der Liegefläche um doch noch
etwas den Bug zu drücken; nicht daß das Fliegengewicht nennenswert `was
bringen würde, aber dennoch.
Bei 55km/h (..für die Landratten unter den lieben Lesern) belasse ich es.
Mit dem Auto von Nord nach Süd würde es mehr als eine Stunde um diese Zeit
dauern, so nur Minuten. Ich kann mir ein sichtliches zufriedenes Grinsen bei
dem Gedanken daran nicht verkneifen, zudem das Wetter heute (bis jetzt) noch
top ist!
Der enge und flache Kanal beim Cap Croisette wird wieder , diesmal in cooler
Pose passiert, ich fahre, und die Leute dort droben schauen. Scheißegal! Das
_muß_ jetzt sein: Der Gashebel fliegt von Schleichfahrt auf AK ...nach
vorne! Die 6 Machos im AB schreien: "...na endlich .. du Pfeife!" Die
Servolenkung läßt eine enge 90° Kurve mit einer Hand zu; mir geht einer ab!
Die Hose ist naß! Und die Freundin purzelt von vorne nach hinten, dann in
der Kurve von rechts nach links. Ich werde das(!) heute Abend sicher teuer,
sehr teuer bezahlen und mich stundenlang bei ihr Einschleimen müssen ..
aber, das(!) war es wert! Ganz sicher!
Wir fahren über die "Liban" hinweg, der Fishfinderausschlag ist heftig.
Wenige Meter daneben fällt der Anker; hier ist sonst und in soweit
Sandgrund... sonst ist hier heute keiner, wir sind alleine;
Meer-Wrack-Sandgrund, meine Freundin ... und ich.
Die Schwimmleine mit Leuchtboje fliegt achtern über Bord, auch wenn heute
nahezu keine Strömung ist, jedoch merke ich, das Wind kommt .. aus
Ost-Südost, nicht die beste Richtung für einen TG an dem Dampfer. Wir
sollten uns beeilen in das Wasser zu kommen. Hier baut sich in
Null-komma-nix ein ordentliche Wellle auf, besonders bei der Windrichtung.
Der Anker wird allerdings nochmal gehievt und zusätzlich zum Kettenvorfach
noch die 30m Bleileine zwischengeschaltet, dat is mir sicherer; nich dat der
Dampfer nacher inne Klippen hängt und Spielball der Brandung wird.
Meine Freundin ist den Tränen nahe, sie möchte Tauchen, aber auch wieder
nicht. Schließlich ist es auch ihr Lieblingsplatz! Sie zu einem TG zu
überreden wäre falsch, ich überlasse gennerell ihr die Entscheidung; sie
bleibt oben. Ich erhalte das Okay für einen weiteren Solo-Tauchgang.
Schnell ist sie in das Notfallmanöver eingewiesen: Bei starker Welle/Sturm
am herausragenden Ende der 100m - Ankerleine einen Fänder antütern und alles
über Bord, Maschine absenken und starten und in der Nähe laufen.
Sollte ich aus welchen Gründen auch immer abtreiben oder mich mal verpeilen,
das gleiche Manöver bitte und mich einsammeln. Ankerhieven wäre dummes
Zeuch!
Rücklings kippe ich wie immer ab und tauche an der Ankerleine runter, die
70m lose hat. Üblicherweise die 3-fache Wassertiefe, aber für dieses Wetter
reicht es, und ich werde nicht lange bleiben.
Der Anker hat eine Spur von einem Meter gezogen um sich einzugraben, er
hält.
Der achtere Mast der Liban am Sandgrund liegt südlich vom Wrack, in der Nähe
des Ankers und weist mir den Weg zum achteren Deckshaus, das auf dem
Sandgrund neben dem Passagierdampfer steht.
Man kann vom Anker das Deckshaus sehen. Wichtig ist, daß ich mich, am
Deckshaus angekommen umdrehe, um zu schauen, ob ich auch den Anker (die
Ankerleine) auch noch sehe! Sollte das nicht der Fall sein könnte ich trotz
Kompaßpeilung zurück schwimmen und ein Reel legen. Ich habe aber hier und
heute keins mit; ich bin hier am Spot zu Hause und die Sicht ist
hinreichend.
Üblicherweise sollte man jedoch so verfahren.
Den TG habe ich wiedereinmal auf 30 min. der fairneßhalber begrenzt, die
Zeit ist knapp, ich werde im Bereich Achterschiff, Mittschiffs bleiben und
mich dem "Wedeln" am Sandgrund hingeben.
Da! Ein Tintenfäßchen, schöne Form, ich kenne es von Fotos aus den 60er
Jahren, lege ich frei. Leider auch nicht unbeschädigt.
Neidvoll habe ich aber und abermal die Literatur in den vergangenen Jahren
abends im Bettchen studiert und die Fotos betrachtet. Jetzt habe ich auch
eins! Die Freude ist groß!
Einen Teil eines Tellers/Schälchens finde ich ebenso, nur diesmal ohne
Wappen und ohne Muster am Rand. Dritte Klasse vielleicht? Egal, hier muß ich
in 5 Wochen wieder hin und viel Zeit mitbringen, das Verständnis von
Schiffen und deren Untergangsverhalten zahlt sich wie erwartet nun aus. Das
Leben ist schön .. abgesehen von dem (werk)-täglichen Ärger mit dem Chef!
Ich bin pünktlich wieder oben, nach 30min. und 38m Tiefe. Bei der Deco merke
ich, daß Wind aufgekommen ist und sich Welle aufbaut. Hatte ich auch nicht
anders erwartet.
Meine Freundin begrüßt mich sehnsüchtig mit einem großen Okay (Arme gebogen,
Hände berühren den Kopf). Wiederholung dieses internationalen
Taucherzeichens durch mich, schwimmen an die viel zu kurze Taucherleiter
(Bernd Brot würde das verstehen), der Sammelbeutel wird mit den Worten:
"..Paß blos verdammt auf!" übergeben.
Wir fahren auf die ablandige Seite von Ile Maire und gehen dort
windgeschützt vor Anker. Hier ist es warm und kuschelig. Wir entledigen uns
unserer Kleider und baden in der Sonne. Schnell mache ich ein Nickerchen ..
und träume vom Tauchen mit dem eigenen Boot....
Fortsetzung folgt....
(c) Rene Heese 2006
Hinweis: Entwurf, nicht auf Rechtschreibung geprüft.
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.... Die Sonne scheint noch (Sonnenstand), und es ist warm draußen. Wir
haben in soweit bis jetzt Glück mit dem Wetter; bißchen viel Wind aber
blauer Himmel.
Ich freue mich schon auf die Erkundung des Vorschiffes der "Batavia". Doch
für heute reicht es. Das Wasser ist mit 12°C noch recht frisch und den
Unterzieher hatte ich zu Hause recht dünn gewält.
Wir beschließen in Callelongue festzumachen und wollen dort auch
übernachten. Der kleine Fjord mit dem mehr als idyllischen kleinen
Fischerhafen, der klitzekleinen Mole und der winzigen Pier ist bzgl. der
Windrichtung heute ebenso geeignet wie Frioul. Zudem hatte ich vor zwei
Jahren mit einem Kimmkieler (Segler) dort schon einen Woche festgemacht und
weiß, daß man des Nachts von dunklen Gestalten in Ruhe gelassen wird. Zudem
ist der kleine Fjord unweit der "Batavia"-Position. Der 98er-VK - Preis an
der Wassertanke in Marseille - Vieux Port ist mit 1,68 Euro recht heftig;
ich mache mir Sorgen bei der hin und her - Raserei/Gurkerei um die
Wirtschaftskasse. Normal-Benzin, denn das würde für den Außenborder
konstruktiv reichen, ist an der Wassertanke nicht zu bekommen.
Meine Freundin muß sich um die Leinen kümmer, ich fahre. Weiß ich doch
zugut, wie flach ich mich an den Grund als Taucher pressen mußte bei
Bootsverkehr in diesem Fjord, ..viele UW-Steine, eine enge Einfahrt (wenige
Meter breit).
Alles wird an der Pier ausgeladen, ..alles. Das Boot muß durchgelüftet
werden, die Utensilien auch. Dazu eignet sich die Pier hervorragend.
Es gibt Abendbrot; der Fööhrer hat zum Eintopf geladen; Doseneintopf,
konkreter: Erbseneintopf mit Würstchen. Die Besatzung freut sich immer
wieder darauf, ein Highlight. Die Alpha-Flagge wird eingeholt und die
Bundesdeutsche Flagge gesetzt. Hier geht das.
Eine streunende aber sehr gepflegte gelbe Katze gesellt sich zu uns, wir
sind unter Freunden .. also.
Sie hat Hunger und ist zutraulich. Es wird eine weitere Dose geöffnet;
Frühstücksfleisch für einige Cent ..um die Katze zu füttern. Als sie
Witterung aufnimmt ist das Geschrei und Gemautze riesengroß.
Sie rülpst und bekundet damit, daß sie satt ist und daß ich die Reste
fressen darf ..und das was runtergefallen ist. Meine Freundin und ich
prügeln sich darum, riesen Geschubse und Gerangel. Müssen wir doch auch den
Gürtel enger schnallen .. in diesen harten Zeiten.
Die Besatzung ist satt und sichtlich zu müde für ein Manöverschießen. Ich
lasse sie in Ruhe und kümmere mich um die Klamotten. Diesmal wird der
Dampfer abgeplant ..damit die Katze nicht reinkommt und sich zu mir in den
Schlafsack kuschelt; meine Freundin ist eifersüchtig und möchte das nicht.
Also soll der Dampfer abgeplant werden.
Dank der guten Systematik ist das kein Akt und schnell erledigt.
Wir schlafen schnell ein.
Dienstag, 02.05.2006
Wir stehen gegen 8.30 Uhr auf. Die Sonne lacht. Das Wetter ist heute ruhig.
Hmm.. alles sollte jetzt bzgl. Tauchen schnell gehen. An solchen Tagen
frischt der Wind gegen Mittag (wieder) ordentlich auf.
Übrigens für die Schwaben: Mittag heißt hier so ca. die Zeit zwischen 11.30
und 13.30 Uhr ..und nicht 11.30Uhr bis 17.00 Uhr oder noch später. Das nur
so am Rande und zum besseren Verständnis.
Ich begebe mich in "meine Puller-Ecke", oben an der Straße an so einem
kleinen Felsenvorsprung. Ich könnte auch draußen .. auf See ..und so, aber
das hier ist mein Revier, und ich war lange nicht mehr hier.
Meine Freundin begleitet mich ein Stück.
Von weitem sehe ich, daß in der Kurve zum Plateau, von dem ich die
Sportboote immer beobachtet hatte, etwas gelbes auf der Straße liegt. Zügig
gehe ich darauf zu. Es ist die hübsche Katze vom Vorabend. Das viele Blut
läßt darauf schließen, daß sie gleich tot war. Das arme Tierchen ist noch
ganz warm; es ist also noch nicht lange her. Ich hebe es auf und trage es in
eine bewachsene Felsmulde. Begraben kann ich die Katze leider nicht, überall
Felsen, keine Erde.
Der Tag ist in soweit für mich gelaufen. Wir haben nun alle Zeit der Welt,
ich mag nicht mehr Tauchen, zumindest nicht jetzt und gleich.
Wir laufen wieder den Vieux Port an und machen an der Tauchbasis von
Jean-Michel fest. Seine Barkasse hat gerade abgelegt, er ist auch diesmal
wieder nicht zu finden.
Die Spanierin empfängt uns herzlichst, .. wie immer. Es ist kein Problem,
wir können mit unserem Boot für ca. 2h am Steg der Barkasse bleiben (..ich
hätte sie auch schließlich am Vortag mit einem Bugschuß aus Rohr eins und
zwei versenken können..).
Die Tauchflasche wird zum Füllen abgegeben. Wir gehen in die Stadt, juhu!
Mir war nicht klar, daß dieses in diesem Urlaub geschehen würde. Denn ich
dachte immer an das unbeaufsichtigte Boot. Hier jedoch liegt es mehr als
sicher.
Zuerst noch wichtige Erledigungen tätigen, dann zu McDoof - ein Eis essen,
danach stürzen wir in das nahegelegene Internetcafe` um nach dem
Wetterverlauf zu schauen. Abgesehen vom Wind soll es ordentlich bleiben.
Ich liebe Marseille, trotz oder gerade dessen der leichten Anarchi. Hier ist
arm und reich vertreten, Reinheit und Schmutz, Wasser und weiße Felsen,
Inseln und Häfen, nervender Auto-/Mopped - Stau und einsame Plätze am
Wasser, vorbeiziehende Dampfer und zahlreiche Wracks, hübsche Menschen und
Möwen. Und das große Wasser, mein geliebtes Mittelmeer: In ihm ist der rauhe
Norden und der warme Süden vertreten, spiegelglatte See und haushohe Wellen
zu finden, trübes und glasklares Wasser wechseln sich ab. Man lebt hier
einfach und versucht klar zu kommen, jeder nach seinen Möglichkeiten, der
eine besser - der andere schlechter.
Ich komme an meinen beiden maritimen Läden einfach nicht wieder vorbei ohne
reinzuschauen. In dem einen finden sich diejenigen schönen Dinge, nach denen
ich Tauche und die ich Unterwasser zu finden hoffe: Maschinentelegraphen,
Schiffsglocken, Kleiderhaken, Beschläge und vieles mehr aus längst
vergangenen und schönen Zeiten.
Dann ist da noch der andere Laden, der Literaturladen. Hier nehme ich noch
eine dringend benötigte Seekarte mit... für den nächsten Urlaub:
"ABORDS SUD DE MARSEILLE"
DES ILES DU FRIOUL AL´ ILE DE JARRE
Maßstab 1 . 12.500
Damit kann man was anfangen. Die Detailkarte für die Nordseite hatte ich mir
kürzlich schon in Rostock bestellt und abgeholt. Auch noch andere Karten.
Doch die Südkarte war nicht möglich zu bekommen.
Mittags entscheide ich mich doch noch für einen Tauchgang. Noch ist das
Wetter beständig aber nicht mehr lange. Der hübschen Spanierin schenke ich
eine Picolo Sekt, sie freut sich sehr. Kleine Geschenke erhalten nunmal die
Freundschaft.
Wir starten in Richtung "Liban"!
Moses erblaßt wieder vor Neid, so teilt der scharfe Bug das Wasser.
Das Kielwasser sieht hinsichtlich Trimm der Maschine und Boot (wir sind
beladen) gesund aus. Meine Freundin sitzt auf der Liegefläche um doch noch
etwas den Bug zu drücken; nicht daß das Fliegengewicht nennenswert `was
bringen würde, aber dennoch.
Bei 55km/h (..für die Landratten unter den lieben Lesern) belasse ich es.
Mit dem Auto von Nord nach Süd würde es mehr als eine Stunde um diese Zeit
dauern, so nur Minuten. Ich kann mir ein sichtliches zufriedenes Grinsen bei
dem Gedanken daran nicht verkneifen, zudem das Wetter heute (bis jetzt) noch
top ist!
Der enge und flache Kanal beim Cap Croisette wird wieder , diesmal in cooler
Pose passiert, ich fahre, und die Leute dort droben schauen. Scheißegal! Das
_muß_ jetzt sein: Der Gashebel fliegt von Schleichfahrt auf AK ...nach
vorne! Die 6 Machos im AB schreien: "...na endlich .. du Pfeife!" Die
Servolenkung läßt eine enge 90° Kurve mit einer Hand zu; mir geht einer ab!
Die Hose ist naß! Und die Freundin purzelt von vorne nach hinten, dann in
der Kurve von rechts nach links. Ich werde das(!) heute Abend sicher teuer,
sehr teuer bezahlen und mich stundenlang bei ihr Einschleimen müssen ..
aber, das(!) war es wert! Ganz sicher!
Wir fahren über die "Liban" hinweg, der Fishfinderausschlag ist heftig.
Wenige Meter daneben fällt der Anker; hier ist sonst und in soweit
Sandgrund... sonst ist hier heute keiner, wir sind alleine;
Meer-Wrack-Sandgrund, meine Freundin ... und ich.
Die Schwimmleine mit Leuchtboje fliegt achtern über Bord, auch wenn heute
nahezu keine Strömung ist, jedoch merke ich, das Wind kommt .. aus
Ost-Südost, nicht die beste Richtung für einen TG an dem Dampfer. Wir
sollten uns beeilen in das Wasser zu kommen. Hier baut sich in
Null-komma-nix ein ordentliche Wellle auf, besonders bei der Windrichtung.
Der Anker wird allerdings nochmal gehievt und zusätzlich zum Kettenvorfach
noch die 30m Bleileine zwischengeschaltet, dat is mir sicherer; nich dat der
Dampfer nacher inne Klippen hängt und Spielball der Brandung wird.
Meine Freundin ist den Tränen nahe, sie möchte Tauchen, aber auch wieder
nicht. Schließlich ist es auch ihr Lieblingsplatz! Sie zu einem TG zu
überreden wäre falsch, ich überlasse gennerell ihr die Entscheidung; sie
bleibt oben. Ich erhalte das Okay für einen weiteren Solo-Tauchgang.
Schnell ist sie in das Notfallmanöver eingewiesen: Bei starker Welle/Sturm
am herausragenden Ende der 100m - Ankerleine einen Fänder antütern und alles
über Bord, Maschine absenken und starten und in der Nähe laufen.
Sollte ich aus welchen Gründen auch immer abtreiben oder mich mal verpeilen,
das gleiche Manöver bitte und mich einsammeln. Ankerhieven wäre dummes
Zeuch!
Rücklings kippe ich wie immer ab und tauche an der Ankerleine runter, die
70m lose hat. Üblicherweise die 3-fache Wassertiefe, aber für dieses Wetter
reicht es, und ich werde nicht lange bleiben.
Der Anker hat eine Spur von einem Meter gezogen um sich einzugraben, er
hält.
Der achtere Mast der Liban am Sandgrund liegt südlich vom Wrack, in der Nähe
des Ankers und weist mir den Weg zum achteren Deckshaus, das auf dem
Sandgrund neben dem Passagierdampfer steht.
Man kann vom Anker das Deckshaus sehen. Wichtig ist, daß ich mich, am
Deckshaus angekommen umdrehe, um zu schauen, ob ich auch den Anker (die
Ankerleine) auch noch sehe! Sollte das nicht der Fall sein könnte ich trotz
Kompaßpeilung zurück schwimmen und ein Reel legen. Ich habe aber hier und
heute keins mit; ich bin hier am Spot zu Hause und die Sicht ist
hinreichend.
Üblicherweise sollte man jedoch so verfahren.
Den TG habe ich wiedereinmal auf 30 min. der fairneßhalber begrenzt, die
Zeit ist knapp, ich werde im Bereich Achterschiff, Mittschiffs bleiben und
mich dem "Wedeln" am Sandgrund hingeben.
Da! Ein Tintenfäßchen, schöne Form, ich kenne es von Fotos aus den 60er
Jahren, lege ich frei. Leider auch nicht unbeschädigt.
Neidvoll habe ich aber und abermal die Literatur in den vergangenen Jahren
abends im Bettchen studiert und die Fotos betrachtet. Jetzt habe ich auch
eins! Die Freude ist groß!
Einen Teil eines Tellers/Schälchens finde ich ebenso, nur diesmal ohne
Wappen und ohne Muster am Rand. Dritte Klasse vielleicht? Egal, hier muß ich
in 5 Wochen wieder hin und viel Zeit mitbringen, das Verständnis von
Schiffen und deren Untergangsverhalten zahlt sich wie erwartet nun aus. Das
Leben ist schön .. abgesehen von dem (werk)-täglichen Ärger mit dem Chef!
Ich bin pünktlich wieder oben, nach 30min. und 38m Tiefe. Bei der Deco merke
ich, daß Wind aufgekommen ist und sich Welle aufbaut. Hatte ich auch nicht
anders erwartet.
Meine Freundin begrüßt mich sehnsüchtig mit einem großen Okay (Arme gebogen,
Hände berühren den Kopf). Wiederholung dieses internationalen
Taucherzeichens durch mich, schwimmen an die viel zu kurze Taucherleiter
(Bernd Brot würde das verstehen), der Sammelbeutel wird mit den Worten:
"..Paß blos verdammt auf!" übergeben.
Wir fahren auf die ablandige Seite von Ile Maire und gehen dort
windgeschützt vor Anker. Hier ist es warm und kuschelig. Wir entledigen uns
unserer Kleider und baden in der Sonne. Schnell mache ich ein Nickerchen ..
und träume vom Tauchen mit dem eigenen Boot....
Fortsetzung folgt....
(c) Rene Heese 2006
Hinweis: Entwurf, nicht auf Rechtschreibung geprüft.