Teil 3
Blick auf den Armcomputer: etwas unterhalb 40 Meter. Die D12 ist mit 225 bar (kalt) übervoll – ich habe ausreichend Zeit. So war es an der Oberfläche und ich stehe noch grundsätzlich am Anfang des Tauchgangs.
Okay, dann etwas absinken, damit sich das Netz an den Stufen/Ventilen leicht strafft; löse ich einzelne Maschen so schnellen sie eher nach oben, als dass sie in der Gegend herumtreiben und sich erneut verheddern. Ich habe verdammtes Glück, viel ist nicht auszutütern und es gelingt mir recht unspektakulär in einigen Minuten - die mir aber zu Stunden werden. Ich halte mich mit der linken Hand dabei an einem Metallteil fest, zwischen zwei Fingern ist die Leine geklemmt – bloß nicht die Tarierung verlieren! Aus dem Wing aussteigen muss ich Gott sei Dank nicht! Das Ergebnis ist zufrieden stellend und täuscht über die Gefahr an sich hinweg, sodass ich beschließe, nun mein wimmerndes Bleilot zu bergen. Ich sehe, dass die Leine in einer Luke verschwindet. Hier, unmittelbar auf dem Schiffsdeck (oder ähnlichem) ist die Sichtweite auf etwa drei Meter gestiegen und in der Luke an sich liegt sie noch darüber. Ich kann mein liebes Bleilot sehen - danke der Lampe. Jacket anblasen und es zügig heraufholen. Ich will hier weg – zumindest für heute! Mit Lot und daran befestigter Leine tauche ich zurück – unterhalb an dem verhassten Netz vorbei. Nun leuchtet meine Kowalski das Teil von vorhin an. Einige Sekunden nehme ich mir und erkenne eine Kanone. Nun egal, ich war wohl eh in die falsche Richtung unterwegs. Ich halte mich jetzt leicht rechts, sodass ich unweigerlich beim Höhersteigen auf die fixe Muring treffen muss – der Winkel! Und so ist es auch. Meine Leine schlägt leicht nach links aus und zeigt mir somit die Vertikale der Muring an. Die leichte Strömung hat dafür gesorgt, dass sich meine Leine nicht an einem Wrackteil verschlungen hat, sie ist während des Rückweges beinahe straff geblieben. Ich habe sie nicht aufgeschossen, damit ich mich nicht zu guter letzt in ihr verfange.
Das Lot wird immer „schwerer“ in meiner Hand. Ich kann mich hier an der Muring in relativer Sicherheit wiegen und hole den gelben Hebesack hervor. Das Lot ist schnell eingeklinkt und der Sack neutral angeblasen. Mein Kopf ist leer, noch schießt mir nichts ein, ich konzentriere mich auf die notwendige minimal mögliche Deco. Ich will jetzt nach Hause…
Oben an der Oberfläche sind meine Luftblasen für meine Freundin nur im Bereich Hebesack sichtbar, den ich ab 6 Meter an die Oberfläche lasse. Damit ist für sie die Situation erst einmal hinreichend und wie besprochen. Denn die orangefarbene Boje ist viele Meter davon abgetrieben. Der Schwimmkörper der Muring liegt auf 6 Meter und für die 3,5 Meter Deco wähle ich den gelben Sack und lasse mich treiben.
Mein Kopf zeigt sich an der Wasseroberfläche, gefolgt von einem Rundumblick – wo wohl das Boot sein könnte. Nicht weit weg! Ich gebe jetzt das „große Okay-Zeichen“ und bekomme die gleiche Antwort.
Sicher und gekonnt manövriert sie das Boot seitlich zu mir, sodass ich nach zwei Schwimmzügen an die seitlich achtern angebrachte Hühnerleiter gelange. Ich reiche ihr die Flossen hoch, dann klettere ich hinauf. Als ich auf dem Schlauch knie, spucke ich den Regler aus: „Hardcore! Ein reiner Hardcore-Tauchgang! Null Sicht!“
Sie sagt nichts …
Breitbeinig stehe ich noch im geschlossen gehaltenen Trocki, mit Sonnenbrille und Basecap auf, … mit in die Hüften gestützten Fäusten auf der Luke 1 unseres Bootes und blicke starr auf die See. Der Motor ist aus. Das Boot wankt leicht, etwas Wind ist aufgekommen und die See kräuselt sich.
„Was sollte das mit dem Scheiß-Netz ... hääh? Was sollte das? Los! Sag`s mir!“ Brülle ich die See an. „Was habe ich getan? Hääh? Wo warst du?“ Fahre ich fort.
„Nichts hast du getan. Eben!“ Antwortet mir das Meer. „Behalte die Grenzen im Auge! Ich war da. Es ist nichts passiert. Heute ist nichts passiert. Behalte die Grenzen im Auge … behalte die Grenzen im Auge … behalte die Grenzen im Auge … „ Die Stimme wird immer leiser, bis sie gänzlich verstummt.
„Haaa … ääh … hrrg … hast du das eben gehört? … Die Stimmen?“ wende ich mich aufgeregt meiner Freundin zu und zeige nach vorne – über den Bug auf die See.
„Ja, dein Gebrüll habe ich gehört! Drehst du gerade durch? Und was ist mit dem Netz gewesen?“ fragt sie auch etwas lauter.
„Nichts … gar nichts. Da war ein Netz im Weg! Mehr nicht. Scheiß Sicht da unten.“ Wende ich mich ab und beginne den Tauchdampfer aufzurödeln.
„In den Hafen? Oder noch büschen Boot fahren?“ frage ich lakonisch. „Der Tag ist noch jung!“
„Ja, lass uns noch ein wenig Boot fahren. Ich möchte mal Banyuls vom Meer aus sehen. Und dann kannst du mir in Ruhe deinen Tauchgang erzählen.“ Erwidert sie nun hübsch lächelnd.
„Ja gut. Ich suche mal die Position der „Astrèe“ auf dem GPS raus, dann können wir den Dampfer mal überlaufen … und die „Saumur“ auch … und an die Klippen zur „Pytheas“ fahren. Mal sehen, was der Fishfinder dazu sagt.“
… das Netz scheint doch recht schnell in Vergessenheit zu geraten …
Blick auf den Armcomputer: etwas unterhalb 40 Meter. Die D12 ist mit 225 bar (kalt) übervoll – ich habe ausreichend Zeit. So war es an der Oberfläche und ich stehe noch grundsätzlich am Anfang des Tauchgangs.
Okay, dann etwas absinken, damit sich das Netz an den Stufen/Ventilen leicht strafft; löse ich einzelne Maschen so schnellen sie eher nach oben, als dass sie in der Gegend herumtreiben und sich erneut verheddern. Ich habe verdammtes Glück, viel ist nicht auszutütern und es gelingt mir recht unspektakulär in einigen Minuten - die mir aber zu Stunden werden. Ich halte mich mit der linken Hand dabei an einem Metallteil fest, zwischen zwei Fingern ist die Leine geklemmt – bloß nicht die Tarierung verlieren! Aus dem Wing aussteigen muss ich Gott sei Dank nicht! Das Ergebnis ist zufrieden stellend und täuscht über die Gefahr an sich hinweg, sodass ich beschließe, nun mein wimmerndes Bleilot zu bergen. Ich sehe, dass die Leine in einer Luke verschwindet. Hier, unmittelbar auf dem Schiffsdeck (oder ähnlichem) ist die Sichtweite auf etwa drei Meter gestiegen und in der Luke an sich liegt sie noch darüber. Ich kann mein liebes Bleilot sehen - danke der Lampe. Jacket anblasen und es zügig heraufholen. Ich will hier weg – zumindest für heute! Mit Lot und daran befestigter Leine tauche ich zurück – unterhalb an dem verhassten Netz vorbei. Nun leuchtet meine Kowalski das Teil von vorhin an. Einige Sekunden nehme ich mir und erkenne eine Kanone. Nun egal, ich war wohl eh in die falsche Richtung unterwegs. Ich halte mich jetzt leicht rechts, sodass ich unweigerlich beim Höhersteigen auf die fixe Muring treffen muss – der Winkel! Und so ist es auch. Meine Leine schlägt leicht nach links aus und zeigt mir somit die Vertikale der Muring an. Die leichte Strömung hat dafür gesorgt, dass sich meine Leine nicht an einem Wrackteil verschlungen hat, sie ist während des Rückweges beinahe straff geblieben. Ich habe sie nicht aufgeschossen, damit ich mich nicht zu guter letzt in ihr verfange.
Das Lot wird immer „schwerer“ in meiner Hand. Ich kann mich hier an der Muring in relativer Sicherheit wiegen und hole den gelben Hebesack hervor. Das Lot ist schnell eingeklinkt und der Sack neutral angeblasen. Mein Kopf ist leer, noch schießt mir nichts ein, ich konzentriere mich auf die notwendige minimal mögliche Deco. Ich will jetzt nach Hause…
Oben an der Oberfläche sind meine Luftblasen für meine Freundin nur im Bereich Hebesack sichtbar, den ich ab 6 Meter an die Oberfläche lasse. Damit ist für sie die Situation erst einmal hinreichend und wie besprochen. Denn die orangefarbene Boje ist viele Meter davon abgetrieben. Der Schwimmkörper der Muring liegt auf 6 Meter und für die 3,5 Meter Deco wähle ich den gelben Sack und lasse mich treiben.
Mein Kopf zeigt sich an der Wasseroberfläche, gefolgt von einem Rundumblick – wo wohl das Boot sein könnte. Nicht weit weg! Ich gebe jetzt das „große Okay-Zeichen“ und bekomme die gleiche Antwort.
Sicher und gekonnt manövriert sie das Boot seitlich zu mir, sodass ich nach zwei Schwimmzügen an die seitlich achtern angebrachte Hühnerleiter gelange. Ich reiche ihr die Flossen hoch, dann klettere ich hinauf. Als ich auf dem Schlauch knie, spucke ich den Regler aus: „Hardcore! Ein reiner Hardcore-Tauchgang! Null Sicht!“
Sie sagt nichts …
Breitbeinig stehe ich noch im geschlossen gehaltenen Trocki, mit Sonnenbrille und Basecap auf, … mit in die Hüften gestützten Fäusten auf der Luke 1 unseres Bootes und blicke starr auf die See. Der Motor ist aus. Das Boot wankt leicht, etwas Wind ist aufgekommen und die See kräuselt sich.
„Was sollte das mit dem Scheiß-Netz ... hääh? Was sollte das? Los! Sag`s mir!“ Brülle ich die See an. „Was habe ich getan? Hääh? Wo warst du?“ Fahre ich fort.
„Nichts hast du getan. Eben!“ Antwortet mir das Meer. „Behalte die Grenzen im Auge! Ich war da. Es ist nichts passiert. Heute ist nichts passiert. Behalte die Grenzen im Auge … behalte die Grenzen im Auge … behalte die Grenzen im Auge … „ Die Stimme wird immer leiser, bis sie gänzlich verstummt.
„Haaa … ääh … hrrg … hast du das eben gehört? … Die Stimmen?“ wende ich mich aufgeregt meiner Freundin zu und zeige nach vorne – über den Bug auf die See.
„Ja, dein Gebrüll habe ich gehört! Drehst du gerade durch? Und was ist mit dem Netz gewesen?“ fragt sie auch etwas lauter.
„Nichts … gar nichts. Da war ein Netz im Weg! Mehr nicht. Scheiß Sicht da unten.“ Wende ich mich ab und beginne den Tauchdampfer aufzurödeln.
„In den Hafen? Oder noch büschen Boot fahren?“ frage ich lakonisch. „Der Tag ist noch jung!“
„Ja, lass uns noch ein wenig Boot fahren. Ich möchte mal Banyuls vom Meer aus sehen. Und dann kannst du mir in Ruhe deinen Tauchgang erzählen.“ Erwidert sie nun hübsch lächelnd.
„Ja gut. Ich suche mal die Position der „Astrèe“ auf dem GPS raus, dann können wir den Dampfer mal überlaufen … und die „Saumur“ auch … und an die Klippen zur „Pytheas“ fahren. Mal sehen, was der Fishfinder dazu sagt.“
… das Netz scheint doch recht schnell in Vergessenheit zu geraten …
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