„Schiff im Nebel“
Teil 4
Die Fanfare des ersten Portofino-Busses weckt mich. Dieses Geräusch ist so einzigartig, dass ich sofort weiß wo ich bin – sonst habe ich ja immer Probleme damit…
Die See ist ruhig – nahezu spiegelglatt; die Sonne steht bereits über den Bergen und das auch schon ein Stück höher als mir lieb ist.
Die Schiebetür fliegt auf und ich begebe ich zu der kleinen Bank direkt an die kleine Mauer, direkt am Meer. Die Beine sind übergeschlagen, mein Rücken ist bequem angelehnt und die gekniffenen Augen versuchen auf das weite Meer hinauszuschauen. Derweilen rödelt meine liebe Freundin den Bus auf und gesellt sich etwas später zu mir.
„Nich` rum sitzen … hia! Wir müssen per Pedes zum Boot und das ist weit! Also los … komm!“
Es herrscht bereits emsiges Treiben in St. Margharita. Wir schließen uns dem an und schrauben die Tauchausrüstung zusammen. Es gibt noch einen Kaffee, Brötchen und Eier – ich liebe Eier zum Frühstück – und Kakao.
„Was machen wir heute?“ Lautet meine Frage bequem am Bootstisch frühstückend.
„Geh doch an die „Genova“. Ich weiß doch wie gerne du das möchtest.“
„Wat du neuerdings imma mit da „Genova“ hast? Der Pott liegt hia auf 61 Meter – gleich um die Ecke, jeder kennt ihn, jeder hat ihn vergewaltigt und ich war auch schon dort. Der liegt völlig im Mulm. Nur an wenigen Tagen ist dort gute Sicht. Ich gehe runter, stelle fest dass schlechte Sicht ist und ich nicht effizient sein kann, breche ab und die D12er ist angeschlagen und ein zweiter tiefer Tauchgang in der Grund- / Decozeit kaum zu bewerkstelligen. Und dann heute Nachmittag mit Stickstoff satt, noch über den Herrn Bernhard Dino klettern. Also, was möchtest du nun machen?“
Es folgt Stille.
„Gut.“ Sage ich „Dann gehen wir zusammen noch mal an die „Sestri KT“ oder an den U-Jäger auf knapp vierzig. Machen wir eben ein KT-Wochenend daraus.“
Die Reedereiflagge steht wie ein Brett und die Gastlandflagge ebenso. Noch ist die große Alpha-Flagge nicht entfaltet. Mit dreimal Wahnsinnige folgen wir dem Richtungspfeil auf dem GPS-Gerät; Kurs „KT“.
Irgend so ein „Fleck“ ist in unserer Richtung zu sehen; genau im Planquadrat laut GPS-Gerät.
„Hey … EinsWehOh! Flottenkalender rausholen, Schattenriss abgleichen und identifizieren! Geben sie Signal: Alle Mann auf Gefechtsstation!“
Arrrng-arrrng-arrrng-arrrng-…!
„Hier Hää Kaleu! Ganz klar: Achtfünfziger Zodiak, altes Modell, liegt sehr tief im Wasser, hält gestoppt!“
„Da wird vielleicht ein anderes Boot vor uns schon dran gewesen sein … EinsWehOh … und hat`s ihm nur halbherzig besorgt! Lassen sie Fangschuss vorbereiten! Und sicherheitshalber die Acht-Komma-Acht besetzen!“
„Jawoll-Hää-Kaleu!“
Beim Näherkommen bestätigt sich mein Verdacht: Es ist ein sehr tief im Wasser liegender Tauchdampfer, mit zehn Tekkis und einem Skipper an Bord. Das einzige was gerade noch so zu sehen ist – oberhalb der Wasserlinie, ist die Decksladung: die zehn schweren aufrecht stehenden riesigen Doppelgeräte und die wild umher springenden armen Menschen. Die vielen Stages in den Laderäumen müssen bereits überflutet sein. Der Dampfer hat nur noch wenig Freibord. Kommen jetzt Wind und Welle auf, säuft der Dampfer augenblicklich ab. Und keine Rettungsboote weit und breit.
„Der hat genug EinsWehOh. Die sind erledigt. Fragen sie mal an EinsWehOh!“ Befehle ich mit leiser Stimme.
„Nennn..en-siiie-iiihrennn-Schiffsssnaaamen-und-iiihre-Nationalität!“
Elf Gesichter schauen nun bedeppert zu uns herüber.
„Brauuu..chennn-Siiie-Hilllfe?“ Ruft mein EinsWehOh mildernd mit der Flüstertüte rüber.
Aber erst als ich die große Alpha-Flagge entfalte, bricht drüben wildes Geschrei aus.
„Man … dat sind ja Italiener …!“ Bestätigt mir mein EinsWehOh. Ich hatte es bereits vermutet…
Meine Traumblase platzt, als meine Freundin mich anspricht: „Ich glaube da sind schon andere an der „KT“ dran.“
„Ja, sieht wohl so aus. Genau eins fehlt an `nem Rudel!“ Ich klopfe mir grinsend auf die Schenkel: „Schade, ich hätte gerne mal `n Rudel Tekkis gesehen. Wieder nix! Oder sind `n Rudel nur sechs? Ist auch wurscht!“
Ich fahre näher heran, bis auf Rufweite. Dann strecke ich meinen linken Arm aus und male mit dem Zeigefinger rechter Hand eine große virtuelle Uhr auf und kreise im Uhrzeigersinn.
„Sprechen sie Englisch?“ Hallt es nun von drüber mit Frauenstimme herüber.
Ich bekomme auf Anfrage mitgeteilt, dass die Truppe in etwa einer Stunde wohl wieder oben sein wird. Ich lege die rechte und flach gehaltene Hand an die Schläfe und verabschiede mich somit. In gehöriger Entfernung stoppe ich und stelle den Motor ab.
„Und nu`?“ Frage ich „Wir verlieren eine wertvolle Stunde, und zudem klebt sich die Truppe garantiert gegenseitig die Maske zu und poltert zum Training in geschlossener Formation blind durch den Aufbau und mulmt dabei dermaßen rum, dass für Tage die Sicht restlos im Arsch ist. Und zudem legen sie bestimmt noch Unmengen an Riiiehls und Schpuuhls aus, in denen wir uns anschließend hoffnungslos verfangen werden. Ich denke, wir sollten Umdisponieren!“ Schlage ich vor und danach: „Wollen wir zusammen an den U-Jäger gehen?“
„Ach lass ma`! Mach`du dann mal dein Ding. Ist schon okay.“
„Nun gut.“ Antworte ich „Dann gib mir mal den Zettel mit den nunmehr acht unbekannte Wracks.“
Die Seekarte wird ausgebreitet und die acht Positionen bezüglich der Tiefe abgeglichen.
„Hier … das ist das einzig flache Wrack. Liegt in der Nähe vom Cap bei Portofino in freier See. Nur knapp 65 Meter. Aber … da habe ich irgendwie keinen Bock drauf. Ich denke, da waren schon welche dran; gute Sicht und recht flach. Ich nehmen den hier!“ Entscheide ich mich nach einiger Überlegung.
„Hier der Zettel. Gib mir mal die Position „3“ durch. Ich programmiere das GPS-Gerät.“
„Vierundvierzig Grad Nord …“
Schnell tippe ich die genannte Position in das Gerät, speichere sie ab und gehe anschließend auf „Go to“. Wir müssen weit fahren – vielleicht xxx Kilometer schräge auf die freie See hinaus.
„Wie tief liegt die Position denn?“ Fragt mich meine Freundin – momentan noch grinsender Weise.
„Oooch … geht so … ist noch machbar.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage!“ Erwidert sie nun etwas energisch.
„Ich will nur mal gucken … ist eh zu ungenau … weiß ich nicht genau!“ Dabei kratze ich mir den Kopf.
„Wie-tief?“ Fragt sie noch mal nach geraumer Zeit.
„82 Meter … man!“
Danach ist Ruhe, sie dreht sich lediglich um…
Teil 4
Die Fanfare des ersten Portofino-Busses weckt mich. Dieses Geräusch ist so einzigartig, dass ich sofort weiß wo ich bin – sonst habe ich ja immer Probleme damit…
Die See ist ruhig – nahezu spiegelglatt; die Sonne steht bereits über den Bergen und das auch schon ein Stück höher als mir lieb ist.
Die Schiebetür fliegt auf und ich begebe ich zu der kleinen Bank direkt an die kleine Mauer, direkt am Meer. Die Beine sind übergeschlagen, mein Rücken ist bequem angelehnt und die gekniffenen Augen versuchen auf das weite Meer hinauszuschauen. Derweilen rödelt meine liebe Freundin den Bus auf und gesellt sich etwas später zu mir.
„Nich` rum sitzen … hia! Wir müssen per Pedes zum Boot und das ist weit! Also los … komm!“
Es herrscht bereits emsiges Treiben in St. Margharita. Wir schließen uns dem an und schrauben die Tauchausrüstung zusammen. Es gibt noch einen Kaffee, Brötchen und Eier – ich liebe Eier zum Frühstück – und Kakao.
„Was machen wir heute?“ Lautet meine Frage bequem am Bootstisch frühstückend.
„Geh doch an die „Genova“. Ich weiß doch wie gerne du das möchtest.“
„Wat du neuerdings imma mit da „Genova“ hast? Der Pott liegt hia auf 61 Meter – gleich um die Ecke, jeder kennt ihn, jeder hat ihn vergewaltigt und ich war auch schon dort. Der liegt völlig im Mulm. Nur an wenigen Tagen ist dort gute Sicht. Ich gehe runter, stelle fest dass schlechte Sicht ist und ich nicht effizient sein kann, breche ab und die D12er ist angeschlagen und ein zweiter tiefer Tauchgang in der Grund- / Decozeit kaum zu bewerkstelligen. Und dann heute Nachmittag mit Stickstoff satt, noch über den Herrn Bernhard Dino klettern. Also, was möchtest du nun machen?“
Es folgt Stille.
„Gut.“ Sage ich „Dann gehen wir zusammen noch mal an die „Sestri KT“ oder an den U-Jäger auf knapp vierzig. Machen wir eben ein KT-Wochenend daraus.“
Die Reedereiflagge steht wie ein Brett und die Gastlandflagge ebenso. Noch ist die große Alpha-Flagge nicht entfaltet. Mit dreimal Wahnsinnige folgen wir dem Richtungspfeil auf dem GPS-Gerät; Kurs „KT“.
Irgend so ein „Fleck“ ist in unserer Richtung zu sehen; genau im Planquadrat laut GPS-Gerät.
„Hey … EinsWehOh! Flottenkalender rausholen, Schattenriss abgleichen und identifizieren! Geben sie Signal: Alle Mann auf Gefechtsstation!“
Arrrng-arrrng-arrrng-arrrng-…!
„Hier Hää Kaleu! Ganz klar: Achtfünfziger Zodiak, altes Modell, liegt sehr tief im Wasser, hält gestoppt!“
„Da wird vielleicht ein anderes Boot vor uns schon dran gewesen sein … EinsWehOh … und hat`s ihm nur halbherzig besorgt! Lassen sie Fangschuss vorbereiten! Und sicherheitshalber die Acht-Komma-Acht besetzen!“
„Jawoll-Hää-Kaleu!“
Beim Näherkommen bestätigt sich mein Verdacht: Es ist ein sehr tief im Wasser liegender Tauchdampfer, mit zehn Tekkis und einem Skipper an Bord. Das einzige was gerade noch so zu sehen ist – oberhalb der Wasserlinie, ist die Decksladung: die zehn schweren aufrecht stehenden riesigen Doppelgeräte und die wild umher springenden armen Menschen. Die vielen Stages in den Laderäumen müssen bereits überflutet sein. Der Dampfer hat nur noch wenig Freibord. Kommen jetzt Wind und Welle auf, säuft der Dampfer augenblicklich ab. Und keine Rettungsboote weit und breit.
„Der hat genug EinsWehOh. Die sind erledigt. Fragen sie mal an EinsWehOh!“ Befehle ich mit leiser Stimme.
„Nennn..en-siiie-iiihrennn-Schiffsssnaaamen-und-iiihre-Nationalität!“
Elf Gesichter schauen nun bedeppert zu uns herüber.
„Brauuu..chennn-Siiie-Hilllfe?“ Ruft mein EinsWehOh mildernd mit der Flüstertüte rüber.
Aber erst als ich die große Alpha-Flagge entfalte, bricht drüben wildes Geschrei aus.
„Man … dat sind ja Italiener …!“ Bestätigt mir mein EinsWehOh. Ich hatte es bereits vermutet…
Meine Traumblase platzt, als meine Freundin mich anspricht: „Ich glaube da sind schon andere an der „KT“ dran.“
„Ja, sieht wohl so aus. Genau eins fehlt an `nem Rudel!“ Ich klopfe mir grinsend auf die Schenkel: „Schade, ich hätte gerne mal `n Rudel Tekkis gesehen. Wieder nix! Oder sind `n Rudel nur sechs? Ist auch wurscht!“
Ich fahre näher heran, bis auf Rufweite. Dann strecke ich meinen linken Arm aus und male mit dem Zeigefinger rechter Hand eine große virtuelle Uhr auf und kreise im Uhrzeigersinn.
„Sprechen sie Englisch?“ Hallt es nun von drüber mit Frauenstimme herüber.
Ich bekomme auf Anfrage mitgeteilt, dass die Truppe in etwa einer Stunde wohl wieder oben sein wird. Ich lege die rechte und flach gehaltene Hand an die Schläfe und verabschiede mich somit. In gehöriger Entfernung stoppe ich und stelle den Motor ab.
„Und nu`?“ Frage ich „Wir verlieren eine wertvolle Stunde, und zudem klebt sich die Truppe garantiert gegenseitig die Maske zu und poltert zum Training in geschlossener Formation blind durch den Aufbau und mulmt dabei dermaßen rum, dass für Tage die Sicht restlos im Arsch ist. Und zudem legen sie bestimmt noch Unmengen an Riiiehls und Schpuuhls aus, in denen wir uns anschließend hoffnungslos verfangen werden. Ich denke, wir sollten Umdisponieren!“ Schlage ich vor und danach: „Wollen wir zusammen an den U-Jäger gehen?“
„Ach lass ma`! Mach`du dann mal dein Ding. Ist schon okay.“
„Nun gut.“ Antworte ich „Dann gib mir mal den Zettel mit den nunmehr acht unbekannte Wracks.“
Die Seekarte wird ausgebreitet und die acht Positionen bezüglich der Tiefe abgeglichen.
„Hier … das ist das einzig flache Wrack. Liegt in der Nähe vom Cap bei Portofino in freier See. Nur knapp 65 Meter. Aber … da habe ich irgendwie keinen Bock drauf. Ich denke, da waren schon welche dran; gute Sicht und recht flach. Ich nehmen den hier!“ Entscheide ich mich nach einiger Überlegung.
„Hier der Zettel. Gib mir mal die Position „3“ durch. Ich programmiere das GPS-Gerät.“
„Vierundvierzig Grad Nord …“
Schnell tippe ich die genannte Position in das Gerät, speichere sie ab und gehe anschließend auf „Go to“. Wir müssen weit fahren – vielleicht xxx Kilometer schräge auf die freie See hinaus.
„Wie tief liegt die Position denn?“ Fragt mich meine Freundin – momentan noch grinsender Weise.
„Oooch … geht so … ist noch machbar.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage!“ Erwidert sie nun etwas energisch.
„Ich will nur mal gucken … ist eh zu ungenau … weiß ich nicht genau!“ Dabei kratze ich mir den Kopf.
„Wie-tief?“ Fragt sie noch mal nach geraumer Zeit.
„82 Meter … man!“
Danach ist Ruhe, sie dreht sich lediglich um…
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