Messerschmitt Oberammergau

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  • erwin210360
    Ritter


    • 27.05.2005
    • 555
    • Schwäbisch Hall, BW

    #16
    Zitat von schaumal571
    Also Leutchen, ich suche immer noch verzweifelt nach Listen bzgl. Mitarbeiter der Messerschmitt in Oberammergau.
    Es geht da um eine private Sache, die ich endlich klären möchte Hilfe ich verzweifle noch

    Mfg Bernd
    Hallo Bernd,
    gibt es dort kein Stadtarchiv wo man nachforschen könnte?

    Gruß Erwin
    Gruss Erwin

    In jeder Minute, die du mit Ärger verbringst, verschwendest du 60 glückliche Sekunden deines Lebens.

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    • =Spooky=
      Ritter


      • 09.06.2007
      • 467
      • Königreich Bayern

      #17
      Keine Ahnung ob's weiterhilft - habe diesen "Einmerker" heute in einem Buch gefunden, passt aber zum Thema.

      Quelle: Münchner Merkur, irgendwann vor vielen vielen Jahren...

      Hatte irgendwo den Begriff "Weingut" hier im Threat gelesen, hab' da auch noch ein paar Fotos davon, war letztes Jahr mal auf "Besichtigung" dort
      Angehängte Dateien
      greets
      =Spooky=

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      • Bingo
        Heerführer

        • 06.10.2001
        • 2553
        • Siegen
        • In einem Archiv nicht erforderlich

        #18
        Hast du dir die beiden folgenden Bücher angeschaut?

        Richard Heigl: Die Messerschmitt AG in Oberammergau (1943-1945) - Auslagerung, Projekte, Fremdarbeitereinsatz. In: Mohr - Löwe - Raute - Beiträge zur Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen - Band 3. Verein für Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen e.V., Garmisch-Partenkirchen, 1995. S. 233-263.

        Christine Rädlinger: Rüstungsbetriebe am Ort". In: "Zwischen Tradition und Fortschritt - Oberammergau 1869-2000. Gemeinde Oberammergau. Oberammergau, 2002. S.198-207. ISBN 3-930000-08-3

        Gruß
        Bingo

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        • Bingo
          Heerführer

          • 06.10.2001
          • 2553
          • Siegen
          • In einem Archiv nicht erforderlich

          #19
          Zur Flugzeugfabrik Oberammergau siehe auch:



          Gruß
          Bingo

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          • Bingo
            Heerführer

            • 06.10.2001
            • 2553
            • Siegen
            • In einem Archiv nicht erforderlich

            #20
            Zitat aus dem Buch aus dem Buch "Oberammergau im Dritten Reich 1933-1945" von Ludwig Utschneider (Kapitel 8.3), Erschienen 2000 beim Historischen Verein Oberammergau, ISBN 3-9807212-0-5:

            "8.3. Oberammergau als Standort der Rüstungsindustrie
            Das Deutsche Reich geriet bald nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ins Visier alliierter Bombenangriffe. 1940 wurde erstmals München, die Hauptstadt der Bewegung, von Bomberverbänden heimgesucht. Die für den Krieg wichtigen Industrieunternehmen befanden sich in ihrer Mehrzahl im Bereich der Ballungsräume und waren eines der bevorzugten Ziele der alliierten Luftwaffe. Die Reichsregierung stellte daher frühzeitig Pläne auf, um die kriegswichtigen Betriebe notfalls in sichere Gebiete zu verlagern. Das Gebiet der Gemeinde Oberammergau bot sich dafür aus mehreren Gründen an. Durch seine geographische Lage in den bayerischen Alpen war es weit weg von den großen Städten und für die gegnerische Luftwaffe nur schwer erreichbar. Durch den Fremdenverkehr verfügte man andererseits über eine große Zahl an Unterkünften, die für die Beschäftigten der Rüstungsbetriebe nötig waren. Außerdem existierte im Ammertal mit der Kaserne der Wehrmacht ein großes, erst kürzlich errrichtetes Areal, das geeignet schien, Unternehmen nach Oberammergau zu verlagern. Im Herbst 1943 wurde ein Werk der Messerschmidt AG in die Gemeinde verlegt, das seitdem das Geschehen im Ort dominierte.

            Im Frühjahr 1942 wurden erstmals 70 Arbeiter aus der Wiener Rüstungsindustrie in Oberammergau untergebracht. Auf Befehl von Adolf Hitler soll die Messerschmidt AG veranlaßt worden sein, ihren Betrieb nach Oberammergau zu verlegen. Diese Aussage beruht allerdings auf Aussagen des damaligen Bürgermeisters Alfred Bierling und ist ansonsten nicht nachprüfbar. Ende September 1943 begann die schon länger vorbereitete Verlegung des Betriebes und die Räumung der Unterkünfte im Ort. Wegen der Luftangriffe auf die Werke bei Regensburg, Augsburg und in der Wiener Neustadt war die Verlegung unumgänglich geworden. Ludwig Bölkow, der damals als einer der Versuchsingenieure ebenfalls nach Oberammergau kam, nennt in seinen Erinnerungen allerdings keine Gründe, warum gerade in Oberammergau dieses Zweigwerk eingerichtet worden ist.

            Alle KLV-Lager, das Rückwandererheim der Südtiroler und sämtliche evakuierten Gäste mußten Oberammergau wegen der Betriebsverlagerung verlassen. Der damalige Kreisleiter der NSDAP, Schiede, ordnete dazu an:

            "Verlegung einer reichswichtigen Sache nach Oberammergau.

            Die Schaffung einer reichswichtigen Sache in Oberammergau hat zur Folge, dass im Gebiet des Ammertales annähernd 2500 Menschen untergebracht werden müssen. Um dies zu ermöglichen, werden die im Ammertal befindlichen KLV-Lager auf andere Gebiete umgelegt und die im Ammergebiet bisher untergebrachten Luftkriegsgeschädigten und Evakuierten ebenfalls in andere Orte verpflanzt. Mag diese Belegung des Ammertales auch manche Schwierigkeit und Unanehmlichkeit mit sich bringen, so ist dennoch alles zu tun, um die geforderte Unterbringung schaffender Volksgenossen zu ermöglichen. Ich ersuche die Herren Bürgermeister und die Ortsgruppenleiter, mit eigener Person und voller Kraft sich für diese Sache einzusetzen. Die Arbeit, die hier geleistet wird, dient dem deutschen Sieg.
            Die gesamte Unterbringung wird von mir geleitet. Jeder Versuch der beteiligten Kreise, für sich selbst in den Ortschaften Quartiere zu belegen, ist zu unterbinden. Alle bisher vergebenen Quartiere sind ohne mein und das Einveständnis des Oberammergauer Werkes vorgenommen worden. Ihre Beanspruchung ist hinfällig. Quartier erhält nur, wer einen Ausweis zur Beanspruchung eines Quartierraumes vorzeigt, der von der Verbindungsstelle Oberammergau des Oberammergauer Werkes unterzeichnet ist mit der Unterschrift: Meyer, Pfeil oder Röder.
            Die Räumungsmassnahmen obliegen dem Kreisamtsleiter Göbler (NSV). Die Räumung beginnt mit dem 27.9.43. Da die neue Belegung vón den Randorten her gegen Oberammergau zu erfolgt, wird auch die Räumung in diesem Sinne durchgeführt. Zur Neubelegung des Ammertales sind Verkehrszonen gebildet. Oberammergau liegt in Verkehrszone I, Ettal und Unterammergau in Verkehrszone II, Altenau und Saulgrub sind Verkehrszone III und Kohlgrub in Verkehrszone IV.
            Es ist von den Herren Bürgermeister Vorsorge zu treffen, dass die Schaffenden ausserhalb ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit besitzen, in den Geschäften noch den nötigen Lebensbedarf zu kaufen. Es ist zu veranlassen, dass die Geschäfte des Einzelhandels täglich bis 19 Uhr die Läden offen halten.
            Die Belegung erfolgt voraussichtlich so, dass treffen auf Ettal 100, Unterammergau 100, Altenau und Saulgrub 50, Kohlgrub 200, Oberammergau 1400 Angehörige des Werkes."
            Im Gegensatz zur Ernährungspolitik mischte sich die Kreisleitung der NSDAP in die Angelegenheiten der Verlagerung von Rüstungsbetrieben ein. Kreisleiter Schiede teilte der Gemeinde mit, daß er hier leitend tätig sei. Es kommt deutlich zum Ausdruck, daß sich die Gemeinde den Wünschen und Forderungen der Rüstungsindustrie zu unterwerfen hatte. Dies war ein weiterer Schritt zur Entmachtung der kommunalen Instanzen im Zuge der Kriegspolitik der NSDAP.

            In dem neu errichteten Werk, der sogenannten Oberbayerischen Forschungsanstalt, arbeiteten die Ingenieure an Modellen für Düsenflugzeuge und Raketen, die als "Wunderwaffen" eine Wende im Krieg erzwingen sollten.

            Die Folgen für den Ort durch die Verlagerung dieses und weiterer Rüstungsbetriebe waren mannigfach. Zum einen erhielten viele in Oberammergau wohnende Bürger dort Arbeit und Anstellung. Zum anderen bestimmte die Leitung des Rüstungsbetriebes weitgehend das wirtschaftliche und politische Geschehen im Ort. Die Gemeinde mußte primär die Arbeit der Rüstungsbetriebe unterstützen, erst dann folgten die Interessen anderer Betriebe und der Bevölkerung. Schon im August 1942 wies der Landrat den Bürgermeister von Oberammergau darauf hin, daß die Rüstungsbetriebe in der Versorgung Vorrang haben müßten.

            Die Firma Messerschmitt hatte im Lauf des Jahres 1944 vom Kreisleiter der NSDAP die Erlaubnis erhalten, eigenmächtig Wohnraum zu beschlagnahmen, womit Schiede die Bestimmungen des Reichsverteidigungskommissars umging. Im Juli 1944 beschlagnahmte die Firma Messerschmitt für die Errichtung eines weiteren Barackenlagers für osteuropäische Fremdarbeiter Grund in Oberammergau und erstellte die benötigten Gebäude. Ähnlich verhielt es sich auch mit dem benötigten Grund für einen Landeplatz im Ammertal, der im Juni 1944 eingerichtet werden sollte.

            Da der Betrieb der Messerschmitt AG für die Kriegsführung des Reiches von außerordentlicher Bedeutung war, ist es nachvollziehbar, warum die Rechte der Gemeinde gegenüber der Messerschmitt AG so stark beschnitten wurden. Es wurde als ein Beitrag der Bevölkerung zum Krieg angesehen, gegenüber den Interessen der Rüstungsindustrie zurückzustehen.

            Der Betrieb der Oberbayerischen Forschungsanstalt wurde im Jahr 1944 sukzessive erweitert. Da für die Produktionsanlagen auch Stollen in den Schaffelberg, unweit der Kaserne, getrieben wurden, benötigte man eine große Anzahl weiterer Arbeitskräfte. Anfang 1944 waren etwa 300 Ostarbeiter und 200 weitere Ausländer dort eingesetzt, die im eigens für sie errichteten Barackenlager am Rainenbichl, östlich der Gemeinde Oberammergau, untergebracht wurden. Für die Kreisleitung der NSDAP stellten diese Ausländer ein Problem dar. Daher wurde zu einer gesonderten Behandlung dieser Arbeiter aufgefordert:

            "Aufgrund von Nachrichten, die mir zugehen, möchte ich Ihnen mitteilen, dass eine Unterbringung von ausländischen Arbeitskräften - insbesondere von Russen - in Privatquartieren selbstverständlich nicht infrage kommt. Am Bahnhof soll sich eine 400 qm große Baracke befinden, die der Standortverwaltung Oberammergau gehört. Ich schlage Ihnen vor, sich um diese Baracke zu bemühen.

            Zur Zeit wird eine Fahndungsaktion durchgeführt: die im Zuge dieser Aktion eingesetzten Stadt- und Landwachtmänner, die auch an Ortseingängen von Oberammergau Wache halten, haben festgestellt, dass eine Menge Russen in der Zeit zwischen 22 und 4 Uhr morgens sich auf den Straßen herumgetrieben haben. Ich werde den Kreisbeauftragten für den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, meinen Kreis-Obmann Pg. B., zu Ihnen beordern, damit er mit Ihnen Mittel und Wege bespricht, womit dieser Unfug der Herumstreunerei russischer Arbeitskräfte bei Nacht und Nebel aufhört."

            Von einer Gefahr für die Bevölkerung konnte zu diesem Zeitpunkt nicht gesprochen werden. Die Gendarmerie vor Ort wurde eigens verstärkt, zudem befanden sich nach wie vor Einheiten der Wehrmacht in Oberammergau, die auch die Sicherung der Bevölkerung zur Aufgabe hatten. Die Bewohner Oberammergaus wurden zudem weitgehend von den Fremdarbeitern abgeschottet.

            Je näher das Ende des Krieges heranrückte, desto schwieriger wurde auch die Versorgungslage für die Zweigstelle von Messerschmitt. Ab März 1945 konnte von einer regulären Produktion nicht mehr gesprochen werden. In den letzten Kriegsmonaten änderte sich zudem die Leitung der Oberbayerischen Forschungsanstalt, die nun von der SS selbst übernommen wurde. SS-Obergruppenführer Kammler wurde die Führung des Werkes in Oberammergau übertragen. Er selbst quartierte sich in Oberammergau ein, sein Stab wurde kurz vor Einmarsch der Amerikaner Richtung Tirol verlegt.

            Neben Messerschmitt siedelten sich noch weitere Rüstungsbetriebe an. Im Jahr 1944 wurden insgesamt neun wehrwirtschaftliche Betriebe verzeichnet, die in Oberammergau Niederlassungen und Zweigstellen eingerichtet hatten. Im März waren bei diesen Betrieben insgesamt 1950 Personen beschäftigt, deren Zahl sich danach aber noch erhöhte. Unter anderem konnte die Firma Osram aus Berlin im Passionstheater ein Lager einrichten. Die Genehmigung dazu erteilte der Gauleiter von München und Oberbayern, Paul Giesler.

            Den nach der Messerschmitt AG größten Betrieb in Oberammergau errichtete die Firma Reiner Telefonfabrik München, die in der Turnhalle des Ortes eine Produktion von Hochfrequenztechnologie betrieb. über 100 Mitarbeiter beschäftigte diese Firma in Oberammergau. Der Leiter des Betriebes in Oberammergau bemühte sich seit 1943 um die Errichtung eines eigenen Verwaltungsgebäudes in Oberammergau. Zwischen den Rüstungsbetrieben entstand ein regelrechter Konkurrenzkampf um Liegenschaften und Unterkünfte im Ort. Die Firma Reiner lag mehrmals im Streit mit der Firma Messerschmitt, da sie mehr Räumlichkeiten für Ihren eigenen Betrieb beanspruchen wollte. Auch die Firma Reiner versuchte Ihren Einfluß gegenüber der Gemeinde zu stärken. Letztere konnte in dieser Phase des Krieges nicht mehr viel erreichen, in einigen Fällen allerdings verhindern, daß sich im Ort, dessen Auslastung längst die Grenzen des vertretbaren erreicht hatte, weitere Unternehmen und Evakuierte ansiedelten. Stellvertretend für einige weitere Schreiben der Gemeinde sei die Meldung an die Firma Asid Serum Institut GmbH genannt, die sich 1944 in Oerammergau ansiedeln wollte. "Durch Rüstungsverlagerung ist Oberammmergau für die Unterbringung bombengeschädigter Betriebe usw. gesperrt. Ich bedaure, Ihnen gewünschte Räume nicht nachweisen zu können". Die Gemeinde Oberammergau war am Ende Ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Seit Ende 1939 wurde in Oberammergau kein neuer Wohnraum mehr geschaffen. Gleichzeitig stieg der Bedarf an Platz für Evakuierte sowie Erholungssuchende und später durch die Rüstungsindustrie immens an. Reihenweise wurden Gasthöfe, Pensionen und Gebäude von den Rüstungsfirmen beschlagnahmt und für die eigenen Mitarbeiter verwendet. Die Bevölkerung von Oberammergau mußte sich ab 1943 noch stärker einschränken, als dies zu Beginn des Krieges abgesehen werden konnte."

            Gruß
            Bingo

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            • Bingo
              Heerführer

              • 06.10.2001
              • 2553
              • Siegen
              • In einem Archiv nicht erforderlich

              #21
              Zitat aus dem Buch aus dem Buch "Oberammergau im Dritten Reich 1933-1945" von Ludwig Utschneider (Kapitel 8.3), Erschienen 2000 beim Historischen Verein Oberammergau, ISBN 3-9807212-0-5:

              "8.3. Oberammergau als Standort der Rüstungsindustrie
              Das Deutsche Reich geriet bald nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ins Visier alliierter Bombenangriffe. 1940 wurde erstmals München, die Hauptstadt der Bewegung, von Bomberverbänden heimgesucht. Die für den Krieg wichtigen Industrieunternehmen befanden sich in ihrer Mehrzahl im Bereich der Ballungsräume und waren eines der bevorzugten Ziele der alliierten Luftwaffe. Die Reichsregierung stellte daher frühzeitig Pläne auf, um die kriegswichtigen Betriebe notfalls in sichere Gebiete zu verlagern. Das Gebiet der Gemeinde Oberammergau bot sich dafür aus mehreren Gründen an. Durch seine geographische Lage in den bayerischen Alpen war es weit weg von den großen Städten und für die gegnerische Luftwaffe nur schwer erreichbar. Durch den Fremdenverkehr verfügte man andererseits über eine große Zahl an Unterkünften, die für die Beschäftigten der Rüstungsbetriebe nötig waren. Außerdem existierte im Ammertal mit der Kaserne der Wehrmacht ein großes, erst kürzlich errrichtetes Areal, das geeignet schien, Unternehmen nach Oberammergau zu verlagern. Im Herbst 1943 wurde ein Werk der Messerschmidt AG in die Gemeinde verlegt, das seitdem das Geschehen im Ort dominierte.

              Im Frühjahr 1942 wurden erstmals 70 Arbeiter aus der Wiener Rüstungsindustrie in Oberammergau untergebracht. Auf Befehl von Adolf Hitler soll die Messerschmidt AG veranlaßt worden sein, ihren Betrieb nach Oberammergau zu verlegen. Diese Aussage beruht allerdings auf Aussagen des damaligen Bürgermeisters Alfred Bierling und ist ansonsten nicht nachprüfbar. Ende September 1943 begann die schon länger vorbereitete Verlegung des Betriebes und die Räumung der Unterkünfte im Ort. Wegen der Luftangriffe auf die Werke bei Regensburg, Augsburg und in der Wiener Neustadt war die Verlegung unumgänglich geworden. Ludwig Bölkow, der damals als einer der Versuchsingenieure ebenfalls nach Oberammergau kam, nennt in seinen Erinnerungen allerdings keine Gründe, warum gerade in Oberammergau dieses Zweigwerk eingerichtet worden ist.

              Alle KLV-Lager, das Rückwandererheim der Südtiroler und sämtliche evakuierten Gäste mußten Oberammergau wegen der Betriebsverlagerung verlassen. Der damalige Kreisleiter der NSDAP, Schiede, ordnete dazu an:

              "Verlegung einer reichswichtigen Sache nach Oberammergau.

              Die Schaffung einer reichswichtigen Sache in Oberammergau hat zur Folge, dass im Gebiet des Ammertales annähernd 2500 Menschen untergebracht werden müssen. Um dies zu ermöglichen, werden die im Ammertal befindlichen KLV-Lager auf andere Gebiete umgelegt und die im Ammergebiet bisher untergebrachten Luftkriegsgeschädigten und Evakuierten ebenfalls in andere Orte verpflanzt. Mag diese Belegung des Ammertales auch manche Schwierigkeit und Unanehmlichkeit mit sich bringen, so ist dennoch alles zu tun, um die geforderte Unterbringung schaffender Volksgenossen zu ermöglichen. Ich ersuche die Herren Bürgermeister und die Ortsgruppenleiter, mit eigener Person und voller Kraft sich für diese Sache einzusetzen. Die Arbeit, die hier geleistet wird, dient dem deutschen Sieg.
              Die gesamte Unterbringung wird von mir geleitet. Jeder Versuch der beteiligten Kreise, für sich selbst in den Ortschaften Quartiere zu belegen, ist zu unterbinden. Alle bisher vergebenen Quartiere sind ohne mein und das Einveständnis des Oberammergauer Werkes vorgenommen worden. Ihre Beanspruchung ist hinfällig. Quartier erhält nur, wer einen Ausweis zur Beanspruchung eines Quartierraumes vorzeigt, der von der Verbindungsstelle Oberammergau des Oberammergauer Werkes unterzeichnet ist mit der Unterschrift: Meyer, Pfeil oder Röder.
              Die Räumungsmassnahmen obliegen dem Kreisamtsleiter Göbler (NSV). Die Räumung beginnt mit dem 27.9.43. Da die neue Belegung vón den Randorten her gegen Oberammergau zu erfolgt, wird auch die Räumung in diesem Sinne durchgeführt. Zur Neubelegung des Ammertales sind Verkehrszonen gebildet. Oberammergau liegt in Verkehrszone I, Ettal und Unterammergau in Verkehrszone II, Altenau und Saulgrub sind Verkehrszone III und Kohlgrub in Verkehrszone IV.
              Es ist von den Herren Bürgermeister Vorsorge zu treffen, dass die Schaffenden ausserhalb ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit besitzen, in den Geschäften noch den nötigen Lebensbedarf zu kaufen. Es ist zu veranlassen, dass die Geschäfte des Einzelhandels täglich bis 19 Uhr die Läden offen halten.
              Die Belegung erfolgt voraussichtlich so, dass treffen auf Ettal 100, Unterammergau 100, Altenau und Saulgrub 50, Kohlgrub 200, Oberammergau 1400 Angehörige des Werkes."
              Im Gegensatz zur Ernährungspolitik mischte sich die Kreisleitung der NSDAP in die Angelegenheiten der Verlagerung von Rüstungsbetrieben ein. Kreisleiter Schiede teilte der Gemeinde mit, daß er hier leitend tätig sei. Es kommt deutlich zum Ausdruck, daß sich die Gemeinde den Wünschen und Forderungen der Rüstungsindustrie zu unterwerfen hatte. Dies war ein weiterer Schritt zur Entmachtung der kommunalen Instanzen im Zuge der Kriegspolitik der NSDAP.

              In dem neu errichteten Werk, der sogenannten Oberbayerischen Forschungsanstalt, arbeiteten die Ingenieure an Modellen für Düsenflugzeuge und Raketen, die als "Wunderwaffen" eine Wende im Krieg erzwingen sollten.

              Die Folgen für den Ort durch die Verlagerung dieses und weiterer Rüstungsbetriebe waren mannigfach. Zum einen erhielten viele in Oberammergau wohnende Bürger dort Arbeit und Anstellung. Zum anderen bestimmte die Leitung des Rüstungsbetriebes weitgehend das wirtschaftliche und politische Geschehen im Ort. Die Gemeinde mußte primär die Arbeit der Rüstungsbetriebe unterstützen, erst dann folgten die Interessen anderer Betriebe und der Bevölkerung. Schon im August 1942 wies der Landrat den Bürgermeister von Oberammergau darauf hin, daß die Rüstungsbetriebe in der Versorgung Vorrang haben müßten.

              Die Firma Messerschmitt hatte im Lauf des Jahres 1944 vom Kreisleiter der NSDAP die Erlaubnis erhalten, eigenmächtig Wohnraum zu beschlagnahmen, womit Schiede die Bestimmungen des Reichsverteidigungskommissars umging. Im Juli 1944 beschlagnahmte die Firma Messerschmitt für die Errichtung eines weiteren Barackenlagers für osteuropäische Fremdarbeiter Grund in Oberammergau und erstellte die benötigten Gebäude. Ähnlich verhielt es sich auch mit dem benötigten Grund für einen Landeplatz im Ammertal, der im Juni 1944 eingerichtet werden sollte.

              Da der Betrieb der Messerschmitt AG für die Kriegsführung des Reiches von außerordentlicher Bedeutung war, ist es nachvollziehbar, warum die Rechte der Gemeinde gegenüber der Messerschmitt AG so stark beschnitten wurden. Es wurde als ein Beitrag der Bevölkerung zum Krieg angesehen, gegenüber den Interessen der Rüstungsindustrie zurückzustehen.

              Der Betrieb der Oberbayerischen Forschungsanstalt wurde im Jahr 1944 sukzessive erweitert. Da für die Produktionsanlagen auch Stollen in den Schaffelberg, unweit der Kaserne, getrieben wurden, benötigte man eine große Anzahl weiterer Arbeitskräfte. Anfang 1944 waren etwa 300 Ostarbeiter und 200 weitere Ausländer dort eingesetzt, die im eigens für sie errichteten Barackenlager am Rainenbichl, östlich der Gemeinde Oberammergau, untergebracht wurden. Für die Kreisleitung der NSDAP stellten diese Ausländer ein Problem dar. Daher wurde zu einer gesonderten Behandlung dieser Arbeiter aufgefordert:

              "Aufgrund von Nachrichten, die mir zugehen, möchte ich Ihnen mitteilen, dass eine Unterbringung von ausländischen Arbeitskräften - insbesondere von Russen - in Privatquartieren selbstverständlich nicht infrage kommt. Am Bahnhof soll sich eine 400 qm große Baracke befinden, die der Standortverwaltung Oberammergau gehört. Ich schlage Ihnen vor, sich um diese Baracke zu bemühen.

              Zur Zeit wird eine Fahndungsaktion durchgeführt: die im Zuge dieser Aktion eingesetzten Stadt- und Landwachtmänner, die auch an Ortseingängen von Oberammergau Wache halten, haben festgestellt, dass eine Menge Russen in der Zeit zwischen 22 und 4 Uhr morgens sich auf den Straßen herumgetrieben haben. Ich werde den Kreisbeauftragten für den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, meinen Kreis-Obmann Pg. B., zu Ihnen beordern, damit er mit Ihnen Mittel und Wege bespricht, womit dieser Unfug der Herumstreunerei russischer Arbeitskräfte bei Nacht und Nebel aufhört."

              Von einer Gefahr für die Bevölkerung konnte zu diesem Zeitpunkt nicht gesprochen werden. Die Gendarmerie vor Ort wurde eigens verstärkt, zudem befanden sich nach wie vor Einheiten der Wehrmacht in Oberammergau, die auch die Sicherung der Bevölkerung zur Aufgabe hatten. Die Bewohner Oberammergaus wurden zudem weitgehend von den Fremdarbeitern abgeschottet.

              Je näher das Ende des Krieges heranrückte, desto schwieriger wurde auch die Versorgungslage für die Zweigstelle von Messerschmitt. Ab März 1945 konnte von einer regulären Produktion nicht mehr gesprochen werden. In den letzten Kriegsmonaten änderte sich zudem die Leitung der Oberbayerischen Forschungsanstalt, die nun von der SS selbst übernommen wurde. SS-Obergruppenführer Kammler wurde die Führung des Werkes in Oberammergau übertragen. Er selbst quartierte sich in Oberammergau ein, sein Stab wurde kurz vor Einmarsch der Amerikaner Richtung Tirol verlegt.

              Neben Messerschmitt siedelten sich noch weitere Rüstungsbetriebe an. Im Jahr 1944 wurden insgesamt neun wehrwirtschaftliche Betriebe verzeichnet, die in Oberammergau Niederlassungen und Zweigstellen eingerichtet hatten. Im März waren bei diesen Betrieben insgesamt 1950 Personen beschäftigt, deren Zahl sich danach aber noch erhöhte. Unter anderem konnte die Firma Osram aus Berlin im Passionstheater ein Lager einrichten. Die Genehmigung dazu erteilte der Gauleiter von München und Oberbayern, Paul Giesler.

              Den nach der Messerschmitt AG größten Betrieb in Oberammergau errichtete die Firma Reiner Telefonfabrik München, die in der Turnhalle des Ortes eine Produktion von Hochfrequenztechnologie betrieb. über 100 Mitarbeiter beschäftigte diese Firma in Oberammergau. Der Leiter des Betriebes in Oberammergau bemühte sich seit 1943 um die Errichtung eines eigenen Verwaltungsgebäudes in Oberammergau. Zwischen den Rüstungsbetrieben entstand ein regelrechter Konkurrenzkampf um Liegenschaften und Unterkünfte im Ort. Die Firma Reiner lag mehrmals im Streit mit der Firma Messerschmitt, da sie mehr Räumlichkeiten für Ihren eigenen Betrieb beanspruchen wollte. Auch die Firma Reiner versuchte Ihren Einfluß gegenüber der Gemeinde zu stärken. Letztere konnte in dieser Phase des Krieges nicht mehr viel erreichen, in einigen Fällen allerdings verhindern, daß sich im Ort, dessen Auslastung längst die Grenzen des vertretbaren erreicht hatte, weitere Unternehmen und Evakuierte ansiedelten. Stellvertretend für einige weitere Schreiben der Gemeinde sei die Meldung an die Firma Asid Serum Institut GmbH genannt, die sich 1944 in Oerammergau ansiedeln wollte. "Durch Rüstungsverlagerung ist Oberammmergau für die Unterbringung bombengeschädigter Betriebe usw. gesperrt. Ich bedaure, Ihnen gewünschte Räume nicht nachweisen zu können". Die Gemeinde Oberammergau war am Ende Ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Seit Ende 1939 wurde in Oberammergau kein neuer Wohnraum mehr geschaffen. Gleichzeitig stieg der Bedarf an Platz für Evakuierte sowie Erholungssuchende und später durch die Rüstungsindustrie immens an. Reihenweise wurden Gasthöfe, Pensionen und Gebäude von den Rüstungsfirmen beschlagnahmt und für die eigenen Mitarbeiter verwendet. Die Bevölkerung von Oberammergau mußte sich ab 1943 noch stärker einschränken, als dies zu Beginn des Krieges abgesehen werden konnte."

              Gruß
              Bingo

              Kommentar

              • Michael aus G
                Heerführer

                • 26.07.2000
                • 2655
                • Gera

                #22
                Zitat von Bingo
                Hast du dir die beiden folgenden Bücher angeschaut?

                Richard Heigl: Die Messerschmitt AG in Oberammergau (1943-1945) - Auslagerung, Projekte, Fremdarbeitereinsatz. In: Mohr - Löwe - Raute - Beiträge zur Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen - Band 3. Verein für Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen e.V., Garmisch-Partenkirchen, 1995. S. 233-263.

                Christine Rädlinger: Rüstungsbetriebe am Ort". In: "Zwischen Tradition und Fortschritt - Oberammergau 1869-2000. Gemeinde Oberammergau. Oberammergau, 2002. S.198-207. ISBN 3-930000-08-3
                Möchte ich hinzufügen:

                Ludwig Utschneider: Oberammergau im Dritten Reich - 1933-1945. Historischer Verein Oberammergau 1999 e. V., Oberammergau 2000, ISBN 3-9807212-0-5
                Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zum fliegen.

                Kommentar

                • Bingo
                  Heerführer

                  • 06.10.2001
                  • 2553
                  • Siegen
                  • In einem Archiv nicht erforderlich

                  #23
                  Zudem gibt es in dem Bestand RL3, der im Militärarchiv Freiburg verwahrt wird, eine Vielzahl von Unterlagen - und zwar in 48 Akteneinheiten. Oberammergau erscheint allerdings nicht im Findbuch, sondern überwiegend das Werk in Augsburg. Siehe:



                  Gruß
                  Bingo

                  Kommentar

                  • no0ne
                    Einwanderer


                    • 04.12.2011
                    • 10
                    • Tirol

                    #24
                    Bitte wer kann nähere Angaben und Infos zu "Spinell" in Innsbruck liefern?

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