Reichswehr und Industrie

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  • Bingo
    Heerführer

    • 06.10.2001
    • 2553
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    #1

    Reichswehr und Industrie

    Nach Hansen, Reichswehr und Industrie, S. 217 f. soll es neben den zugelassenen Betrieben etwa 50 weitere Firmen gegeben haben, die von der Reichswehr hinter dem Rücken der Alliierten mit Rüstungsaufträgen bedacht oder zumindest für solche vorbereitet wurden. Möglicherweise gab es weitaus mehr Unternehmen, die von finanziellen Zuwendungen profitierten. In der Praxis wurden die Rüstungsaufträge zumeist als Behördenaufträge getarnt. Kennt jemand Firmen, die bereits vor 1933 von Zuwendungen oder Aufträgen der Reichswehr profitierten?

    Gruß
    Bingo
  • deproe
    Ritter


    • 07.07.2007
    • 497
    • Brandenburg an der Havel

    #2
    ich kenne die von dir oben genannte veröffentlichung leider nicht, habe aber einen literaturhinweis: Titel: Hitler, Reichswehr und Industrie : Zur Geschichte d. Jahre 1918 - 1933 / George W. F. Hallgarten

    Verfasser: Hallgarten, George W. F.
    Ausgabe: [Neuaufl.]
    Verleger: Frankfurt a.M. : Europ. Verl.-Anst.
    Erscheinungsjahr: 1962
    Umfang/Format: 130 S. ; 8
    Gesamttitel: Sammlung Res novae ; Bd. 13
    Einband/Preis: kart. lamin. : 7.80
    Sachgruppe: 06a Politik, Wehrwesen ; 14a Geschichte, Kulturgeschichte, Volkskunde
    bis dann gruß deproe

    "Nicht kleckern, klotzen!"

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    • deproe
      Ritter


      • 07.07.2007
      • 497
      • Brandenburg an der Havel

      #3
      und noch eine auskunft zum autor : http://de.wikipedia.org/wiki/George_W._F._Hallgarten

      aber eben nur unter vorbehalt, da ich ja nicht weiss, ob du dies schon kennst!
      wenn nicht, hoffe ich, dass richtige getroffen zu haben
      bis dann gruß deproe

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      • deproe
        Ritter


        • 07.07.2007
        • 497
        • Brandenburg an der Havel

        #4
        hier sind sogar firmen aufgeführt :

        Der Frieden von Versailles war ein auferlegter Frieden, diktiert von den Siegermächten, der für den Verlierer schlechte und – wenn man so will – ungerechte Folgen hatte. Die Demilitarisierung Deutschlands war Teil der Bestimmungen von Versailles. Die Reichswehr, die kleine Berufsarmee, war durch die zugestandene Truppenstärke zutiefst in ihrer Ehre gekränkt und die deutsche Industrie war verständlicherweise über das Verbot der Herstellung von Produkten (semi-) militärischer Art ausgesprochen ungehalten. Der Leiter der Reichswehr, General Major Hans von Seeckt, ging dazu über, das "Gift von Versailles" – wie er die Entwaffnungsbestimmungen nannte – zu "neutralisieren". Damit war er auch äußerst erfolgreich. Deutschland traf militärische Abkommen mit der Sowjetunion, dem zweiten Paria Europas. Das technisch unterentwickelte Land wollte von der modernen deutschen Technologie profitieren und stellte als Gegenleistung Produktionsanlagen zur Verfügung. Der deutschen Waffenindustrie ging es in diesem Zeitraum weniger um Gewinne, sondern um die Wahrung und Entwicklung ihrer technischen Leistungen. Die Verträge zwischen Moskau und Berlin betrafen den Bau von Ausbildungszentren für Piloten und Panzermannschaften in der Sowjetunion. Außerdem stellte Moskau Anlagen zur Verfügung, in denen neue Giftgase, Sprengstoffe, Panzer, Flugzeuge und Geschütze entwickelt und getestet werden konnten. Die deutsche Waffenindustrie war sich darüber im Klaren, dass sie alles daransetzen musste, Kenntnisse und Knowhow nicht zu verlieren und bediente sich in Lenins Sowjetunion der Möglichkeit, alte Techniken zu perfektionieren und neue zu entwickeln.

        Die Projekte wurden sowohl von der deutschen als auch der sowjetischen Regierung mitfinanziert. Zu den Betrieben, die sich mit mehr oder weniger Erfolg in das Sowjetabenteuer stürzten gehörten JUNKERS (Flugzeuge), KRUPP und RHEINMETALL (Munition und Bewaffnung), die IG FARBEN (Chemie, Munition und Giftgase), ZEISS (militärische Optik), die Kohle- und Stahlfabrikanten STINNES und GUTEHOFFNUNGSHÜTTE, BLOHM & VOSS (Schiffsbau) und Flugzeugbauer ALBATROSWERKE. Die Produktion von Giftgasen lag in den Händen der sowjet-deutschen joint venture BERSOL AG.


        Deutsche Unternehmen betätigten sich auch in anderen Ländern Europas und produzierten dort jene Güter, die ihnen in Deutschland verboten waren. In den Niederlanden entwickelte KRUPP, das sich bei einem Ingenieursbüro eingekauft hatte, U-Boote, die in Rotterdam (bei der Werft FEIJENOORD), Finnland oder Spanien gebaut wurden. Deutsche Marinemannschaften wurden in Finnland, Spanien und der Türkei ausgebildet. KRUPP knüpfte des weiteren enge Beziehungen zur schwedischen Waffenfabrik BOFORS und produzierte in Schweden mit Erfolg neue Geschütze und Munition. Flugzeugbauer JUNKERS ließ sich nicht nur in der Sowjetunion nieder, sondern auch im schwedischen Königsreich, wo es die 'K 47' entwickelte, den Vorläufer des gefürchteten Sturzkampfbombers JU-87 ('Stuka'). 'Kollege' DORNIER baute seine Flugzeuge in Konstanz, auf der Schweizer Seite. Die Schweiz war (wie die Niederlande) ein beliebter Standort für deutsche Waffenproduzenten. In den Niederlanden ließen sich mehrere deutsche Banken nieder, um die zahlreichen ausländischen Aktivitäten zu finanzieren, da London, der damalige finanzielle Weltmarkt, nach den Bestimmungen von Versailles für die Banken (die den großen Industriekonzernen oft eng verbunden waren) Sperrgebiet war. Neben KRUPP ließen sich auch Unternehmen wie ZEISS, SIEMENS (militärische Elektronik und Feuerleitungssysteme), LEICA (militärische Optik) und DORNIER in den Niederlanden nieder, wobei der Unternehmensname meist keinen Aufschluss über die deutsche Herkunft gab. So hatte SIEMENS mit HAZEMIJER-APPARATEN in Hengelo ein Abkommen geschlossen und operierte seitdem unter dem Namen HAZEMIJER-SIGNAAL. Für Europa beschränken wir uns auf diese Beispiele. In den USA waren deutsche Betriebe wie BOSCH (Elektronik), SCHERING (Pharmazie), KRUPP, RÖHM & HAAS (Kunststoff) und nicht zu vergessen die IG FARBEN tief in die amerikanische Wirtschaft eingedrungen. Alle genannten Konzerne existieren noch heute, auch wenn die IG FARBEN nach dem Zweiten Weltkrieg in unterschiedliche Unternehmen aufgeteilt wurde, wobei BASF, HOECHST und BAYER zu den bekanntesten gehören.


        Um die Identität der wirklichen deutschen Eigentümer geheim zu halten, setzte man in nahezu allen Fällen Strohmänner ein. Während des Ersten Weltkrieges waren viele deutsche Tochterunternehmen in den USA als feindlicher Besitz konfisziert und verkauft worden. Nach einiger Zeit kauften die Mutterbetriebe ihre Töchter über Zwischenpersonen wieder zurück. Da die Identität des Eigentümers geheim bleiben musste, bedienten sie sich komplizierter Methoden. Dieses Phänomen – im Englischen als cloaking und im Deutschen als Tarnung bezeichnet – wird in der Studie ausführlich untersucht. Tarnung war für das Eindringen deutscher Konzerne in ausländische Ökonomien von größter Wichtigkeit. Anfangs – in den 20er Jahren – stellten handelstechnische, steuerliche und monetäre Motive die hauptsächliche Triebfeder hinter der Tarnung deutscher Betriebe im Ausland dar. Der Krieg spielte in diesem Stadium noch keine Rolle, was sich jedoch bis 1939 angesichts der wachsenden Kriegsgefahr rasch ändern sollte.


        Es gibt viele unterschiedliche Formen der Tarnung für Betriebe und anderen Besitz (Aktien, Patentrechte, trade marks etc.), sodass sie nicht mehr als (zum Beispiel) deutsches Eigentum erkannt werden können. Oft bediente man sich dabei so genannter Vertrauensmänner (zum Beispiel im Gastland Ansässiger, mit denen vertragliche Vereinbarungen getroffen werden), eingebürgerten Deutschen, welche die Nationalität des Gastlandes angenommen hatten, oder Einwohnern neutraler Länder, deren Besitz in Kriegszeiten nicht konfisziert werden konnte.


        Quelle: "synopsis-operation safehaven" - gerard aalders
        bis dann gruß deproe

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        • Bingo
          Heerführer

          • 06.10.2001
          • 2553
          • Siegen
          • In einem Archiv nicht erforderlich

          #5
          Ganz herzlichen Dank für Deine Hinweise.

          Bingo

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          • deproe
            Ritter


            • 07.07.2007
            • 497
            • Brandenburg an der Havel

            #6
            ja, nun würd ich auch gern mal eine frage loswerden - da du dich damit schon beschäftigst hast - um welche "zugelassenen" betriebe handelt es sich denn - kannst du da schon detaillierte angaben machen - und warum hat Hansen nicht die "nichtzugelassenen"?
            bis dann gruß deproe

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