Großvaters Spuren...

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Roy O ' Bannon
    Ritter


    • 01.01.2007
    • 529
    • Siegburg NRW
    • Garrett ACE 250

    #1

    Großvaters Spuren...

    Frohe Ostern wünsche ich Euch allen!

    Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt und meinen Thread durchlest.

    Ich bin bereits seit einigen Jahren auf der Spurensuche meines Großvaters und den exakten Orten und Stellen, wo er einst in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gewesen ist.



    Mein Großvater wurde im Januar 1945 in die 6.(Luftnachrichten-Ersatz)-Kompanie Luftgau-Nachrichten-Regt. 7 in Augsburg-Pferrsee eingezogen.
    Nach einer vierwöchigen Grundausbildung und weiteren Kurzausbildungen wurde er in das I. Bataillon, Gebirgsjäger-Regiment 139 (später umbenannt in: Gebirgsjäger-Regiment 904) der 188.Gebirgsjägerdivision eingegliedert.

    Infolge von Fehleinschätzungen der übergeordneten Führung war es der 188.Gebirgsjägerdivision im April/Mai 1945 nicht mehr möglich sich vom Einsatzraum in Istrien nach Österreich durchzuschlagen.
    Die Division musste am 06.05.1945 kapitulieren (damals: bei Villa del Nevoso - heute bei: Ilirska Bistrica) und geriet in eine langjährige Kriegsgefangenschaft, die auch schließlich zum Schicksal meines Großvaters wurde.

    Kurz bevor die Division kapitulierte, erhielten Teileinheiten der Division den Befehl sich nach Österreich abzusetzen - scheinbar sollte jeder sein Glück versuchen.
    Die Kompanie meines Großvaters war bis zu diesem Zeitpunkt in einem kleinen Dorf zur Küstenverteidigung in Istrien eingesetzt. Die Verbindung zur Divisionsführung war nur noch teils vorhanden.
    Schließlich marschierte die Kompanie ins Inland und versuchte nach Österreich zu kommen. Während die Division am 06.05.1945 kapitulierte, war die Kompanie meines Großvaters isoliert und in den Wäldern Sloweniens unterwegs.
    Der Kompaniechef ging davon aus, dass sich jeder nach Österreich durchschlagen sollte um einer jugoslawischen Gefangenschaft zu entgehen.

    Am 15.05.1945 - sprich: bereits 6 Tage nach Kapitulation der deutschen Armee - kam es zwischen der Kompanie und Partisanen in einem Wald in Slowenien zu einem Gefecht. Die Kompanie nahm zwei Gefangene, von denen sie erfuhr, dass der Kriegs bereits beendet worden sei. Die Kriegsgefangenen wurden von einsatzerfahrenen Unteroffizieren erschossen.

    Gibt es noch eine Möglichkeit herauszufinden, wo dieses Gefecht in etwa gewesen sein könnte? z.B. via slowenisches oder deutsches Archivmaterial/Militärarchiv in Freiburg (Kompanietagesberichte oder -protokolle, Partisanenberichte - oder protokolle - Kartenmaterial) - gerade weil das Gefecht bereits relativ spät war.

    Zu diesem Zeitpunkt teilte sich die Kompanie in drei Trupps a acht Mann. Jeder Trupp sollte versuchen, sich auf eigene Faust nach Österreich durchzuschlagen.
    Nach zwei Tagen geriet der Trupp meines Großvaters in Gefangenschaft. Erst am 28.12.1948 kehrte er in die Heimat zurück.



    Die o.a. Fragestellung beschäftigt mich schon seit sehr langer Zeit und langsam gehen mir die Ideen aus. In Fachliteratur kann ich auch keine entsprechenden Hinweise finden, wo und wie ich diese Information noch erhalten kann. Vielleicht habt Ihr mehr Einfallsreichtum und Erfahrung mit derartigen historischen Fragestellungen. Vielen Dank für Eure Unterstützung -und nochmals Frohe Ostern!

    Viele Grüße, Marcel
    Wer die Gegenwart verstehen will... muss die Vergangenheit kennen!
  • Zahnfee
    Ritter


    • 14.10.2012
    • 300
    • Hessen
    • Minelab e-trac

    #2
    Hallo!
    Schwierig.
    Auf offiziellen Weg wirst du nichts erreichen.
    Gerade was Einheiten betrifft , die sich zum Zeitpunkt der Kapitulation auf dem Gebiet des späteren Jugoslawien befanden sind Unterlagen kaum oder garnicht vorhanden.
    Durch die Teilung Jugoslawiens sind die wenigen Unterlagen , die dort geführt wurden in alle Winde zerstreut.
    Solche "Nachgefechte" waren nicht ungewöhnlich, gerade in Verbindung mit unentwaffneten Resteinheiten der Wehrmacht und Regionalen Partisanengruppen.
    Wenn dein Großvater keine Ortschaften genannt hat , welche das Gebiet eingrenzen oder noch namentlich bekannte Kameraden deines Großvaters leben , welche dir helfen könnten , bleibt dir nur die Möglichkeit die Gegend pi x Daumen zu Bestimmen.
    Eine Linie Zwischen Ilirska Bistrica und Klagenfurt ziehen , sich den günstigsten Weg bei Umgehung aller Größeren Ortschaften und Hauptverkehrspunkten such.( ja ich weiss ,wies in Slowenien aussieht)
    9x Tagesleistung einschätzen und schauen wo man grob landet.
    Viele Grüße , Werner
    Im Auftrag des Herrn unterwegs

    Kommentar

    • Mc Coy
      Heerführer


      • 22.02.2006
      • 1289
      • Berlin

      #3
      Hast Du es mal hier versucht? http://www.forum-der-wehrmacht.de/?f315a103
      Dort ist sehr viel Wissen angehäuft, zumal Du ja schon die Einheit Deines Opas kennst.

      Beste Grüße und ebenfalls frohe Ostern
      MC

      Kommentar

      • Lonestar
        Heerführer


        • 13.04.2007
        • 1311
        • NRW Siegerland
        • NoName

        #4
        Hallo,
        interessant, ich kann dir wahrscheinlich nicht wirklich helfen, aber da haben unsere Opas wohl in der gleichen Gegend gekämpft.
        Er war auch beim Nachrichtendienst allerdings in einer anderen Kompanie.
        Stammkompanie Nachrichten-Ersatz-Abteilung 9, später umbenannt in 2. Kompanie Nachrichten-Ersatz-Abteilung (kroat.) 392.
        Diese war der 392. Infanterie-Division unterstellt.
        Mein Opa war damals verletzt und in einem Notlazarett untergekommen, wo er verstarb.
        Eine genaue Grablage konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden.
        Die Info der Grablage stammt aus einer Liste des Kriegsgefangenenfriedhofs in Skofja Loka / Slovenien.
        Ich war mal in Illirska Bistrica gewesen, dort soll er angeblich begraben sein.
        Ich konnte aber nur herausfinden das hinter den Friedhofsmauern die Deutschen vergraben wurden.
        Der Friedhof wurde später erweitert und somit gibt es dieses Massengrab nicht mehr so wirklich.
        Bei Interesse kannst du ja mal diesen Kameradenbrief in Beitrag 37 lesen.
        Hier mal noch ein paar Hinweise von den Truppenbewegungen ( Nachr. Ersatz-Abt. 9 ) und Kämpfen in Jugoslavien, welche ich von der Deutschen Dienststelle aus Berlin bekommen habe.
        Vielleicht hilft es dir ja weiter.
        -Sicherung und Partisanenkämpfe in Jugoslavien.
        -Vormarschvon Agram über Karlovac zur adriatischen Küste bei Senj.
        -Besetzung des Küstenstreifens Cricvenica-Karlobag und Sicherung des Hinterlandes ( Raum Cricvenica-Delnice-Ogulm-Plitvizer Seen Gospic.
        -März 1944: Besetzung der Insel Rab.
        -Oktober 1944: Rückgewinnung der verlorenen Insel Pag.
        -Nov. - Dez. 1944: Kämpfe um Knin.
        -März 1945: Kämpfe zwischen Gospic und Bihac.
        -April-Mai: Rückzugskämpfe im Velebit Gebirge und längs der Küste über Senj, Nori in den Raum nördlich Fiume.
        - Kapitulation bei Villa del Nevoso.
        - Jugoslawische Gefangenschaft, verstorben.


        Gruß Lonestar
        Zuletzt geändert von Lonestar; 19.04.2014, 19:34.
        Grüsse an alle,und grabt was das Zeug hält.

        Kommentar

        • Roy O ' Bannon
          Ritter


          • 01.01.2007
          • 529
          • Siegburg NRW
          • Garrett ACE 250

          #5
          Die Nachricht an deine Großmutter ist sehr bewegend.. und spiegelt zugleich die schreckliche Situation der letzten Kriegstage in Istrien wider. Es ist wahrhaftig erschreckend bedenkt man dass letztendlich jeder um sein Leben gerannt ist... tut mir sehr Leid dass Du deinen Großvater nicht mehr kennenlernen konntest.

          So wie ich es bisher verstehe, wurde der Kapitulationsbefehl am 06.05.45 erlassen mit der Auflage, dass alle Einheiten sich im Raum von Ilirska Bistrica versammeln sollten um dann geschlossen in die Kriegsgefangenschaft zu wandern.

          Die Kompanie meines Großvaters musste sogar am 02.05.45 einen Kameraden bei der vermeintlichen Rückzugsbewegung ins Inland zurücklassen, weil dieser fußkrank und nicht mehr marschfähig war. Auch dieser hat nicht überlebt.
          Mein Großvater erinnerte sich sogar noch nach siebzig Jahren an den Nachnamen des bislang Vermissten. Das Deutsche Rote Kreuz hatte ihn in den 50er Jahren angeschrieben, ob er noch Erinnerungen an diesen Soldaten hätte. Nachdem ich vor sechs Monaten selbst recherchiert hab, teilte mir das DRK mit dass der Kamerad meines Großvaters Oskar Mothes bei Topolc im Jahr 2006 exhumiert worden ist. Topolc liegt gerade mal ein oder zwei Kilometer nördlich von Ilirska Bistrica.

          Die WASt hat leider gar keine Informationen über den Werdegang meines Großvaters. Außer der Erkennungsmarke und der ersten Grundausbildungseinheit in Augsburg ist nichts mehr verzeichnet. Keine Versetzung zur 188.Gebirgsjägerdivision oder dergleichen.

          Nächstes Jahr werde ich nach Ljubljana fahren und mir das Grab des gefallenen Kameraden meines Großvaters ansehen. Nach Ilirska Bistrica und Topolc wird mich meine Reise auch führen... ich bin sehr gespannt.

          Hier mal zwei Bilder meines Großvaters als er 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und seine Lehre zum Elektriker fortgesetzt hat...


          sc0001.jpg sc0002.jpg
          Wer die Gegenwart verstehen will... muss die Vergangenheit kennen!

          Kommentar

          • Preussengold
            Berufs-Querulant
            • 30.09.2012
            • 3577
            • Preussen

            #6
            Hier ein Buch über die Umstände in den Jugoslawischen Lagern. Ich war selber vor ein paar Jahren auf der Insel Rab und habe dort ein Massengrab mit ca 3500 lebendig eingemauerten KGs gefunden. Der Volksbund wurde bis heute nicht aktiv.

            In diesem Buch steht eine Mengehttp://www.amazon.de/Titos-Kriegsgefangene-Folterlager-Hungerm%C3%A4rsche-Schauprozesse/dp/3702009175
            Der Widerstand gegen Hitler wird von Tag zu Tag größer. Johannes Gross 2014

            Kommentar

            Lädt...