Kriegsgefangenenpost

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  • upalatinater
    Bürger


    • 13.01.2015
    • 119
    • Bayern

    #1

    Kriegsgefangenenpost

    Hallo

    hab mal Bilder von Post eines Insassen eines russischen Kriegsgefangenenlagers an seine Verwandten reingestellt, die aus einem ganzen Wust an Papieren und Foldern aus vor/nach 45 stammen. Die grauen Felder sind von mir, da teilweise noch Angesprochene leben.

    Die Rahmengeschichten zu dem/den Absendern ist mir bereits zum Teil erzählt worden (die vielleicht mal im Forum entpersonalisiert stehen), und es geht nun darum, etwas mehr Ordnung in den Stapel zu bringen. Erleichternderweise kann mir jemand aus der Nachbarschaft mit dem Entziffern der Schrift (schön geschrieben, wer kanns heut noch??) auf die Sprünge helfen.

    Eins ist jedoch gegenwärtig klar: in den grumpftigen Internethandel oder dergleichen wird derart persönliches nicht gelangen.
    Angehängte Dateien
  • Mc Coy
    Heerführer


    • 22.02.2006
    • 1289
    • Berlin

    #2
    Postkarten von Kriegsgefangenen vom Roten Kreuz und Roten Halbmond der UdSSR- soviel zum Russischen. Alles andere ist doch gut lesbar.
    Aber schöne Sache, das hat mein Opa nie geschrieben ...
    Interessant wäre noch der Inhalt, evtl. zum Thema Behandlung, Verpflegung u.ä.

    Beste Grüße
    MC

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    • upalatinater
      Bürger


      • 13.01.2015
      • 119
      • Bayern

      #3
      Wenn man ein wenig Unterstützung von betagten Nachbarn erhält, kann man die ungewohnten Handschriften recht zügig entziffern.

      Was darüber zusätzlich erzählt wurde (teilweise ein wenig durcheinander, wohl wg. des hohen Alters des erzählenden Gegenübers), betraf in erster Linie einen damaligen Partei-Ortsvertreter, der u.a. offensichtlich rechte Freude am Ausschmücken des Ortes bei entsprechenden Anlässen hatte,
      und desweiteren den auch mittlerweile verstorbenen Schreiber obiger Gefangenenpost.
      Letzterer hat über seine Kriegserfahrungen wohl so gut wie kaum gesprochen, auch seiner Frau gegenüber nicht. Mitreissende Schilderungen a la Landserheftchen sind daher nicht vorhanden. Seine überlieferten knappen Beschreibungen als Panzerfahrer poste ich gern später.

      Der Stapel an amtlichen Vordrucken, Reise-Urlaubs-E-Scheinen, Wehrpässen mit fehlenden Seiten, viel Handschriftliches etx. befindet sich nun rasch digitalisiert auf einem bequem aufzubewahrenden Speicherstick, alles zusammen schön verräumt in einer neuen Schachtel. Was jetzt die zuständige Verwandschaft damit anstellen will, ist deren absolute Privatsache.

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      • upalatinater
        Bürger


        • 13.01.2015
        • 119
        • Bayern

        #4
        Explizite Beschreibungen über Behandlung oder Verpflegung sind auf der Rückseite nicht enthalten, jedoch Allgemeines wie Glückwünsche zum Muttertag... und Sehnsuchtsvolles.

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        • upalatinater
          Bürger


          • 13.01.2015
          • 119
          • Bayern

          #5
          Ein junger Kerl aus dem Umfeld einer beschaulichen Kleinstadt in der
          mittleren Oberpfalz meldet sich 16jährig zum Militär. Anlass dazu war, wie es scheint
          bei nicht wenigen in diesem Kreis, der Wunsch, endlich irgendwie aus dem heimischen
          Mief herauszukommen. Auch simple familiäre Gründe spielten eine Rolle. Nach der
          Ausbildung zum Panzerfahrer... in Bayreuth wurde er 17jährig in den realen Krieg...
          gegen Russland des Jahres 43 geschickt.

          Hier gibt es zwei dominierende Kernerzählungen, die das Vorrücken in Russland
          betreffen. Dabei spielte die Freundschaft zu einem ebenfalls recht jungen
          Panzerbesatzungsmitglied, die bis zu dessem natürlichen Tod in der Nachkriegszeit
          andauerte, ein Rolle:
          Beim Vorrücken versuchten die beiden, zwei Frauen die sich in Panik auf der Flucht befanden,
          vor sehr zudringlichen Armeekollegen zu schützen, indem sie eben diese Frauen in ihrem Panzer
          ein gutes Stück Weges mitnahmen.
          An anderer Stelle in Russland wurde den beiden jungen Männern befohlen, an einer
          Liquidierung alter Männer teilzunehmen, was beide verweigerten und als Folge in
          eine Strafabteilung kamen.

          Im Gebiet der Nehrung kam er in Gefangenschaft.

          Ein scheinbar sehr oft geäußerte Aussage des Verstorbenen betraf seine Zeit in
          russischer Kriegsgefangenenschaft:
          Die Deutschen behandelten sich sehr oft schlechter untereinander als wie
          die Russen sich zu den Deutschen verhielten.

          1948 kehrte er aus Russland zurück, wohl aufgrund seiner zähen körperlichen
          Grundkonstitution in einem recht guten Zustande.

          „Er hat nie weiteres über seine Militärzeit erzählt, auch seiner Frau nicht“, und bei
          den jährlichen Treffen mit seinem Jugendfreund herrschte bei dem Thema
          stillschweigendes Beieinander.



          Mit der Witwe des Kriegsteilnehmers konnte ich ebenfalls einige Zeit sprechen.
          Zu was erheblich später die Kriegserlebnisse beigetragen haben, soll hier unerwähnt
          bleiben.

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