Wääh, Knochenmengen

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  • Blindschleichl
    Landesfürst

    • 14.11.2002
    • 632
    • Regensburg
    • Hab nix:-(

    #1

    Wääh, Knochenmengen

    Der Pfarrer unserer Gemeinde ist ziemlich jung. Dürfte ca. mein Alter haben (35). Er unternimmt sehr viel für/mit Kindern und Jugendlichen. So z.B. versucht er spezielle Gottesdienste besonders zu gestalten. Er hat damit enorm viel Erfolg, ist sehr beliebt. Die kleine Kirche platzt aus allen nähten. Zu Weihnachten gibts nicht mal mehr Stehplätze in der Apsis oder hinter den Altaraufbauten. Und da die Kirche sowieso schon ziemlich baufällig ist, entschied man sich zu einem Neubau.
    Ich habe bereits mehrfach in besonderen Gottesdiensten mitgewirkt und die Kirche mit Lichttechnik aus dem Bühnentechnikbereich in dynamisches und mystisches Licht getaucht (innen) mit "oooh" und "aah" Effekten, wie bei einem Feuerwerk. Natürlich denke ich dabei auch an einen sich anbahnenden Installationsauftrag für Sonderbeleuchtung im Neubau.
    So auch geschehen gestern nacht. "Von der Kirche in die Disco" hieß es. Und um das ganze interessant zu gestalten wurde die Kirche nicht in der Ausweichstelle sondern mitten in der alten Kirche (Baustelle) gehalten.
    Innen alles leer, alles rausgerissen, der Boden sieht aus wie ein historisches Ausgrabungsfeld. Lauter Schächte und Gräber fand man unter dem ehem. Kirchenboden. Fachleute bestimmten Grundmauer-Reste von 4 vorhergegangenen Kirchen mit Alter bis zu 1200 Jahren.
    Das unregelmäßige Auf und Nieder mit den Gräberähnlichen Schächten wurde noch dazu mit hunderten von Kerzen umrahmt. Hinzu kamen noch meine Multifunktions-Scheinwerfer, die dem ganzen noch den letzten Schliff gaben. Jetzt sah es aus wie in einem Rammstein-Video oder bei einer Satans-Zeremonie.

    Nun, ich plazierte mich mit meinem Lichtmischpult in der nähe des hinteren Kircheneingangs. Suchend nach einem Sitzplatz erspähte ich die alte Holztreppe, die hinauf zur Orgel führt. Auf der Treppe waren einige alte Müllsäcke gelagert. Den unteren schnell weg und schon hatte ich einen Sitzplatz.
    Während vorne die Kirche begann lehnte ich mich etwas zurück, an den zweiten Müllsack. Hä?? was klappert denn da so?
    Ich steh auf, schau in den Müllsack.
    Wuhaääääähähähä.......

    Starrten mir uuuralte Menschenknochen entgegen. ca. 15 Müllsäcke voller ausgebuddelter Knochen wurden die treppe hinauf entlang dort abgestellt.

    Was war ich dann doch froh um einen Stehplatz ;-)

    *grusl grusl*
    An dem Tag Deiner Geburt beginnst Du zu sterben.
  • Eifelgeist
    Ehren-Moderator
    Heerführer

    • 13.03.2001
    • 2593
    • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

    #2
    Aber Blindschleichl, so empfindlich ...

    Nein, ohne Scherz, es war über eintausend Jahre hinweg üblich, dass Kirchen- und Landesfürsten, Geistliche, Ordensfrauen und -männer in ihrer Kirche beigesetzt wurden.

    Achte einmal in alten Kirchen auf die größeren rechteckigen (meist abgewetzten) Bodenplatten. Das sind ausnahmslos Grabplatten!

    Um die Totenruhe nicht zu stören, wurden Kirchen-Neubauten in den vergangenen Jahrhunderten häufig auf die vorhandenen Grundmauern aufgesetzt. Das alte Boden-Niveau und die Gräber blieben dadurch erhalten. So auch in deiner Kirche.

    Gruß
    Eifelgeist

    Nachs.: Gehört eigentlich nicht unbedingt ins Forum „Spielplatz“ ...
    Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

    Wer hier vorüber geht, verweile!
    Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
    Deutschland zerfällt in viele Teile.
    Das Substantivum heißt: Zerfall.

    Was wir hier stehn gelassen haben,
    das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
    Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
    auf den ein Volk gekommen ist.


    Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

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    • Rotti
      Heerführer

      • 16.09.2000
      • 1832
      • Im finstren Bayern / M
      • Minelab Relic Hawk, Whites DFX /E , White´s XLT

      #3
      Allerdings!

      Zitat:Nachs.: Gehört eigentlich nicht unbedingt ins Forum „Spielplatz“ ...

      Ist aber trotzdem ein hochinteressantes Thema!
      Cool!
      CU
      Rotti
      Und wenn der ganze Schnee verbrennt-
      die Asche bleibt uns doch!

      Kommentar

      • Tomcat
        Ratsherr

        • 27.03.2002
        • 232
        • Whites 3900/D pro Plus

        #4
        Wie ist das eigentlich im Norden ??

        Bei uns (Hufftata) in Bayerrn stehen in den meisten ländlichen Kirchen kleine Knochengrüfte an der Kirchenwand - Meist im Bezug zu einer Jesus-im-Grab-Statue.(3 Schädl und a baar Boaling)
        Da bin ich als Kind zum ersten mal vor einem Schädel gestanden
        2
        Gibts solche Bräuche auch in nördlicheren Gefielden Deutschlands oder ist das ein Katholen-special ?

        Die alten Beinhäuser , in denen die Knochen von aufgelassenen Grabstätten aufbewahrt werden gibts nur noch selten - meisst wurden daraus die Aufbahrungshäuser für Särge.

        wirklich interessant ; Sex , Death and Money ziehen eben immer noch am besten.

        mfg
        Tomcat

        Kommentar

        • Eifelgeist
          Ehren-Moderator
          Heerführer

          • 13.03.2001
          • 2593
          • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

          #5
          Re: Wie ist das eigentlich im Norden ??

          Original geschrieben von Tomcat
          ... Gibts solche Bräuche auch in nördlicheren Gefielden Deutschlands oder ist das ein Katholen-special ? ...
          Ist mir als abstammungsmäßigem Nordlicht nicht bekannt! Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren ...

          Etwas Grundsätzliches: Die landläufige Einteilung, Norden = evangelisch, Süden = römisch-katholisch, stimmt so nicht!

          Nördlich der Main-Linie gibt/gab es ebenfalls mehrheitlich katholische Gebiete: Rheinland, Münsterland, nordöstliches Westfalen, Eichsfeld, Osnabrück, ostpreußisches Ermland, Oberschlesien usw.

          Auch der Süden ist bis nach Kärnten nicht rein katholisch ... :

          - Bayern (Franken!)
          - Württemberg
          - Oberelsass (Albert Schweitzer war evang. Pastoren-Sohn aus Kaysersberg)
          - Schweiz* (hier führte die Glaubenszugehörigkeit sogar zu Kantons-Spaltungen: Appenzell [Appenzell-Außerrhoden, Appenzell-Innerrhoden], Unterwalden [Unterwalden nid dem Wald, Unterwalden ob dem Wald]).

          Gruß
          Eifelgeist

          * Noch eine kleine schweizerische Besonderheit der Gegenwart: Nach einer Volksabstimmung (1974) trennte sich 1978 der französisch-katholische Teil des Kantons Bern ab und begründete den neuen Kanton Jura (amtl. République et Canton du Jura). Die französischen Berner evangelischen Glaubens (im östlichen Teil des Jura) stimmten dagegen für den Verbleib beim ansonsten dt. Kanton Bern und blieben daraufhin Berner Bürger! Das ist (nach der Hugenotten-Vertreibung) heute das einzige verbliebene evangelische Gebiet im frz. Kulturraum! Für Außenstehende äußerst verwirrend!
          Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

          Wer hier vorüber geht, verweile!
          Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
          Deutschland zerfällt in viele Teile.
          Das Substantivum heißt: Zerfall.

          Was wir hier stehn gelassen haben,
          das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
          Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
          auf den ein Volk gekommen ist.


          Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

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          • Eifelgeist
            Ehren-Moderator
            Heerführer

            • 13.03.2001
            • 2593
            • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

            #6
            Aus der Spaßecke hierher verschoben.

            Eifelgeist
            Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

            Wer hier vorüber geht, verweile!
            Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
            Deutschland zerfällt in viele Teile.
            Das Substantivum heißt: Zerfall.

            Was wir hier stehn gelassen haben,
            das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
            Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
            auf den ein Volk gekommen ist.


            Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

            Kommentar

            • Bingo
              Heerführer

              • 06.10.2001
              • 2553
              • Siegen
              • In einem Archiv nicht erforderlich

              #7
              @Eifeldgeist
              Hier ist der richtige !!!!! Platz. Wieso nicht gleich so?

              Bingo

              Kommentar

              • Wilhelm
                Heerführer

                • 08.09.2002
                • 1053

                #8
                Neue Kirche ?

                @Blindsch.

                Sowas ! Ich würde kämpfen um die alte Kirche ! Ein Anbau, zwischen alt und neu ein Kreuzgang, wäre sinnvoller. Was sagt denn eure Stadt dazu ? Ich finde es zum kotzen, alte Gebäude einfach niederzureissen.

                gruß

                Wilhelm

                Kommentar

                • Blindschleichl
                  Landesfürst

                  • 14.11.2002
                  • 632
                  • Regensburg
                  • Hab nix:-(

                  #9
                  Wilhelm, irgendwie hast Du recht, aber Du kennst die Hintergründe nicht.

                  Die Kirche ist äußerst baufällig und viel zu klein. Platz für Wandausbrüche um Erweiterungen zu schaffen ist nicht vorhanden. Dieser Platz muß "von Grund auf" geschaffen werden. Die Kirche liegt am Fuße eines Berges und noch dazu direkt in einer wichtigen Straßenkurve. Somit sind zwei Seiten schon ziemlich eingegrenzt. Auf der anderen Seite ist der Friedhof. Einige Gräber wurden sowieso schon versetzt.
                  Es führt wirklich kein Weg an einem Neubau vorbei. Wenigstens läßt man die alte Apsis und den Turm stehen.

                  Habe mal angeregt, etwas mehr über den Baufortschritt in der Kirche ins Internet zu stellen. Vielleicht kommt das bald auf

                  Katholisch in Wenzenbach & Irlbach


                  Gruß
                  Reiner
                  An dem Tag Deiner Geburt beginnst Du zu sterben.

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