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Decknamenverzeichnis U-Anlagen
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Decknamenverzeichnis U-Anlagen
Wimmi und meine Person haben sich vorhin eingehend über das Thema "NS-Decknamenverzeichnis" unterhalten, ohne zu einem richtigen Ergebnis gelangt zu sein. Deshalb die Frage einfach mal an alle im Forum gerichtet. Wer weiß, auf welcher Grundlage die Vergabe von Decknamen erfolgte?
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Re: Decknamenverzeichnis U-Anlagen
Meine Person und Bingo haben zumindest die folgende Ad hoc Theorie erstellt:Original geschrieben von Bingo
Wimmi und meine Person haben sich vorhin eingehend über das Thema "NS-Decknamenverzeichnis" unterhalten, ohne zu einem richtigen Ergebnis gelangt zu sein. ....Bingo
Sandstein und Anhydrit : Lebewesen in Gewässern
Kali : Säugetiergruppe der Raubtiere
Sonstige alte Bergwerke: Geologische Namen
Irgendjemand eine weitere Idee oder Interpretation ???
GrußDer Wimmi
Litterarum radices amaras esse, fructus iucundiores
Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind umso süßer
(Diomedes 1, 310, 3.K.)Kommentar
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genau die Publikation hab ich und dann noch irgendwas von der Stasi, die waren da auch ganz rührig...Original geschrieben von Ralf
Steht irgendwo geschrieben...
Hat ne Frau..ichweißnichwiesieheißt... was publiziert.
Aber ich finds auf die Schnelle nich. Am Donnerstag hab ich wieder Zeit, da kommt dann was!
Ich glaub zu wissen, dass die Anfangsbuchstaben auch immer irgendwie mit dem Objekt zusammenhingen.
clausVertrauen ist eine sehr zerbrechliche Angelegenheit!Kommentar
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Frank, das wundert mich nun ein bisschen ?!
Eigentlich dachte ich, das dis klar sei ! Irgendwo habe ich auch mal etwas heruntergeladen,
wenn ich mich richtig entsinne war die Aufteilung in der Art, das man unterschied in bestehende Höhlen, Tunnel, Stollen u.s.w. und neu zu schaffende Unterirdische Gebäude
Und Bunkeranlagen. Wobei man, glaube ich zwischen Bunker und Stollen auch noch unterschied . Die Dinger bekamen dann Mineralien-Namen oder Tiernamen und
zwischen drin auch mahl was anderes!
Aber wie das nun genau war, müsste ich erst in meinem Archiv suchen und das kann
Dauern !!
Warum man nun z.B Mineralien als Decknamen nahm und ob es einen Zusammenhang zwischen der Art des Mineral und der Lage oder Art der Anlage gab weis ich nicht !
Gruß Henry[Thomas KliebenschedelKommentar
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Also da gibt es im Bundesarchiv in Berlin den Bestand R7/1192 fol. 9ff :
Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion; Grundsätze für die Tarnbezeichnung
Der Unterirdischen Verlagerungsbauten vom 15.4.1944.
So das war es auch schon, jetzt muss ich den Ordner erst selber durchforsten !
Gruß Henry[Thomas KliebenschedelKommentar
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Ach ja die Einteilung, ich hab es mahl so abgeschrieben. Daher ohne Anspruch auf Richtigkeit !
Tiernamen = Bergwerks-Schächte
Fischnamen = Eisenbahn und Straßentunnel
Pflanzen = Festungswerke
Münzkundliche Bezeichnungen = natürliche Höhlen
Männlicher Vorname = Stahlbetonbunker
Gesteinsekundliche Bezeichnungen = Neu zu errichtende U-Bauwerke
Was mit weiblichen Vornamen ist, weis ich nicht !
Gruß Henry[Thomas KliebenschedelKommentar
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@ Henry,
Vielen Dank für deine Info. So hatte ich das auch in Erinnerung. Aber offensichtlich wurde dieses Konzept nicht stringent eingehalten. Zu dem Ergebnis waren bis gestern auf jeden Fall gekommen. Darüber hinaus scheint es zumindest bei den Tiernamen eine weitere Unterscheidung gegeben haben, nämlich zwischen Säugetieren (Kali-Werke wie Bär, Gazelle, Giraffe, Kalb pp.) und Wassertieren für Anhydrit- und Sandstein. Leider habe ich darüber bislang nichts gefunden. Ich bin mir aber sicher, daß es eine entsprechende Systematik gab.
BingoKommentar
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Hallo Frank, Hallo Henry,
Zwar könnte man die Namensvergabe für Verlagerungen nach einem einfachen Schema annehmen, wie ich es auch mit einer Ad Hoc Theorie hier geschrieben habe.
Sicher ist, dass die Decknamen für natürliche Hohlräume ( Höhlen und Grotten ) nach münzkundlichen Namen vergeben wurden. Einen Hintergrund sehe ich hier in den Erkundungen des Höhlenstabes, der ein Kataster der Hohlbauten aufgestellt hat. Daher könne die Homogenität der Decknamen hierin begründet sein.
Folgende Decknamen lassen sich zwar grob in ein gewisses Muster zwingen, jedoch ist die Summe der Ausreisser meines Erachtens etwas zu groß.
Gehen wir davon aus, dass die Decknamen der Kalibergwerke aus Säugetiernamen gebildet wurden ( Bsp. Bär, Giraffe ), so ist der Deckname Anton für den Kalischacht Abterode irreführend, denn nach der allgemeinen Annahme handelt es sich bei männlichen Vornamen um Tarnbezeichnungen für neue Bunkeranlagen ( Bsp. Valentin ).
Ebenso währe die Decknamenreihe „Dachs-n“ irreführend wenn nicht bekannt wäre, dass diese Decknamen nicht nach der Lokalität, sondern nach einem Programm, hier Geilenbergstab, entstanden sind.
Diese Reihe ließe sich unproblematisch weiterführen.
Betrachten wir die Vergabetechniken, lässt sich nach Studium diverser Akten jedoch feststellen, dass unterschiedliche Organisationen und Unterorganisationen mit der Vergabe von Decknamen beschäftigt war. Eine zentrale Vergabestelle gab es meines Erachtens nicht. So ist die Namensvergabe in Unterlagen des ehem. OBA Clausthal aus dem Jahr ´44 zumindest für derer Zuständigkeitsbereich zu finden.
Um die grobe Namensvergabetheorie weiter zu entkräften können wir die Schiefergrube im Schwarzatal, vergeben für die Reichsmarine, Unterbereich Torpedos, mit dem Decknamen aus der Aquaristik „Gurami“ nennen. Vergleichen wir diese mit dem unter dem gleichen Einfluss des Bergamtes Weimar vergebenen Decknamen „Laura“ für die Schieferbrüche bei Lehesten, stellen sich eindeutige Ungereimtheiten aus. Weibliche Decknamen wurden schließlich laut der allgemeinen Theorie für Kelleranlagen genutzt, wäre da nicht der Deckname Anke, der für eine Schiefergrube bei Marktgölitz genommen wurde. Letztere Grube übrigens nicht für die Reichsluftwaffe, sondern wiederum für die Marine, geplant als Torpedoarsenal.
Alles in allem verdichtet sich bei mir die Auffassung, dass eine Lex-Nomina für die Decknamen nicht, oder zumindest nur in groben Zügen bei Vergaben durch die OT, bestanden haben.
Gruß
Euer
WimmiDer Wimmi
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(Diomedes 1, 310, 3.K.)Kommentar
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Zahlreiche Projekte erhielten im Laufe des Jahres 1944 auch völlig neue Decknamen zugewiesen. Über den Grund läßt sich nur spekulieren. Ich gehe davon aus, daß dies auf eine Klärung des Machtbereiches zugunsten Speers Ende des ersten Quartals 1944 zurückzuführen ist. Bis dahin konnte sich die Luftwaffe erfolgreich gegen die Zentralisierungsbestrebungen des Speer-Ministeriums widersetzen. So hatte die Luftwaffe bereits im Herbst 1943 den Sonderstab Höhlenbau unter Leitung von Dr. Treiber ins Leben gerufen, um die U-.Maßnahmen zu koordinieren. Zwischen dieser Dienststelle und dem Speer-Ministerium kam es zu regelrechten Auseinandersetzungen um die Verlagerungsprojekte.
Obwohl Speer bereits am 26. August 1943 einen Katalog über die Verlegungsgrundsätze aufgestellt hatte, hielt sich das RLM bis März 1944 hieran nicht gebunden. Erst am 23. März 1944 teilte die Wirtschaftsgruppe Luftfahrtindustrie den ihr unterstellten Betrieben mit, daß Speer bereits im August des vorangegangenen Jahres entsprechende Richtlinie erlassen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte Speer bereits die Oberhand gewonnen und wesentliche Schaltstellen der Luftrüstung besetzt. Diese "Zwangsfusionierung" führte zu einer Neugliederung der U-Vorhaben, die anscheinend allerdings nicht stringent eingehalten wurde. So könnte es zu einem "Mix" der unterschiedlichsten Decknamen gekommen sein.
BingoKommentar
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Abkürzungen:
DRT = Deutsche Reichsbahn Tunnel
Strt = Straßentunnel
Brk = Brauereikeller
RAB = Reichsautobahn Tunnel
T = Tunnel
UT = U-Bahn-Tunnel
Decknamen-Systematik
1.Gruppe I:Bergbau; Schachtanlagen..... Stollenanlagen...... (Tiernamen,Fischnamen)
2. Gruppe II: Bahn- und Straßentunnel....Vogelnamen
3. Gruppe III: Festungswerke......Pflanzennamen
4. Gruppe IV: Natürliche Höhlen.........Münzen
5. Gruppe Va: Neubau von Stollen und Tunnel....Gesteine
6. Gruppe Vb: Neubau von Stahlbetonbunkern.Männl. VornamenKommentar




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