Zwangsarbeit in Göttingen

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    • 06.10.2001
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    #1

    Zwangsarbeit in Göttingen

    Hier ein neues Buch zum Thema Zwangsarbeit und Medizin in Göttingen:

    ZIMMERMANN, V. (Hrsg.): Leiden verwehrt Vergessen. Zwangsarbeiter in
    Göttingen und ihre medizinische Versorgung in den Universitätskliniken,
    Wallstein Verlag (www.wallstein-verlag.de), Göttingen, 2007 , 301 S., 21
    Abb., broschiert, 14 x 22,2 cm, ISBN-10: 3-8353-0152-7, ISBN-13:
    978-3-8353-0152-8, € 28,00.

    Aus dem Prolog: Seit Anfang des Jahres 2000 wurde am Institut für Ethik
    und Geschichte der Medizin die Rolle der Zwangsarbeitenden an der
    Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen untersucht. Das
    Forschungsprojekt wurde dann ab 2001 vom Vorstand des Bereichs
    Humanmedizin in Form von Personalmitteln in zwei Phasen gefördert. Im
    Mittelpunkt der Nachforschungen stand die bis dato ungeklärte Frage, in
    welchem Umfang auch an den Göttinger Universitätskliniken
    Zwangsarbeitende beschäftigt waren. Zum anderen war es wesentliches
    Anliegen des Forschungsvorhabens, die Rolle der Universitätsmedizin für
    die ortsnahe Versorgung zu untersuchen und Art und Umfang der
    medizinischen Behandlungen erkrankter Zwangsarbeiter in den Göttinger
    Universitätskliniken zu dokumentieren.

    Als Quellen dienten neben Zeitzeugenberichten vor allem die
    einschlägigen Akten des Stadt- und Universitätsarchivs sowie die
    Lohnkartensammlung der Personalabteilung der Medizinischen Fakultät. Als
    besonders aussagekräftige Quellen erwiesen sich die für die Zeit des
    Zweiten Weltkrieges nicht vollständig erhaltenen, aber doch sehr
    umfangreichen Bestände an Patientenakten der verschiedenen medizinischen
    Fachrichtungen und Disziplinen.

    Für den Zeitraum von 1940 bis 1945 wurden einschließlich
    Mehrfachnennungen insgesamt über 160 Lohnkarten gefunden. Anhand der
    vorhandenen Lohnkarten konnte der Einsatz von 95 Zwangsarbeitenden
    nachgewiesen werden. Durch die Hinzuziehung weiterer Quellen wurden
    schließlich über 120 Zwangsarbeitende ermittelt, die aus ganz Europa,
    überwiegend aus Russland, Polen, der Ukraine, Frankreich und den
    Niederlanden kamen. Auf den Lohnkarten wurden die vom Lohn einbehaltenen
    Abzüge einzeln aufgeschlüsselt, neben den Abgaben für die
    Krankenversicherung mussten die Zwangsarbeitenden für ihre Beköstigung,
    Kleidung und Unterkunft zahlen. Allerdings ist nicht davon auszugehen,
    dass die Löhne in jedem Fall ausgezahlt wurden.

    Fast die Hälfte der Zwangsarbeitenden waren zwischen 18 und 21 Jahre
    alt. Die »Einstellung« erfolgte hauptsächlich in den Jahren 1942 und
    1943. Sie waren vor allem in den Abteilungen der Chirurgie, Inneren und
    Gynäkologie eingesetzt, arbeiteten aber auch in der Nervenklinik,
    Hautklinik, der HNO- und Kinderklinik sowie in der Zahnmedizin und
    schließlich innerhalb der Mikrobiologie, Pathologie und Anatomie. Im
    nicht-klinischen Bereich verfügten die Küche, die Wäscherei, das
    Maschinenhaus sowie die Gärtnerei über Zwangsarbeitende. Während die
    Zwangsarbeiterinnen überwiegend als Reinigungskräfte und Küchenhilfen
    eingesetzt wurden, waren z. B. französische und niederländische
    Medizinstudierende auch in der Pflege beschäftigt. Belegt ist auch der
    Einsatz von »notdienstverpflichteten« Ärzten.

    Ein solches breitgefächertes und über mehrere Jahre sich erstreckendes
    Forschungsvorhaben ruht auf vielen Schultern. Für den ersten Abschnitt
    gilt der Dank den Mitarbeitern Karin Gottschalk, Andreas Frewer, Jörg
    Janßen, Ulf Schmidt sowie zahlreichen Studierenden.

    Die zweite Phase wäre ohne die Tatkraft von Susanne Ude-Koeller nicht
    denkbar. Sie hat den Band redaktionell betreut. Für die Unterstützung
    bei den Druckkosten ist vor allem dem Vorstand des Bereichs Humanmedizin
    sowie der Sparkasse Göttingen zu danken.

    Inhalt

    Prolog

    SUSANNE UDE-KOELLER / VOLKER ZIMMERMANN: Einführung

    I. NS-Einflüsse auf die Göttinger Universitätsmedizin

    VOLKER ZIMMERMANN: Die Medizinische Fakultät der Göttinger Georgia
    Augusta während der NS-Diktatur

    URSULA KÖMEN: »… warum ausgerechnet K. und R. nicht für eine Verlegung
    in Frage kommen …«. Die Heil- und Pflegeanstalt Göttingen: Rassenpolitik
    und innere Dynamik bei der Selektion der »T 4-Transporte«

    II. Zwangsarbeit in Göttingen

    CORDULA TOLLMIEN: »In Göttingen befinden sich etwa 6000 ausländische
    Arbeiter« – NS-Zwangsarbeiter in der Stadt Göttingen

    ECKART SCHÖRLE: Zwangsarbeit in Göttinger Industriebetrieben: Sartorius
    und Feinprüf (Mahr)

    III. Zwangsarbeit in der Region

    MARC CZICHY: NS-Zwangsarbeit auf dem Gebiet des heutigen Landkreises
    Northeim – ein Überblick über die Ergebnisse einer
    regionalgeschichtlichen Studie

    DIETMAR SEDLACZEK: Zwangsarbeit im Jugend-KZ Moringen (1940-45)

    FRIEDHART KNOLLE / MICHAEL BRAEDT / PETER SCHYGA: Schwerpunkte von
    NS-Zwangsarbeit und Kriegsgefangeneneinsatz im Westharz unter besonderer
    Berücksichtigung medizinischer Aspekte

    SASKIA RUSCH / CARINA DIMMEK / HEINER FANGERAU: Ein Sanatorium für »…
    Volksgenossen, deren Nerven im Lebenskampf …« versagten – Zwangsarbeit
    im Sanatorium zur Pflege deutscher Nerven

    IV. Medizinische Versorgung von Zwangsarbeitenden

    SUSANNE UDE-KOELLER: »Dass der Patient […] selbst der Meinung sei, nur
    in der Heimat gesund werden zu können« – Die Behandlung von
    Zwangsarbeitenden in der »Staatlichen Universitäts=Klinik für psychische
    und Nervenkrankheiten Göttingen«

    SUSANNE UDE-KOELLER: Zwangsarbeit und medizinische Versorgungspraxis im
    Spiegel der Versichertenkartei der AOK Göttingen

    V. Wider das Vergessen

    KAREN NOLTE / JÖRG JANßEN: Gedächtnisorte im Alltag – Überlegungen zum
    Gedenken an die Geschichte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

    Epilog und Autorenverzeichnis
  • Bingo
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    #2
    Ich habe mir das Buch bestellt und werde darüber berichten, sobald es vorliegt.

    Gruß
    Bingo

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