Hier mal zwei neue und interessante (wie ich finde) Publikationen
Buch über archäologische Funde zwischen Duisburg und Moers
und für 19,50 € zu haben
Neue Publikationsreihe "Archäologie in Westfalen-Lippe".
Münster (lwl).
Interessierte können die Publikation "Archäologie in Westfalen-Lippe 2009" über jede Buchhanlung und im Internet unter
http://www.archaeologie-und-buecher.de erwerben.
Archäologie in Westfalen-Lippe 2009
Herausgegeben von der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen
292 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 1 Beilage
Langenweißbach 2010
ISSN 2191-1207
ISBN 978-3-941171-42-8
19,50 Euro
http://www.archaeologie-und-buecher.de erwerben.
Gruss Sheepy
Buch über archäologische Funde zwischen Duisburg und Moers
Der Moerser Stadtteil Asberg hieß einst Asciburgium. Hier bereitete Drusus seine Germanien-Feldzüge vor. An der heutigen Grenze zu Duisburg fanden Archäologen Scherben aus der alten Zeit. Zu den Funden erscheint nun ein Buch.
Die Stadtgrenze zwischen Duisburg und Moers ist aus archäologischer Sicht eine zeitlich begrenzte Erscheinung. Als die Römer das Militärkastell Asciburgium errichteten, wählten sie diesen Ort, weil er direkt am Rhein lag.
Aus Asciburgium wurde der Moerser Stadtteil Asberg. Von hier aus bereitete Drusus seine Germanien-Feldzüge vor. Der Fluss bildete die natürliche Grenze, übers Wasser wurde aber auch geliefert, worauf die Legionäre im fernen Niedergermanien nicht verzichten mochten: Olivenöl, Wein oder die berühmte Fischsoße in Amphoren, aber auch feines Geschirr.
Im 15. Band der städtischen Schriftenreihe „Funde aus Asciburgium“ erläutert Dr. Pia Eschbaumer, was es mit der „Italienischen Sigillata aus dem Kastellareal von Asciburgium“ auf sich hat. Massenhaft Scherben wurden bei den Ausgrabungen dies- und jenseits der Stadtgrenze gefunden, denn die verläuft mitten durch das frühere Lager. Das rot glänzende Tongeschirr – Schalen und Teller wurden aus den Scherben zusammen gefügt – wird heute „Terra Sigillata“ genannt und von den Herstellern gestempelt. Das Geschirr aus Arezzo, Pisa oder Lyon „kann sehr früh datiert werden“, so die Keramikspezialistin Eschbaumer, Lehrbeauftragte an der Universität Bamberg. Das belege, dass dieser Standort zu „einem der ältesten Orte am Niederrhein“ gezählt werden kann. Kleiner zwar als Neuss und Nijmegen, aber etwa gleich alt und um 15 vor Christus gegründet.
Das „Luxusgeschirr“ erhielt seinen feinen Überzug, indem es in Tonbrei getaucht und dann bei 800 bis 900 Grad gebrannt wurde, so Eschbaum. Diese Technik wurde in Arezzo erfunden. Zunächst brachte es den Legionären und ihren Familien ein wenig römisches Lebensgefühl und Luxus an die Limesgrenze, „später wurde es zur Massenware“; die Manufakturen zogen weiter in den Norden. Weil Schalen und Teller aber stets die gleichen Formen hatten, kennzeichneten die Legionäre ihr Geschirr mit Namen, wie etwa die eingeritzten Buchstaben „Corneli“ auf einer Schale beweisen.
Wie der frühere Stadtarchäologe Dr. Tilmann Bechert schildert, der die Ausgrabungen angeregt hatte, bestand das Kastell etwa bis 90 nach Christus. Weil der abgeschnittene Rheinarm verlandete, war die Siedlung für Lieferungen nicht mehr erreichbar, „und eine Anlegestelle musste sein“. Es entstanden wesentliche kleinere Lager am Rheinufer in Werthausen, Friemersheim oder Baerl.
Etwa 100 Jahre später begann die germanische Besiedlung auf dem heutigen Duisburger Stadtgebiet. Bechert widmet sich im nächsten Band der Schriftenreihe den Militaria, die in Asciburgium gefunden wurden.
„Die Römer waren 400 Jahre hier, gerade auch in Duisburg“, sagt Stadtarchäologe Dr. Volker Hermann.
Die Auswertung der Fundstücke durch Dr. Eschbaumer, die finanziell vom Land unterstützt wurde, konnte mit dem Druck des Bandes abgeschlossen werden. Das Buch wird von der Stadt mit dem archäologischen Fachverlag Dr. Faustus herausgegeben. Es kostet 22,50 Euro und kann über den Buchhandel bezogen werden (ISBN 978-3-3933474-50-6).
Die Stadtgrenze zwischen Duisburg und Moers ist aus archäologischer Sicht eine zeitlich begrenzte Erscheinung. Als die Römer das Militärkastell Asciburgium errichteten, wählten sie diesen Ort, weil er direkt am Rhein lag.
Aus Asciburgium wurde der Moerser Stadtteil Asberg. Von hier aus bereitete Drusus seine Germanien-Feldzüge vor. Der Fluss bildete die natürliche Grenze, übers Wasser wurde aber auch geliefert, worauf die Legionäre im fernen Niedergermanien nicht verzichten mochten: Olivenöl, Wein oder die berühmte Fischsoße in Amphoren, aber auch feines Geschirr.
Im 15. Band der städtischen Schriftenreihe „Funde aus Asciburgium“ erläutert Dr. Pia Eschbaumer, was es mit der „Italienischen Sigillata aus dem Kastellareal von Asciburgium“ auf sich hat. Massenhaft Scherben wurden bei den Ausgrabungen dies- und jenseits der Stadtgrenze gefunden, denn die verläuft mitten durch das frühere Lager. Das rot glänzende Tongeschirr – Schalen und Teller wurden aus den Scherben zusammen gefügt – wird heute „Terra Sigillata“ genannt und von den Herstellern gestempelt. Das Geschirr aus Arezzo, Pisa oder Lyon „kann sehr früh datiert werden“, so die Keramikspezialistin Eschbaumer, Lehrbeauftragte an der Universität Bamberg. Das belege, dass dieser Standort zu „einem der ältesten Orte am Niederrhein“ gezählt werden kann. Kleiner zwar als Neuss und Nijmegen, aber etwa gleich alt und um 15 vor Christus gegründet.
Das „Luxusgeschirr“ erhielt seinen feinen Überzug, indem es in Tonbrei getaucht und dann bei 800 bis 900 Grad gebrannt wurde, so Eschbaum. Diese Technik wurde in Arezzo erfunden. Zunächst brachte es den Legionären und ihren Familien ein wenig römisches Lebensgefühl und Luxus an die Limesgrenze, „später wurde es zur Massenware“; die Manufakturen zogen weiter in den Norden. Weil Schalen und Teller aber stets die gleichen Formen hatten, kennzeichneten die Legionäre ihr Geschirr mit Namen, wie etwa die eingeritzten Buchstaben „Corneli“ auf einer Schale beweisen.
Wie der frühere Stadtarchäologe Dr. Tilmann Bechert schildert, der die Ausgrabungen angeregt hatte, bestand das Kastell etwa bis 90 nach Christus. Weil der abgeschnittene Rheinarm verlandete, war die Siedlung für Lieferungen nicht mehr erreichbar, „und eine Anlegestelle musste sein“. Es entstanden wesentliche kleinere Lager am Rheinufer in Werthausen, Friemersheim oder Baerl.
Etwa 100 Jahre später begann die germanische Besiedlung auf dem heutigen Duisburger Stadtgebiet. Bechert widmet sich im nächsten Band der Schriftenreihe den Militaria, die in Asciburgium gefunden wurden.
„Die Römer waren 400 Jahre hier, gerade auch in Duisburg“, sagt Stadtarchäologe Dr. Volker Hermann.
Die Auswertung der Fundstücke durch Dr. Eschbaumer, die finanziell vom Land unterstützt wurde, konnte mit dem Druck des Bandes abgeschlossen werden. Das Buch wird von der Stadt mit dem archäologischen Fachverlag Dr. Faustus herausgegeben. Es kostet 22,50 Euro und kann über den Buchhandel bezogen werden (ISBN 978-3-3933474-50-6).
und für 19,50 € zu haben
Neue Publikationsreihe "Archäologie in Westfalen-Lippe".
Münster (lwl).
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den ersten Band seiner neuen Reihe "Archäologie in Westfalen-Lippe" vorgelegt. Zukünftig werden die LWL-Archäologie für Westfalen und die Altertumskommission für Westfalen mit der Publikation einmal im Jahr über aktuelle Forschungsergebnisse informieren. Im Mittelpunkt stehen die interessantesten Grabungen, die wichtigsten Erkenntnisse aus der Forschungs- und Projektarbeit und die größten Ausstellungen des vergangenen Jahres. Der erste 292-seitige Band "Archäologie in Westfalen-Lippe 2009" umfasst 77 Beiträge von 81 Autoren.
"Diese ansprechend gestaltete und reich illustrierte Reihe soll die interessanten Ergebnisse archäologischer und paläontologischer Forschung zeitgemäß und zeitnah präsentieren", erläutert LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch die Bedeutung der neuen Publikationsreihe. Die LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale ergänzt: "Die wichtigen Aufgabenfelder und die vielen sehenswerten Funde der Archäologie in Westfalen sollen hier vor allem auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden."
Allgemein verständlich, aber auch fachlich fundiert wird in den drei Rubriken "Ausgrabungen", "Forschungen und Projekte" und "Ausstellungen" von den archäologischen und paläontologischen Tätigkeiten des vergangenen Jahres berichtet. Autoren sind die Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sowie verschiedene Mitarbeiterinnen der westfälischen Stadtarchäologien und Universitäten.
"Die neue Reihe tritt damit die Nachfolge des 'Neujahrsgrußes‘, des bisherigen Jahresberichtes der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen, an. Mit ihrem modernen Layout reiht sie sich in die zeitgemäßen Publikationsstandards anderer Landesarchäologien ein und schafft so eine bundesweite Kommunikationsebene für die Forschungsergebnisse der westfälischen Archäologie", meint Prof. Dr. Michael M. Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen. In der neuen Reihe äußern sich nicht nur Archäologen und Paläontologen, sondern auch Archäobotaniker, Archäozoologen, Historiker und Restauratoren. Deren Forschungen werden zudem durch Materialanalysen und CT-Scans bereichert. "Interdisziplinäre Zusammenarbeit und institutionelle Vernetzung werden in der gegenwärtigen Wissenschaft und Forschung immer wichtiger. Ich freue mich sehr, dass die neue Reihe diesem Bestreben in so beeindruckender Weise nachkommt", bilanziert Prof. Dr. Torsten Capelle, Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen.
Hintergrund
Im ersten, jetzt vorliegenden Band decken die Artikel den großen Zeitraum von der frühen Erdgeschichte bis zur Neuzeit ab. Das Fundspektrum reicht von Fossilien aus der Zeit vor 296 bis 251 Millionen Jahren bis zu dem bisher ältesten erhaltenen Reisigbesen Westfalens aus dem 17. Jahr-hundert.
Nieheim: Schwimmsaurier in einer Ziegelei-Tongrube entdeckt
Im Osten Westfalens wurde im Juni 2007 in einer Ziegelei-Tongrube bei Nieheim (Kreis Höxter) das etwa vier Meter lange Skelett eines Schwimmsauriers entdeckt, durch Mitarbeiter des LWL-Museums für Naturkunde geborgen und anschließend präpariert. Im September 2009 begann an der Universität Bonn die wissenschaftliche Bearbeitung. Aufgrund der 76 relativ gut erhaltenen Wirbel konnte eine Rekonstruktion des gesamten Skeletts vorgenommen werden. Der Saurier gehörte zur Gruppe der langhalsigen Plesiosauroidea aus dem mittleren Abschnitt des Unterjuras (vor circa 188 Millionen Jahren).
Olfen-Kökelsum: Das größte Haus Westfalens aus der Bronzezeit
Auf dem Areal eines geplanten Freizeitbades in Olfen-Kökelsum (Kreis Coesfeld) entdeckten LWL-Archäologen einen Siedlungs- und Bestattungsplatz. Die teilweise außergewöhnlichen Funde (schlüssellochförmige Grabanlagen, Glas, Fibeln) sprechen dafür, dass der Ort auffallend lange von der mittleren Bronzezeit (1600 bis 1200 v. Chr.) bis in die späte vorrömische Eisenzeit (450 v. Chr. bis Christi Geburt) besiedelt war. Besonders bemerkenswert sind die drei dort entdeckten bronzezeitlichen Gebäudebefunde, die in Westfalen ausgesprochen selten sind und mithilfe ent-sprechenden Funden in den Niederlanden rekonstruiert wurden.
Zusammenarbeit und institutionelle Vernetzung werden in der gegenwärtigen Wissenschaft und Forschung immer wichtiger. Ich freue mich sehr, dass die neue Reihe diesem Bestreben in so beeindruckender Weise nachkommt", bilanziert Prof. Dr. Torsten Capelle, Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen.
Halver:
Im Sommer 2009 fanden LWL-Archäologen der Außenstelle Olpe in Halver (Märkischer Kreis) einen sogenannten Kugeltopf mit 236 Silbermünzen. Die für das hohe Mittelalter charakteristische Gefäßform datiert in das späte 11. Jahrhundert. Auch die Zusammensetzung des Schatzfundes - der Großteil der Münzen zeigt den Kölner Erzbischof Hermann III., Kaiser Heinrich IV. und die Werler Grafen Konrad II. und Friedrich I. - weist auf das Ende des 11. Jahrhunderts hin, das heißt in salische Zeit. Dieser so genannte Hortfund - der Besitzer wollte die Münzen horten und verstecken - besaß immerhin einen Wert von etwa 14 Schweinen.
Detmold-Berlebeck, Falkenburg: Raqqa Ware und Wolfsangeln
Auf der Falkenburg (Kreis Lippe) sind im Jahr 2009 im Zuge der Sanierung der Ringmauer gleich zwei außergewöhnliche Funde in einem Keller aus dem 13. Jahrhundert geborgen worden. Eine kleine Scherbe der so genannten Raqqa-Ware kam zum Vorschein. Das ist ein bisher in Westfalen einmaliger und auch in Nord- und Westeuropa äußerst seltener Fund der Luxuskeramik aus dem Nahen Osten. Vermutlich gelangte ein solches Gefäß im Gepäck eines Kreuzzugteilnehmers nach Westfalen.
Außerdem fanden die LWL-Archäologen 24 Wolfsangeln in der Form eines doppelten Angelhakens. Sie gehörten zu den Jagdfallen auf den beliebten und auch für die Falkenburg belegten Treibjagden auf Wölfe.
Von Höxter nach Dortmund: der mittelalterliche Hellweg als moderner Pilgerweg
2008und 2009 erforschte die Altertumskommission für Westfalen im Zuge des Projektes "Wege der Jakobspilger in Westfalen" eine wichtige Fernhandelsstraße: Den mittelalterlichen Hellweg zwischen Bochum und Höxter nutzten die Pilger besonders des 12. bis 16. Jahrhunderts auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Bei der Rekonstruktion des alten Hellwegs halfen zum einen archäologische, historische, namenkundliche und geografische Quellen, zum anderen direkte, noch sichtbare Belege wie zum Beispiel Hohlwege. Auf diese Weise wurde ein Pilger-, Kultur- und Wanderweg ausgearbeitet, der Forschung buchstäblich begehbar macht.
Selm-Cappenberg: Großabformung einer Grabplatte
Für die erfolgreiche Mittelalter-Ausstellung "Aufruhr 1225" im LWL-Museum für Archäologie in Herne fertigten Restauratoren des LWL in einem aufwendigen Verfahren eine Kopie der Grabplatte des Klostergründers Gottfried von Cappenberg an. Das Original aus dem 13. Jahrhundert besteht aus Sandstein, wiegt circa 1,2 Tonnen und ist fest in die Klosterkirche in Selm-Cappenberg (Kreis Unna) eingebaut. Deshalb musste zuerst vor Ort eine Silikonform von dem Original abgenommen werden, um dann eine Kopie aus Epoxidharz herzustellen. Der Aufwand belief sich auf etwa 400 Arbeitsstunden, 60 Kilogramm Silikon und 150 Kilogramm Gips.
Museen
An dem großen Ausstellungs- und Kooperationsprojekt "Imperium Konflikt Mythos" über 2000 Jahre Varusschlacht im Jahr 2009 hatten das LWL-Römermuseum in Haltern am See (Kreis Recklinhausen) und das Lippische Landesmuseum in Detmold (Kreis Lippe) mit den äußerst efolgreichen Sonderausstellungen "Imperium" und "Mythos" ganz wesentlichen Anteil. Das LWL-Römermuseum mit über 165.000 Besuchern im vergangenen Jahr hat sich hierbei durch ein aßergewöhnliches Marketing (Römerschiff "Victoria") und besonderes museumspädagogisches Konzept ("gerappte" Audioguides, Medienstationen, animierter Tonfilm) hervorgetan.
2009 endeten im LWL-Museum für Archäologie in Herne die Wanderausstellung "Schuhtick. Von kalten Füßen und heißen Sohlen" mit über 40.000 Besucher und im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn die Sonderausstellung "Für Königtum und Himmelreich. 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn".
"Diese ansprechend gestaltete und reich illustrierte Reihe soll die interessanten Ergebnisse archäologischer und paläontologischer Forschung zeitgemäß und zeitnah präsentieren", erläutert LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch die Bedeutung der neuen Publikationsreihe. Die LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale ergänzt: "Die wichtigen Aufgabenfelder und die vielen sehenswerten Funde der Archäologie in Westfalen sollen hier vor allem auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden."
Allgemein verständlich, aber auch fachlich fundiert wird in den drei Rubriken "Ausgrabungen", "Forschungen und Projekte" und "Ausstellungen" von den archäologischen und paläontologischen Tätigkeiten des vergangenen Jahres berichtet. Autoren sind die Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sowie verschiedene Mitarbeiterinnen der westfälischen Stadtarchäologien und Universitäten.
"Die neue Reihe tritt damit die Nachfolge des 'Neujahrsgrußes‘, des bisherigen Jahresberichtes der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen, an. Mit ihrem modernen Layout reiht sie sich in die zeitgemäßen Publikationsstandards anderer Landesarchäologien ein und schafft so eine bundesweite Kommunikationsebene für die Forschungsergebnisse der westfälischen Archäologie", meint Prof. Dr. Michael M. Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen. In der neuen Reihe äußern sich nicht nur Archäologen und Paläontologen, sondern auch Archäobotaniker, Archäozoologen, Historiker und Restauratoren. Deren Forschungen werden zudem durch Materialanalysen und CT-Scans bereichert. "Interdisziplinäre Zusammenarbeit und institutionelle Vernetzung werden in der gegenwärtigen Wissenschaft und Forschung immer wichtiger. Ich freue mich sehr, dass die neue Reihe diesem Bestreben in so beeindruckender Weise nachkommt", bilanziert Prof. Dr. Torsten Capelle, Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen.
Hintergrund
Im ersten, jetzt vorliegenden Band decken die Artikel den großen Zeitraum von der frühen Erdgeschichte bis zur Neuzeit ab. Das Fundspektrum reicht von Fossilien aus der Zeit vor 296 bis 251 Millionen Jahren bis zu dem bisher ältesten erhaltenen Reisigbesen Westfalens aus dem 17. Jahr-hundert.
Nieheim: Schwimmsaurier in einer Ziegelei-Tongrube entdeckt
Im Osten Westfalens wurde im Juni 2007 in einer Ziegelei-Tongrube bei Nieheim (Kreis Höxter) das etwa vier Meter lange Skelett eines Schwimmsauriers entdeckt, durch Mitarbeiter des LWL-Museums für Naturkunde geborgen und anschließend präpariert. Im September 2009 begann an der Universität Bonn die wissenschaftliche Bearbeitung. Aufgrund der 76 relativ gut erhaltenen Wirbel konnte eine Rekonstruktion des gesamten Skeletts vorgenommen werden. Der Saurier gehörte zur Gruppe der langhalsigen Plesiosauroidea aus dem mittleren Abschnitt des Unterjuras (vor circa 188 Millionen Jahren).
Olfen-Kökelsum: Das größte Haus Westfalens aus der Bronzezeit
Auf dem Areal eines geplanten Freizeitbades in Olfen-Kökelsum (Kreis Coesfeld) entdeckten LWL-Archäologen einen Siedlungs- und Bestattungsplatz. Die teilweise außergewöhnlichen Funde (schlüssellochförmige Grabanlagen, Glas, Fibeln) sprechen dafür, dass der Ort auffallend lange von der mittleren Bronzezeit (1600 bis 1200 v. Chr.) bis in die späte vorrömische Eisenzeit (450 v. Chr. bis Christi Geburt) besiedelt war. Besonders bemerkenswert sind die drei dort entdeckten bronzezeitlichen Gebäudebefunde, die in Westfalen ausgesprochen selten sind und mithilfe ent-sprechenden Funden in den Niederlanden rekonstruiert wurden.
Zusammenarbeit und institutionelle Vernetzung werden in der gegenwärtigen Wissenschaft und Forschung immer wichtiger. Ich freue mich sehr, dass die neue Reihe diesem Bestreben in so beeindruckender Weise nachkommt", bilanziert Prof. Dr. Torsten Capelle, Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen.
Halver:
Im Sommer 2009 fanden LWL-Archäologen der Außenstelle Olpe in Halver (Märkischer Kreis) einen sogenannten Kugeltopf mit 236 Silbermünzen. Die für das hohe Mittelalter charakteristische Gefäßform datiert in das späte 11. Jahrhundert. Auch die Zusammensetzung des Schatzfundes - der Großteil der Münzen zeigt den Kölner Erzbischof Hermann III., Kaiser Heinrich IV. und die Werler Grafen Konrad II. und Friedrich I. - weist auf das Ende des 11. Jahrhunderts hin, das heißt in salische Zeit. Dieser so genannte Hortfund - der Besitzer wollte die Münzen horten und verstecken - besaß immerhin einen Wert von etwa 14 Schweinen.
Detmold-Berlebeck, Falkenburg: Raqqa Ware und Wolfsangeln
Auf der Falkenburg (Kreis Lippe) sind im Jahr 2009 im Zuge der Sanierung der Ringmauer gleich zwei außergewöhnliche Funde in einem Keller aus dem 13. Jahrhundert geborgen worden. Eine kleine Scherbe der so genannten Raqqa-Ware kam zum Vorschein. Das ist ein bisher in Westfalen einmaliger und auch in Nord- und Westeuropa äußerst seltener Fund der Luxuskeramik aus dem Nahen Osten. Vermutlich gelangte ein solches Gefäß im Gepäck eines Kreuzzugteilnehmers nach Westfalen.
Außerdem fanden die LWL-Archäologen 24 Wolfsangeln in der Form eines doppelten Angelhakens. Sie gehörten zu den Jagdfallen auf den beliebten und auch für die Falkenburg belegten Treibjagden auf Wölfe.
Von Höxter nach Dortmund: der mittelalterliche Hellweg als moderner Pilgerweg
2008und 2009 erforschte die Altertumskommission für Westfalen im Zuge des Projektes "Wege der Jakobspilger in Westfalen" eine wichtige Fernhandelsstraße: Den mittelalterlichen Hellweg zwischen Bochum und Höxter nutzten die Pilger besonders des 12. bis 16. Jahrhunderts auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Bei der Rekonstruktion des alten Hellwegs halfen zum einen archäologische, historische, namenkundliche und geografische Quellen, zum anderen direkte, noch sichtbare Belege wie zum Beispiel Hohlwege. Auf diese Weise wurde ein Pilger-, Kultur- und Wanderweg ausgearbeitet, der Forschung buchstäblich begehbar macht.
Selm-Cappenberg: Großabformung einer Grabplatte
Für die erfolgreiche Mittelalter-Ausstellung "Aufruhr 1225" im LWL-Museum für Archäologie in Herne fertigten Restauratoren des LWL in einem aufwendigen Verfahren eine Kopie der Grabplatte des Klostergründers Gottfried von Cappenberg an. Das Original aus dem 13. Jahrhundert besteht aus Sandstein, wiegt circa 1,2 Tonnen und ist fest in die Klosterkirche in Selm-Cappenberg (Kreis Unna) eingebaut. Deshalb musste zuerst vor Ort eine Silikonform von dem Original abgenommen werden, um dann eine Kopie aus Epoxidharz herzustellen. Der Aufwand belief sich auf etwa 400 Arbeitsstunden, 60 Kilogramm Silikon und 150 Kilogramm Gips.
Museen
An dem großen Ausstellungs- und Kooperationsprojekt "Imperium Konflikt Mythos" über 2000 Jahre Varusschlacht im Jahr 2009 hatten das LWL-Römermuseum in Haltern am See (Kreis Recklinhausen) und das Lippische Landesmuseum in Detmold (Kreis Lippe) mit den äußerst efolgreichen Sonderausstellungen "Imperium" und "Mythos" ganz wesentlichen Anteil. Das LWL-Römermuseum mit über 165.000 Besuchern im vergangenen Jahr hat sich hierbei durch ein aßergewöhnliches Marketing (Römerschiff "Victoria") und besonderes museumspädagogisches Konzept ("gerappte" Audioguides, Medienstationen, animierter Tonfilm) hervorgetan.
2009 endeten im LWL-Museum für Archäologie in Herne die Wanderausstellung "Schuhtick. Von kalten Füßen und heißen Sohlen" mit über 40.000 Besucher und im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn die Sonderausstellung "Für Königtum und Himmelreich. 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn".
http://www.archaeologie-und-buecher.de erwerben.
Archäologie in Westfalen-Lippe 2009
Herausgegeben von der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen
292 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 1 Beilage
Langenweißbach 2010
ISSN 2191-1207
ISBN 978-3-941171-42-8
19,50 Euro
http://www.archaeologie-und-buecher.de erwerben.
Gruss Sheepy