"Formel-1 der Antike in der Eifel" - rätselhafter Grundriss Teil III

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  • Credi
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    • 22.02.2012
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    • Detektion nur durch gezielte (Zeit und Ort) Luftbildprospektion

    #1

    "Formel-1 der Antike in der Eifel" - rätselhafter Grundriss Teil III

    Zu einem von archäologischer Seite bislang weiterhin ungeklärtem Luftbildfund hatte ein Bekannter vom mir eine zündende Idee, die durchaus plausibel erscheint.
    Die Archäologen haben als magere Erklärung nur: prunkvolle römische Gartenarchitektur.


    Unsere Vorstellung hierzu will ich in einem Vortrag im Oktober darlegen:

    Drachenluftbild vom 18. Mai 2011 bei Dudeldorf –Ordorf, Eifelkreis Bitburg-Prüm:
    Innerhalb eines Umgangs 100x80 m befinden sich zwei symmetrische Gebäudegrundrisse.
    Rechts 40 m weiter ein nach Westen hin offener Halbkreis mit einem Radius von 40 m als Wendepunkt der vermuteten Bahn.
    (Foto: C. Credner)


    Möglicherweise wurde durch ein Luftbild mit Hilfe einer Drachenkamera eine antike Rennbahn in der Eifel entdeckt, für die es bisher keine Vergleichsfunde gibt. Der Referent, der seit über zehn Jahren alternative Luftbildfotografie u.a. für die Archäologie ausübt, dokumentierte 2011 bei Dudeldorf im Eifelkreis Bitburg-Prüm erstmalig den rätselhaften großflächigen Grundriss mit römischem Mauerwerk.

    Es könnte sich um ein Gestüt mit Trainingsbahn für Wagenrennen gehandelt haben, dessen wohlhabender Besitzer hier seine Pferde und die Wagenlenker für die Wettkämpfe, im Circus der nahe gelegenen Kaiserstadt Trier, vorbereitet hat.

    Im Vortrag wird auch auf die Bedeutung der antiken Wagenrennen eingegangen, denn die ludi circenses waren in allen römischen Provinzen äußerst beliebt.


    Referent: Dr. Christian Credner, Lambertsberg/Eifel
    1. Vors. GAK (Geschichtlicher Arbeitskreis Bitburger Land)


    „Formel-1“ Trainingsbahn für Wagenrennen im Eifelkreis Bitburg-Prüm in der Spätantike.

    Die Wagenrennen - ludi circenses – waren auch in den römischen Provinzen Germaniens die beliebtesten Großveranstaltungen. Der Popularitätswert lag wahrscheinlich höher als bei den heutigen Formel-1 Rennen.

    Ein Historiker hat errechnet, dass der erfolgreichste Profisportler aller Zeiten im 2. Jahrhundert nach Christus als Wagenlenker in 24 Jahren nach heutigem Wert über 10 Milliarden Euro verdient hat.

    Der Rennstallbesitzer war, außer an dem hohen Prestigegewinn, auch an den Einnahmen beteiligt.
    Die oft über zwei Wochen andauernden Spiele hatten zu dieser Zeit einen reinen Unterhaltungswert, waren für das Volk kostenlos und wurden sehr aufwendig vom Kaiserhaus finanziert und abgehalten, was dem Machterhalt und der Kontrolle des Volkes diente, denn wer sich die Spiele ansah, kümmerte sich nicht um Politik.

    Abgehalten wurden die Spiele im Circus. In Rom gab es hiervon drei, der bekannteste ist der Circus maximus.
    Auch in Trier ist ein Circus nachgewiesen. Die vier Parteien, wie die Rennstalleigner damals genannt wurden: die Roten, Grünen, Blauen und Weißen mussten Pferde und Lenker ausbilden und trainieren. Das erfolgte vermutlich nicht für alle Parteien im städtischen Circus in Trier.

    Es gab wahrscheinlich auch auf den Ländereien Gestüte, um den großen Bedarf an Pferden für das Militär, den Sport und Transport zu decken. Warum soll es nicht auch vereinzelt Trainingsmöglichkeiten zur Vorbereitung auf den Wettkampf im Circus von Trier gegeben haben, wenn der Gewinn so überaus verlockend war?

    Möglicherweise wurde ein solcher Trainingsort, für den es bisher keine Vergleichsfunde gibt, jetzt durch archäologische Luftbildprospektion entdeckt. Ein rätselhafter großflächiger Grundriss mit römischem Mauerwerk wurde vom Autor 2011 mit alternativer Luftbildtechnik (die Kamera wird mit einem Drachen in die Höhe gebracht) bei Dudeldorf, im Eifelkreis Bitburg-Prüm erstmalig dokumentiert (s. Umseite).

    Von archäologischer Seite wird wegen einer kleinen abgegriffenen Münze, die zur späten Kaiserzeit noch gültig war, eine prunkvolle Gartenarchitektur des 1. Jh. n. Chr. vermutet. Diese Einschätzung ist wenig überzeugend, weil wichtige Merkmale und Indizien nicht einbezogen oder fehlgedeutet wurden. Unter Berücksichtigung aller Befunde, wie der Lage innerhalb des Langmauerbezirks, des offenen Halbkreises, eines weiteren T-förmigen Gebäudes (Starterhäuschen?) westlich, seitlich an der vermuteten Bahn gelegen, dem Fehlen einer Villenanlage in unmittelbarer Nachbarschaft und auch der Einmaligkeit, wird die Überlegung dargelegt, dass es sich um eine Trainingsbahn für Wagenrennen des 4. Jh. n. Chr. handeln könnte.

    Die archäologische Untersuchung müsste ausgeweitet werden, um diesen rätselhaften, elektrisierenden Fund sicher klären zu können.

    Dr. Christian Credner, Lambertsberg Mai 2014
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  • Sorgnix
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    #2
    .



    ... ach ... - DAS Ding, was wir seinerzeit schon mal diskutiert haben?

    ( in 2012 => http://schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=70719 )


    ... das ist jetzt allerdings ne wirklich außergewöhnliche Interpretation.
    Wenn ich ehrlich sein soll, kann ich da den Grundriß nicht ganz drin unterbringen. Vor allem nicht die beiden kleinen Apsiden ...

    Die Gebäudestruktur an sich ist ja schon extrem interessant. Hat schon mal einer versucht, den Aufbau, sprich das Aussehen, zeichnerisch darzustellen?
    Stallungen im Inneren, mit rückspringenden Nischen? Die Negativform außen dann trotzdem mit Überdacht, als "Park- und Abstellfläche"??

    Da die Fundamentierung in der Außenflucht absolut nicht vorhanden ist, wird der Bereich wohl "offen" gewesen sein. Nach außen zumindest. Ne Überdachung wäre allerdings trotzdem recht praktisch.


    Gruß
    Jörg

    (der sich erlaubt hat, Deinen Text mal ein wenig mit Absätzen zu strukturieren. War schwer lesbar ... )
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    • Credi
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      #3
      Richtig Jörg, es geht um den weiterhin ungeklärten Grundriss. Überdacht war möglicherweise der ca 4 m breite Umgang. Das Rechteck geht nach Osten noch weiter, was das Außenmaß auf 118x80 m erhöht, also größer als ein Fußballfeld. Die beiden spiegelbildlichen "Gebäude" im Innern waren vielleicht in Fachwerkbauweise errichtet und mit Holzschindeln gedeckt, in denen die edlen Pferde untergebracht waren. Vom Halbkreis an geht es eben etwa 500 m nach Westen, das wäre die hypothetische Bahn.
      Es ist eine Vermutung, die sich aber auf einige Indizien stützt.

      Gruß Credi
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      • Sorgnix
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        #4


        ... das sind dann aber recht heftige Maße.
        Für ne Trainingsbahn ...

        So sich da auf dem Acker NUR die Rennbahn abzeichnet - denn Tribünen und andere Bauten werden für ne Trainingsanlage ja nicht unbedingt erforderlich sein. Vor allem in DER Gegend ...
        So sind die reinen Rennbahnmaße ja mehr oder weniger identisch mit dem Circus Maximus in Rom.
        Und vergleichbar große Anlagen hat es in Deutschland meines wissens nicht gegeben. Wozu dann ein solcher Riesentrainingsplatz?


        Wobei: auch ICH bewege mich hier nur in der Theorie!

        Auf jeden Fall: Total interessant!

        Gruß
        Jörg
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          #5
          In allen römischen Metropolen der Germanischen Provinz gab es einen Circus, in Trier, Köln, Mainz und Xanten und wahrscheinlich mehr, die Bahnen waren genormt 450 bis 500 m lang. Trainieren mußte man unter gleichen Bedingungen. Richtige Tribühnen gab es hier nicht. Der Rennstallinhaber hatte seine Villa ca 350 m weiter östlich im Tal, wo er vom Trubel der Trainierenden nicht belästigt wurde. Der Standort ist aktenkundig, man hat aber darüber die Stadt gebaut, die heute die Stadtrechte nicht mehr besitzt.

          Gruß Credi
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            #6
            Nun, DANN wird dem so gewesen sein ...
            Ich war der Meinung, die Bahnen hier im Lande wären nicht so groß gewesen ...

            Und:
            Immer wieder schön, wenn man am Arbeitsplatz auch wohnen kann

            Gruß
            Jörg
            Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
            zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

            (Heiner Geißler)

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              #7
              Denk an heutige Sportanlagen, auch im kleinsten Dorf haben der Fußballplatz und die Laufbahn um ihn herum die die gleiche Dimension wie im großen Stadion.

              Gruß Credi
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