Münz-Restauration mit EDTMP-Lösung?

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  • Drusus
    Heerführer


    • 31.08.2005
    • 3464
    • München, Bayern
    • Goldmaxx, was sonst?? ;)

    #1

    Münz-Restauration mit EDTMP-Lösung?

    Hallo Allesamt,

    ich habe mal zwei (miteinander verbundene) Fragen an die Münz(Restaurations)Experten.

    Ich hatte mir ja mal EDTMP - Pentanatriumsalz (Lösung 30 %) zur Restauration meines ½ Kreuzers von 1851 besorgt und war mit dem Ergebnis auch recht zufrieden (http://www.schatzsucher.de/Foren/att...&d=1132784111). Ebenfalls mit den Probeversuchen, die ich mit alten WK2-Patronenhülsen aus Messing und EDTMP-Lösung durchgeführt hatte.

    Neulich hatte ich jedoch einen Reichpfennig von 194? Gefunden und ebenfalls mit EDTMP-Lösung behandelt. Das Ergebnis hat mich ehrlich gesagt etwas schockiert (siehe erstes Bild) - zum Glück ist mir das nicht mit einer seltenen Münze passiert. Zuvor sah der Pfennig (im Gegensatz zu dem ½ Kreuzer) nämlich noch recht gut aus und man konnte die Prägung auf beiden Seiten noch schön erkennen.

    Darum Frage 1: sollte man Kupfer, Messing oder Bronze-Münzen lieber nicht mit EDTMP-Lösung behandeln, solange deren Prägung noch gut zu erkennen ist? Natürlich kann diese Prägung zum Teil nur noch aus Oxid bestehen, welches die Urform angenommen hat. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieses Oxid die Münze mit der Zeit (vielleicht an Luft nun sogar schneller) vollkommen zerfrisst, wenn man es nicht entfernt. Andererseits, wenn ich mir Christians 2-Pfennig-Stück von 1925 (http://www.schatzsucher.de/Foren/sho...88#post206988), das er am selben Tag und in der selben Erde wie ich meinen Reichspfennig fand, so anschaue, denke ich mir, dass sollte man evtl. lieber so lassen und jetzt nicht mit aller Gewalt das Oxid angehen und die Münze somit evtl. "pockennarbig" machen. Bzw. sollen man hier ein anderes Mittel nur zur Konservierung nehmen (z.B. Paraffin)?

    Frage 2: da mir die Geschichte mit meinem gefundenen Reichspfennig keine Ruhe ließ, nahm ich mir eine weitere dieser Münzen vor, die nicht ausgegraben wurde, sondern schon seit über 60 Jahren im Familienbesitz ist. Sie kam ebenfalls in eine ca. 50% verdünnte und erwärmte "EDTMP - Pentanatriumsalz (Lösung 30 %)" - 2 Stunden lang. Danach sah sie - wie zu erwarten - nicht so schlimm aus, wie der ausgegrabene Reichspfennig (nur leichte Mulden an der Oberfläche, aber sie war ja auch schon anoxidiert), dafür ist das Teil jetzt grau-silber und nicht kupfern, wie ich eigentlich gedacht hatte - sie Bild 2 (links davor, rechts danach). Wie kann das sein? Woraus bestehen Reichspfennige?

    Gute Tipps sind herzliche willkommen. Vielen Dank im Voraus.

    Viele Grüße,
    Günter
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    Quis custodiet ipsos custodes?
  • Zeitzer
    Heerführer


    • 18.05.2005
    • 1485
    • im Osten
    • Minelab Sovereign

    #2
    Hallo

    Der Bronzepfennig von 25 hat gut gelegen schon eine schöne Patina angesetzt. Die ist ein Zeichen für das Alter und kann nicht so einfach nachgemacht werden. Gerade bei richtig alten Sachen wie Fibeln oder so ist das Entfernen tödlich und das gute Stück anschließend wertlos. Mit Wasser und Zahnstochern kann man da keinen Schaden anrichten.
    Der Pfennig aus Adolfs Zeiten ist wegen Materialknappheit ab dem Jahr 1940 aus Zink gemacht worden, vorher waren die aus Bronze. Das Zeug bekommt schon nach kurzer Zeit im Boden die Zinkpest. Zu retten ist da nichts mehr. Mit Wachs kann man den für die Ewigkeit konservieren, das lohnt aber wahrscheinlich den Aufwand nicht.

    Gruß Zeitzer
    "Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht." Waterloo- 1815

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    • Drusus
      Heerführer


      • 31.08.2005
      • 3464
      • München, Bayern
      • Goldmaxx, was sonst?? ;)

      #3
      Hallo Zeitzer,

      vielen Dank für Deine Antwort.

      Dass die Dinger aus Zink bestehen, erklärt natürlich die Endfarbe meines gestrigen Versuchsobjekts. Aber diese Tatsache wirft jetzt auch gleich zwei neue Fragen auf:

      1. Warum wurde mein ausgegrabener Reichspfenning (der "Schweizer Käse") nach dem EDTMP-Lösungs-Bad so richtig dunkel rotbraun und nicht auch silbergrau wie mein Versuchsobjekt, welches nie unter der Erde lag.

      2. Warum konnte ich das Zink-Oxid überhaupt mit EDTMP-Lösung beseitigen? Gemäß www.restaurierung-und-mehr.de ist EDTMP nur zum Säubern von Kupfer und Kupferlegierungen wie Messing, Bronze usw. tauglich und EDTA-Dinatriumsalz wäre eigentlich das korrekte Mittel zur Restauration von Zink.

      Viele Grüße,
      Günter

      PS: klar sind Reichspfennige die Mühe nicht wert, aber sie sind doch ein nettes Versuchsobjekt, damit ich etwas Übung habe, falls ich auch mal auf einen alten Franzosenlagerplatz stoßen sollte. ;-)
      Quis custodiet ipsos custodes?

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      • Zeitzer
        Heerführer


        • 18.05.2005
        • 1485
        • im Osten
        • Minelab Sovereign

        #4
        Hi Günter

        Ähh, hmm, ja- die Chemie, keine Ahnung. Zink als Bodenfund lässt sich nicht groß restaurieren. Wenn die Beulen chemisch irgendwie weggebruzzelt sind, sieht das je nach Boden mehr oder weniger immer so aus wie der Pfennig oben. Mit dem Franzosenlager hab ich da keine Bedenken, damals gab es das Zeugs zum Glück noch nicht.

        Gruß Zeitzer
        "Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht." Waterloo- 1815

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        • C-4
          Heerführer

          • 01.08.2002
          • 2106
          • D

          #5
          Zinkcarbonat (daraus bestehen die Patina - Schichten bei Zink-Bodenfunden zum großen Teil) löst sich recht gut in Komplexbildnern wie dem EDTMP, besser noch in EDTA. Daher läßt sich auch Zink damit säubern. Besser wirksam ist beim Zink jedoch spez. das Dinatrium - EDTA und das NTA.
          Man kann durchaus sehr schön erhaltene Zinkfunde machen, bei diesen ist jedoch eine Besonderheit zu beachten: die Zinkpatina kann sehr dick sein, sie läßt sich nur sehr vorsichtig reinigen, am Besten mechanisch. Wird sie entfernt, ist meist nur noch ein Stück Blech übrig. Das Zink muß auch gut konserviert werden, da an der Luftfeuchte mitunter eine starke Nachkorrosion einsetzen kann.

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          • Drusus
            Heerführer


            • 31.08.2005
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            • München, Bayern
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            #6
            Hallo C-4,

            vielen Dank für den fachmännischen Rat. Gibt es eigentlich auch wertvolle bzw. seltene Dinge (z.B. bestimmte Münzen) aus Zink zu finden?

            Viele Grüße,
            Günter
            Quis custodiet ipsos custodes?

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            • C-4
              Heerführer

              • 01.08.2002
              • 2106
              • D

              #7
              Bin kein Münzen - Heini, äh.. Numismatik - Freak, wie das so schön heißt, aber es soll gerüchterweise auch recht wertvolle Zinkmünzen aus dem 3. Reich, vorzugsweise der "Endzeit" geben...
              Aus Zink bestehen ja auch recht viele Abzeichen, da hab ich schon einige recht gute Funde gemacht, die sich durchaus sehen lassen können. Es hängt speziell beim Zink aber auch stark vom Boden an, in sauren Böden sind die Chancen eher gering.

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