Parkerisierung entfernen?

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  • desert-eagle († 2020)
    Heerführer


    • 19.04.2005
    • 3439
    • Kleve

    #1

    Parkerisierung entfernen?

    Hallo, Fachleute in Sachen Restauration; ich habe gleich mehrere Fragen:
    Ich beabsichtige, mir einen alten Karabiner zuzulegen, ist kein so dolles Teil, aber ich will ihn ein wenig aufwerten, indem ich ihm eine neue Oberflächenbeschichtung verschaffe. Es handelt sich um einen Karabiner, K98 kurz, gebaut in La Coruna, Spanien.
    Das Teil hat eine parkerisierte Oberfläche, die mir gar nicht gefällt; ich würde ihn gerne blank machen und im Anschluß brünieren.
    Ich weiß eigentlich, daß es sich für dieses Gewehr mit der doch recht bescheidenen Schußleistung nicht lohnt, aber ich sehe das ganze mehr als sportliche Herausforderung.
    Wer kann mir da weiterhelfen? Interessant für mich wäre es auch zu wissen, wie der Vorgang des parkerisieren vonstatten geht, wer kann es mir erklären?
    Ich freue mich auf eure hoffentlich auch für einen nicht-metallbauenden und nicht oberflächenveredelnden Desert-Eagle leicht verständlichen Antworten.
    MFG Desert-Eagle
    ------------------------------------------------------------

    Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist.
    Karl Valentin

    Ludger hat uns am 26.01.2020
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
  • C-4
    Heerführer

    • 01.08.2002
    • 2106
    • D

    #2
    Das Phosphatieren ist in erster Linie als Korrosionsschutz und als Haftgrund für Lackierungen gedacht, als Oberflächenbehandlung zur optischen Aufwertung eignet es sich nur sehr bedingt, da die bei vielen Verfahren entstehenden Schichten meist unansehnlich grau oder grau – fleckig erscheinen. Man kann sie aber durch Tränken mit Öl dunkler färben, so dass sie beinahe schwarz erscheinen.
    Die ersten Phosphatierungsverfahren verwendeten noch heiße, verdünnte Phosphorsäure (Coslett 1907), eine Weiterentwicklung stellte dann bereits das sog. Coslettisieren dar, bei diesem Verfahren wird Zink in Phosphorsäure gelöst und diese Lösung kochend verwendet: 290 g Zink in l Liter der verdünnten Säure, von dieser Paste wurden dann 15 g in 1Liter kochendem Wasser gelöst und die zu behandelnden Gegenstände etwa 2 Stunden in die kochende Lösung getaucht.
    Die Wirkung sämtlicher Phosphatierungslösungen beruht auf der Bildung unlöslicher Eisenphosphate, die das Metall vor der Korrosion schützen können, allerdings sind die Phosphate etwas porös, so dass eine Nachbehandlung mit Öl oder Paraffin nötig ist. (Bzw. ein nachfolgendes Verfahren mit abdichtenden Eigenschaften)
    Weiterentwicklungen dieses oder ähnlicher Verfahren sind das Bonderisieren (Bondern), Atramentieren (Atrament – Verfahren) sowie das Parkerisieren. Diese technischen Verfahren wurden als erste in größerem Maßstab angewandt, verwendet werden hier fertige Salzmischungen, die von der Industrie geliefert werden. Die genannten Verfahren verwenden Zink- und / oder Mangansalze, der Nachteil lag in der benötigten hohen Temperatur (90 – 100 °C) sowie in der relativ langen Behandlungszeit, die bis zu drei Stunden betrug. Heutige Phosphatierunges – Verfahren bedienen sich ähnlicher Mischungen, die jedoch bestimmte Zusätze enthalten, um die Dauer erheblich abzukürzen.

    Literatur:
    „Metallfärbung – die wichtigsten Verfahren zur Oberflächenfärbung und zum Schutz von Metallgegenständen“, Hugo Krause, Ing. – Chem. für Metalloberflächenbehandlung, 3. Auflage, Carl – Hanser Verlag, München 1951

    H. Krause: „Phosphatverfahren zum Oberflächenschutz von Metallen“ Leuze, Leipzig 1940 / 44.


    Die Entfernung der Phosphat – Schichten ist nicht ganz einfach, wahrscheinlich lösen sie sich in verdünnter Schwefelsäure bzw. in Komplexbildner, dazu wären aber Versuche erforderlich. Mechanisch käme abschleifen in Frage mit nachfolgender Politur. Möglicherweise ist das bequemste Verfahren die Elektrolytische Ablösung, allerdings sind da noch Probleme mit eventuell entstehender Sprödigkeit durch Aufnahme von Wasserstoff zu klären. (Falls das Gewehr schussfähig bleiben soll!)

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    • desert-eagle († 2020)
      Heerführer


      • 19.04.2005
      • 3439
      • Kleve

      #3
      Zitat von C-4

      Die Entfernung der Phosphat – Schichten ist nicht ganz einfach, wahrscheinlich lösen sie sich in verdünnter Schwefelsäure bzw. in Komplexbildner, dazu wären aber Versuche erforderlich. Mechanisch käme abschleifen in Frage mit nachfolgender Politur. Möglicherweise ist das bequemste Verfahren die Elektrolytische Ablösung, allerdings sind da noch Probleme mit eventuell entstehender Sprödigkeit durch Aufnahme von Wasserstoff zu klären. (Falls das Gewehr schussfähig bleiben soll!)
      Hallo, C4
      Erstmal danke für die umfangreiche Antwort.
      Es trete dann gleich neue Fragen auf: Wenn ich dem Gewehr mit verdünnter Schwefelsäure zu Leibe rücke, wird dann nicht durch die Säure das Metall dazu animiert, den Rest seiner Zeit eine Neigung zum rosten an den Tag zu legen?
      Wenn ich vielleicht mit Stahlwolle anfange, keine Ahnung ob so was funktioniert, oder eventuell mit einem Dremel o.ä. , meinst du, ich hätte Erfolg?
      Und wie müßte ich bei der Elektrolyse vorgehen, ein starkes Labornetzteil mit 34 Ampere hätte ich; aus welchem Material müßte dann die Anode sein?
      MFG Desert-Eagle
      ------------------------------------------------------------

      Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist.
      Karl Valentin

      Ludger hat uns am 26.01.2020
      nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
      In stillem Gedenken,
      das SDE-Team

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      • C-4
        Heerführer

        • 01.08.2002
        • 2106
        • D

        #4
        Versuchs mal mit Elektrolyse, die erwähnte Wasserstoffaufnahme ist sehr gering, das dürfte kaum eine Rolle spielen. Als Anode ein Edelstahlblech nehmen, den Lauf mit Paraffin-Stöpseln an der Mündung und am Patronenlager verschließen, geht auch mit einem Blei-Pfropfen. Als Elektrolyt aber Natronlauge nehmen, kein gewöhnliches Natriumhydrogencarbonat.Die Konz. der Lauge ca. 5 %. Das Netzgerät reicht dazu locker aus, da sollte es keine Probleme geben.

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