Elektrolyse und geladene Schußwaffen, paßt das zusammen?

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  • Rabbit
    Landesfürst

    • 09.09.2000
    • 754
    • Bayern
    • Garrett GTI 2500

    #1

    Elektrolyse und geladene Schußwaffen, paßt das zusammen?

    Hallo zusammen,

    ich würde gerne die Frage an das Forum stellen, inwieweit Elektrolyse sicher für das Entrosten geladener Schußwaffen verwendet werden kann.

    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß die in der Waffe befindliche Munition dabei zündet? Ist so etwas schon einmal vorgekommen? Oder wirken Waffe und Hülse derartig gut als Faraday'sche Käfige, daß diese Möglichkeit praktisch ausgeschlossen ist?

    Ist normale Munition überhaupt 'stromempfindlich'?

    Gruß Rabbit
  • Schuppi

    #2
    Ich entroste grundsätzlich keine geladenen Waffen.

    Nicht wegen der Elektrolyse, da dürfte aus technischer Sicht kein Einwand gegen bestehen.

    Allerdings: irgendwann fällt Dir das restaurierte Stück mal runter, und BUMM! ist es zu spät.

    Grüße
    Schuppi

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    • Rabbit
      Landesfürst

      • 09.09.2000
      • 754
      • Bayern
      • Garrett GTI 2500

      #3
      Hallo Schuppi,

      hinterher müßte die Waffe natürlich entladen werden, ggf. durch einen Büchsenmacher.

      Gruß Rabbit

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      • ClausBremen
        Ratsherr

        • 21.07.2001
        • 206
        • Bremen
        • Bounty-Hunter

        #4
        Da sprichst Du ein ganz heikles Thema an, Rabbit.

        Von entscheidender Bedeutung ist die Art der Schusswaffe und die Art der Munition bzw. Ladung, falls es eine VL-Waffe sein sollte.

        Bei modernen Waffen, speziell bei autmatischen Pistolen aber auch bei Revolvern wäre tatsächlich grösste Vorsicht geboten.

        Wenn Du Dich ausreichend gut mit solchen Waffen auskennst, bestünden grundsätzlich keine Bedenken, mit entsprechender Vorsicht und gewissen technischen Massnahmen eine Restaurierung durchzuführen.

        Entscheidend ist: eine solche Waffe, egal in welchem Zustand, wäre generell wie eine intakte, geladene und entsicherte Schusswaffe zu behandeln. Und das erfordert einen SEHR SORGFÄLTIGEN UMGANG.

        Besonders problematisch wird es, wenn das Teil dann weitgehend wiederhergestellt ist und man - wie von Dir schon gesagt - ans Entladen gehen will.

        Büchsenmacher ist eine gute Idee, hat aber seine Probleme. Er ist teuer, muss diese Arbeit überhaupt machen wollen und ist strengen gesetzlichen Auflagen verpflichtet.

        Womit wir bei der zweit-heikelsten Frage wären:
        Ist das Teil noch eine Schusswaffe im Sinne des WaffG ???
        Oder hat es (durch Korrosion etc.) seine Schusswaffeneigenschaft verloren ???

        Du besitzt u.U. einen meldepflichtigen Gegenstand, für dessen Besitz es einer behörlichen Genehmigung bedarf.

        Richtig weiterhelfen kann Dir eigentlich nur die Begutachtung eines Fachmanns, wenn Du selbst nicht über ausreichende Kenntnisse verfügst.

        Nun noch ein Tip zum Schluss:
        Ruhe bewahren, keine Panik, auf keinen Fall eine Behörde einschalten, bevor Du nicht einigermassen sicher bist, einen genehmigungspflichtigen Gegenstand zu besitzen (einschüssige VL-Waffen sind i.d.R. genehmigungsfrei !).

        Sollte sich die genehmigungspflichtige Eigenschaft aber herausstellen, empfehle ich, den offiziellen Weg zu gehen oder das Geld zu investieren, das Teil fachmännisch in eine Dekowaffe konvertieren zu lassen. Aber auch dafür musst Du einen geeigneten Fachmann finden.

        (Rückäusserung, gern per PN oder e-mail, erwünscht)

        ClausBremen :BUMM
        Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg,
        wenige in Bezug auf das Ziel.
        Friedrich Nietzsche (1844-1900)

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        • Rabbit
          Landesfürst

          • 09.09.2000
          • 754
          • Bayern
          • Garrett GTI 2500

          #5
          Hallo,

          keine Aufregung bitte. ClausBremen, vielen Dank für deine umfangreichen Ausführungen.

          Die oben gestellte Frage stellte ich mir im Zusammenhang mit einem alten Revolver. Diesen Fund und seine Geschichte habe ich hier gepostet. Er hat sich später als nicht geladen herausgestellt, aber das konnte man im Fundzustand nicht sehen. Somit mußte ich geraume Zeit davon ausgehen, daß er geladen war.

          Wie ebenfalls in der Fundstory erwähnt, habe ich für diesen Fund eine Bescheinigung des Beschußamtes erhalten, die den Verlust der Waffeneigenschaft bestätigt. Durch diese Geschichte wurde ich auch mit der einschlägigen Rechtslage vertraut. Außerdem ging ich auf die Behörden zu und nicht umgekehrt. Dies sei zur Beruhigung besorgter Forumsbesucher noch einmal ausdrücklich erwähnt.

          Um zur eigentlichen Frage zurückzukehren:

          ClausBremen, du gehst auf die Frage nicht sehr konkret ein, aber ich vermute, daß auch deiner Meinung nach die Elektrolyse unbedenklich ist. Habe ich das richtig herausgelesen?


          Viele Grüße,
          Rabbit

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          • manni

            #6
            Hallo Rabbit
            Um deine Frage speziell zu Deinem Stiftfeuerrevolver zu beantworten: Das EL Bad war vollkommen ungefährlich,auch wenn er geladen gewesen wäre.Stiftfeuerpatronen sind mit Schwarzpulver geladen worden,es gibt keine solchen Patronen die 50 Jahre ungeschützt im Boden überstehen.Ich betone noch einmal ausdrücklich Stiftfeuerpatronen!
            Moderne Mun(WK2) kann noch funktionieren.Eine Fundwaffe deren Patronenlager Du nicht einsehen kannst solltest Du immer als Geladen ansehen! Elektrolyse kann zwar die Patrone nicht auslösen,aber sie kann verrostete Teile der Waffe wieder gängig machen,die dann die Patrone zünden.
            Also immer Fachman zu rate ziehen.
            Gruß Manni

            wech isser (claus)
            Zuletzt geändert von Gast; 30.08.2001, 22:14.

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            • manni

              #7
              Keine Ahnung wie das Smiley da reinkommt,hat nicht sein sollen.
              sorry

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              • ClausBremen
                Ratsherr

                • 21.07.2001
                • 206
                • Bremen
                • Bounty-Hunter

                #8
                @ Rabbit

                Ich denke, Manni hat Deine letzte Frage erschöpfend beantwortet. Ob es tatsächlich beim gangbar werden einer Waffe während oder nach einer Elektrolyse zu einer Schussauslösung kommen könnte, ist sicher fraglich.

                dennoch gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste ...


                @ Manni

                Warum nimmst Du den Smily nicht einfach 'raus ???


                ClausBremen :BUMM
                Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg,
                wenige in Bezug auf das Ziel.
                Friedrich Nietzsche (1844-1900)

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                • Rabbit
                  Landesfürst

                  • 09.09.2000
                  • 754
                  • Bayern
                  • Garrett GTI 2500

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  vielen Dank für die Antworten.

                  @manni: Du hast auf die prinzipielle Ungefährlichkeit der Stiftzündungsmunition gegenüber moderner (ab 2. WK) Munition hingewiesen (natürlich immer im Zusammenhang mit Bodenfunden, die seits dem 2. WK im Boden liegen).

                  Das finde ich interessant. Bitte gestatte eine Nachfrage.

                  Schwarzpulver ist, solange es nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, die den Salpeter herauslösen kann, unbeschränkt lagerfähig.

                  Im 2. WK wurde zumindest teilweise noch eine Art rauchloses Schwarzpulver verwendet. Von mir gefundene Browning 50 Munition war damit ( in Form winziger Zylinder, 1 mm Durchmesser und 2 mm Länge) gefüllt. (Nein, ich habe die Hülse nicht im Hobbykeller geöffnet. Ja, ich habe Hülse und Geschoßkopf bei der Polizei abgegenen.)

                  Ich nehme an, daß die heutige Munition organische Sprengstoffe als Treibmittel verwendet und das es solche auch schon im 2. WK gab. Die Artillerie hat damals ja auch mit Nitropulver gearbeitet.

                  Frage 1:
                  Meiner Vermutung nach verändern sich organische Sprengstoffe im Laufe der Jahrzehnte im Boden eher als Schwarzpulver. Stimmt das?
                  Auf jeden Fall liest man von Kristallisation und den damit verbundenen Gefahren.

                  Frage 2: Entscheidend für die 'Lagerbarkeit' der Munition im Boden ist weniger der enthaltene Sprengstoff, sondern wie gut dieser vor Feuchtigkeitseinflüsse geschützt ist. Also kommt es auf die Patrone an. Die vor dem Lauf liegende Patrone meines Revolvers ist ja nun sehr geschützt. Nach vorne ist der Lauf, der sich schnell im Boden verschließt. Rundherum wird die Patrone von der Trommel geschützt. Und der Stift, vermutlich der einfachste Weg für eindringende Feuchtigkeit, ist vom Hahn abgedeckt. Bist du dir also sicher, daß das Pulver in der Patrone nicht doch hätte 50 Jahre zündfähig bleiben können?

                  Sorry, ich würde es gerne genau wissen.

                  Viele Grüße
                  Rabbit

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                  • Cowboy

                    #10
                    Schwarzpulver

                    Hi Rabbit,
                    die von dir erwänte .50 er Patrone war mit Sicherheit nicht mit Schwarzpulver geladen,denn dieses wird seit etwa 1870-80 nicht mehr für militärische Waffen verwendet.Die modernen Nitropulver sind immer gekörnt,d.h. eigentlich kein Pulver,sonder kleine Blättchen,Röhrchen oder eben Zylinder.Die Körnung ist bei größeren Kalibern immer etwas gröber.Beim Kanonenpulver reicht sie bis in den Zentimeterbereich.Die dunkle Farbe der Körner kommt vom Graphitüberzug.
                    Schwarzpulver ist so stark hygroskopisch,d.h. feuchtigkeitsempfindlich,daß es in der freien Wilbahn keinesfalls länger als ein paar Jahre funktionstüchtig bleiben würde.Selbst das wäre schon außergewöhnlich.

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                    • Rabbit
                      Landesfürst

                      • 09.09.2000
                      • 754
                      • Bayern
                      • Garrett GTI 2500

                      #11
                      Hi Cowboy,

                      ach, das war Nitropulver? Ich habe einen der kleinen Zylinder auf dem Balkon auf ein Blatt Papier gelegt und dieses angezündet. Er brannte recht unspektakulär ab.

                      Wie verhält sich denn dieses Nitropulver? Detoniert es nur, wenn es mit einer Zundkapsel bzw. einem Zündhütchen gezündet wird? Und bei einem einfachen Anzünden brennt es nur langsam ab? Oder hängt es von der Verdämmung ab?

                      (Nein, ich werde sicher kein brennendes Zündholz in die Füllung der nächsten BMG 50 Hülse stecken. Unabhängig von deiner Antwort.)

                      Gruß Rabbit

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                      • Cowboy

                        #12
                        Hallo,
                        das Nitrocellulosepulver,welches heutzutage für Schußwaffen verwendet wird,besitzt gegenüber Schwarzpulver ein wesentlich anderes Abbrandverhalten: Während Schwarzpulver auch ohne in einem Gefäß eingeschlossen zu sein heftig verbrennen kann (bis zur Fast-Detonation),ist bei NC-Pulver (Nitrocellulose) die Verbrennungsgeschwindigkeit stark vom herrschenden Druck abhängig:verrennt das Pulver,steigt der Druck im Patronenlager,dadurch brennt das Pulver schneller,was wiederum den Druck erhöht usw.Dieser Vorgang findet natürlich in tausendstel Sekunden statt.Wires es jedoch ohne Verdämmung gezündet,brennt es nur relativ harmlos ab,allerdings können starke Stichflammen auftreten.
                        Die Energieausbeute ist bei Nitropulver wesentlich höher als beim Schwarzpulver,außerdem ist das NC-Pulver völlig unempfindlich gegen Wasser,es zündet noch nach Jahrzehnten im Boden.

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                        • Rabbit
                          Landesfürst

                          • 09.09.2000
                          • 754
                          • Bayern
                          • Garrett GTI 2500

                          #13
                          Hi Cowboy,

                          sehr präzise Antwort, vielen Dank.

                          Gruß Rabbit

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                          • fenris

                            #14
                            Original geschrieben von Rabbit
                            Hallo zusammen,

                            (snip.)

                            Im 2. WK wurde zumindest teilweise noch eine Art rauchloses Schwarzpulver verwendet. Von mir gefundene Browning 50 Munition war damit ( in Form winziger Zylinder, 1 mm Durchmesser und 2 mm Länge) gefüllt. (Nein, ich habe die Hülse nicht im Hobbykeller geöffnet. Ja, ich habe Hülse und Geschoßkopf bei der Polizei abgegenen.)

                            Ich nehme an, daß die heutige Munition organische Sprengstoffe als Treibmittel verwendet und das es solche auch schon im 2. WK gab. Die Artillerie hat damals ja auch mit Nitropulver gearbeitet.

                            Frage 1:
                            Meiner Vermutung nach verändern sich organische Sprengstoffe im Laufe der Jahrzehnte im Boden eher als Schwarzpulver. Stimmt das?
                            Auf jeden Fall liest man von Kristallisation und den damit verbundenen Gefahren.
                            Es mag für Euch unglaublich erscheinen, aber bei meinen Streifzügen fand ich u.a. auch einmal eine .50 BMG - Hülse ohne Geschoß. Das Zundhütchen war noch intakt.
                            Das sah ich aber erst, nchdem ich die Hülse umdrehte und dabei RIESELTE das Puler heraus!
                            Ich weiß, ihr werdet's nicht glauben: es rieselte tatsächlich. Die Pulver-Stiftchen (sahen so ähnlich wie Pyrodex aus) waren nicht verklupt oder verbacken, wie das sonst der Fall wäre.
                            Ich zündete mir 'ne Zigarette an und hielt die Glut an das Pulver. Es zündete sofort und machte den vertrauten, kleinen Feuerball nach der normalen Vorbrandzeit. Diese Sch..sse war noch völlig in Ordung (Jahresstempel auf der Hülse: '43)!

                            Übrigens: Auch, wenn das "Pulver" nicht aus kleinen Stiftchen, sondern aus Blättchen besteht (im WK I waren's auch Schnüre) und selbst, wenn das Zeug zu einem harten Klumpen zusammengepappt ist: Es ist noch immer zündfähig und deshalb mit Vorsicht zu genießen!

                            Zur Zeit des WW II war Schwarzpulver out - gehörte zum alten Eisen!


                            obachtheischenderweise,

                            -fw-

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