Kupfermünze reinigen

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  • Michael H.
    Einwanderer

    • 08.07.2001
    • 5
    • Hessen
    • Whites 5900 Di Pro SL

    #1

    Kupfermünze reinigen

    Hallo,
    ich habe auf eigenen Grund und Boden eine
    alte Kupfermünze mit Wappen gefunden.
    Sie ist ca 1 mm dick.
    Nun würde ich gerne wissen, wie ich die dicke
    Oxydschicht, die den größten Teil verdeckt
    lösen kann. Ich möchte aber auch eine dünne Patina dabei erhalten.

    MfG
    Michael H
    Hartmann-Wohratal@t-online.de
  • Cowboy

    #2
    Hallo,
    das wird schwierig werden,da bei Kupfer oftmals die Patinaschichten recht stark sind und auch sehr wenig haltbar.
    Könntest du vielleicht einen Scan machen oder noch besser ein Foto liefern?

    Kommentar

    • Michael H.
      Einwanderer

      • 08.07.2001
      • 5
      • Hessen
      • Whites 5900 Di Pro SL

      #3
      Werd mal sehen was sich machen läßt.
      Scanner hab ich.
      Vielen Dank schon mal
      Michael
      Hartmann-Wohratal@t-online.de

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      • Cowboy

        #4
        Kleiner Tipp:bei Verwendung eines Scanners ist bei dunkleren Objekten oftmals das Hinterlegen von farbigen Hintergründen (Gelb,Blau,Rot usw.) hilfreich.

        Kommentar

        • restaunix

          #5
          Wichtig ist die Vordokumentation mit einem Röntgengerät. Da kann man nicht nur den Erhaltungsgrad sondern auch das Münzbild gut erkennen.
          Von einer chemischen Reinigung ist nur abzuraten. Was sich so einfach anhört (reintauchen, rausholen, neutralisieren) hinterläßt bei empfindlicheren Stücken eine unansehnliche zernarbte Oberfläche.
          Unter dem Mikroskop wird die Korrosionsschicht mit einem guten Schleifgerät bis knapp über die Oberfläche abgetragen. Die letzte Schicht sollte dem Ultraschallfeinmeißel überlassen bleiben, damit keine häßlichen Schleifspuren auf der Oberfläche zurückbleiben. Alle Arbeiten nur mit Feinstaubmaske oder noch besser Absauganlage mit Spezialfilter (NICHT Omas Staubsauger, der bläst den feinen, giftigen Korrosionsstaub hinten wieder raus!) Nach der Freilegung unbedingt konservieren mit einem Acrylharzlack und mehreren verdichteten Wachsschichten. Mikrokristallines Wachs natürlich, kein säurehaltiges Bienenwachs.

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          • Wigbold
            Heerführer

            • 25.11.2000
            • 3670
            • 76829 Landau / Pfalz
            • OGF - L + W

            #6
            Hallo restaunix,

            toller Tip !

            Er krankt nur an der Ausführbarkeit. Wer hat schon solche Geräte, wie von Dir beschrieben?
            Allerdings muß ich Dir Recht geben, mit rein / raus / tolles Ergebnis ist das nicht zu machen.
            Ein bischen Aufwand ist da schon erforderlich.

            Du kannst Dir ja mal ein paar Postings von Cowboy durchlesen. Seine Methoden sind auch für uns hier anwendbar, und er weiß auch sehr gut Bescheid.

            Könntest Du vielleicht mal von der von Dir beschriebenen Methode einige Fotos hier reinstellen ? Und vielleicht auch ein Foto der Münze vorher / Nachher ?

            Interessant wäre das sicher !

            Wissensdurstigerweise, Wigbold
            Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
            Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben.

            Mark Twain



            ... weiter neue Wege gehen !

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            • Cowboy

              #7
              Hallo @ all,
              das hört sich so an,als sollte die gesamte Patinaschicht entfernt werden.Gerade das wollte M.H. aber anscheinend vermeiden.
              Daher wird wohl nur ein vorsichtiges Abschleifen wie beschrieben
              in Frage kommen bzw. es wird mit einer milden Lösung ein wenig von der Patina abgelöst. (EDTA oder NTE).Muß aber streng kontrolliert werden,also ist diese Methode nicht unbedingt etwas für Unerfahrene auf diesem Gebiet.Bleibt das vorsichtige Abschleifen.Welche Art von Schleifgerät wäre da wohl am geeignetsten?

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              • restaunix

                #8
                Man muß natürlich genau unterscheiden zwischen der inhomogenen, kupferoxid- und kupferchloriddurchsetzten "Schmutzkruste" und der "originalen Oberfläche", einer relativ homogenen aber sehr dünnen Cuprit- oder Tenoritschicht (CuO bzw. Cu2O). Diese gilt es zu erhalten. Der Vorteil von mechanischen Verfahren ist immer, dass sie, kenntnisreich angewandt, sehr gut und sehr fein steuerbar sind. Auch von restauratorischen "Laien". Chemische Methoden (EDTA und ähnliche) setzen noch viel mehr Grundwissen, den komplizierten Aufbau der Korrosionskruste betreffend voraus. Leider sind sie sehr schwer steuerbar und außerdem müssen die eingebrachten Chemikalien mit ihrer schädlichen Langzeitwirkung auch wieder entfernt werden. Das ist bei der von Mikrorissen durchsetzten originalen Oberfläche illusorisch. Außerdem, habt ihr auch Rezepte erhalten wie man überprüft ob die Chemikalien wirklich restlos raus sind?? Kleine Zeitbomben also.
                Leider habe ich keinen Diascanner. ich kann allerdings versprechen dass die beschriebenen mechanischen Methoden, richtig angewandt, die besten Ergebnisse bringen. Auch auf völlig durchmineralisierten Kupfermetallen, die chemisch überhaupt nicht sinnvoll freizulegen sind.
                Klar hat nicht jeder solche Geräte zur Verfügung aber es ist besser man hält nicht damit hinter dem Berg, mit welchem Aufwand gute Ergebnisse auch bei schlechter erhaltenen Stücken zu bezahlen sind.

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                • restaunix

                  #9
                  Kurz zu den Schleifgeräten. Gut sind Geräte mit extra Netzteil und nicht zu klobigem Handstück. Drehzahlen von 30.000 Umdrehungen sollten erreichbar sein, ohne dass das Gerät nach 10 Minuten heiß läuft. Das Handstück sollte kugelgelagert sein und über eine stabile, exakt geschliffene Spannzange verfügen. Rundlaufeigenschaften sind besonders wichtig, immerhin bewegt man sich in Bereichen von Zehntel und Hundertstel Millimetern. Kein Wunder dass die geeignetsten Geräte aus dem Werkzeugbau kommen. Da bezieht man auch die besten Schleifkörper her (Diamant, Korund, Gummi).

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                  • Michael H.
                    Einwanderer

                    • 08.07.2001
                    • 5
                    • Hessen
                    • Whites 5900 Di Pro SL

                    #10
                    Vielen Dank für Eure
                    zahlreichen und sachlich fundierten Antworten.
                    Ein Foto wird noch etwas warten müssen, die Münze
                    liegt derzeit bei einem Verwandten auf dessen Acker ich sie fand.
                    Man kann ein (rechteckiges)Wappen erkennen, darin
                    ist links oben ein Kreuz , dessen Striche gleich lang sind. Rechts daneben ist ein größerer Stern
                    * Die Spitzen oben und unten sind aber ein Stück länger. Es sind noch mehrere Zahlen erkennbar
                    ?80. Könnte sie aus der Zeit des 17 od. 18 ten Jahrhunderts stammen?

                    MfG
                    Michael H
                    Hartmann-Wohratal@t-online.de

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                    • McSchuerf
                      Banned
                      • 31.01.2001
                      • 2168
                      • Hessen
                      • C-Scope

                      #11
                      Die Patinas auf Kupfermünzen können tatsächlich überwiegend aus CuO (Tenorit) oder aus Cuprit oder aber auch aus dem Kupfer-Hydroxyl-Carbonat Malachit bestehen. Teilweise bestehen diese Patinas aber auch aus dem Eisen-Hydroxid Limonit (FeOOH).

                      Diese Überzüge lassen sich durch Behandlung mit einer Lösung entfernen, die aus einem Teil Ätznatron (Natriumhydroxid), drei Teilen Kaliumnatriumtartrat und 20 Teilen destilliertem Wasser bestehen.

                      Ursächlich für die Bildung der Patinas ist die hohe Luftfeuchtigkeit, der die Kupfermünzen lange Zeit ausgesetzt waren.
                      Aber das wisst Ihr ohnehin, glaube ich, schon längst. Wollte es nur der Vollständigkeit halber für Neueinsteiger nochmal erwähnen.

                      Ich würde die Patinas auf Römermünzen entweder ganz drauf lassen oder völlig entfernen. Teilweises Entfernen verfälscht irgendwie die komplette naturgeschichtliche Aussage der Münze.

                      Komplettes Entfernen der Patinas würde ich nur in Betracht ziehen, wenn es dem Finder subjektiv nicht so sehr auf die 'mineralogischen Begleitumstände' dieses Menschheitsgeschichtlichen Zeugnisses ankommt. Aber das ist nur ein Vorschlag.

                      Gruß Peter
                      Zuletzt geändert von McSchuerf; 27.10.2001, 22:25.
                      Glück auf zu Hauf!

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                      • restaunix

                        #12
                        Patina bildet sich bereits während der Benutzung. Das könnt ihr sehr leicht beim direkten Vergleich von neugeprägten und schon länger im Umlauf befindlichen Pfennigmünzen feststellen. Die Feuchte der Luft in Verbindung mit dem Luftsauerstoff genügt schon. Handschweiß beschleunigt die Patinierung natürlich.
                        Die Patina stellt die HAUT des Objektes dar. Eingeweihte sagen auch "originale Oberfläche" dazu. Wer die Patina entfernt zieht seinem Stück buchstäblich die Haut ab. Bei entsprechender Vergrößerung, teilweise aber auch mit bloßem Auge, kann man die Dichteunterschiede zwischen der Patina und der Schicht darunter gut erkennen. Patinae oder Patinen sind in Jahrzehnten oder Jahrhunderten gewachsen - wer sie absichtlich zerstört hat sein Originalobjekt praktisch wertlos gemacht. Und das ist keine Geschmacksfrage mehr - oder?

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                        • McSchuerf
                          Banned
                          • 31.01.2001
                          • 2168
                          • Hessen
                          • C-Scope

                          #13
                          Das ist ein Argument dafür, die Patina überhaupt nicht zu entfernen! Aber für genau das hatte ich ja auch plädiert; mich vielleicht nur etwas anders ausgedrückt.

                          '....Teilweises Entfernen verfälscht irgendwie die komplette naturgeschichtliche Aussage der Münze...'.

                          Gut, komplettes Entfernen eben auch!
                          Zuletzt geändert von McSchuerf; 27.10.2001, 22:56.
                          Glück auf zu Hauf!

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                          • restaunix

                            #14
                            Eine geschlossene Patina aus Azurit oder Malachit vorzufinden ist übrigens der (meist unerfüllte) Traum aller Restauratoren. In manchen Museen kann man solche wunderbar dunkelblauen oder dunkelgrünen Kupfer- bzw. Bronzeobjekte bewundern. Nicht umsonst werden solche Oberflächen "Edelpatina" genannt. Ich kann mir nicht vorstellen dass es jemand übers Herz bringt sowas runterzuätzen.

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                            • McSchuerf
                              Banned
                              • 31.01.2001
                              • 2168
                              • Hessen
                              • C-Scope

                              #15
                              Hallo restaurix,

                              ich würde die schönen Kupfer-Carbonate, wenn ich sie als solche Edelpatina vorfinden würde, auch auf keinen Fall entfernen.
                              Aber das liegt ja ohnehin auf der Hand, da ich als Mineraliensammler ja genau auch diese Mineralien sammle und keine Münzen.

                              Ich hätte allerdings nichts dagegen, auch mal eine alte Münze zu finden. Dann würde ich die abfotografieren und erst mal hier anfragen..

                              Übrigens gibt es ja z.B. auch Eisenphosphate (Vivianit,..) die z.B. auch im sog. 'Tabakerz' auf Muschelschale vorgefunden werden (sedimentäre Bildung auf der Insel Krim) und die ich dann auch als Matrix mitnehmen würde, genauso eben auch 'die Matrix: Münze'.


                              Gruß Peter
                              Zuletzt geändert von McSchuerf; 28.10.2001, 10:19.
                              Glück auf zu Hauf!

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