Messing von Rostanhaftungen befreien?

[Andi08/15]

Hähä,C-4, da kommt demnächst einiges hinterher.

Übrigens hab ich meiner Innenministerin diversen gammligen Schmuck abgequatscht, versprochen, ihn wieder heile und wie neu zu machen.
Was sie nur nicht weiß, ich benötige den eigentlich nur als Materialtest für meine eigenen (wesentlich interessanteren) Gegenstände, nur weiß sie nichts von ihrer Funktion als "Testperson"...

LG Andi!

[Andi08/15]

Vorläufiges Ergebnis

Tach,

Jetzt mal zum vorläufigen Endergebnis...

Bild 1 und 2 sind die die definitiv am Besten wieder gekommen sind, Baujahre bei allen zwischen 1934-39, mir gings vor allem um die Bodenstempel, ich hoffe, man kann was erkennen.

Bild 3 zeigt die verkupferten Stahlhülsen, alle aus 1939, die sind für den Zustand verdammt gut wiedergekommen, denk ich mal.
Die rechte einzelne ist eine ehemals lackierte Stahlhülse, die mir aufgrund des Ursprungszustandes mit in das Prozedere geraten ist.

Bild 4 zeigt verbesserungsfähige Exemplare, man sieht deutlich, das da noch was zu holen ist, ich werde nacharbeiten und denke, die kommen auch noch. Dabei ist links ein Vergleichsstück des "Originalzustandes".

Bild 5 zeigt welche mit deutlichen Erosionsspuren von wegen schlechtem Material und/oder begonnener Entzinkung im Erdreich. Da ist nicht mehr sehr viel rauszuholen.

Bild 6 zeigt zum Vergleich ladenneue frisch aus dem Waffenladen von vor wenigen Wochen.

Wie man deutlich am Ergebnis sehen kann, scheinen einige verschiedene Messinglegierungen verwendet worden zu sein, vor allem Bild 1 und 2 zeigen das deutlich.

An alle Gummiohren, Denunzianten und "hilfsbreiten" Bürger, bis auf Bild 6 sind alle Patronen (trotz nicht abgeschlagenen Zündhütchen inerte Deko), selbst wenn nicht, verfüge ich über eine Erwerbsberechtigung meiner zuständigen Waffenbehörde und eine nachgewiesen gesetzteskonforme Aufbewahrungsmöglichkeit, somit bringt hier servile "Hilfsbereitschaft" keinerlei Blumen, Beförderungen, Bußgelder, Prämien noch sonst irgendetwas ein!
Wie schon bemerkt, wurde ich schon mal wegen einem "aufmerksamen Zeitgenossen" erfolglos "beglückt"!
Man kanns leider nicht oft genug schreiben...

Zur Vorgehensweise komme ich nachher, ich muß erst mal mit de Hunde raus...

LG Andi!

[C-4]

Nicht übel.
Meines Wissens gab es zwei Messing-Legierungen zur Herstellung von Hülsen: die eine enthielt 72 % Cu, ist etwas dehnbarer und leichter zu verarbeiten, wurde aber nur bis etwa 1915 verwendet. Ab diesem Zeitpunkt kam die zähere Ms-Leg. mit 67 % Cu zum Einsatz. Ob später dann erneut andere Legierungen verwendet wurden, ist mir nicht bekannt. Möglich wäre es, ev. wurde auch Beute-Material eingesetzt.

[Andi08/15]

So,

jetzt mal die Vorgehensweise.

Ich begann wie gesagt mit ca. 1 Woche starkem ölhaltigen Rostlöser wegen den starken Rostanhaftungen von Gurten oder Ladestreifen.
Dazu kam noch das bunte Sammelsurium aus Stahl- und Messinghülsen, was gegeneinander auch noch verkleistert war.

Danach habe ich alles mit Benzin und Spiritus in mehreren Arbeitsgängen entfettet.
Dann stand ich vor zumindest optisch verkrustetem Müll.

Dann hab ich den ganzen Zirkus getumbelt mit feinem Schleifmittel, das brachte aber bis auf bei den Geschossen so gut wie nichts, außer "blankem Dreck".

So hab ich dann bei manchen 10%-ige Salzi genommen, die zu behandelnten Objekte einzeln (!) je nach Bedarf und Augenschein behandelt, neutralisiert, getrocknet, wieder in Destiwasser und wieder getrocknet.

Dann wieder getumbelt, zwischenpoliert bis gefällt.

Wenn auch das nichts brachte, wieder in Destiwasser, dann in Drehbank eingespannt und mit 400er Naßschleif vorsichtig drauf.

Anschließend mit Elsterglanz ebenfalls eingespannt rotierend drüber, notfalls mit allerfeinster Polierwolle, nötigenfalls wiederholt. (So kamen die verkupferten Stahlhülsen wieder, allerdings ohne die Säure und Naßschleif, sondern Geduld, bei denen wäre sowas absolut tödlich)

Ansonsten kann ich konstatieren, das der Zeitaufwand erstaunlich immens ist, da mehrere Schritte mitunter wiederholt werden müssen, um materialschonend zu arbeiten, ich wollte bewußt Chemie vermeiden, ließ sich aber bei einigen wirklich nicht vermeiden, was den Zeitaufwand nochmal negativ beeinflußt hat, aber nicht zwingend das Ergebnis.

Man könnte das Ganze noch mit Kerzenwachs konservieren durch draufreiben, wird aber bei trockener Aufbewahrung nicht unbdingt nötig sein.

Für Fragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung,

LG Andi!

ps:

Über die in dem Sammelsurium enthaltenen Patronen mit lackierten Stahlhülsen berichte ich gesondert, ich weiß nur noch nicht ob hier oder einem neuen Tröööt. Die kamen auch wieder raus, soweit die Substanz es zuließ, besser als ich dachte und vor allem mit verhältnismäßig wenig Aufwand, klingt komisch, ist aber so, vor allem nicht durch das Allheilmittel Oxal, sondern so primitiv, daran denkt keiner, kam durch absoluten Zufall.
Von fast ladenneu bis wirklich unrettbar war aber alles dabei..trotz seit 1944 im Dreck gelegen.

[Andi08/15]

Nachtrag:

Beim Experimentieren habe ich allerdings, obwohl es mir hauptsächlich um die Bodenstempel herausholen geht, gerade diese bei 3 Hülsen aus 1936 irreparabel zerstört, zum Glück kein Beinbruch, da diese öfters vorhanden waren und historisch auch sehr häufig sind aufgrund hoher Herstellerzahlen und sogar heute noch am Markt erhältlich sind als Surplus.