28. „Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben.“

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Kunstpro
    Banned
    • 05.02.2005
    • 1999
    • Dortmund / Bielefeld
    • Hab ein Detector gebaut

    #1

    28. „Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben.“

    28. Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben.


    Dies ist einer der Wenkersätze und Ihr findet ihn hier: Wikipedia reference-linkDeutscher Sprachatlas.


    Dort habe ich mir schon einige Karten angeschaut und finde, dass es sich gelohnt hat.

    Digitaler Wenker-Atlas (DiWA)



    Neuerdings wird bei diesem Thema auch eine praktische Anwendung gesehen,
    in der Kriminalistik.

    Auf diesen Seiten erhalten Sie erste Informationen zu dem von der Akademie der Wissenschaften und Literatur (Mainz) geförderten Projekt, das in Kooperation mit dem BKA steht.
    Zuletzt geändert von Kunstpro; 14.10.2009, 13:34. Grund: Kriminalistik; BKA
    Wir leben im Zeitalter grenzdebiler Wissenschafts- und Expertengläubigkeit.
  • Kunstpro
    Banned
    • 05.02.2005
    • 1999
    • Dortmund / Bielefeld
    • Hab ein Detector gebaut

    #2
    Alltagssprache; ... Ruhrgebiet

    Alltagssprache; ...

    Ich spreche weder Dialekt noch die Alltagssprache des Ruhrgebietes, obwohl ich mittem im Ruhrgebiet geboren bin und lange mittendrin lebe.
    Ich finde dieses Thema immer interessanter je länger ich über das in meinem Eingangsthead beschriebene Kartenmaterial nachdenke. Vielleicht ist wirklich mit den Orientierungslinien auf den Karten festzustellen, woher bestimmte Spracheinflüsse stammen und wo diese Spracheinflüsse noch wirken.

    Als forensische Phonetik wurden dies auch als Teilgebiet von Spezialisten bezeichnet.


    Stimmenanalyse bei Quarks&Co Forensische Phonetik ist sicher keine Spielerei gewesen.
    Der Stimme auf der Spur wird sicher nicht nur im Frequenzverlauf auf dem Ozzi verfolgt.

    Ein auf der Mailbox vermeintlicher Beweis mit 47 % scheint mir dann doch ein bischen zu wenig, um beim Gericht zu überzeugen.
    Der forensische Stimmvergleich in der Praxis ist sicher immer noch bei den Kriminalisten wichtig, aber für die Gerichte nicht immer beweisverwertbar.
    Hilft das Kartenmaterial von DIWA denächst dabei und rechnen sich die 14 Millionen EURO an wissenschaftlichen Fördergelder für dieses Karten-Projekt? Ich meine natürlich wissenschaftlich betrachtet, nicht für die Kriminalistik, weil es ja eine Förderung von nebenberuflicher Tätigkeit an den Hochschulen noch nicht geben geben darf.


    Ruhrpottplatt
    "Kommse nach Bottrop, krisse einen aufm Kopf drop", lautet die nicht ganz ernst gemeinte Warnung für Reisende in die Stadt mitten im Ruhrgebiet. "Ja wat denn?" - "Wat is denn los, habta keine Knete mehr?" - "So isset!" - "Jo Tschüskes": Der Sprache im ehemaligen "Kohlenpott" hängt nach wie vor ein Proletenimage an. Übrigens ist sie streng genommen kein eigener Dialekt, sondern eine prägnante Alltagssprache, die vielen verschiedenen Spracheinflüssen unterlag.
    Wir leben im Zeitalter grenzdebiler Wissenschafts- und Expertengläubigkeit.

    Kommentar

    • Das Hemmert
      Heerführer


      • 12.02.2008
      • 3124
      • 12345

      #3
      Ein sehr schwieriges Thema!
      Da ich hier in einem jahrhunderte alten Verkehrsknotenpunkt lebe, kann ich da wohl mitreden.

      Quelle: http://www.planet-wissen.de/alltag_g...rpottplatt.jsp
      Selbst französische Einflüsse lassen sich entdecken. Die "Plörre", die jedem Biertrinker im Ruhrpott nur Verachtung entlockt, ist im Grunde ein Getränk, das zu wässrig ist. Demnach könnte es auch "Blümchenkaffee" sein, bei dem man den Boden in der vollen Kaffeetasse sehen kann. "Plörre" leitet sich vom französischen Wort "pleurer", also "weinen" ab. Tränen sind - nüchtern betrachtet - ja auch nur Wasser.

      Plörre bezeichnet ein minderwertiges/wässriges Getränk (nicht nur Bier, sondern z.B. der letzte Rest aus einer Wasserflasche).
      Blümchenkaffee oder hier auch Mucke Fuck genannt ist ein "Ersatzkaffee aus Malz" der gerne von den Bauern bei der Feldarbeit getrunken wurde.
      Wurde dieser Kaffee aber Gästen vorgesetzt, so hieß er Blümchenkaffee, weil man das Blümchendekor im Inneren der Tasse sehen konnte. Hier wiederum wurde die Wertigkeit dieses Getränkes wieder herabgesetzt, weil es zum guten Ton gehörte, seinen Gästen nur das Beste (Bohnenkaffee) zu servieren.
      Weinen heißt bei uns plärren. Gut möglich das es aus dem französischen kommt, da wir ja lange von denen besetzt waren.

      "Wat is dat Blach am plärren? Gib´s ihm nix zu fretten?"
      Übersetzt:
      "Warum weint dein Kind? Gibst du ihm nichts zu essen?"
      Hier besteht der Satzbau aus Münsterländer-und Ruhrpottplatt.

      Vielleicht sollten wir erstmal alle Sandkörner der Welt zusammen zählen, bevor wir uns an so eine Sisyphusarbeit machen.

      Grüße
      Das Hemmert

      P.S. Der Generation meiner Eltern, wurde das "Plattsproken" von ihren Eltern verboten, damit sie in der Schule nicht ausgelacht wurden.
      Zuletzt geändert von Das Hemmert; 15.10.2009, 10:06.

      Kommentar

      • Kunstpro
        Banned
        • 05.02.2005
        • 1999
        • Dortmund / Bielefeld
        • Hab ein Detector gebaut

        #4
        Waren denn nicht schon die Römer vor 2000 Jahren in Dorsten?
        Augusteische Marschlager und Siedlungen des 1. bis 9. Jahrhunderts in Dorsten-Holsterhausen
        Bei den historischen Karten wird niederheinische und westfälische Platt dargestellt. Aber so richtig klar ist mir als Wikipedia Leser es auch nicht,
        Wikipedia reference-linkPlatt hatte sicher keine klare Definition, was es ist, obwohl immer wieder Erklärungen in Wörterbüchern zu finden sind.


        Diese alten Karten lassen sich auch als Hybrid Karten fast beliebig kombinieren und es kann in den Karten hineingezoomz werden.
        Tatsächlich verliefen auch Sprachgrenzen direkt durch Orte wie Crudenburg und Obrighoven.
        Die Karten können aber nicht nur als Hilfsmittel zu Analysen genutzt werden, welche Sprachen / Dialekte wo gesprochen wurden, sondern es können auch Topografie Karten mit hiistorischen Karten kombiniert werden.
        Angehängte Dateien
        Wir leben im Zeitalter grenzdebiler Wissenschafts- und Expertengläubigkeit.

        Kommentar

        • Das Hemmert
          Heerführer


          • 12.02.2008
          • 3124
          • 12345

          #5
          Ja richtig, die Römer sind hier auch durchgezogen.
          Damals verlief hier wohl das Grenzgebiet (westlich=römisch/östlich=germanisch).
          Die Lippe wiederum teilte die germanischen Einwohner in Brukterer (nördlich) und Marser (südlich der Lippe).
          Die Tenkterer siedelten sich am östlichen Rheinufer an (zwischen Römern, Brukterer und Marser).
          Nördlich der Lippe gibt es den westfälischen Anteil im Platt und südlich das niederrheinische. Natürlich sind hier die Sprachgrenzen sehr fließend anzulegen.

          Ehemalige "Kultur-und Sprachgrenze" ist z.B. der Schölzbach zwischen Dorsten/Hardt und Dorsten/Altstadt.
          Dabei orientierte sich ein Teil der Hardter Bevölkerung nach Dorsten (die Städter) und der andere nach Gahlen (die Bauern).

          Sprichwort meiner Großmutter:
          "Jung du kannst dir später jede als Frau nehmen, nur keine die überm´Jordan (gemeint ist hier die Lippe ) wohnt, die taugen halt nix!"
          Gemeint hat sie damit die Frauen, die mit den Bergarbeitern nach Holsterhausen und Hervest kamen, als hier die ersten Zechen entstanden.

          Edit: Das mit den Karten kombinieren ist eine gute Idee!
          Zuletzt geändert von Das Hemmert; 15.10.2009, 11:48.

          Kommentar

          Lädt...