Flurname "Tiefer Graben"

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • MartinL
    Geselle

    • 11.11.2001
    • 61
    • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
    • Compass

    #1

    Flurname "Tiefer Graben"

    Hallo Leute, hier mal eine kleine Geschichte....

    Habe heute in einem Wald an dem ich schon "zigtausendmal" vorbei gefahren bin, endlich einmal angehalten. Und da leuchtet mir schon am Waldrand das übliche Schildchen vom Staatsforst entgegen. Mit der Aufschrift "Tiefer Graben". Jetzt aber nichts wie rein in den Wald denn "Tiefer Graben" hört sich ja schon vorgeschichtlich an, als die Zeit noch keinen Namen hatte. An zwei Kreuzungen auf den richtigen Weg abgebogen (siebter Sinn?) dann noch ein kleines Stück geradeaus und vor mir lag ein etwas größerer Weiher mitten im Wald. Schöne Stelle dachte ich mir, aber wo ist jetzt der tiefe Graben? Laufe dann noch ein Stückchen weiter... nichts. Auf dem Rückweg wieder am Weiher vorbei und linker Hand ist wieder ein Schild "Tiefer Graben". Und jetzt seh ich eine unscheinbare "längliche Vertiefung" im Wald. Wollte zuerst gar nicht dorthin stolpern, aber dann siegte doch die Neugier. Und nach ein paar Schritten seh ich schon: Volltreffer! Da iser - der "Tiefe Graben". Länge: Etwa 150 Meter lang und nach rechts in einem leichten Bogen, am Anfang und Ende flach auslaufend und nicht als solcher unbedingt zu erkennen. Breite: Knapp 3 Meter. Tiefe: Im Durchschnitt 1,50 - 2 Meter, an einer Stelle vielleicht sogar 3 Meter. Auf beiden Seiten des Grabens kann man noch den Aushub gut erkennen, wobei der Aushub auf auf der Innenseite des Bogens etwas höher ist als auf der Außenseite. Das Gelände drum herum ist ziemlich eben und weißt keine Besonderheiten auf. Auch lagen keine Steine herum. Die Flanken des Grabens sind meiner Schätzung nach etwas steiler als 45 ° . Im Graben befand sich heute etwas Wasser, aber nach den starken Niederschlägen in Süddeutschland, steht in jeder Vertiefung bei uns das Wasser. Möglicherweise war der Graben früher zum Teil mit Wasser gefüllt, da der Weiher etwa die gleiche Höhe hat und der Graben früher auch bestimmt tiefer war. Eine direkte Verbindung zum Weiher oder eher noch zu seinem Zulauf konnte ich nicht erkennen. Habe aber auch nicht direkt danach geschaut, da in Richtung Weiher und Zulauf es ziemlich feucht war.
    Nun ein paar Fragen:
    - wie alt könnte der Graben sein?
    - diente der Graben zur Verteidigung?
    - wenn ja, standen die Verteidiger auf dem gegenwärtig leicht höherem Aushub der Innenseite und dahinter?
    - wenn ja, wieso ist auf der Rückseite des Grabens (also der Innenseite des Bogens) kein weiterer Graben oder ähnliches mehr zu erkennen?
    - ist es möglich das der Graben mit davorliegenden umgeknickten, abgehackten und ineinander verflochteten Bäumen und Sträucher nahezu unüberwindbar gemacht wurde und die Rückseite auch mit einer lebenden Mauer geschützt war?

    Übrigens der Limes ist 10 Kilometer Luftlinie entfernt. Für den Limes ist das Teil viel zu krum - und wir sind hier im Reich der freien Germanen!!
    Auf der TOP50 CD ist nichts eingezeichnet, obwohl sonst jede kleine Grube eingezeichnet ist.
  • rattenjäger
    Banned
    • 12.03.2002
    • 197
    • Rheinland-Pfalz

    #2
    Hmmmmmmm......
    Vieleicht einfach ein Hohlweg??
    sailing Neptun22 riding HONDA NTV

    Kommentar

    • MartinL
      Geselle

      • 11.11.2001
      • 61
      • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
      • Compass

      #3
      Nö,

      kein Hohlweg, da Hohlwege in ebenen Gelände nicht so oft vorkommen und meistens mehrere Hohlwege nebeneinander liegen und die Ränder der Hohlwege nicht höher sind als die Umgebung. Und für einen Hohlweg ist das ganze viiiiiel zu schmal am Grund des Hohlwegs, äh Grabens.

      Denke ich mir halt jetzt so mal...

      Und mach mir jetzt meine Entdeckung nicht mies :-( Spielverderber!! ;-)

      Kommentar

      • Sorgnix
        Admin

        • 30.05.2000
        • 25938
        • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
        • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

        #4
        Tja ...

        ... vielleicht fragst Du mal den Eigentümer ????
        (am besten gleich noch wg. der Suchgenehmigung ... - in BW ist da ja nicht zu spaßen ...)
        Nebenbei: Die örtlichen Heimatforscher werden da sicher erschöpfendere Auskünfte geben können.

        Ansonsten können wir hier ohne Bild oder Skizze wohl wenig damit anfangen ...

        Gruß
        Jörg

        P.S. Meine Einschätzung: Es ist ein tiefer Graben ... (keine Ahnung)
        Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
        zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

        (Heiner Geißler)

        Kommentar

        • MartinL
          Geselle

          • 11.11.2001
          • 61
          • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
          • Compass

          #5
          Hallo Sorgnix,

          wie gesagt es ist Staatsforst, auf dem Schildchen ist das Landeswappen mit den drei Löwen drauf. Und somit gehört uns das doch allen, grins....

          Die Skizze wollte ich mir durch meine ausführliche Beschreibung ersparen, ich habe ja auch nichts gemessen nur geschätzt.

          Martin

          Kommentar

          • Jago
            Ratsherr

            • 16.01.2001
            • 207
            • Schwaben

            #6
            Hallo Martin L.,

            der Flurname "Tiefer Graben" bezeichnet meiner Meinung nach schlicht eine natürliche Vertiefung im Gelände. Daher auch keine besondere Erwähnung in der Topo-Karte.
            Zuletzt geändert von Jago; 27.03.2002, 22:02.
            Viele Grüße
            Jago

            Kommentar

            • MartinL
              Geselle

              • 11.11.2001
              • 61
              • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
              • Compass

              #7
              Hallo Jago,

              wieso hat ist dann die natürliche Vertiefung an den Rändern Aufschüttungen die wie Aushub aussieht bzw. es auch ist.
              Wobei eine Seite mehr Aufgeschüttet ist als die andere und auch gut zu erkennen.
              Wenn man vor dem Graben steht, sieht man sofort das es nicht natürlich enstanden sein kann. Das Gelände um den Graben herum ist ziemlich eben, es wurde also nicht von einem Bach ausgewaschen.

              Vielen Dank für Deine Meinung, denn anscheinend interessieren sich hier nur wenige für Flur- und Ortsnamen.

              Gruß Martin

              Kommentar

              • Eifelgeist
                Ehren-Moderator
                Heerführer

                • 13.03.2001
                • 2593
                • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

                #8
                Hallo Martin,

                was sagt denn die Topografische Karte (1 : 25.000) zu diesem Graben? Braun = natürlicher Graben? Oder schwarz = künstlicher Graben durch Menschenhand?

                Gruß
                Eifelgeist
                Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

                Wer hier vorüber geht, verweile!
                Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
                Deutschland zerfällt in viele Teile.
                Das Substantivum heißt: Zerfall.

                Was wir hier stehn gelassen haben,
                das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
                Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
                auf den ein Volk gekommen ist.


                Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

                Kommentar

                • Jago
                  Ratsherr

                  • 16.01.2001
                  • 207
                  • Schwaben

                  #9
                  Original geschrieben von MartinL
                  ...wieso hat ist dann die natürliche Vertiefung ...
                  Hallo Martin,

                  ich denke, daß es eine natürliche Vertiefung ist, aufgrund des Flurnamens selbst. Bei Überresten menschlicher Handlungen wird fast immer der ehemalige Zweck in den Flurnamen überliefert. Wenn es sich z.B. um einen ehemaligen Kanal zu einer Mühle gehandelt hätte, würde ich in etwa den Flurnamen "Mühlgraben" erwarten. Oder bei eíner Befestigungsanlage Flurnamen mit den Begriffen "Schanze, Pfahl (für die Palisade), Wall" usw.
                  Da der Flurname aber zweckfrei einfach "Tiefer Graben" ist, denke ich, daß er natürlich entstanden ist.
                  Viele Grüße
                  Jago

                  Kommentar

                  • MartinL
                    Geselle

                    • 11.11.2001
                    • 61
                    • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
                    • Compass

                    #10
                    Hallo Eifelgeist,

                    auf der 1: 50000 Top50 CD ist nichts eingezeichnet. Eine 1:25000 Karte habe ich noch nicht da die CD für Baden-Württemberg erst jetzt im Frühjahr zu kaufen ist.

                    Hallo Jago,

                    wie gesagt eine natürlich Entstehung halte ich für nahezu ausgeschlossen, da das ganze zu gleichmäßig ausschaut. Am Karfreitag war ich wieder dort und habe dabei einen älteren Herr getroffen der den Weiher ganz in der Nähe (etwa 50 Meter vom Graben entfernt) gepachtet hat. Dieser wußte auch nichts über den Graben, nur das sein Weiher (Name: Harzweiher) schon im 14. Jahrhundert erwähnt wurde. Und der tiefe Graben seiner und meiner Meinung nach viel älter ist. Bei dem Weiher handelt es sich um einen Himmelsweiher, also ein Weiher ohne Zufluß. Dadurch könne es auch möglich sein das im Graben früher einmal auch das Wasser stand. Eine Weiterleitung des Wassers aus dem Graben - wohin auch immer - könnte eventuell möglich sein, aber es wäre ein großer Aufwand gewesen. Der ältere Herr gabe mir noch einen Tipp: Ich sollte doch mal ins Alemannenmuseum nach Ellwangen (Bei Aalen) gehen. Ist nur 15 Kilometer entfernt. Das werde ich heute am Ostermontag auch machen. Er erwähnte noch ein riesiges Loch mit einer Tiefe von nahezu 10 Meter in das man locker ein Haus stellen könnte, was sich auch in der Nähe befindet. Muß ich noch aufsuchen.
                    Jago, wie soll denn so ein Graben natürlich enstehen, das wäre bei uns nur mit der Kraft des Wassers möglich, aber wie ein ehemaliges Bachbett schaut es halt beim besten Willen nicht aus. Es ist ein leichter Bogen und an den beiden Enden läuft der Graben aus.

                    Jetzt mach ich doch mal ein paar Fotos, aber es dauert ein wenig da ich keine Digitalkamera habe.

                    Gruß Martin

                    PS: Interessiert sich doch noch jemand außer mir an Flurnamen.
                    Gefunden habe ich übrigens noch nichts, nicht mal Schrott !!!??? Habe auch einen Sch... Detektor. Hat nur 129.-DM gekostet. Oder war da schon jemand von Euch?????

                    Kommentar

                    • MartinL
                      Geselle

                      • 11.11.2001
                      • 61
                      • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
                      • Compass

                      #11
                      Flurname "Tiefer Graben" die Zweite - mit Bild

                      Der Flurname "Tiefer Graben" kommt also nicht von ungefähr. Vielleicht hilft ja das Bild zur Klärung der Enstehung und ehemaligen Funktion etwas weiter. Wie schon in meiner ersten Beschreibung bin ich der Meinung das es sich um einen Wallgraben handelt da die rechte Seite des Walles wie auf Bild 2 gut zu erkennen ist, deutlich höher ist als die linke Seite. Das Gelände ist in der nächsten Umgebung ziemlich eben. Der Graben verläuft in einem leichtem Bogen und ist ca. 100 - 150 Meter lang. An einem Ende verläuft ein Weg der ursprünglich vielleicht einmal die Verlängerung des Grabens war. Dann wäre der Graben etwa doppelt so lange gewesen.

                      Gruß Martin


                      Ich habe die Bilder mal zusammengefasst und hier angefügt.
                      Markus

                      Kommentar

                      • MartinL
                        Geselle

                        • 11.11.2001
                        • 61
                        • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
                        • Compass

                        #12
                        Nur zur Erklärung:

                        Der weiße Streich am rechten Bildrand bei Bild 1 ist ein Meterstab und wenn man die Augen etwas zusammenkneift erkennt man das er ganz ausgeklappt ist.
                        Der weiße Strich sind genau 2,00 Meter, zur Einschätzung von Tiefe und Breite

                        MartinL

                        Kommentar

                        • IMP
                          Bürger

                          • 16.07.2001
                          • 155
                          • Sachsen
                          • MD 3009, ich hatte ja auch nie vor tief zu graben :D

                          #13
                          Hi

                          Finde ich sehr interessant deinen Bericht aber für was der Graben sein könnte, keine Ahnung. Das einzige was mir einfällt ist ein Schutzwall von den Römern wie er im Varrus Schlacht Thread oft erwähnt wird, kannst ja mal dort nachfragen.

                          cu IMP
                          "Der wahre Wert eines Menschen bestimmt sich vor allem daraus, wie weit er Freiheit von sich selbst errungen hat." Albert Einstein

                          Kommentar

                          • MartinL
                            Geselle

                            • 11.11.2001
                            • 61
                            • Baden-Württemberg Kreis Schwäbisch Hall
                            • Compass

                            #14
                            Hallo IMP,

                            ein Schutzwall von Römer, Kelten, Alemannen könnte durchaus in Frage kommen, denn der Graben ist nur ein paar Kilometer "hinter" dem Limes. Das komische ist halt das der Graben nur einen leichten Bogen beschreibt bzw. j e t z t nicht mehr davon zu sehen ist und somit kein geschlossenes Gebiet schützen konnte. Vielleicht wurde der Rest später eingeebnet.
                            In der Oberamtsbeschreibung von 1885 steht nichts über den Graben, obwohl dort alle Alterthümer aufgeführt sind. Ich hoffe doch nicht das er erst nach 1885 errichtet wurde, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich, denn dann müßte man seine Funtkion als Wassergraben noch gut erkennen können was aber nicht der Fall ist

                            Martin


                            PS: Wie Sorgnix schon einmal trefflich sagte: "Es ist ein tiefer Graben..."

                            Kommentar

                            Lädt...