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-   -   Grube "Büchenberg" - ganz legal (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=17440)

Hartmut 06.03.2005 23:26

Grube "Büchenberg" - ganz legal
 
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Dieser Beitrag soll in lockerer Reihenfolge Informationen und Bilder zum Thema "Grube Büchenberg" bringen. Dies ist neben der Grube "Braunesumpf" das größte Bergwerk in der Umgebung von Elbingerode im Harz. Es erstreckt sich über eine Länge von ca. 7 Kilometer Luftlinie von West nach Ost, hat 5 1/2 Sohlen (die sechste Sohle wurde am Schacht III angefahren, aber nie in Betrieb genommen) und insgesamt 42,5 Kilometer offenes Stollensystem - so wird es jedenfalls bei Besucherführungen im Schaubergwerk erzählt. Die Sohlen 1 bis 3 sind in jetztiger Zeit Luft gefüllt, alles darunter liegende ist abgesoffen.

Ich weise ausdrücklich dringend darauf hin, dass hier nur legal entstandene Bilder und Texte zum Thema erscheinen dürfen! Das sind zum Beispiel Übertage-Bilder aus nicht abgesperrten Bereichen, Fotos aus dem Schaubergwerk und ähnliches.

Beginnen soll dieser Thread mit einigen Bildern aus dem Bereich Schaubergwerk Schacht I Büchenberg, welche mit freundlicher Genehmigung der dortigen Leiterin hier veröffentlicht werden dürfen.

1. Am Parkplatz
2. Ruinen am Schacht I
3. Mundloch vom Seilbahnstollen. Hier fahren die Museumsbesucher ein und aus.
4. und 5. Ein plastisches Modell vom Aufbau der Grube "Büchenberg".

Leider befindet sich dieses Modell hinter einer reflektierenden Glasscheibe, so dass es schwierig ist, gute Fotos davon zu machen.

Man erkennt die 5 großen Sohlen. Sohle 1 (die oberste) ist im Modell dunkelgrün dargestellt.

An der darunterliegenden Sohle 2 (hellrot) und 3 (hellgrün) ist zu erkennen, woher die Gefahr im gesperrten Bereich dieses Bergwerkes kommt: Dort wurde "Raubbau" bei der Erzgewinnung betrieben. Es wurden riesige Abbaue aufgefahren, die aus technischen Gründen bis heute nicht oder nur unzureichend verwahrt werden konnten. Sie erreichen locker eine Raumhöhe von mehr als 50 Metern und sind fast durchschlägig zur darüber liegenden Sohle. Wenn es auf den Sohlen 2 oder 3 zu einem Verbruch kommen sollte, kann sich das per Kettenreaktion bis zur Tages-Oberfläche hin fortsetzen. Das Ergebnis dürfte ein riesiger Bruchtrichter im abgesperrten Gelände sein.

Hartmut 06.03.2005 23:28

Die Fotos hier bringen alle wichtigen Infos zur Grube. Die gezeigten Schautafeln befinden sich im Kassenbereich des Schaubergwerkes. Ich hoffe, dass man alles halbwegs lesen kann.

Flugblatt, liegt an der Kasse aus
http://img175.exs.cx/img175/2082/flu...izze8bg.th.jpg

Flugblatt, Rückseite
http://img175.exs.cx/img175/6268/flu...text8vo.th.jpg

Büchenberg, Gebirgsentwicklung
http://img175.exs.cx/img175/2447/bb1...lung0py.th.jpg

Büchenberg, Elbingeröder Komplex
http://img175.exs.cx/img175/9597/bb2...ompl4kl.th.jpg

Die Grube Büchenberg (1)
http://img175.exs.cx/img175/8647/bb3...rg010nc.th.jpg

Die Grube Büchenberg (2)
http://img175.exs.cx/img175/8550/bb4...rg025zc.th.jpg

Abbauverfahrenim Büchenberg
http://img175.exs.cx/img175/2281/bb5...hren9si.th.jpg

Die Eisenerz-Seilbahn
http://img175.exs.cx/img175/1804/bb6...bahn9ei.th.jpg

Vom Erz zum Metall
http://img175.exs.cx/img175/4036/bb7...tall7sh.th.jpg


Gruß, Hartmut

Oelfuss 11.03.2005 20:09

Nette Bilder über dieses externe Programm - bekomme ich leider nicht angezeigt. Nur nervtötende Werbung.....Warum immer komplizierter? :rolleyes:

Matthias45 11.03.2005 20:22

RE: Grube Büchenberg
 
Komisch..
Weder IE noch Netscape funzen da...
Und auf noch nen Browser (Firefox, Opera etc.) hab ich kein Bock..

sichwundernderweise
Matthias

Deistergeist 11.03.2005 23:43

@Hartmut: Danke für deine Bemühungen, sehr interessante Infos und Bilder. :clap
Wenn du eventuell 2 oder 3 von den Flugblättern zum nächsten Stammtisch mitbringen könntest..... :yeap

MfG Begeistertergeist

Bader 12.03.2005 15:00

Bei mir funktioniert das auch, wenn ich auf die kleinen Vorschau-Bilder klicke

kapl 12.03.2005 16:27

Bei mir auch. Mit Firefox! Der beste Browser fürs Netz.
Werbungmachernderweise
Kapl

Matthias45 12.03.2005 17:07

RE: Grube Büchenberg....
 
Jetzt gehts eigenartigerweise mit IE auch..
Gestern Abend gegen 20:20 tat sich da nix..
Oelfuss hatte wohl auch das gleiche Problem...

sichübernixmehrwundert
Matthias

HarryG († 2009) 12.03.2005 17:27

@ Hartmut
Das hast Du sehr informierend rübergebracht.

Danke für die schönen Bilder.

Glückauf
Harry :yeap

wolfgang.sch 09.05.2005 20:47

09.05.05 Danke Hartmut.Heute zum ersten Mal (Dank neuer Technik) diese Seite geöffnet. Hier am Büchenberg habe ich im Herbst 1961 meine ersten Schritte knietief im Schlamm uT gemacht. Damals bin ich beim Schlammschaufeln fast verzweifelt.
Der Beitrag weckt viele Erinnerungen neu. Toll, welche Mühe du dir für diese Information gemacht hast.
Glück auf! Wolfgang.

Hartmut 13.05.2005 21:39

Der Eierbergstollen
 
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Lange bevor es die Grube "Büchenberg" in der heutigen Form gab, wurde in diesem Gebiet schon nach Eisenerz und weißem Marmor gegraben. Natürlich fiel dabei auch Wasser an, welches abgeleitet werden musste. Somit fuhr man den "Eierbergstollen" in heute wunderschön anzusehender Schlägel- und Eisenarbeit auf.

Dieser Stollen entwässert noch heute das Hartenberger Revier und das Pingengebiet "Weiße Taube", beides Vorgänger der heutigen Grube Büchenberg. Der Stollen hat mindestens 3 Lichtlöcher, die aber alle verfüllt bzw. verbrochen sind. Gleich hinter dem Mundloch steht fast brusttiefes Wasser an, denn der Stollen versorgte über zwei Jahrhunderte das Schloß Wernigerode mit Trinkwasser.

Etwa ein Kilometer oberhalb des Mundloches tritt dieser Stollen in einem alten Marmorbruch ein zweites Mal zu Tage. Diese Pinge hatte schon die Aufmerksamkeit des Malers Caspar David Friedrich angezogen, der diese bizarre Landschaft in einem seiner Werke verewigt hat.

Die Bilder:

1. Eierbergstollen Mundloch
2. Blick durchs Gitter
3. Schild am Stollen
4. Marmorbruch "Caspar-David-Friedrich-Pinge" mit Stollenöffnung

Gruß, Hartmut

Hartmut 13.05.2005 22:10

Der Rothenberger (Ab-)Wasserstollen
 
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Im Bereich des heutigen Schaubergwerkes um Schacht 1 wurde bereits in früheren Jahrhunderten Eisenerz im Tiefbau gewonnen. Die dort anfallenden Grubenwässer wurden über den "Rothenberger Wasserstollen" abgeleitet.

Mit dem Betrieb des modernen Bergbaues verlor er seine Funktion - und bekam eine neue: Er diente als Abwasserkanal für die Grubengebäude, die dem Schacht 1 angegliedert waren (heute Ruinen).

Irgendwann in den Jahren vor 1970 wurde das Mundloch dieses Stollens dann verschlossen, wahrscheinlich gesprengt.

Bild:
Hier befand sich das Mundloch des Rothenberger (Ab-)Wasserstollens. Wer's nicht weiß, wird hier nie Altbergbau vermuten.

Hartmut 13.05.2005 22:47

Häuserruinen am Schacht 1
 
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Am 30. April 1970 wurde der Betrieb der Grube Büchenberg eingestellt. Seitdem stehen die Gebäude am Schacht 1 leer und sind dem Verfall preisgegeben. Ein paar Eindrücke der Szenerie:

Bilder 1 bis 4: Häuserruinen
Bild 5: Logo der ehemaligen Gaststätte "Büchenberg". Raumschiff-Enterprise-like. Übrigens ist das hier die zweite Gaststätte dieses Namens. Die erste stand nahe am Hermannsschacht und wurde 1964 nach einem Bergsturz evakuiert.

Hartmut 13.05.2005 23:29

Der Augustenstollen
 
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Der Augustenstollen gehört zum mittelalterlichen Teil der Grube Büchenberg. Er ist im Jahre 1783 als Wasserlösestollen des Hermannsschachtes (Hauptbetriebszeit um 1825) aufgefahren worden. Er wäre soweit noch intakt, wenn man nicht in DDR-Zeiten einen Schacht auf diesen Stollen hin abgeteuft und diesen gleich wieder verfüllt hätte.

Es gibt eine interessante Trockenmauer einige Meter unterhalb dieses Stollens. Man streitet sich über die Deutung:
a) Verladerampe
b) Wassergerinne zum Zweck Betrieb einer Wasserkunst
c) Hangbefestigung

Die Bilder:

1. Trockenmauer vor dem Augustenstollen
2. Mundloch
3. Blick hinein durch das Gitter
4. Teufstein über dem Mundloch (ist eine Replikation, das restaurierte Original befindet sich in der Heimatstube in Elbingerode)
5. Schild am Augustenstollen

Oelfuss 13.05.2005 23:31

Klasse Bilder und aufklärende Bescheibung! :yeap

Hartmut 19.05.2005 07:23

Grube Büchenberg - Die Schächte
 
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Die Grube Büchenberg hat mehrere große Schächte unterschiedlichen Alters, die auch in sehr unterschiedliche Tiefen abgeteuft worden sind. Des weiteren existieren eine große Anzahl von Überhaun, die wie Schächte bis auf die erste Sohle hinab reichen. Zum Teil sind sie verfüllt, zum anderen Teil dienen sie bis heute der Grubenbewetterung.

Schacht 1 (siehe Startposting mit den Winterbildern) führt bis auf die dritte Sohle in ca. 150m Tiefe hinunter, war bis 1970 Förderschacht und ist heute Standort des Schaubergwerkes.

Schacht 2, auch bekannt als Gräfenhagensbergschacht, hat auch die oberen 3 Sohlen angeschlossen und erreicht eine Teufe von 145 Metern. Er diente zur Fahrung, Förderung und Bewetterung. Wegen Problemen mit der Standsicherheit wurde er noch während der Betriebszeit der Grube stillgelegt.

Schacht 2a ist als Ersatz für den stillgelegten Schacht 2 in den Jahren 1952 bis 1962 aufgefahren worden. Die Teufe beträgt 327,8 Meter und sein Durchmesser 4 Meter. Er ist auf der gesamten Tiefe mit Ziegelmauerwerk ausgekleidet. Er führt bis hinab auf die sechste Sohle, die aber nie richtig in Betrieb genommen wurde. Heute sieht man vor allem noch das in Ziegelbauweise gefertigte ehemalige Maschinenhaus des Schachtes. Eine kleine Firma hat sich dort eingemietet.

Schacht 3 sollte im Jahre 1970 in Betrieb genommen werden, um die an der Kapazitätsgrenze arbeitenden anderen Förderschächte zu entlasten und die Erzförderung auszuweiten. Es gab sogar eine Eisenbahnverbindung dorthin. Wenige Wochen vor der Inbetriebnahme des Schachtes verfügte die damalige Regierung der DDR das Aus für die gesamte Grube Büchenberg. Grund: Im Rahmen des damaligen RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) war vereinbart worden, dass die DDR das Eisenerz aus der befreundeten Sowjetunion zu beziehen hatte. Somit war dem Bergwerk die Betriebsgrundlage entzogen worden.
Heute befinden sich auf dem (recht wüsten) Gelände um Schacht 3 mehrere kleine Firmen, die allergisch reagieren, wenn altbergbauinteressierte Leute dort herumschleichen.

Die Bilder:

Schacht 2
Schacht 2a
Schacht 3 (aus gebührendem Abstand :neenee )

Hartmut 19.05.2005 09:52

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Nicht weit entfernt vom Schacht 2a steht mitten im Wald ein bunkerähnliches Gebäude aus Beton. Es ist aber nichts dergleichen, sondern "nur" ein Hochbehälter für Wasser. Dieses wurde dann Unter Tage in der Grube verwendet, zum Beispiel zum Bohren.

Hartmut 19.05.2005 10:25

Der Hermannsschacht...
 
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...gehört zum mittelalterlichen Teil der Grube "Büchenberg". Er war der Hauptförderschacht in den Jahren um 1830, ist etwa 70 Meter tief und komplett mit Trockenmauerung ausgekleidet. In etwa 50 Metern Tiefe bindet der Augustenstollen (siehe einige Beiträge weiter oben) ein, welcher diesen Schacht entwässern sollte. Auf Grund der enorm langen Bauzeit des Augustenstollens erfolgte der Durchschlag zum Hermannsschacht aber erst, nachdem der Schacht schon tiefer getrieben worden war. Somit konnte die Wasserlösung so einfach nicht funktionieren.

Um trotzdem das Wasser loszuwerden, wurde ein Wasserrad (Kunstrad) mit einem Durchmesser von knapp 10 Metern am Punkt des Zusammentreffens von Hermannsschacht und Augustenstollen eingebaut. Wollte man den Schacht abpumpen, wurde von oberhalb her Wasser aufs Kunstrad geleitet, welches sich dann drehte und eine Pumpe antrieb. Mit letzterer wurde der Schacht ausgepumpt und das Wasser durch den Augustenstollen abgeleitet.

Alte Bergleute sagen, dass das Kunstrad dort unten noch immer in seiner Radstube steht...

Schw Herzog 19.05.2005 15:53

Kunstrad
 
Zitat:

welches sich dann drehte
Nicht böse sein, ich kritisiere selten und ungern, aber diese Stelle fand ich irgendwie überflüssig. :lol

Hartmut 19.05.2005 17:12

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Kein Problem - ein doppelt gemoppelter Dreher soll vorkommen, wenn man aus dem Bauch heraus schreibt :uii

Nun überlege ich gerade, was sich wohl im Paulaschacht (Bild 1) drehen könnte. Konkret ist das ein Gebläse, mit dem das heutige Schaubergwerk bewettert wird.

Die Bilder 2 und 3 zeigen scheinbar so etwas wie einen Geräteschuppen auf einer Heuwiese. Im Schuppen drin aber geht es ca. 50 Meter in die Tiefe, denn das Überhaun 108 verbindet hier die Sohle 1 mit der Tagesoberfläche. In diesem Schacht waren Fahrten (Leitern) angebracht. Diese sind heute nicht mehr komplett vorhanden.

Bilder 4 und 5 wurden am Überhaun 199 aufgenommen (auch ein ca. 50 Meter tiefer Schacht, der bis auf die Sohle 1 führt). Etwa dort befindet sich die westliche Begrenzung der Grube "Büchenberg".

Wenn man den Wanderweg noch etwa 300 Meter weiter geht, steht man am Ufer der Zillierbachtalsperre.

Hartmut 19.05.2005 18:00

Nun hätte ich doch fast vergessen...
 
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...den Heinrichsschacht zu erwähnen, auch als "Henrichschacht" bekannt. Dieser ist im Prinzip nichts anderes als die Überhaun 108 und 199, also ein 50 Meter tiefer Schacht von der Tagesoberfläche hinab auf die erste Sohle.

Oben drauf standen mal zwei Grubenlüfter, die für bessere Bewetterung in der Grube gesorgt haben. Es wird erzählt, dass ein pensionierter Bergmann jahrelang fast täglich dort hingewandert ist, um die Funktionstüchtigkeit der Gebläse zu überprüfen...

Hartmut 19.05.2005 18:52

Der Büchenberg und seine Kneipen
 
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Was ich hier schreiben möchte, ist mir nur vom Hörensagen bekannt. Ich habe mit Leuten gesprochen, die das Geschehen mit eigenen Augen gesehen haben und unabhängig voneinander sehr ähnliche Stories zu erzählen hatten.

Im Bereich des Hermannsschachtes gab es ein paar Gehöfte, fast ein kleines Dorf, und eine sehr beliebte Kneipe, die gern von Leuten aus Elbingerode und Umgebung besucht wurde. Im Frühling des Jahres 1964 kam es nach intensiven Regenfällen zum Einsturz eines Abbaues auf der ersten Sohle der Grube "Büchenberg". Dabei entstand ganz plötzlich Über Tage ein heute noch vorhandener Bruchtrichter von etwa 50 Metern Tiefe mit einem Durchmesser von ca. 70 Metern. Dies geschah wenige Meter vor der damaligen Kneipe, die zu diesem Zeitpunkt sehr gut besucht gewesen war. Man spürte, wie die Erde bebte und konnte sehen, wie riesige Fichten in der Tiefe verschwunden sind.

Die zuständigen Behörden ordneten die umgehende Evakuierung des kleinen Dörfchens an. Es wurden weitere Tagesbrüche befürchtet. Die Häuser samt Kneipe wurden abgerissen und alles planiert. Heute erinnert nur noch wenig an die vergangene Zeit: Die Grundmauern der ehemaligen Kneipe, Obstbäume in den damaligen Hausgärten und hier und da Reste von Fundamenten.

Es gibt auch nicht nachprüfbare Legenden: So soll 5 Minuten vor dem Einsturz ein Bus mit Kindern von der Kneipe abgefahren sein. Die Fahrstraße wurde in die Tiefe gerissen. Oder die Wirtin stauchte ihren Sohn zusammen, der den Auftrag, ein Bierfass im Keller zu wechseln, nicht nachgekommen sei. Dabei hatten nur die Erderschütterungen dafür gesorgt, dass die Bierleitung zum Zapfhahn abgerissen wurde...

Die Kneipe wurde später im Bereich von Schacht 1 neu aufgebaut und hat ihren Namen "Büchenberg" mitgenommen. Manchmal wurde sie auch "Hartenberg" genannt, obwohl sie tatsächlich auf dem "Rothenberg" stand - Namenswirrwar pur. Heute ist dort alles verfallen, es gibt nur noch Ruinen. Siehe Ruinen-Postings weiter oben...

Vor wenigen Monaten eröffnete in einem ehemaligen Forsthaus eine neue Waldwirtschaft namens "Büchenberg". Diese ist nur wenige hundert Meter Luftlinie von der Stelle entfernt, wo mal die originale Gaststätte gestanden hat.

Bild 1: Verbliebene Grundmauern der 1964 evakuierten Kneipe "Büchenberg"
Bild 2: So sieht es heute aus, die ganz neue Waldwirtschaft namens "Büchenberg" ist nur ein kurzes Stück davon entfernt

Hartmut 20.05.2005 08:45

Der Bohmshay-Stollen
 
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In der Nähe der Grube Büchenberg gibt es zahlreiche weitere interessante Altbergbau-Objekte, die an sich nicht direkt etwas mit diesem Bergwerk zu tun haben. Beim Wandern in dieser Gegend kommt man evtl. aber dort vorbei, weshalb ich hier zwei kleine Gruben erwähnen möchte.

Der Bohmshay-Stollen, auch als Bombshay-Stollen bekannt, liegt noch in der Stadt Elbingerode direkt an der "Eisensteinstraße", die ein wichtiger Transportweg für Erze gewesen ist. Das Mundloch des Stollens wurde in den Jahren kurz nach 2000 rekonstruiert. Man hielt es damals für eine gute Idee, keine Drainage vorzusehen, so dass Wasser Vandalen auch vom Bereich Unter Tage fernhalten soll. Heute sieht man den "Erfolg"...

Hartmut 20.05.2005 08:59

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Eine weitere Grube, nicht weit vom Büchenberg entfernt, ist die Grube "Schävenholz". Ein gut frequentierter Radwanderweg führt direkt daran vorbei. Aber nur selten gönnt ein Wanderer diesem interessanten Objekt einen Blick.

Es gibt in einem umzäunten Gelände zwei verwahrte Schächte, vor allem an den Belüftungsstutzen zu erkennen. In einiger Entfernung findet man auch noch ein Mundloch (früher gab es noch ein zweites), welches mit Brunnenringen gesichert und mit einer kleinen Fledermaustür verwahrt worden ist.

Diese Grube hat eine lange und bewegte Geschichte. Diese wurde kürzlich von einem Geologen aufgearbeitet und veröffentlicht. Die umfangreiche Dokumentation würde hier den Rahmen dieses Forums sprengen.

Poritaner 20.05.2005 11:02

Einfach ein toller Beitrag und einmalige und super Bilder Hartmut!!!
Mach weiter so!

:yeap :)

Gruss Pori

Hartmut 21.05.2005 18:50

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Nun bin ich eigentlich durch mit den wichtigsten Erklärungen zur Grube.

Manchmal führen wir vom Wernigeröder Gechichts- und Heimatverein montanhistorische Wanderungen zu interessanten Stätten des Altbergbaues. So auch heute, siehe hier:
http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=18382

Wir haben alle im Thread gezeigten Punkte angewandert und den Leuten erklärt. Nur die veranschlagte Zeit hat nicht gereicht, wir haben gnadenlos überzogen. Das lag vor allem daran, dass einige alte Bergleute mit dabei waren, die viel zum Büchenberg zu erzählen hatten. Man bleibt stehen, schaut, erklärt, geht weiter... Manches war mir neu, manchmal gab's Varianten, vieles wurde bestätigt. Es war eine sehr nette Gruppe.

Spezieller Dank an HarryG und seine Familie, die eine lange Anreise auf sich genommen haben, um heute dabei sein zu können.

Gruß, Hartmut

wolfgang.sch 21.05.2005 19:18

Glück auf, Hartmut. Du hast mit der heutigen Führung der Wanderung rund um den Büchenberg wieder einmal klargestellt, dass du weit mehr Fachkenntnisse hast vom Bergbau, als der eine oder andere Kritiker oder Besserwisser. Es gibt sicher auch Leute, die noch nicht wissen, dass sich ein Kunstrad dreht, wenn es mit Wasser beaufschlagt wird. Mach weiter so mit deinen fachlich sehr gut vorbereiteten und dargebotenen Erklärungen. Die Tour heute war einfach Spitze. Schade, das nicht noch mehr Leute teilgenommen haben, die noch nicht so viel zur Geschichte Büchenberg wissen. Das schreibt dir ein Bergmann, der 40 Jahre im Harzer Bergbau tätig war - auch am Büchenberg.
Wolfgang.

Deistergeist 21.05.2005 20:39

Ja, sehr schöner Bericht!
Ich wäre auch gern bei der Wanderung dabeigewesen, aber die Arbeit....

Glückauf!

Markus 21.05.2005 20:51

Zitat:

Zitat von Deistergeist
Ja, sehr schöner Bericht!
Ich wäre auch gern bei der Wanderung dabeigewesen, aber die Arbeit....

Glückauf!


Dito, aber der Weg.........


Markus

HarryG († 2009) 22.05.2005 16:22

Lieber Wanderfreund Hartmut
Von meiner Familie und mir einen aufrichtigen Dank für die super geführte Wanderung.
Wir haben uns alle sehr gefreut und es hat Spaß gemacht.
Beim nächsten Mal immer wieder dabei.

Glück Auf
Dein Wanderfreund
Harry

Markus 22.05.2005 19:40

Eine kleine Übersicht und jede Menge Bilder zu der Wanderung gibts es übrigens unter www.schatzsucher.de .
Auf der Startseite gibt es einen Link, dort geht es dann unter anderem weiter in die Galerie, die auch direkt unter http://www.schatzsucher.de/index.php...mid=80&catid=8 erreichbar ist

Markus

Hartmut 29.05.2005 16:41

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Heute, am 29. 05. 2005 erschien im lokalen "Generalanzeiger" ein Bericht über unsere Büchenberg-Wanderung.

Gruß, Hartmut

wolfgang.sch 29.05.2005 22:47

Grube "Büchenberg"/Geologie
 
Für ausdauernde Leser einige Bemerkungen zur Geologie der Grube "Büchenberg"; als Ergänzung zu Hartmuts Beiträgen gedacht. Die Grube Büchenberg liegt im Bereich des so genannten "Elbingeröder Komplexes". Am Aufbau dieses Gebietes sind Schichten vom unteren Mitteldevon bis zum Kulm beteiligt. Sie setzen sich aus Magmatiten (Keratophyr) und deren Tuffen (Schalstein) und Sedimenten (Tonschiefer, Kieselschiefer, Grauwacke, Kalk etc.) zusammen. Diese Schichtenfolge wird von einer Schieferserie des oberen Unterdevon randlich umgeben. Das Gesamte Gebiet nimmt eine geologische Sonderstellung ein, welche in der petrographischen Entwicklung des Mittel- und Oberdevon begründet ist.
U n t e r d e v o n: Im Bereich der Grube "Büchenberg" sind die Ablagerungen des Hauptquarzitschiefers als älteste Schicht anzusehen, die exakt genommen nicht mehr zum Elbingeröder Komplex gehört. Tonschiefer, Linsen und Bänke von Kalkstein, teilweise auch Kieselschiefer, sind am Aufbau beteiligt. In häufiger Wechselfolge sind Tonschiefer und Quarzite, auch kalkführend, anzutreffen. Oft treten massige Quarzite auf. Der Tonschiefer ist lokal mit sandigen Bestandteilen durchsetzt und bildet den Quarzitschiefer.
M i t t e l d e v o n:Innerhalb des Elbingeröder Komplex ist es in zwei verschiedenen Fazies ausgebildet.
1. Die vulkanogene und vulkanogen-sedimentäre Serie (Schalstein, Keratophyr und Eisenerzlager) und
2. Die rein sedimentäre Serie (Massenkalk).
Die vulkanogene Serie bildet die Unterlage des Eisenerzlagers. Sie besteht aus Schalstein und Keratophyr. Am Aufbau des Schalsteins sind besonders Kalkspat und chloritische Mineralien beteiligt. Der Schalstein wird lokal von Keratophyr und Schalmandelsteinen begleitet. Diese weisen eine blasige Textur auf, wobei die Hohlräume mit Kalcit erfüllt sind.
Das Liegende im Gräfenhagenbergsfeld und westlich bildet Schalstein; im östlichen Teil dagegen der Keratophyr. Stellenweise finden sich Lagen von Hämatit, die aber keine Verbindung zum Hauptlager haben. Das Roteiesenerz ist feindispers im Keratophyr anzutreffen und es hat sich ein sog. Keratophyrlager mit einer Mächtigkeit um 3 m gebildet.
Die sedimentär-vulkanogene Serie ist durch Stringocephalenerz gekennzeichnet welches über der Schalsteinfolge, örtlich auch über dem Keratophyr, lagert. In der Mitte des Elbingeröde Komplex erreicht der Massenkalk bis zu mehreren hundert Metern Mächtigkeit, die sich aber zum Rand hin schnell auf wenige Dekameter reduziert. Für den Büchenbergsattel sind mehrer Vertaubungszonen (2-6% Eisen oder rein kalkig) an der Nordflanke charakteristiisch. Die rein sedimentäre Serie ist am Büchenbergsattel nicht zu finden
O b e r d e v o n: Es ist in Form des Iberger Kalkes und in Form der Clymenienkalke und Cypridinenschiefer gebildet, welcher im Büchenbergsattel mehrfach nachgewiesen wurde.
Der Erzhorizont bildet also die Grenzschicht zwischen Obermitteldevon und Unteroberdevon. Die unterkarbonischen Ablagerungen sind auch am Büchenbergsattel in typischer Harzer Folge: Kulmgrauwacke, Kulmtonschiefer, Kulmkieselschiefer anzutreffen. Während der sudetischen Phase der variscischen Orogenese reagierte das Gebiet von Elbingerode starr, was die Bildung von vier, über das ganze Gebiet verteilten Großsätteln zur Folge hatte.
Der Büchenbergsattel ist der kleinste der vier Sättel und besitzt eine E-W streichende Länge von ca. 3,5 km und eine Breite von etwa 1,5 km. Der Kern wird durch obermitteldevonischen Schalstein gebildet, welcher wiederum von den Stringocephalenschichten, den östlich entwickelten Deckschichten und dem hangenden Kulm umlagert wird. Zum großen Teil sind die Stringocephalenschichten als Erz ausgebildet.
Das Lager wird von einer Vielzahl von Störungen durchzogen, die eine Verschiebung des Erzhorizont in horizontaler und vertikaler Richtung zur Folge hatten. Der Büchenbergsattel zeigt regelmäßigen Bau. Die Nordflanke fällt mit 70-90 grd nach Nord und Süd ein. Die Südflanke hingegen mit ca. 45-90 grd nach Süd.

Hartmut 16.05.2006 13:46

Im Bereich der Grube "Büchenberg" wurde auf Initiative des Schatzsucher-Forums ein seit langer Zeit verschlossener Stollen geöffnet. Bei Interesse bitte hier klicken:

http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=24664


GA, Hartmut

Hartmut 03.04.2007 00:36

Neuigkeiten vom Büchenberg
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
1. Viele Stollenmundlöcher der Umgebung (hier der Augustenstollen am Büchenberg) wurden bzw. werden zur Zeit massiv neu verwahrt. Sehr solide Arbeit...

2. Ganz frischer Erdrutsch in einer der Pingen am Büchenberg


Gruß, Hartmut

Hartmut 09.06.2007 06:38

Vergittern, Vermauern, Polizei
 
Ich zitiere hier einen Zeitungsartikel aus der "Volksstimme" vom 8.6.2007. Ohne Kommentar. Ohne Wertung.

Zitat:

Fledermausfreunde verstärken Kontrollen

Unbekannte brechen erneut einen Stollen auf

Elbingerode (bfa). Unbekannte drangen in den vergangenen Tagen erneut in einen Bergbaustollen im Bereich Büchenberg ein.
Wie Bernd Ohlendorf, Vorsitzender des Arbeitskreises "Fledermäuse Sachsen-Anhalt", informierte, wurde diesmal die gesamte Tür zu dem Bergbau- und Fledermausstollen herausgeschnitten.
Erst Mitte Mai war der Augustenstollen am Büchenberg aufgebrochen, aber die Tür dringelassen worden. Damals hatten die Fledermausfreunde sogar eine Belohnung von 200 Euro für Hinweise, die zu den Tätern führen, ausgesetzt. Direkte Hinweise habe es nicht viele gegeben, informierte Ohlendorf auf Nachfrage. Aber eine Spur werde verfolgt.
In beiden Fällen ist unklar, wer in den Stollen eindrang und was eigentlich gesucht wurde. Nichtsdestotrotz stellen diese Grubengänge Straftaten dar. "Die Polizei ermittelt und wir kontrollieren verstärkt alle Stollen der Region", kündigte Ohlendorf an. Hinweise nimmt die Landesreferenzstelle für Fledermäuse weiter entgegen, Telefon (034651) 298890.
Irgendwie funktioniert das Korrigieren von Tippfehlern hier in diesem Beitrag nicht. Deshalb muss wohl stehen bleiben: :( :( :cry :cry :grml :grml :neenee :give me a


Gruß, Hartmut

DangerSeeker 09.06.2007 08:28

Die Tür herausgeschnitten :eek
Sachen gibt's ... Wenn das wieder zu ist bauen die Leute wahrscheinlich einen neuen Zugangsstollen daneben :lol
Danke für die Info, Hartmut :knudl

LG Matthias

Deistergeist 09.06.2007 08:41

Nun ja, das Thema Schlösser und Türen wurde im Harzbereich auch schon eleganter gelöst....der ewige Wettlauf mit neuen Schlössern ist von keiner Interessengruppe zu gewinnen. Warum nicht aus den Erfahrungen anderer Menschen gelernt wird, das ist mir ein Rätsel.:eek

Danke für die Info, Hartmut!

Glückauf!

Sascha_P 10.06.2007 21:21

Also ich bin erstaunt über so krasse Maßnahmen von beiden Seiten.:D

Wolfo 10.06.2007 22:54

Da laufen die tollsten Dinge...:give me a
Aber trotzdem sollten die Bergbehörden langsam mal erkannt haben, das eine gesicherte 12er Gewindeschraube manchmal weniger Ärger macht als ein Arbusschloss:cry


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