Erzförderung auf Wasserwegen im Harz

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  • HarryG († 2009)
    Moderator

    Heerführer

    • 10.12.2000
    • 2566
    • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
    • Meine Augen

    #1

    Erzförderung auf Wasserwegen im Harz

    Erztransport auf Wasserwegen im Harz um 1830


    Die merkwürdigste Transportart, welche damals statt fand ist ohne Zweifel die unterirdische Schiffahrt auf der tiefen Wasserstrecke.

    Diese Förderungsart ist dadurch zustande gekommen, weil sie zum Zwecke eines Wasserreservoir gebaut wurde und sich als Wassertransport vom burgstätter nach dem rosenhöfer Zuge anbot.

    Die Strecke mußte freilich wegen dieser ihr später erst gegebenen Bestimmung in Weite und Höhe größere Dimensionen erhalten und wurde deshalb von 5/6 Lachter Höhe und ¾ Lachter Weite bis zu 1 1/2 Lachter Höhe und 1 Lachter Weite nachgeschossen.

    Der Wasserstand wurde zum Zwecke der Schiffahrt stets in der Höhe von 50 bis 60 Zoll gehalten.

    Die Boote waren parallepipedische Gefäße 26,6,, lang 4,9,, breit und 34,, tief, an beiden Enden jedoch mit 3,9,, langen Zuschärfungen versehen, so das die ganze Länge 34, betrug. Die Form der Boote war nicht zur schnellen Fortbewegung gebaut, sondern es wurde darauf geachtet, das die Boote möglichst wenig schwankten, und die Boote nicht an die Wangen der Strecken anstoßen und doch der beschränkte Raum möglichst genutzt wurde.
    Zusammengesetzt und repariert wurden die Boote auf einer unterirdischen Schiffswerft beim altersegener Schacht.

    Die Füllung geschah durch Rollen. Jedes Boot sollte nur 20 Tonnen oder 1oo Centner laden, wobei 12 Zoll Bord bleiben.

    Die Schiffahrt selbst wurde durch das Fortziehen der Boote an einer Kette bewirkt, welche längs der ganzen Wasserstrecke unter der Firste ausgespannt war, so das sie von dem Bootsmanne ergriffen werden konnte, welcher sich und sein Boot daran fortzog.

    Die Geschwindigkeit betrug beim gefüllten Boot 5 ½ Lachter und beim leeren Boot 13 Lachter in der Minute.
    Auf dem 1927 Lachter oder 12913 1/3 Fuß langen Wege von den dorotheer Rollschächten bis zum altersegener Schacht hin und zurück ohne Befüllen und ausladen 8 ½ Stunden.

    Ausgeladen wurden die Boote von zwei Mann mit Kratze und Trog und wurden dann auf bereitstehende ungarische Hunde umgefüllt. Ein dritter Mann schob die Hunde zum Schacht und stürzte sie in die dafür vorgerichteten Füllrollen.
    Die jährlich zu verschiffende Erzmasse betrug 348400 Centner.

    Diese sämtlichen Transporte wurden von 11 Mann verrichtet, von welchen jeder ein Boot führte.

    Bild:
    Erzförderung in Schiffen auf der schiffbaren Wasserstrecke bei der Grube „Silbersegen“
    340 m unter Tage

    Quellen:
    Privatarchiv HarryG
    Zimmermann: Der Harz 1934
    Duden
    OBA Clausthal
    Glückauf
    Harry
    Angehängte Dateien
    Glück Auf!
    Harry

    Nur die Harten kommen in den Garten!
    Und ich bin der Gärtner

    Harry hat uns am 4.2.2009
    nach schwerer Krankheit für immer verlassen.
    In stillem Gedenken,
    das SDE-Team
  • Schw Herzog
    Bürger

    • 14.10.2003
    • 181
    • Braunschweig
    • Keiner

    #2
    Erzkahn

    Da gibt es einen netten Nachbau in Lautenthal. Da kann man mit so einem Kahn 100 Meter fahren und dabei nachvollziehen wie das in die Arme ging.
    Angehängte Dateien
    Lieber was Falsches selbstsicher wiedergeben als die halbe Wahrheit zu sagen.

    Kommentar

    • Bergmann
      Geselle

      • 05.12.2001
      • 99
      • bei Weimar
      • hä hä nö!

      #3
      Zitat von HarryG
      Die Schiffahrt selbst wurde durch das Fortziehen der Boote an einer Kette bewirkt, welche längs der ganzen Wasserstrecke unter der Firste ausgespannt war, so das sie von dem Bootsmanne ergriffen werden konnte, welcher sich und sein Boot daran fortzog.
      kleine korrektur: es war keine kette, sondern ein stahlseil.
      Schlägel und Eisen mein Wappen mein Schild!

      Kommentar

      • UHG
        Geselle


        • 02.09.2004
        • 92
        • Sachsen
        • keine

        #4
        Erzförderung auf Wasserwegen

        Das muss aber in dieser Zeit Mode gewesen sein. In Oberschlesien, in Zabrze (Hindenburg) lies Friedrich Wilhelm Graf von Reden, der zuständige Oberberghauptmann, den Hauptschlüsselerbstollen (1800 eingeweiht) vortrieben um neben der Wasserlösung auch die Kohle mit Kähnen zu transportieren. Die Idee dazu brachte er von einer Dienstreise (Industriespionage) aus England (Worsley) mit. Dabei wurde die Kohle aber in Kästen transportiert (auf Fahrgestellen) und in diesen Kästen dann an Umladestellen mit Kränen auf die Kähne umgeladen. Auf dem Wasserweg gelangte die Steinkohle dann bis Berlin. In Walbrzych (Waldenburg) wurde von Reden der Fuchsstollen (1771 begonnen bis 1854 in Betrieb) zum Kohletransport auf Kähnen angelegt. Von Dresden-Cotta führt der Tiefe Elbstollen (1838 eingeweiht) bis nach Freital-Zauckerode und sollte dem Kohletransport mit Kähnen dienen, bei Fertigstellung war dann aber die Eisenbahn schon schneller und billiger. In Rüdersdorf wurde der Kalkstein aus den Kalksteinbrüchen über Kanäle (Reden-, Heinitz-, Bülowkanal) bis nach Berlin verschifft.

        Gruß Uli

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        • HarryG († 2009)
          Moderator

          Heerführer

          • 10.12.2000
          • 2566
          • Bad Sachsa, Niedersachsen (Südharz)
          • Meine Augen

          #5
          @ Bergmann

          Zimmermann schreibt von einer Kette.
          Und das stimmt!
          1. Der Autor war Bergaccecor in Clausthal. Das Buch kam 1834 raus und wurde 1833 verfasst.

          2. Der erste Versuch mit einen Stahlseil wurde am 23. Juli 1834 das erste mal im Schacht der Grube Carolina in Clausthal unternommen.

          3. In späteren Jahren wurde die Kette durch ein Stahlseil ersetzt, also sprach die Nachwelt vom Seil.

          Soviel zur Geschichte :

          Ein fröhliches Glückauf
          Harry
          Glück Auf!
          Harry

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          • HarryG († 2009)
            Moderator

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            • 10.12.2000
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            #6
            @ UHG
            Danke Uli für Deinen Beitrag und ein herzliches Willkommen dei SDE.

            Glückauf Harry
            Glück Auf!
            Harry

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            • Bergmann
              Geselle

              • 05.12.2001
              • 99
              • bei Weimar
              • hä hä nö!

              #7
              Deine Quelle ist, wie du selber schreibst, 1833 geschrieben. Der Erztransport auf der Tiefen schiffbaren Wasserstrecke begann 1833 und endete 1892 (Schröpfer 2000) bzw. 1905 (Döring 2004 – scheint im Übrigen der richtigere Wert zu sein). Das Buch kann also gerade mal eins Jahr von 59 bzw. 72 Betriebsjahren abdecken. Nicht sonderlich repräsentativ – oder?
              Du magst recht damit haben, dass in der Anfangszeit Ketten eingesetzt wurden (ich weiß es jedenfalls nicht besser). Fakt ist das Ketten sowohl für die Kahnfahrenden also von der Haltbarkeit eher suboptimal ist. Nach der Erfindung des Drahtseils fand es sehr schnell Verbreitung im Oberharzer Bergbau.

              So. Das zum Seil - nun zum Rest:

              Zitat von HarryG
              Diese Förderungsart ist dadurch zustande gekommen, weil sie zum Zwecke eines Wasserreservoir gebaut wurde und sich als Wassertransport vom burgstätter nach dem rosenhöfer Zuge anbot.
              Na ja, man muss die Sache schon kennen um zu kapieren was hier gemeint ist. Die Tiefe Wasserstrecke wurde als gemeinsam Sumpftstrecke (also zur Wasserhaltung) der Gruben des Burgstätter Gangzugs angelegt. Die Anfallenden Wässer wurden von hier mittels einer Zentralen Wasserhaltung durch Wassersäulenmaschinen um rund 100 Meter auf den damals Tiefsten Stollen, den Tiefen Georg Stollen gehoben. Die Tiefe Wasserstrecke wurde in der Zeit von 1803-1835 aufgefahren. Später wurde die Strecke als Ernst August Stollen (Bauzeit 1851- 1864) zu Tage getrieben.


              Zitat von HarryG
              Jedes Boot sollte nur 20 Tonnen oder 1oo Centner laden, wobei 12 Zoll Bord bleiben.
              Die 100 Centner stimmen ja noch, aber 20 Tonnen – das sind 400 Centner! - ist wirklich Unfug! (Ein Centner sind je nach Region um die 50 Kg – plus/minus 5g)

              Um genau zu sein: Es gab 2 verschiedene Arten von Booten: 1. Holzboote, diese konnten 3,6 Tonnen laden; 2. Eisenboote mit 4,8 Tonnen Gesamtladung.

              Zitat von HarryG
              … langen Wege von den dorotheer Rollschächten bis zum altersegener Schacht …
              Hier wäre zu sagen, dass die Förderung nicht nur vom Dorothea Schacht erfolgte. Auch von den meisten anderen Schächten des Burgstätter Reviers wurde gefördert. Übrigens die Förderschächte waren nicht der Alte Segen (dort wurden die Boote – wie geschrieben montiert und repariert), sondern der Schacht Silbersegen und der Ottilaeschacht.

              Zitat von HarryG
              Ausgeladen wurden die Boote von zwei Mann mit Kratze und Trog und wurden dann auf bereitstehende ungarische Hunde umgefüllt. Ein dritter Mann schob die Hunde zum Schacht und stürzte sie in die dafür vorgerichteten Füllrollen.
              Auch hier wieder der Fehler: Dies war nur ein Teil der Zeit so. In den späteren Jahren konnten die Kähne direkt unter den Schacht fahren (Silbersegen) und es konnten die Behälter im Kahn direkt nach Übertage gefördert werden. Die Holzboote hatten 3, die Eisenboote 4 Behälter

              Zitat von HarryG
              Diese sämtlichen Transporte wurden von 11 Mann verrichtet, von welchen jeder ein Boot führte.
              Auch hier „leider nein“ – Es waren 50 Boote, jedes von 2 Mann geführt.

              Zitat von HarryG
              Die jährlich zu verschiffende Erzmasse betrug 348400 Centner.
              TÄGLICH konnten bis zu 270Tonnen = 5400 Centner transportiert werden. Das ergäbe bei einem Durchschnitt von 5000 Centner 70 Arbeitstage. Hier wird deutlich: Man kann die Beschreibung eines Objekts nicht an einer Hauptquelle festmachen, welche zu einem unrepräsentativen Zeitpunkt geschrieben wurde – gerade wenn wir uns in einer Zeit befinden in der neue Erfindungen den Bergbau komplett neue technische Einrichtungen bescherte.


              Ich möchte ausdrücklich betonen, das diese Information nach besten Wissen zusammengestellt wurden. Sie sollen der Information und Richtigstellunmg dienen. Diese Richtigstellung ist inhaltlich und sachlich zu verstehen und dient nicht der Provokation.

              Folgende Quellen wurden verwendet:

              1. DÖRING, M., (2004): Wasser - Energiequelle des Oberharzer Bergbaus in: Tagungsband des 7. Internationalen Bergbauworkshops 2004; Clausthal- Zellerfeld S.45
              2. LIEßMANN, W. (1997): Historischer Bergbau im Harz. Ein Kurzführer; Springerverlag
              3. SCHRÖPFER, T. (2000): Fundgrube - Wissenswertes über den Westharzer Bergbau und das Hüttenwesen; Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V.
              4. SLOTTA, R. (1983): Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Band 4 Der Metallerzbergbau, Teil 1; Deutsches Bergbaumuseum Bochum; S.134-135
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              • HarryG († 2009)
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                #8
                @ Bergmann
                Du hast ja recht mit Deinen Ausführungen.
                Aber ich beschrieb halt nur den Zeitpunkt bis 1834.
                Und das war bis Dato nun mal so.
                Man könnte noch so viel über weitere spätere Veränderungen schreiben.
                Nicht nur hiervon.

                Danke für Deinen Beitrag.
                Ich hoffe mal, Du schreibst noch ein paar geschichtliche Beiträge.
                Bin da sehr interessiert.

                Glückauf
                Harry
                Glück Auf!
                Harry

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                  #9
                  Zitat von HarryG
                  Erztransport auf Wasserwegen im Harz um 1830


                  Um 1830 steht ja eigentlich auch groß da!

                  GRB

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                    #10
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                    GRB

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