Das Bergwerk als Grab

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  • Deistergeist
    Moderator

    • 24.11.2002
    • 19529
    • Barsinghausen am Deister

    #1

    Das Bergwerk als Grab

    Moin!

    Leichen oder zumindest (Menschen-)Knochenfunde in Bergwerken?
    Ist mir von dieser Anlage bekannt: http://www.grube-teutschenthal.de/we...ternehmen.html

    Aber in der Literatur fand ich gerade Hinweise auf vermutlich durch Seuchen umgekommene Bergleute im Bereich Harz?! Durch die Krankheit im Berg verstorben, oder wegen Schwäche nicht mehr herausgekommen...

    Wer hat Hinweise auf solche Funde, oder gar selbst Funde in diese Richtung gemacht? Muss nicht Harz sein, können auch gern Vorfälle in noch aktiven Gruben sein.



    Glückauf! Überraschtergeist
    "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-
  • chabbs
    Heerführer


    • 18.07.2007
    • 12179
    • ...

    #2
    In Hallstatt wurde im 18. Jhdt. in einer Saline im Berg auch ein Grab ausgemacht. Ich bin mir aber jetzt nicht mehr sicher, ob es sich um eine Bestattung oder ein Unfallopfer aus keltischer Zeit handelte.

    Aber ich bin mir eigentlich recht sicher, dass solcherart Bestattungen für die Hallstatt- und Latene nachgewiesen ist.

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    • erike
      Landesfürst


      • 16.02.2007
      • 699
      • Thüringen
      • momentan keinen mehr

      #3
      Hier ein Filmchen zum Thema http://www.mdr.de/mediathek/themen/reportage/index.html
      Gruß vom kleinen Erik

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      • Deistergeist
        Moderator

        • 24.11.2002
        • 19529
        • Barsinghausen am Deister

        #4


        Neben den Funden in Salzburg wurde auch im Salzbergwerk Hallstatt (im Oberösterreichischen Salzkammergut 1734 ein "Mann im Salz" gefunden. Es handelte sich dabei um eine Leiche, die noch Haupt- und Barthaare trug. Man fand ihn, als im so genannten Kilb-Werk der Werkshimmel auf die Ablassvorrichtung (Anm. der Sole) gestürzt und dadurch die Anlage unbrauchbar geworden war. Als man mit der Wiederherstellung begann, stieß man auf diesen "Man im Salz", der vermutlich mehr als zwei Jahrtausende bei einem Stolleneinbruch verschüttet wurde.

        Die beiden Salzburger Funde existieren heute nicht mehr, da man der damaligen Zeit entsprechend, noch kein historisches Interesse daran zeigte und die Funde schlicht und einfach entsorgte.

        "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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        • Gimbli
          Moderator

          • 27.09.2008
          • 6849
          • Essen/Ruhrgebiet
          • Tesoro Tejon/Minelab Safari

          #5
          Hier noch was Thomas http://www.wildemann.de/geschichte/grothe/3-00.htm
          In den Bergwerken zum Wildenmann soll es wohl auch funde von Skeletten gegeben haben.

          Gruß Michael
          Der Weg ist das Ziel
          No DSU inside!

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          • Deistergeist
            Moderator

            • 24.11.2002
            • 19529
            • Barsinghausen am Deister

            #6
            Treffer!

            Zitat aus dem Link:
            Das Gemeinwesen beim Kloster Cella nahm ein jähes Ende, als 1348 „der schwarze Tod„, jene furchtbare Pest, die damals ganz Europa heimsuchte, auch in den Harz eindrang und den grössten Teil der Mönche und die meisten Bewohner der dortigen Siedelung hinwegraffte. Alte und junge Bergleute fielen der tückischen Krankheit so plötzlich zur Beute, dass z.B. manche Bergleute nicht mehr die Kraft hatten, aus der Grube an das Tageslicht zurückzukehren. Und als man nach beinahe 200 Jahren die alten Gruben wieder aufnahm, fand man mitunter ganze Skelette in der Tiefe vor. Hake berichtet, dass er selbst dabei gewesen sei, als man auf der Grube „Festenburger Maassen„ - unterhalb Wildemann belegen - solche Gebeine heraufschaffte.

            "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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            • chabbs
              Heerführer


              • 18.07.2007
              • 12179
              • ...

              #7
              Wunderbar, dazu lasst uns doch wirklich noch etwas mehr Quellen zusammentragen. Ein spannendes Thema.

              Es wurde scheinbar oft auch dort begraben, wo gearbeitet und gelebt worden ist.

              So sind ja z.B. erstaunlich viele Gräber der einfach Bevölkerung in Westfalen auf sandigen Hügelkuppen zu finden. Vor allem von RKZ bis VWZ. Dies sind auch genau die Äcker auf denen gewirtschaftet worden ist.

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              • Deistergeist
                Moderator

                • 24.11.2002
                • 19529
                • Barsinghausen am Deister

                #8
                Zitat von erike
                Minute 17, stimmt. Ich habe allerdings einen ganzen Film auf DVD gesehen, nur zu dieser Grube. Leider nur ausgeliehen, eine Art Werbeaufnahme.
                "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                • Deistergeist
                  Moderator

                  • 24.11.2002
                  • 19529
                  • Barsinghausen am Deister

                  #9
                  Rainer Slotta
                  EINFÜHRUNG IN DIE INDUSTRIEARCHÄOLOGIE

                  Seite17
                  "Die Funde verunglückter Bergleute wie in Strepy oder Obourg in Belgien, wobei letzterer noch seine Geweihhacke in der Hand hielt, als ihn das Unglück ereilte, sind Sonderfälle."


                  Erneut also Arbeitsunfälle, in diesem Fall beim Abbau von Feuerstein.
                  "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                  • Haverlahwiese
                    Bürger


                    • 19.06.2009
                    • 154
                    • Neuss

                    #10
                    Das verschüttete/ verunfallte Bergleute in späteren Jahren bei Arbeiten in älteren Grubenteilen gefunden wurden, kam sicher immer wieder vor.

                    Die Geschichte mit der Pest und dem daraus resultierenden Niedergang des Bergbaus im Harz zum Ende des Mittelalters ist meiner Meinung nach nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, fand aber durch Zitieren immer wieder Eingang in die Literatur über den Harzer Bergbau.

                    Die etwa 200-jährige Pause des Oberharzer Bergbaus vom 14. bis 16. Jahrhundert hatte sehr wahrscheinlich wirtschaftliche und technische Gründe - erst mit dem Kapital des Braunschweigischen Fiskus und dessen systematischer Anwerbung von Bergleuten und Knowhow konnten die bis dahin als unwirtschaftlich geltenden silberhaltigen Bleierze lukrativ gewonnen werden.
                    Glück auf, Matthias

                    Die Hüttenleut' sein auch kreuzbrave Leut',
                    |:denn sie tragen das Leder vor dem Bauch bei der Nacht:|
                    |:und saufen auch!:|

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                    • Gryphon
                      Einwanderer


                      • 09.05.2004
                      • 4

                      #11
                      Ich glaube, es war im 18. Jahrhundert, als man den Leichnam eines verunglückten Bergmannes barg. Er sah unversehrt aus, als sei er eben erst in einem schon lange aufgelassenen Bereich der Grube gestorben. Auch diese merkwürdig-altmodische Bergmannskluft konnte sich niemand erklären, ausserdem schien ihn niemand zu kennen. An die Oberfläche verbracht, erkannte ihn dann doch jemand, es war eine alte Frau, die in der gefundenen Leiche den Verlobten erkannte, der vor Jahrzehnten in die Grube einfuhr, um ihr einen Kristall zu bergen, jedoch nie zurückkam. Der Bergmann verunglückte, der Körper wurde vom Vitriolwasser konserviert, so soll er sich erhalten haben.

                      So weit, so tragisch. Der Stoff soll sich so oder so ähnlich zugetragen haben, aus ihm wurden Geschichten, Romane und Opern gemacht, zu ergooglen unter dem Stichwort "Falun".

                      Untersuchungen sollten unlängst an Licht bringen, wie glaubwürdig die Geschichte ist. Dabei kam interessanterweise heraus, daß die Frauen verunglückter Bergleute damals manchmal mit Konzessionen zum Ausschank alkoholischer Getränke bedacht worden sein sollen, um den Witwen ein Auskommen zu sichern, jedenfalls in Falun. Vielleicht wollte also nur jemand eine Konzession ergaunern. Das versaut die ganze Geschichte natürlich.

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                      • Deistergeist
                        Moderator

                        • 24.11.2002
                        • 19529
                        • Barsinghausen am Deister

                        #12
                        Der Einwanderer kommt mir bekannt vor!

                        Glückauf bei SDE!
                        "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                        • Silett
                          Bürger

                          • 26.01.2003
                          • 149
                          • Pott/Nord

                          #13
                          @Gryphon,
                          Das is ne Geschichte aus dem Schwedischen Kupferbergbau. Gibts auch ein Gedicht zu das ich mal auswendig lernen sollte.

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                          • Crysagon
                            Moderator

                            • 21.06.2005
                            • 5669
                            • "Throtmanni" So fast as Düörpm

                            #14
                            Aus der "jüngeren" Geschichte gibt es noch die Zeche Radbod in Hamm und das Unglück von 1908 bei dem 349 Bergleute ihr Grab fanden.

                            Die in der Grube belassenen Bergleute wurden nach Wiedereröffnung teiweise aufgefunden und in dem Buch "Die Aufzeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm aus Witten" festgehalten.
                            Zu beziehen beim LWL Industriemuseum.



                            Ebenfalls ihr Grab im Berg fanden 405 Bergleute auf der Zeche Grimberg 3/4 in Bergkamen.

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                            • Biblio
                              Landesfürst


                              • 03.08.2011
                              • 622
                              • Ba-Wü

                              #15
                              @Silett
                              Hier was Handfestes zum Bergmann von Falun:
                              Piirainen, I.; Greb, U.:
                              Die Geschichte des Bergmanns von Falun und ihre Literarische Berarbeitung.
                              in: Der Anschnitt, Jg. 42, Bochum: 1990, S. 54-67

                              Der Anschnitt ist die Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau und wird von der Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau (VFKK) e. V. herausgegeben. Bergbaumuseum in Bochum.

                              Ein weiterer Fall eines Bergmannes, der erst Jahrzehnte nach einem Unfall gefunden wurde ist "Die Lange Schicht von Ehrenfriedersdorf/Sachsen".
                              Riedel, L.:
                              Ein Unfallbericht vor 250 Jahren; in: Erzgebirgische Heimatblätter, Jg. 9, H. 3
                              Olbernhau: 1987, S. 82-83


                              Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum fassen zusammen:
                              Kroker, E. u. Farrenkopf, M.: Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum. Katalog der Bergwerke, Opfer, Ursachen und Quellen.
                              Veröffentlichungen aus dem Frutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 79,
                              2. Auflage 1999, 653 S.

                              Die grösste Bergwerkskatastrophe ereignete sich am 10.3.1906 im nordfranzösischen Steinkohlenbergwerk von Courrières mit 1099 Opfern.

                              Glückauf!

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