Ehem. Film- u. Kopierwerk

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Piefke
    Bürger


    • 13.10.2006
    • 176
    • LEV
    • Billigheimer & Co

    #1

    Ehem. Film- u. Kopierwerk

    Hallo zusammen,

    letztes WE stapfte ich in der Nähe bei Sinzig durch die Wälder, angeregt durch das Buch von Wolfgang G.: "Archäologie des II Weltkrieges am Mittelrhein", um ehem. Reste von RAD-Bauten zu erspähen.
    Im abgebildetem Objekt war um '45 eine HJ Wehrertüchtigung untergebracht.
    Nach dem Krieg hat die frz. Besatzung ein Film & Kopierwerk gegründet, in welchem vor allem ausländische Dokumentarfilme u.a. von damaligen deutschen Filmstars vertont wurden.
    Das Gebilde mit einigen Nebengebäuden ist um 1914 mit größerem Teich erbaut worden.
    Es gehört heute, ohne Denkmalschutz(!), zur Kulturgeschichte der BRD-Filmhistorie, vielleicht zur Kulturgeschichte der BRD überhaupt.
    Das Werk war bis 1996 aktiv, danach ohne Nutzung.
    Es befindet sich in einem für so lange Zeit ohne Nachnutzung in einem erstaunlich gutem "unverwandaliertem" Zustand.
    Unweit in der Nähe sind ein ehem. RAD-Schießstand und einiges mehr an Beton zu besichtigen.
    Um es kurz zu sagen:
    Ich lief mit offener Kauleiste bestimmt eine Stunde da rum.
    In den Gebäuden war ich nicht, da keine Leuchte dabei
    Für verdiente Forumsmitglieder habe ich auch eine Wegebeschreibung per PN.
    Gr.,
    Michael
    Angehängte Dateien
    Im Übrigen bin ich der Meinung,
    dass China zerstört werden muss.
    -carpe diem-
  • blackcat
    Heerführer


    • 16.02.2008
    • 1474
    • Tecklenburger Land
    • Canon 400d

    #2
    Oh wow. was für ein Schmuckstück von Haus, da bekommt man ja feuchte Augen und wie du schon sagst den Mund nicht mehr zu..
    Da würd ich gern mal mit hinkommen, wie bei fast allen Bauten die man hier im Forum schon gezeigt hat..
    Was helfen Menschen, die einem zeigen, wie schön die Welt ist, wenn man selber es nicht bemerkt..

    Kommentar

    • Schrecker
      Heerführer


      • 21.05.2006
      • 1221
      • Köln

      #3
      Ich kann mich der schwarzen Katze nur anschließen.
      Schöne Bilder und ein wirklich interessantes und gut erhaltenes Objekt.

      Ich weiß nicht, ob ich ein verdientes Forumsmitglied bin. Eine Ortsbeschreibung für eine Fototour würde mich auf jeden Fall sehr reizen.
      Suche alles vom Luftschutz!!!

      Kommentar

      • Eifelgeist
        Ehren-Moderator
        Heerführer

        • 13.03.2001
        • 2593
        • Beute-„Rheinland-Pfälzer“

        #4
        Bei dem Objekt handelt es sich um einen ehemaligen Klosterhof der Benediktiner.

        1895 wurde es vom rheinischen Industriellen Maximilian von G. erworben. G. ließ den Hof bis 1911 zum Gutshof mit „Schloss“ ausbauen.

        Die Erben verkauften das Gebäude 1934 an die Reichsjugendführung, die es für die Hitlerjugend und eine BDM-Landfrauenhaushaltsschule nutzte.

        Ab 1947 entstand (unter der Regie einer westlichen Besatzungsmacht) ein Schwarz-Weiß-Kopierwerk für 16- und 35-mm-Filme. Bis 1996 wurden Nitrofilme umkopiert und Kopien für Film und Fernsehen hergestellt, auch nach Inkrafttreten des Sicherheitsfilmgesetzes von 1957. Nur einige wenige deutsche Filmbetriebe erhielten nach eingehender Prüfung und strengen Sicherheitsauflagen die Ausnahmegenehmigung, eigene und fremde Nitrofilm-Bestände (Produktionen aus früheren Jahren im Bereich der Spiel- und Dokumentarfilme bzw. Wochenschauen) einzulagern, um sie dann nach und nach auf feuersicheres Material umzukopieren.

        Trotzdem kam es am 27. September 1965 zu einer Explosion. Diese vernichtete einen kompletten Bunkerkomplex und einen Teil des dort lagernden Filmmaterials – der Sachschaden ging hierbei in die Millionen, Menschen kamen nicht zu Schaden.

        1946/1947 entstanden Synchronstudios, 3 Ateliers, Regie- und Projektraum, Schneide- und Vorführungsraum sowie Aufenthaltsräume für Schauspieler. Sprach- und Musikaufnahmen, Sprach- und Geräuschsynchronisation, Kommentaraufnahmen und Überspielungen. Im großen Atelier entstanden auch Aufnahmen mit Kurt Edelhagen.

        In den 1970er Jahren wurden Kultur- und Dokumentarfilme ins Englische, Französische, Spanische sowie ins Italienische und Arabische übertragen.

        Bis 1973 dienten die Studios bekannten Schauspielern, die zahlreiche Filme synchronisierten. U. a. arbeiteten hier Hansjörg Felmy (Kommissar Haferkamp), Gert Fröbe, Hildegard Knef, Romy Schneider und Ellen Schwiers.

        Westlich von Gut C. finden man übrigens umfangreiche Bergbau-Relikte, Spuren der Heerstraße Aachen – Frankfurt (Main) und einer nie vollendeten „strategischen“ Eisenbahnstrecke.

        Gruß
        Eifelgeist
        Inschrift auf einem sächsisch-preußischen Grenzstein

        Wer hier vorüber geht, verweile!
        Hier läuft ein unsichtbarer Wall.
        Deutschland zerfällt in viele Teile.
        Das Substantivum heißt: Zerfall.

        Was wir hier stehn gelassen haben,
        das ist ein Grabstein, dass ihr's wisst!
        Hier liegt ein Teil des Hunds begraben,
        auf den ein Volk gekommen ist.


        Erich Kästner: Gesang zwischen den Stühlen (1932)

        Kommentar

        • Xew
          Ratsherr


          • 27.07.2006
          • 255
          • Dresden

          #5
          Das ist wirklich ein absolutes Schmuckstueck... Die Haeuser sehen schon von außen super aus, und dann noch mit dem technischen Anspruch eines Kopierwerkes. Das ist absolute Sonderklasse...

          Kommentar

          • Spitzel
            Ritter


            • 21.07.2008
            • 345
            • Winzermark
            • 0815teil

            #6
            ich komm ja ausem Staunen nich wech...

            Ungeschriebene Regel bislang war, zu recht unberührten Objekten keine Ortsangaben etc.
            Früher wurden solche Beiträge artgerecht zensiert.


            Hier aber packt sogar der Moderator Infos rein, Toll

            da brauchts keine PN mit Wegbeschreibung

            Ich kenne dieses Objekt viele Jahre....
            das recht Unberührte hat seinen Grund, es möge sich also niemand die Finger verbrennen

            Kommentar

            • renke
              Geselle


              • 26.05.2008
              • 77
              • Meerbusch
              • Tesoro Lobo

              #7
              Hallo Piefke,

              super Bericht und tolle Fotos.
              @Eifelgeist, danke für die klasse Beschreibung der Geschichte dieses Hauses.
              Ein sehr interessantes Objekt.
              Hoffentlich bleibt es auch ein Schmuckstück.
              Ich habe immer Bedenken, das solche tollen Berichte von Menschen gelesen werden, die dann auch ohne Ortsangabe im Bericht im Internet recherchieren.
              Später kann man dann nicht mehr von einem Schmuckstück reden.
              Hoffen wir, das sich diese Spezies nicht in unserem Forum rumtreibt.

              Gruß Egon

              Kommentar

              • Spitzel
                Ritter


                • 21.07.2008
                • 345
                • Winzermark
                • 0815teil

                #8
                Zitat von renke
                .
                Später kann man dann nicht mehr von einem Schmuckstück reden.
                Hoffen wir, das sich diese Spezies nicht in unserem Forum rumtreibt.

                Gruß Egon
                Doch Egon, sie sind hier.....

                Kommentar

                • max51
                  Ratsherr


                  • 17.04.2006
                  • 264
                  • südlich Stuttgart

                  #9
                  Bild 7 sieht so zielgerichtet gerodet aus. Tut sich da vielleicht was das man dem Haus neues Leben einhauchen will ? Wäre schade wenn es total verfallen würde. Vielleicht kannst ja mal innen fotografieren.
                  Wir wissen zwar nicht wohin, wollen aber als erste da sein !

                  Kommentar

                  • B_A
                    Ratsherr


                    • 08.10.2008
                    • 235
                    • Bayern

                    #10
                    wow ein tolles Haus. Warum gibt es bei uns nichts dergleichen
                    Gruß
                    B_A


                    Mancher lehnt eine gute Idee bloss deshalb ab,
                    weil sie nicht von ihm ist.


                    (Luis Buñel, 1900-1983, spanischer Filmregisseur)

                    Kommentar

                    • John Mclane
                      Lehnsmann


                      • 06.10.2008
                      • 40
                      • Düsseldorf

                      #11
                      Bin auch total begeistert. Super Fotos und ein wirklich beeindruckendes Haus.
                      Neugirig wäre ich schon mich dort einmal selber umzusehen.
                      Wenn du aber nicht die Wegbeschreibung schickst kann ich das auch verstehen, je mehr Leute die haben desto eher wird da rumrandaliert.
                      Ohne es jemandem hier im Forum zu unterstellen.
                      Fände es aber toll wenn du meh Fotos einstellen könntest.

                      Kommentar

                      • donsoko
                        Landesfürst


                        • 21.10.2008
                        • 996
                        • Nähe Bremen
                        • Tesoro Tejon, Scanmaster PP

                        #12
                        Kann ich garnicht verstehen dass es einfach so verfällt. Da kann man mal sehen was unseren Städte, Gemeinden und Landkreisen am Erhalt kulturellen Gutes liegt... NICHTS...
                        Rein hypothetisch: Wäre ich Millionär wär's meins, vollrestauriert und stünde dem ein oder anderem Sucherverein zur Verfügung...

                        Wirklich sehr, sehr schön. Würde ich gern selber mal eine Exkursion hin unternehmen...

                        Danke für die Bilder
                        MfG Björn

                        "Sondeln ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt"

                        Kommentar

                        • nabbi1
                          Ritter


                          • 03.03.2007
                          • 425
                          • NRW Bergisches Land
                          • alles was anschlägt, uralter whites, md 3009

                          #13
                          Sehr schön, hoffen wir doch nur, dass es der Nachwelt erhalten bleibt.
                          Die ganze Umgebung müßte mal genauestens angeschaut werden
                          Irgendwann kommt der Tag der Wahrheit ! Und dann heisst es : Lügen, Lügen, Lügen !

                          Kommentar

                          • Piefke
                            Bürger


                            • 13.10.2006
                            • 176
                            • LEV
                            • Billigheimer & Co

                            #14
                            Hallo Eifelgeist,

                            hast eine gute Spürnase, oder/und gute Quellen...

                            Zu Bild 7: Der jetzige Besitzer lässt das Gelände durch "ehrenamtliche" Bewacher beschützen, die da wohl ab und an vorbeischauen.
                            Mag sein, dass er hier auch Holzwirtschaft betreibt.
                            Viel Leben ist da, abgesehen von ein paar Wanderen und M-Bikern am Wo-Ende nicht.
                            Bild 8: In fast jeden Gebäude stehen diese nagelneuen klobigen Filmmagazine dutzendweise gestapelt herum.
                            Fast scheint mir, als hätte man in den 1990-ern die "Moderne Digitalwelt" verschlafen, und die Marktlage irgendwie versemmelt.
                            Im Bonker brennt... äh, im Trafohäuschen brummt's noch.
                            Ist bestimmt der Strom für das unweit gelegene Gehöft.

                            Danke an alle für das Interesse an der Geschichte des Anwesens.
                            Danke an Eifelgeist der eine gute Spürnase hat, für seinen Bericht, und das Gebiet hier nicht Preisgegeben hat.

                            Die Tage ziehen wir nochmal los um das "Gedärm" des Anwesens einmal näher zu betrachten.
                            Im Übrigen bin ich der Meinung,
                            dass China zerstört werden muss.
                            -carpe diem-

                            Kommentar

                            • htim
                              Heerführer


                              • 13.01.2004
                              • 5812
                              • Niedersachsen / Region Hannover
                              • Xenox MV9

                              #15
                              Ein schönes Objekt mit einer interessanten Geschichte. Vielen Dank für die Eindrücke

                              Ich bin auf die Fortsetzung gespannt......
                              Gruß,
                              htim

                              Kommentar

                              Lädt...