Niederungsburgen in Frankreich

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  • HWF
    Bürger


    • 06.08.2006
    • 175
    • RLP-Winzeln

    #1

    Niederungsburgen in Frankreich

    Seid gegrüßt Gemeinde!
    Durch einen Vortrag beim Historischen Verein Pirmasens völlig begeistert lud mich mein Vater auf eine kleine Tour nach Frankreich ein um die Niederungsburgen in unserer Nähe zu besuchen.

    Über die Burgen ist allgemein wenig bekannt vor allem nicht das es alleine in Elsass/Lothringen über 300 dieser uralten Wehrbauten gibt. Diese frühe Form der Burg die auschließlich in Tälern errichtet wurde jedoch schon ein Steinbau wurde im Verlaufe der Zeit unverteidigbar dank der ständig fortlaufenden Entwicklung stärkerer "Artillerie". Die Burgen selbst bestehen aus einem Wohnturm der um einiges größer ist als der normale Bergfried und in den besten Fällen 5 Stockwerke hat.
    Diese gliedern sich in ein Untergeschoss,Erdgeschoss,1. und 2. Obergeschoss und die zinnenbewehrte Plattform. Anders als bei der Motte sind die meisten Niederungsburgen vom Turmgrundbau quadratisch angelegt und die Ecken der abgerundet um das Abbrechen zu vermeiden. Durch Erker oder einen angebauten großen Turm der zugleich in der Lage ist das Tor zu decken verbesserte man die recht einfache Grundstrucktur schon enorm. Rund um den großen rechteckigen (Wohn)Turm lag in vielen Fällen eine rechteckige Ummauerung mit vier Ecktürmen oder eine runde Ummauerung mit Erkern.
    Das Tor lag für spätere Verhältnisse denkbar schlecht verteidigt in der Mauer doch bei freiem Schussfeld was in Tälern ja so gut wie garantiert ist war dies eher ein kleines Problem. Wichtig war es das die Angreifer nicht in den Wohnturm gelangten was sicherlich nicht einfach war. Umgeben waren die Burgen von einem oder mehreren Erdwällen was später durch die Luftbilder ersichtlich wird.

    Über die Geschichte der Burgen ist nicht viel bekannt. Viele bestanden nur im frühen und "dunklem" Mittelalter wirklich dauerhaft und wurden dann zugunsten der neu errichteten Höhenburgen verlassen. Wieder andere blieben lange Zeit bestehen und wurden im Verlaufe der Zeit zu reinen Wohnbauten umgebaut. Hier wurden Fenster zugemauert und Verschnörkelungen angebracht,Treppentürme angelegt oder ein Dach aufgesetzt.Weitere ereilte ihr Schicksal nachdem sie einige Jahrhunderte überdauert haben im Verlauf der Revolution in Frankreich und sie wurden Eigentum des Volkes. Sie wurden versteigert und sie verloren in Form neuer Umbauarbeiten jeglichen Charakter einer Burg.Es gibt unzällige solcher Burgen in Frankreich die man nur mit einem wirklich geschulten Auge noch als Wehrbau entlarft! Einige wenige werden sich jedoch auch als Fliehburg behauptet haben doch es ist fast garnichts über diese Burgentyp überliefert.

    Die erste besuchte Burg steht Mitten in Rahling bei Rohrbach.
    Sie ist eine die von ihren ehemaligen Herren wohnhaft umgebaut wurde und noch heute Spuren ihrer Vergangenheit trägt.Die Burg wurde 2mal umgebaut. Das 1.mal zum Wohnbau noch im Mittelalter und die Umfassungsmauer wurde die Rückwand für zahlreiche Wirtschaftsgebäude und das 2.mal um sie noch wohlicher zu machen im Verlauf der letzten 100 Jahre. Es ist wohl ein glücklicher Zufall dass diese Burg ihre uralten Wurzeln einfach nicht verbergen will. Die Burg befindet sich in Privatbesitzt und ist nicht zu besichtigen. Ich habe die Bilder vom Parkplatz der Schule und vom Dorfplatz aus gemacht.

    1. Ein Luftbild der Anlage (gut zu sehen die späteren Erweiterungen)
    2. Reste der alten Fenster an der Wetterseite und des alten Anbaus.
    3. Andere Seite mit den alten Scharten und der alten Mauer.
    4. Der angebaute Turm neu verputzt und die alten "gotischen" Fenster.
    5. Die neuen alten Fenster und die reste einer alten Tür. Die Neue Tür ist nachträglich eingebaut worden. Dies war jedoch eins die Rückseite der Burg und die Tür ist vermutlich noch vom 1. Umbau.
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    Makkabäer 1,3
  • HWF
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    • 06.08.2006
    • 175
    • RLP-Winzeln

    #2
    Nun kommen wir nach Niederstinzel.
    Diese Burg ist nur kurz von der Straße aus zu sehen und liegt völlig unbeachtet etwas abgelegen im Tal nicht weit vom Dorf entfernd.
    Diese Burg wurde weder umgebaut noch erweitert und liefert einen original Eindruck der damaligen Verhältnisse. Warscheinlich war sie von 2 Wällen umgeben von dem noch einer gut zu erkennen ist wie auf dem Luftbild zu sehen. Die vorbauten vor dem Tor sind die letzen Erweiterungen an der Burg und warscheinlich rund ums 12.Jahrhundert entstanden. Danach schien die Burg aufgegeben worden zu sein denn im Nachbardorf befindet sich eine Burganlage späteren Datums auf einem Hügel.
    Die Burg liegt abseits der öffentlichen Verkehrswege gut versteckt im Tal auf einer Kuhwiese und wird von den Tieren als Regenunterstand benutzt. Nur ein winziges Schild an einem Feldweg weist auf ihre Existenz hin da sie vom Dorf aus ebenfalls nur schlecht zu sehen ist. Direkt vorbei schlängelt sich die noch junge Saar. Wenn man den Feldweg entlang fährt am unteren Ende des Dorfes gelangt man über eine Kuhweide die komischerweise keinen Zaun hat aber gut 30 Kühe drauf rumliegen nach etwa 5min auf die mystisch wirkende Burg.
    Die schöne Anlage gibt einen tollen Eindruck der Niederungsburgen im Urzustand und zeigt wie das Leben in einem einzigen großen Turm wohl gewesen sein muss. Die Aufgänge zu der Wehrplattform ist nur in ein paar winzigen Kaminschächten fast schon krieschend möglich und im innern unterteilt eine eingestürzte riesige Stützmauer das Rechteck in zwei Teile.
    Hier lebten Menschen und Tiere auf 4 Ebenen. Es gab ein Kellergeschoss, ein Ergeschoss an dem direkt das Tor lag und 2 Obergeschosse abgeschlossen durch eine Wehrplattform mit Zinnen.Alles war recht klein aber es macht einen noch heute zu spürenden wehrhaften Eindruck. Man erkennt das die Ecken abgerundet sind um das Abbrechen zu vermeiden. Nun zu den Bildern:

    1. Die Totale,Der Turm deckt den Eingang wie in Rahling.
    2. Der Turm. Sehr schön ist das Füllmaterial zu sehen. Die Reste auf dem Boden sind der letzte Anbau.
    3. Blick durch das Eingangstor ins innere des Wohnturms. Alles überwuchert.
    4. Blick nach Links nach Betreten. Gut sind die Balken des 1.Obergeschosses zu erkennen.
    5. Einer der Kriechaufgänge (Es handelt sich hier um keinen Kamin) Mit einer Holzleiter oder einem Strick konnte man ein Stockwerk höher gelangen. Im Falle eines Falles konnten diese eingezogen werden wenn der Feind schon im Erdgeschoss des Wohnturmes war.
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    • HWF
      Bürger


      • 06.08.2006
      • 175
      • RLP-Winzeln

      #3
      Weiter mit den Bildern.

      1.Blick über das durchwachsene Innere des Wohnturms. Man beachte die geringe Größe ich stehe direkt mit meinem Rücken an der Wand. Hier zog sich noch eine große Quermauer durch den Turm um die Deckenbalken abzustützen.
      2.Reste der Quermauer und rechts ein Fenster. Links ist ein Aufgang zu sehen.
      3.Abgang zum alten Kellergeschoss und Reste des neuzeitlichen Kuhunterstands.
      4.Nochmal Blick über das Innere mit Zahlreichen Ausbuchtungen und Deckenbalkenlöchern. Rechts eines der Fenster.
      5.Ein weiterer Aufgang oder vllt diesmal auch ein Kamin.Da er Ausgänge auf die anderen Geschosse hat denke ich es ist auch diesmal kein Kamin. Liegt direkt an einer der 4 abgerundeten Ecken des Wohnturms und führt bis aufs Dach.
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      Zuletzt geändert von HWF; 28.06.2007, 20:05.
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      • HWF
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        • 06.08.2006
        • 175
        • RLP-Winzeln

        #4
        Noch ein paar:

        1. Blick in den angebauten Turm am Tor. Es gab keinen Eingang vom Erdgeschoss aus man musste eine Etage hochsteigen und dann im 1.Obergeschoss durch eine Tür.
        2.Eines der Fenster.
        3.Der Turm sticht aus dem Wohnturm hervor. Hier wieder gut zu sehen die abgerundeten Ecken.
        4.Links vom Tor. Blick an der Seite entlang.
        5.Eine der Ecke von Innen.
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        • HWF
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          • 06.08.2006
          • 175
          • RLP-Winzeln

          #5
          Die Letzten:

          1.Eingang und Turm.
          2.Seitenansicht.
          3.Eingangsdetails.
          4.Die Balkenlöcher am Eingang.
          5.Luftbild. Gut zu sehen die kleinen Höhenunterschiede,der Wall,die Lage im Tal,die alten Zugangswälle und die Ausmaße des Wohnturms plus des angebauten Turms und dem jüngsten Anbau vor dem Eingangstor.

          Der Besuch ist für Freunde des Mittelalters sehr zu empfehlen.Es hat mich ungemein beeindruckt. Diese Burg hat ihren Reiz und strahlt etwas uraltes mystisches ab. Sie liegt wunderbar ist wie gesagt jedoch schwierig zu finden und leider anscheinend fast vergessen. Ein wunderbares Stück Geschichte!
          Ich hoffe ich habe einen guten Eindruck der kleinen Niederungsburg vermitteln können! Bei Fragen über die genaue Lage usw einfach PN an mich. Ich freue mich über Beiträge aller Art zu den Bildern! Wie es zum Thema sondeln in Frankreich steht muss ich ja wohl hier niemanden sagen also unterlasst es bitte ;-)

          Es folgen heute oder morgen noch Bilder und Beiträge über einen RAD-Schiessstand in der Nähe von Pirmasens, Dreistündige Tour durch das Fort Casso der Maginotlinie und ein paar weitere.

          MFG und schönen Urlaub an die wo Zeit haben
          Benjamin
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          • Klausie
            Heerführer


            • 14.04.2006
            • 1044
            • Pfalz

            #6
            Sehr schöner Beitrag, ich interessiere mich auch für alte Burgen. Wir haben hier einige auch eine bei Pirmasens Steinenschloss genauer bei Thaleischweiler-Fröschen. In Zweibrücken gibt es in der Fasanerie eine sehr kleine und alte Burgruine. Darf man diese Burgen einfach so besichtigen ohne das man gleich verhaftet wird, ich weiß nicht wie das in Frankreich so ist. Die Lage ist wirklich sehr ungünstig so mitten im Tal, erinnert mich etwas an ein Römisches Kastell. Nur das diese mehr Türme hatten, vielleicht hatten diese Burgen eine ähnliche Funktion.
            Patriae inserviendo consumer.


            Gruß

            Klausie

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            • HWF
              Bürger


              • 06.08.2006
              • 175
              • RLP-Winzeln

              #7
              Ich bin ja selbst aus Pirmasens und das Steinenschloss zeigt sich nach der Restauration wirklich sehr schön! Die Fasanerie habe ich jedoch noch nie besucht hab da von keinen Resten einer Burg was gewusst kenne aber das Adelsgeschlecht "Zweibrücken-Bitche" gut!

              Die erste Burg in Rahling ist im Privatbesitz und nur von aussen zu betrachten.
              Die Burg in Niederstinzel ist frei zu besichtigen wenn man sie findet. Da gibt es behördlich keine Probleme,höchstens mit dem dichten Bewuchs durch den man sich kämpfen muss um gute Bilder machen zu können oder mit den Kühen die in der Burg hausen oder drumherum auf der Wiese liegen! Aber sie ist eigentlich jedermann frei zugänglich.

              Ja eine gewisse Ähnlichkeit besteht zu einem Kastell. Falls der Burgentyp der Niederungsburg nicht aufgegeben wurde oder erweitert wurde, wird die Ähnlichkeit immer größer. Es gibt einige Niederungsburgen die weder zum Wohnsitz noch zur Fliehburg umgebaut wurden oder eingingen sondern weiter genutzt wurden da die Lage gut war und so zu Wasserburgen oder zu einer Burg wurden die dem römischen Kastell sehr ähnelten. Natürlich etwas moderner und mit gewaltigeren Türmen. Ist vor allem in den flachen Gebieten Europas noch gut zu sehen. Die gleiche Funktion hatten sie jedoch dank dem unterschiedlichen Militärsystem nicht. Es gab diese Burgen hauptsächlich das ersten Wohnsitzt eines Ritters in dem noch sehr jungen Mittelalter.Jedoch gibt es wenige Überlieferungen von Herren dieser Burgen da die Geschlechter meistens ohne großen Landbesitzt waren und falls sie sich nicht rechtzeitig weiterentwickelten verarmten sie und bauten ihre Burgen zu Landsitzen oder großen Wirtschaftshöfen um. Also grob vereinfacht: Der Besitzter baute sich eine neue Burg gab die alte auf oder der Besitzter hatte nicht die Mittel und ging mit der Burg ein oder errichtet ein Wohnbau bzw Landsitzt. In wenigen Fällen wurden die Burgen dank ihrer guten Lage erweitert und noch haben heute ihren ursprünglichen Charakter verloren dank zahlreicher Umbauarbeiten zur Erhaltung der Wehrhaftigkeit.

              Von den über 300 Niederungsburgen in Elsass/Lothringen sind die meisten jetzt ein Wohnbau. Der Rest ist verlassen worden so wie in Niederstinzel oder als Fliehburg genutzt worden und ein kleiner Teil ist umgebaut worden zu besseren Anlagen.

              LG
              Benjamin
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              • Gypsy
                Heerführer


                • 19.09.2006
                • 2570
                • Wetterau
                • Tejon & Goldmaxx

                #8

                Sehr schöner Beitrag! danke!
                Liebe Grüße, Gypsy



                -----------------------------------------------------------------------------------------------------------

                Wir hören nicht auf zu spielen,weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.
                -oder-
                Life is what happens while you are busy making other plans.

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                • peecko
                  Heerführer


                  • 04.04.2007
                  • 1965
                  • Nrw
                  • ACE 150 / Tesoro_Lobo / White`s VX3 /XP Deus /LOBO V2

                  #9
                  interesanter beitrag und sehr schöne bilder !!
                  Intelligent ist , wer weiß, wo er findet,was er nicht weiß.

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