Fundstücke mit Kampfschäden...

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  • Adebar
    Ritter

    • 19.08.2002
    • 469
    • Irgendwo
    • XP Dēus, XP GMaxx2 abgelegt: White's 6000DiProSl, Beachcomber 60

    #1

    Fundstücke mit Kampfschäden...

    Hallo,

    auch hier ist es ja sehr still geworden, schade. Daher möchte ich mal ein Thema anschneiden, welches mich schon immer interessiert hat. Militärische Gegenstände, die durch Kampfeinwirkung beschädigt worden sind. Man kennt so etwas ja aus Museen - ein durchlöchertes EK1, ein Zigarettenetui, in welchem die Kugel stecken blieb und den Besitzer gerettet hat...

    Warum ich das interessant finde? Weil eben diese Stücke zeigen, daß eben nicht alles mit Glanz, Gloria und Hurra abgelaufen ist, und es beim Militär eben eigentlich nur ums Töten und Getötet werden geht. Das sollte man stets beachten...

    Ich möchte zunächst drei Koppelschlösser zeigen (ein viertes KS dient nur dem direkten Vergleich). Im Laufe des Zeit kamen einige dieser Stücke zusammen, vielleicht mag ja noch jemand etwas dazu beitragen?

    Das erste Schloß ist ein preußisches Koppelschloß, gefertigt zwischen 1895 und 1914. Ein leider verstorbener Freund von mir fand es einst auf dem Schlachtfeld im Umkreis von Verdun, nähere Umstände kenne ich nicht dazu, nur, daß es ohne Begleitfunde als Zufallsfund auf einem Acker gefunden wurde. Ich bekam es nach seinem Tod, als seine Sammlung verkauft wurde, zu seinen Lebzeiten hätte ich es nie bekommen.

    Wenn man genau hinschaut, sieht man eine "Prägung" auf dem Messingkörper. Die ursprünglich aufgelötete Auflage aus Neusilber fehlt. Ein Laie würde sich jetzt zunächst nichts dazu denken.
    Allerdings ist bei der Variante M1895 der Korpus stets glatt, eben nicht geprägt! Das bedeutet: das Koppelschloß ist hohem Druck ausgesetzt gewesen, sehr wahrscheinlich eine in unmittelbarer Nähe krepierte Granate. Der Gasdruck hat mit Gewalt die Neusilberauflage (die etwas härter ist als Messing) auf den Korpus gedrückt und diese hat dabei den Abdruck hinterlassen.
    Wenn das Schloß zu dfiesem Zeitpunkt getragen worden sein sollte, braucht man nicht viel Phantasie, um zu erahnen, was da vom Träger übrig blieb.
    Darunter sieht man ein typisches KS "M95" mit der aufgelöteten Auflage, dient nur als Vergleich...

    IMG_1266.jpg

    Das zweite Stück stammt aus der gleichen Quelle. Mein Freund fand es nach seiner Aussage einst ganz zufällig unter einem Bodenrost in einem Fort der Maginotlinie. Er war schon so ab 1960 mit seinem Vater oft in Frankreich auf Tour. Ich vermute daher, daß es nicht so lange dort lag.
    Der Schaden sieht aus wie ein typischer Granatsplitterschaden. Ob an der Fundstelle ein Soldat verbunden wurde und das KS dann liegen blieb - keine Ahnung.
    An sich wäre es ein gut erhaltenes Schloß von Klein und Quenzer aus dem Jahr 1937.

    Img_1270.jpg

    Das letzte Schloß ist ebenfalls Wehrmacht/Heer. Ausführung in Stahlblech ab 1940. Es wurde so gefunden, das Projektil (wohl Kal. 30-06) lag etwa 2m entfernt. Ich habe es mit einem Tropfen Kleber fixiert.
    Es kam ohne jede Beifunde. Möglicherweise haben hier die Amerikaner Schießübungen damit gemacht. Unklar, ob es zum Zeitpunkt der Beschädigung getragen worden ist.
    Obwohl es ein Bodenfund ist, ist der zustand nicht so schlecht. Sogar feldgraue Lackreste sind noch vorhanden.

    IMG_1272.jpg

    Viele Grüße,
    Dierk
    Si Dēus pro nobis, quis contra nos?

    Funde, wollt ihr ewig liegen?
  • Deistergeist
    Moderator

    • 24.11.2002
    • 19522
    • Barsinghausen am Deister

    #2

    Danke!
    "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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    • Adebar
      Ritter

      • 19.08.2002
      • 469
      • Irgendwo
      • XP Dēus, XP GMaxx2 abgelegt: White's 6000DiProSl, Beachcomber 60

      #3
      Hier weitere Stücke.

      Um die Jahrtausendwende war ich öfter mit einem Kameraden in Oberschlesien - seine Schwiegerleute wohnten damals dort. Dadurch hatten wir vor Ort ein Auto mit einheimischen Kennzeichen und einen Dolmetscher, was sehr praktisch war. Seinerzeit fand man öfter noch unerwartet Gefallene, die Erkennungsmarken wurden dann stets nach Berlin zur Auswertung geschickt.

      Die Funde hier sind eine Art Konvolut. Sie lagen verstreut auf vielleicht 20 auf 20 Meter. Menschliche Überreste waren keine dabei. Es lagen überall die Leitwerke sowjetischer Werfergranaten, wir vermuteten seinerzeit, daß der Träger wohl einen Volltreffer so einer Granate abbekommen hat. Weitere Funde waren etliche Trümmer eines Dienstglases, die Teile waren daumennagelgroß.

      Img_1278.jpg

      Das Teil oben rechts ist der traurige Rest eines stählernen Luftwaffenkoppelschlosses, wie es ab 1940 gefertigt wurde.
      Das Erdkampfabzeichen paßt ganz gut zu den Endkämpfen der letzten Wochen des Krieges. Offenbar wurde der "Flaksoldat" infanteristisch eingesetzt.

      Leider fehlt bei der Erkennungsmarke, bedingt durch die Beschädigung, die Batterienummer. Dadurch, und weil keine Gebeine gefunden wurden, wollte die WASt hier keine weiteren Nachforschungen anstellen. Ich hatte es insgesamt dreimal probiert, über die WASt den Namen herauszufinden.
      Die Leichte Flak Ersatz Abteilung 92 wurde in Wiener Neustadt aufgestellt, hatte mit der Kraftfahr Ersatzkompanie insgesamt 6 Batterien. Also könnte es theoretisch 6 gleichartige Erkennungsmarken gegeben haben, die sich nur durch die Batterienummer unterschieden haben. Wahrscheinlich weniger, die Stammrollennummer -2389- ist schon relativ hoch. Sicher haben von diesen max. 6 Trägern einige überlebt, andere mögen woanders gefallen sein. Ich denke schon, daß man das denn hätte eingrenzen können. Daß hätte zwar den Gefallenen nicht hergezaubert, aber etwaige Angehörige hätten eventuell seinen genauen Todesort erfahren können.
      Aber war halt nicht, schade. Hier die Details zur Marke und wahrscheinlich seine Initialen:

      Bild2.jpg

      Das war der betreffende Teil meiner schriftlichen Anfrage:

      Bild (3).jpg

      Hier noch das endgültige, ablehnende Schreiben der WASt. Danach habe ich's aufgegeben...
      Bild.jpg
      Bild (2).jpg

      Viele Grüße,
      Dierk
      Si Dēus pro nobis, quis contra nos?

      Funde, wollt ihr ewig liegen?

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      • 36Sandhase41
        Heerführer


        • 21.08.2020
        • 3294
        • 96187 Stadelhofen
        • Fisher F22 abgelegt, XP Orx 35, Garrett Pro Pointer AT

        #4
        Grausig ...........
        Aber immerhin hast Du die Info über deinen Großvater erhalten.
        Trotzdem grausig.

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        • Adebar
          Ritter

          • 19.08.2002
          • 469
          • Irgendwo
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          #5
          Hallo,

          Zitat von 36Sandhase41
          Aber immerhin hast Du die Info über deinen Großvater erhalten.
          ja. Meine zeitgleiche Anfrage kam auch nicht von ungefähr. Nach Aussage eines heimgekehrten Kameraden meines Opas bekam dieser einen Pak-Volltreffer ab, in das Fahrerhaus seines LKW's. Irgendwo beim völlig überstürzten, fluchtartigen Rückzug der Heeresgruppe Mitte zu Beginn der Sommeroffensive der Roten Armee im Juni/Juli 1944. Seither verschollen zwischen Minsk und Orscha

          Daran mußte ich damals denken, als wir diese "Krümel" gefunden haben. Dachte mir, vielleicht taucht seine Erkennungsmarke mal so ähnlich auf...

          Viele Grüße,
          Dierk


          Si Dēus pro nobis, quis contra nos?

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