Gutes Rad ist teuer, oder die Knaller, die Polizei und das Filmteam

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  • jacobson15
    Ritter


    • 17.06.2007
    • 312
    • Oberbayern

    #1

    Gutes Rad ist teuer, oder die Knaller, die Polizei und das Filmteam

    Wieder mal hat uns ein Filmteam im Auftrag von N-TV besucht. Ihr wisst welches ich meine. Das auf dessen Anfrage so unendlich positiv hier im Forum reagiert wurde.

    Dieses Mal mit dem Thema "Militariasammler und Relikte des zweiten WK.", welches im September gesendet werden soll.

    Ein Gebiet in der Nähe der Landesgrenze bot sich als beispielhaftes Suchgebiet an:

    Dort hatte die Wehrmacht am Ende des WK 2 mit "Heldenklau" und "Kettenhunden" eine Truppe zusammengestellt die die über den "Ausserfern" anrückenden marokkanischen Hilfstruppen der Franzosen aufhalten sollten, bis die Amerikaner, damals von der anderen Seite anrückend, die Gegend besetzen würden.
    Auch damals gewann schon der Burger gegen das Baguette und die GI`s rollten, sehr zur Freude der Einheimischen, die Stellung von hinten auf, während die Franzosen noch in Österreich herumtrödelten. Ja, man wünschte sich schon damals den Besatzer mit der stabilsten Währung und dem besseren Musikangebot.

    Die glücklich sich ergebenden Vaterlandsverteidiger wurden an Ort und Stelle entmilitarisiert und deren Ausrüstung und Waffen unbrauchbar gemacht und in den Wald geworfen. Grössere Teile fanden über die Jahrzehnte Liebhaber, aber das Gebiet gibt immer noch eine Menge an Material her.

    Somit planten wir einen Besuch dort mit dem Filmteam, als Beispiel für aktives Gruppensondeln in schöner Landschaft, bei ein paar netten Militariafunden wie wir es schon öfters gemacht haben. Nach ca. zwei Stunden waren schon einige der netten Funde zusammen gekommen, als wieder der Detektor röhrte. Diesmal war der Fund aber nicht so nett: Einige Werfergranaten, 5 cm, und das am Sonntag, dem heiligen Wochenfeiertag in Deutschland.
    Aber, da wir schon öfters mit Knallern konfrontiert waren, haben wir den Kampfmittelräumer der Region gerufen. Der kommt immer ganz gerne wenn etwas los ist und erschien auch nach einer Stunde vor Ort. Professionell überprüfte er den Granatentyp und konstantierte: Gefechtsklar, aber alle Sicherheitsfunktionen noch an Ort uns Stelle, eine unmittelbare Explosionsgefahr bestand also nicht. Wir kamen wieder hinter den Bäumen vor und er nahm die Granaten auf und transportierte Sie zur Strasse.
    Das war mir auch neu: Der Kampfmittelräumdienst darf den Transport zur nächsten Aufnahmestelle durchführen, der Kampfmittelbeseitigungsdienst kommt dann mit einem speziellen Fahrzeug und sprengt vor Ort oder transportiert die Knaller zur letzten Ruhestätte.

    Und dann haben wir die Polizei gerufen! Die kamen und waren von der Situation völlig begeistert. Endlich mal keine langweiligen Verkehrsunfälle sondern was ganz Neues! Weniger begeistert waren die Polizisten jedoch von der Kamera des Filmteams. Diese verbannten Sie ins Auto und standen dann etwas ratlos um die Knaller. Gutes Rad ist teuer, aber dafür gibt es ja Vorgesetzte. Als dieser hörte dass ein Filmteam im Hintergrund lauert, schaltete er sofort auf Dienst nach Vorschrift: Kampfmittelbeseitigung anrufen und einen Sicherheitskordon von 100 Meter schaffen.
    Gute Idee, blöd nur, dass die Bundesstrasse und die Eisenbahnlinie nur 20 bzw. 30 Meter entfernt waren. Nachdem kurz mit der Sperrung des gesamten Wochenendverkehrs von und nach Österreich geliebäugelt wurde, siegte die Vernunft: Wir holen sofort die Kampfmittelbeseitiger! Jedoch ist es so dass die Kampfmittel am Wochenende wohl auch Wochenende haben. Für Kampfmittel gibt es bayernweit am Wochenende nur eine einzige Bereitschaft, die aber überall in Bayern sein kann. Somit wurden die beiden Polizisten zum Wachdienst an den Granaten vergattert bis die Beseitiger eintreffen würden. Denn Granaten dürfen nicht alleine in den Wald, wer weiss was ihnen da passieren kann.

    Es wurde inzwischen dunkel. Wir sind dann mal ein Bier trinken gegangen...

    Mein Dank geht an alle Beteiligten für diesen interessanten und lehrreichen Ausflug in die Wälder, Geschichte und Bürokratie Bayerns. Insbesondere auch an die beiden Polizisten die trotz dräuender Kamera entspannt und humorvoll blieben. Rundherum ein gelungener Tag.
    Angehängte Dateien
  • Matthias45
    Heerführer


    • 28.10.2004
    • 4300
    • Damme, Niedersachsen
    • MD3009, Der Schrottfinder..

    #2
    Wie kannst Du denen von der Trachtengruppe auch en Sonntag versauen.
    Glück Auf!
    Matthias

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    • Preussengold
      Berufs-Querulant
      • 30.09.2012
      • 3577
      • Preussen

      #3
      Ohne stänkern zu wollen, wozu braucht man Aktenordner im Wald? Auf dem letzten Bild....
      Der Widerstand gegen Hitler wird von Tag zu Tag größer. Johannes Gross 2014

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      • Zerocool
        Heerführer


        • 14.12.2008
        • 1144
        • Brakel
        • Augen, Nase, Ohren & Diesel betriebenes Grubengrabgerät

        #4
        Schöne Geschichte und sehr gut geschrieben! War doch ein erfolgreicher Sonntag.
        Gruss, Björn

        Aufklärer...man sieht sie nicht, man hört sie nicht, man spürt sie...plötzlich!

        HORRIDO!

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        • Michael aus G
          Heerführer

          • 26.07.2000
          • 2655
          • Gera

          #5
          Zitat von Preussengold
          Ohne stänkern zu wollen, wozu braucht man Aktenordner im Wald? Auf dem letzten Bild....
          ...damit man sagen kann: "Glauben sie mir, hier stehts doch." In Deuschland reicht das als Argument...
          Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zum fliegen.

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          • jacobson15
            Ritter


            • 17.06.2007
            • 312
            • Oberbayern

            #6
            Zitat von Preussengold
            Ohne stänkern zu wollen, wozu braucht man Aktenordner im Wald? Auf dem letzten Bild....
            Blödisinn an:
            Na ja wir führen immer alle dokumentierten und ausgewerteten Fundberichte, Genehmigungen, Fahrzeugscheine, Busfahrkarten, Hypothekenpfandbriefe und Rentenbescheide mit um auch bei spontan auftretenden peinlichem Schweigen in der Suchgruppe Gesprächsthemen zu haben. À la: "Weisst du eigentlich wie sich mein Rentenanspruch berechnet?"
            Blödsinn aus.

            Das sind die Bestimmbücher des KMRD. Es wird ja nicht nur der Typ der Granate bestimmt, sondern auch Zünderart und dessen Funktion und die Treibladung bestimmt um das Gefährdungspotential nach 80 Jahren abzuschätzen zu können. Der Zünder wird übrigens durch den Abschuss scharf gemacht, deshalb hauen die die Granaten in den Filmen immer hinten auf. Dadurch rutscht eine Sicherung nach hinten dann kann man Sie wie Handgranaten werfen. Sie müssen aber vorne auf dem Zünder aufschlagen um zu explodieren.

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            • Michael aus G
              Heerführer

              • 26.07.2000
              • 2655
              • Gera

              #7
              Zitat von jacobson15
              Das sind die Bestimmbücher des KMRD.
              Sowas hab ich mir schon gedacht. "Wir" sind aber heutzutage vom Fernsehen verwöhnt und erwarten da CSI"mäßig" was mit Tablet und Datenbank...

              Was mal eine Maßnahme wäre...(*dafüranbiet*)
              Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zum fliegen.

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              • DEFA
                Landesfürst


                • 13.03.2009
                • 922
                • Spanien

                #8
                Zitat von jacobson15
                ......deshalb hauen die die Granaten in den Filmen immer hinten auf. Dadurch rutscht eine Sicherung nach hinten dann kann man Sie wie Handgranaten werfen.
                Das funktioniert aber wahrscheinlich auch nur im Film. Im Leitwerkschaft steck ja die Grundladung, im Prinzip eine Schrotpatrone ohne Schrotladung nur mit ordentlich Treibladungspulver, und die würde zünden wenn man die Wurfgranate mit dem Arsch auf den Boden klopft......man muß mit der Wurfgranate nämlich schon sehr kräftig auf den Boden schlagen um den Zünder zu entsichern. Da könnten evtl. einige Finger dabei drauf gehen.
                Suche immer Gurte und Gurtglieder von MG's und Maschinenkanonen.

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                • Fingerhueter
                  Heerführer


                  • 12.01.2014
                  • 1170
                  • Hessen

                  #9
                  Also wenn ich sehe, wie oft ich angesprochen werde über das Hobby
                  (alter Schuh für euch alte Hasen ;-) ) ob das denn auch für Kinder geeignet ist zu Sondeln etc. finde ich eine aufklärende Dokumentation, dass das kein Kinderspielzeug ist sehr wichtig!
                  Wie die Jungs von N-TV das verarbeiten bleibt ja abzuwarten.

                  Und zu dem Thema, darf man fragen wann sie denn nun ausgestrahlt wird?
                  Der September ist ja endlich..

                  Liebe Grüße & Ich möchte damit kein Kriegsbeil ausgraben und Diskussionen neu beleben :-)

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