Die verlorene Ethik des U-Anlagen-Befahrers

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  • Wimmi
    Heerführer

    • 17.01.2002
    • 1456
    • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

    #1

    Die verlorene Ethik des U-Anlagen-Befahrers

    Es kommt sie wieder, die weihnachtliche Zeit. Spenden werden aufgerufen, man kuschelt sich wieder etwas mehr auf das heimische Sofa und .................... beginnt abermals wieder nicht nachzudenken.

    Ich verfolge die U-Anlagen Befahrer schon seit mehr als 2 Jahren und habe selbst ( offiziell ) so manche Anlage befahren.

    Aber die Resultate der letzten 2 Jahren möchte ich in Stichpunkten gerne mal schwarz auf weiß bringen.

    1. Es ist mehr als peinlich, wenn jemand eine Anlage befährt und sich erst sicher ist, wenn das 22te Graffity an der Wand ist. Nein, niemand ist frei von Fehlern, auch nicht die 21 vor mir. Aber ein Pappschild auf dem Boden hätte auch gereicht.

    2. In einer U-Verlagerung haben unschuldige Menschen ihr Leben verloren ! Nicht gerade wenige. Es wird zwar immer behauptet, dass gerade in dieser Anlage wenige den Tod fanden, aber einer ist schon zuviel. Ist es nötig seine Cola-Dose oder das Schokoladenpapier einfach auf den Boden zu werfen ?

    3. Wie schon unter 2. geschrieben, bei einer U-Anlage gehen wir immer, im wahrsten Sinne des Wortes, auf Leichen. Hui, ein Stück Blech, dass nehme ich als Andenken mit. Hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, dass das Blut der Zwangsarbeiter daran haftet ? Wir reden hier nicht über einen Akkordarbeiter, sondern über das Material Mensch. Mensch kaputt, neuer muss her. Maschine kaputt, Maschine muss her. Perverser geht es nicht mehr

    4. Während der letzten Jahre sind mir so manche Themen mit der Öffnung einer U-Anlage untergekommen. Nein, nicht nur hier, sondern bei allen einschlägigen Foren. Grabt und grabt und grabt – aber bitte denkt auch an die bergmännischen Sicherheitsmaßnahmen. Nein – ich bin kein Bergmann – aber ich denke an die Kinder der Region...... Plumps, Spiegel und Stern freuen sich.

    Ich könnte diese Liste noch wesentlich erweitern, Ihr könntet es auch !

    Wäre es nicht endlich mal Zeit zu verstehen, dass eine U-Anlage auch anders angegangen werden kann ? Vielleicht mit Engagement ? Vielleicht mit richtig verstandener Ethik ?

    Mit haben die gemachten Aufnahmen der U-Anlagen jetzt im Post-Processing mehr als Arbeit gemacht. Es fällt vielleicht nicht beim ersten mal auf, aber moderne Graffities und Müll gibt es leider zu Hauf !


    Fast mit Magengeschwür
    Der Wimmi

    Litterarum radices amaras esse, fructus iucundiores

    Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind umso süßer

    (Diomedes 1, 310, 3.K.)
  • Oelfuss
    Heerführer

    • 11.07.2003
    • 7794
    • Nds.
    • whites 3900 D pro plus

    #2
    Hallo Wimmi,

    ich finde Deinen Beitrag grundsätzlich gut - allerdings etwas oberlehrerhaft. Das ist schade, denn darunter leidet die Glaubwürdigkeit.

    Der wahre Prophet hat bereits alle Tiefen und Sünden hinter sich, ehe er glaubhaft belehrt. Dazu gehört logischerweise auch, dass diese Sünden der eigenen Person auch offen zugegeben werden.
    Sonst leidet die Glaubwürdigkeit und es bleibt lediglich der Oberlehrer übrig.

    Wenn man nur von offiziellen Befahrungen spricht und niemals etwas mitgenommen hat.... - Es kostet sicherlich einige Überwindung, darüber zu sprechen, allerdings erhöht es deutlich die Gesprächsbereitschaft und das Einsehen derer, die es immer noch tun - und Spaß daran haben, wie Du sicherlich auch hattest.

    Es gibt halt nicht den genormten Befahrer.

    So, soweit mein Senf.

    Ich mache auch nur legale Begehungen und nehme nie was mit.
    Außerdem zünde ich immer eine Kerze zum Gedenken an und spreche ein Gebet. - Das soll jetzt keine Verarschung sein, klingt
    aber nicht unbedingt glaubwürdig, oder?

    Also, locker bleiben
    bang your head \m/

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    • Deistergeist
      Moderator

      • 24.11.2002
      • 19529
      • Barsinghausen am Deister

      #3
      Damals, als ich noch jung war...
      nee, ernsthaft jetzt. Als Kind ist man mit einer Kerze rein, als Verpflegung dienten Schokoriegel, und als Schutz vor matschigen Schuhen hat man sich Plastiktüten um die Schuhe gewickelt.
      Was blieb zurück? Kerzenstummel, Einwickelpapier und dreckige Plastiktüten. Natürlich wurde jeder Schienennagel, jedes Blechschild und jeder Bohrer mitgenommen...um nach einigen Wochen in den Müll geworfen zu werden.
      Das ist meiner Meinung nach entschuldbar-durch das Alter.
      Warum erwachsene Menschen Bierdosen, Papiertaschentücher, alte Batterien etc. im Berg zurücklassen-das verstehe ich absolut nicht. Leider klappt das auf Waldparkplätzen auch nicht besser.
      Alles Schweine? Nein, aber in der Mehrheit eben doch...
      Jeder nimmt nur eine Kleinigkeit mit, ein Werkzeug oder ein Blechstück-als Andenken. Wer könnte das nicht verstehen?
      Leider ist nach dem hundertstem Besucher die Anlage besenrein,
      und ziemlich uninteressant geworden...
      Und dann haben wir noch die richtig netten Leute-die von der Ichschlagewirklichalleskaputttypenfraktion. Von den Hirnis mit der Spaydose nicht zu Reden...
      Zuletzt geändert von Deistergeist; 19.11.2003, 10:40.
      "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

      Kommentar

      • Azidos
        Bürger

        • 20.04.2001
        • 147
        • Jena

        #4
        Was ist an Wimmis Feststellung oberlehrerhaft? Die Argumentation von Oelfuss läuft etwas ins Leere, beziehen sich Wimmis Aussagen auf die Beobachtungen der letzten zwei Jahre...

        Es ist wohl keineswegs zu viel verlangt, sich bei häufigerem Befahren eine halbwegs vernünftige Ausrüstung, die nicht aus Turnschuhen, Camo-Hose, Anorak, Mag-Lite und Pudelmütze besteht, zuzulegen. Denn bei allem Sinn für Abenteuer muss man ja nicht sein eigenes Leben beim befahren riskieren.

        Ebenso wenig schwer ist es, die Verpackung von Schokoriegeln, Bierdosen und seine ausgelutschten Batterien wieder mitzunehmen, denn anders als auf dem Waldparkplatz, kommt uT nicht mal einmal im Jahr jemand vorbei, um den Müll aufzulesen.

        Respekt für getane Arbeit erwirbt man sich eben nicht mit einem Tagg uT und dem Prahlen über den kick wieder mal im Berg gewesen zu sein, sondern, auch wenn das der Natur des Schtazjägers widersprechen möge, mit einer sinnvollen Dokumentation, welches auch denen, die als 100. Befahrer nichts mehr zum Anschauen hatten, einen möglichst grossen Eindruck über das Objekt verschaffen.

        Aber wie man bei "Schneehase" merkt, will ja jeder Schatzsucher unbedingt alles selbst in Augenschein nehmen, die Vorgänger könnten ja etwas übersehen haben, und das, obwohl es sich nur um 08/15 Betonsockel handelt...

        Kommentar

        • Deistergeist
          Moderator

          • 24.11.2002
          • 19529
          • Barsinghausen am Deister

          #5
          Hallo,
          es kann jedenfalls nicht schaden, manchmal an die guten Sitten zu erinnern-wenn es wenigstens bei einigen wenigen U-Besuchern etwas bewirkt, war es die Mühe wert.

          Manchmal wird man ja auch positiv überrascht: Die Bunkeranlagen in Dänemark sind in den meisten Fällen weder vermüllt, noch zugesprayt! Und das trotz der grossen Menge DEUTSCHER TOURISTEN!!!
          Allerdings wütet der dänische Staat auch nicht grundlos mit dem Abbruchbagger, und viele Anlagen sind frei zugänglich.


          Glück Auf
          "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

          Kommentar

          • zirpl
            Heerführer

            • 15.09.2002
            • 1729
            • Bei den 7 Zwergen
            • Tesoro Cortez

            #6
            Hallo Wimmi!

            Ich finde gut das Dich solches ass....Verhalten aufregt!
            Aber mal ehrlich,nützen tut es nichts. Diese Nestbeschmutzer findest Du überall (speziell Deutschland!!) und in der Vielzahl.
            Auf jeder Autobahnraststätte liegt Müll neben den Mülleimern,genauso am Urlaubsstrand,da werden auf Grossveranstaltungen so die Toiletten versaut,das niemand ohne Schutzanzug diese betreten kann. Diese Liste der "Schweinereien" könnte ich endlos weiterführen. Ich habe im Stau Autofahrer vor mir gehabt die Säckeweise sich des Müll und
            voller Achenbecher entledigt haben.
            Ziviles und soziales Verhalten sollte zu Hause bzw.in den Schulen gelehrt werden,aber wie es da aussieht wissen wir leider ja nur zu gut!
            Wir haben unseren Müll mittlerweile auf jeden "8000er" unserer Gebirge geschafft und sogar schon auf den Mond. Hoffen wir fürs All,das alle weiteren Missionen misslingen.Wäre schade drum!

            Ich habe resigniert und schone meine Gesundheit und rege mich nicht mehr so auf!Soviel Knüppel kannst Du garnicht tanzen lassen. Ich verhalte mich in Zukunft weiter verantwortungsvoll,
            und hoffe das es Schule macht.Eine andere Wahl haben wir nicht!

            Zirpl

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            • Azidos
              Bürger

              • 20.04.2001
              • 147
              • Jena

              #7
              Original geschrieben von Deistergeist
              Hallo,
              es kann jedenfalls nicht schaden, manchmal an die guten Sitten zu erinnern-wenn es wenigstens bei einigen wenigen U-Besuchern etwas bewirkt, war es die Mühe wert.

              Manchmal wird man ja auch positiv überrascht: Die Bunkeranlagen in Dänemark sind in den meisten Fällen weder vermüllt, noch zugesprayt! Und das trotz der grossen Menge DEUTSCHER TOURISTEN!!!
              Allerdings wütet der dänische Staat auch nicht grundlos mit dem Abbruchbagger, und viele Anlagen sind frei zugänglich.


              Glück Auf
              lol, wo ist der kausale zusammenhang zwischen abrissbaggern und dem einsatz von spraydosen zur reviermarkierung unter tage???

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              • Pirat
                Ritter

                • 07.09.2001
                • 520
                • Ba-Wü

                #8
                Vandalen aufs Polizei-Revier!

                "Spraydosen zur Reviermarkierung?" trifft es aber auch nicht wirklich! Wessen Revier denn bitte? Gehören die Bunker den Vandalen? grrrrrrrrrr........ Pirat

                Kommentar

                • Azidos
                  Bürger

                  • 20.04.2001
                  • 147
                  • Jena

                  #9
                  frag mal einen, wenn du ihn triffst, mal sehen was er dir antwortet

                  Kommentar

                  • Deistergeist
                    Moderator

                    • 24.11.2002
                    • 19529
                    • Barsinghausen am Deister

                    #10
                    Kausaler Zusammenhang!?
                    Gute Frage. Ein Schriftzug wie "willi hat hier gepisst!" ist in einer für jeden jederzeit frei zugänglichen Anlage für Typen wie Willi eventuell nicht so cool. In einer von Willi selbst aufgebrochenen Anlage, die bald abgerissen werden soll, dafür schon.
                    Aber ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung-bin ja auch kein Psychodoc.
                    Vielleicht ist auch die bessere Schulbildung oder die geringe Arbeitslosigkeit in Dänemark dafür verantwortlich.
                    Oder die Wandmalerei ist für die Menschen das Gegenstück zum Beinheben am Baum ( wie es die Hunde machen )???


                    Der Mensch ist dem Schwein sehr ähnlich- nur ist der Mensch nicht so sauber.
                    "The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

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                    • Azidos
                      Bürger

                      • 20.04.2001
                      • 147
                      • Jena

                      #11
                      eher ist es so, das sich viele befahrer einfach nicht weiterentwickeln, was nicht zwangsläufig mit der schulbildung zu tun hat, sondern einfach nur ignoranz ist.
                      weil sie die zeichen des berges nicht deuten können z.b., es gibt viele bereiche, in denen bergbauliche marken (polygonpunkte) gesetzt wurden, aber weil sich der schatzsucher ja nicht für den bergbau interessiert, ignoriert er diese einfach, und sprayt lieber selbst eine.
                      ich selbst habe nur einmal den weg mit teelichtern markiert, aber eher aus unwissenheit, und nicht, weil ich nichts anderes zur hand hatte. sowas macht man einmal, beim nächsten mal weiss man es dann eigentlich schon besser, entwicklung zum besseren halt.

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                      • Pirat
                        Ritter

                        • 07.09.2001
                        • 520
                        • Ba-Wü

                        #12
                        uncool dann eben nur, dass es im Prinzip kaum noch Anlagen gibt, die Willi aufbrechen undfarblich schänden könnte.

                        Übrigens habe ich neulich das große Kotzen gekriegt: Da pflegen und erhalten Eisenbahnfreunde in privater Initiative und unter vielen persönlichen und finanziellen Opfern historische Eisenbahnwagen - und dann kommen ein paar Sprayer und machen in einer Nacht die Arbeit von Jahren zunichte.
                        Frag mich mal, was ich z.B. mit denen machen würde.

                        Pirat

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                        • Pirat
                          Ritter

                          • 07.09.2001
                          • 520
                          • Ba-Wü

                          #13
                          Teelichter

                          Markierung mit Teelichtern? Ist zwar nicht professionell, aber ebenso originell wie sympathisch. Und vor allem keine Beschädigung oder Beeinträchtigung für
                          nachfolgende Befahrer. Ich würde am Ende der Lichterkette auf Tee hoffen!

                          Pirat

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                          • Wimmi
                            Heerführer

                            • 17.01.2002
                            • 1456
                            • 51°36'39" N ..... 10°12'55" O

                            #14
                            Mir ging es eigentlich weniger um die Teelichter und die Spraydosen-Schmierereien, sondern mehr um die Gesamtheitliche Betrachtung ! Wer seinen Müll nicht bei sich halten kann, der tut mir leid. Den nenne ich übrigens ab heute Berg-Messie. Wer allerdings sich mit Sprays an den Wändern verewigen muss, den nenne ich orientierungslos.

                            Azidos hat die Sache auf den Punkt gebracht ! Verständnis - und dieses in jeglicher Form.

                            Ich kenne ein paar U-Anlagen, klein und unbekannt, die sind noch sauber. Von mir aus, legt einen Zettel hin "Willi war hier", aber bitte lasst die Vermüllung und die Schmierereien. Dokumentierende wollen weniger das Graffity als die Anlage !

                            Es hofft auf Besinnung
                            Der Wimmi

                            Litterarum radices amaras esse, fructus iucundiores

                            Das Wissen hat bittere Wurzeln, aber seine Früchte sind umso süßer

                            (Diomedes 1, 310, 3.K.)

                            Kommentar

                            • Pirat
                              Ritter

                              • 07.09.2001
                              • 520
                              • Ba-Wü

                              #15
                              Schmierereien...

                              Schon ein guter Standpunkt. Nur Sprühdosenschmierereien sollte man eben nicht ausklammern, weil diese noch schwieriger zu entfernen sind als der Müll. Und außerdem teilweise auch über "echte Inschriften" gerotzt werden und damit historische Zeugnisse vernichten.

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