Vorbemerkung: Jetzt habt ihr mich doch noch mit Eurem Bunkervirus angesteckt!
Geschichte der Anlage
1939:
Das Heereswaffenamt gibt der Dynamit AG den Auftrag zur Errichtung einer Schießpulverproduktion bei Kaufbeuren. Im November `39 Baubeginn im sog. Hart, einem Wald nö von Kaufbeuren. Geplant ist eine Produktionsrate von 600 t/Monat rauchlosem Pulver für Infanteriemunition. Das Barackenlager Riederloh wird errichtet, dort werden Bauarbeiter und Werksangehörige untergebracht.
1940:
Die Kapazität soll auf 200 t/Monat reduziert werden. 2500 Arbeiter sind auf der Baustelle eingesetzt.
1941:
Der Zeitplan für die Fertigstellung der Anlage kann nicht eingehalten werden. Gegen Ende des Jahres werden die Bauarbeiten eingestellt. Grund: Wegen Überkapazitäten in der Munitionsproduktion wird die Anlage nicht mehr benötigt.
1942:
In einem Teil der Anlage wird eine Füllstation für Munition zu Versuchszwecken in Betrieb genommen. Wegen rasant ansteigendem Munitionsverbrauch der Wehrmacht soll jetzt die Produktion doch angefahren werden. Fast 200 Gebäude, darunter viele als Bunker für die Produktionsanlagen ausgeführt, werden fertig gestellt und mit erheblichem Aufwand gegen Fliegersicht getarnt. Dabei werden alle oberirdischen Bauteile dunkelgrün gestrichen, alle Dächer, teilweise sogar mit Bäumen, bepflanzt. Die Straßen werden ebenfalls grün gestrichen und mit Tarnnetzen überspannt. Abluftkamine werden von der Form her einem Tannenwipfel nachempfunden und lassen sich mittels Seilzug auf das Niveau der umliegenden Bäume absenken(der letzte Kamin ist inzwischen verschwunden, 1989 stand noch einer).
1943:
Im April kann mit der Pulverproduktion begonnen werden, 650 Personen arbeiten in der Anlage. Hergestellt wird Pulver für Gewehrmunition. Bei der Reparatur einer Anlage entzündet sich Schießpulver, für die werkseigene Feuerwehr der einzige größere Einsatz. Menschen kamen nicht zu Schaden.
1944:
Die Produktionsrate erreicht 250 t/Monat, es werden inzwischen auch Sprengstoffe für Granaten produziert. Im Labor werden neue Geschosse entwickelt und getestet, u.a. eine Gewehr-Panzer-Granate. Abteilungen des Heeres, der Luftwaffe, der Marine und der SS testen neue Munitionsentwicklungen, Marine und Luftwaffe führen Torpedotests in einem See bei Füssen durch. In der Anlage werden KZ-Häftlinge, überwiegend ungarische Juden, als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie müssen u.a. eine Produktionsanlage für Zündplättchen errichten. Viele sterben an Mangelernährung und an einer Typhusepidemie.
1945:
Die KZ-Außenstelle wird aufgelöst, die letzten überlebenden Häftlinge werden in andere Lager verlegt. Am 27.04.1945 marschieren die Amerikaner in Kaufbeuern ein, das DAG-Gelände wird von ihnen ignoriert. Am 30.04.1945 geht der Werkschutzleiter nach Kaufbeuren und übergibt dem US-Stadtkommandanten die Anlage. Später behaupten die US-Streitkräfte, sie hätten durchaus von der Existenz der Anlage gewusst. Es gab keine Luftangriffe auf das Gelände. Im November beginnen die Amerikaner mit der Verbrennung von Schießpulver, danach mit der Sprengung der Gebäude, insgesamt werden fast 100 der 200 Gebäude gesprengt.
1946-1949:
Ansiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus Gablonz.
1950:
Die Stadt Kaufbeuren lässt weitere Gebäude und Bunker sprengen.
1953:
Der neue Kaufbeurer Stadtteil erhält offiziell den Namen Neugablonz, ca. 15.000 Vertriebene haben sich angesiedelt und die traditionelle Glas- und Schmuckindustrie auf dem DAG-Gelände neu aufgebaut.
2005:
Teile des verbliebenen Trümmergeländes werden in eine Freizeitanlage umgewandelt.
Gerüchte und Tatsachen:
1. Die Anlage sei teilweise bis zu 7 Etagen unterkellert. Die Story langweilt inzwischen, denn sie wird von fast jeder kriegswichtigen Produktionsstätte des III. Reiches erzählt. Tatsächlich sind viele Bunker zur Hälfte im Boden versenkt, manche Gebäude haben zusätzlich ein Untergeschoß.
2. Die Anlage verfüge über kilometerlange unterirdische Tunnels, die je nach Erzähler entweder mit LKW`s oder sogar Zügen befahren werden können, natürlich zweigleisig, bzw. zweispurig. Selbstverständlich sollen sich in den Tunnels noch fahrbereite KFZ bzw. ganze Güterzüge mit Munition befinden, von Uniformen und Waffen ganz zu schweigen. Tatsächlich existieren unterirdische Gänge, die sind ca. 1m breit und 1,80m hoch und dienten als Leitungskanäle für Versorgungsleitungen. Wärme wurde in oberirdischen Leitungen transportiert. Gleise gab es auch, aber oberirdisch, die führten ringförmig durchs ganze Gelände. Zum Transport von Materialien in der Anlage wurden Elektrokarren verwendet.
3. Die Anlage wurde angeblich erst zwei Wochen nach der Kapitulation von einem GI zufällig entdeckt, weil er mit einem Jeep und weiblicher Begleitung in den Wald fuhr und dabei den Zaun der Anlage sah, und natürlich sollen hinter dem Zaun noch SS-Leute Wache geschoben haben. Die Story hab ich auch schon von mehreren Anlagen gehört. Tatsächlich wurde die Anlage seit 1939 ausschließlich von werkseigenem Wachpersonal bewacht, nur für die KZ-Häftlinge war ein SS-Kommando zuständig und die waren beim Anrücken der US-Streitkräfte längst über alle Berge. Die Anlage wurde am 30. April 1945 von einem Angehörigen des Werkschutzes an den US-Stadtkommandanten übergeben, Kaufbeuren wurde 3 Tage vorher besetzt, bis dahin ignorierten die Amerikaner das DAG-Gelände, warum auch immer.
4. Die DAG-Anlage bei Kaufbeuren sei die einzige Mun-Fabrik, die die Alliierten während des ganzen Krieges nicht entdeckt haben. Alter Hut, das wird auch von anderen Anlagen erzählt. Wahrscheinlich haben sie die Größe der Anlage unterschätzt. Angeblich wussten die Amerikaner nach eigenen Aussagen von der Anlage.
Geschichte der Anlage
1939:
Das Heereswaffenamt gibt der Dynamit AG den Auftrag zur Errichtung einer Schießpulverproduktion bei Kaufbeuren. Im November `39 Baubeginn im sog. Hart, einem Wald nö von Kaufbeuren. Geplant ist eine Produktionsrate von 600 t/Monat rauchlosem Pulver für Infanteriemunition. Das Barackenlager Riederloh wird errichtet, dort werden Bauarbeiter und Werksangehörige untergebracht.
1940:
Die Kapazität soll auf 200 t/Monat reduziert werden. 2500 Arbeiter sind auf der Baustelle eingesetzt.
1941:
Der Zeitplan für die Fertigstellung der Anlage kann nicht eingehalten werden. Gegen Ende des Jahres werden die Bauarbeiten eingestellt. Grund: Wegen Überkapazitäten in der Munitionsproduktion wird die Anlage nicht mehr benötigt.
1942:
In einem Teil der Anlage wird eine Füllstation für Munition zu Versuchszwecken in Betrieb genommen. Wegen rasant ansteigendem Munitionsverbrauch der Wehrmacht soll jetzt die Produktion doch angefahren werden. Fast 200 Gebäude, darunter viele als Bunker für die Produktionsanlagen ausgeführt, werden fertig gestellt und mit erheblichem Aufwand gegen Fliegersicht getarnt. Dabei werden alle oberirdischen Bauteile dunkelgrün gestrichen, alle Dächer, teilweise sogar mit Bäumen, bepflanzt. Die Straßen werden ebenfalls grün gestrichen und mit Tarnnetzen überspannt. Abluftkamine werden von der Form her einem Tannenwipfel nachempfunden und lassen sich mittels Seilzug auf das Niveau der umliegenden Bäume absenken(der letzte Kamin ist inzwischen verschwunden, 1989 stand noch einer).
1943:
Im April kann mit der Pulverproduktion begonnen werden, 650 Personen arbeiten in der Anlage. Hergestellt wird Pulver für Gewehrmunition. Bei der Reparatur einer Anlage entzündet sich Schießpulver, für die werkseigene Feuerwehr der einzige größere Einsatz. Menschen kamen nicht zu Schaden.
1944:
Die Produktionsrate erreicht 250 t/Monat, es werden inzwischen auch Sprengstoffe für Granaten produziert. Im Labor werden neue Geschosse entwickelt und getestet, u.a. eine Gewehr-Panzer-Granate. Abteilungen des Heeres, der Luftwaffe, der Marine und der SS testen neue Munitionsentwicklungen, Marine und Luftwaffe führen Torpedotests in einem See bei Füssen durch. In der Anlage werden KZ-Häftlinge, überwiegend ungarische Juden, als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie müssen u.a. eine Produktionsanlage für Zündplättchen errichten. Viele sterben an Mangelernährung und an einer Typhusepidemie.
1945:
Die KZ-Außenstelle wird aufgelöst, die letzten überlebenden Häftlinge werden in andere Lager verlegt. Am 27.04.1945 marschieren die Amerikaner in Kaufbeuern ein, das DAG-Gelände wird von ihnen ignoriert. Am 30.04.1945 geht der Werkschutzleiter nach Kaufbeuren und übergibt dem US-Stadtkommandanten die Anlage. Später behaupten die US-Streitkräfte, sie hätten durchaus von der Existenz der Anlage gewusst. Es gab keine Luftangriffe auf das Gelände. Im November beginnen die Amerikaner mit der Verbrennung von Schießpulver, danach mit der Sprengung der Gebäude, insgesamt werden fast 100 der 200 Gebäude gesprengt.
1946-1949:
Ansiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus Gablonz.
1950:
Die Stadt Kaufbeuren lässt weitere Gebäude und Bunker sprengen.
1953:
Der neue Kaufbeurer Stadtteil erhält offiziell den Namen Neugablonz, ca. 15.000 Vertriebene haben sich angesiedelt und die traditionelle Glas- und Schmuckindustrie auf dem DAG-Gelände neu aufgebaut.
2005:
Teile des verbliebenen Trümmergeländes werden in eine Freizeitanlage umgewandelt.
Gerüchte und Tatsachen:
1. Die Anlage sei teilweise bis zu 7 Etagen unterkellert. Die Story langweilt inzwischen, denn sie wird von fast jeder kriegswichtigen Produktionsstätte des III. Reiches erzählt. Tatsächlich sind viele Bunker zur Hälfte im Boden versenkt, manche Gebäude haben zusätzlich ein Untergeschoß.
2. Die Anlage verfüge über kilometerlange unterirdische Tunnels, die je nach Erzähler entweder mit LKW`s oder sogar Zügen befahren werden können, natürlich zweigleisig, bzw. zweispurig. Selbstverständlich sollen sich in den Tunnels noch fahrbereite KFZ bzw. ganze Güterzüge mit Munition befinden, von Uniformen und Waffen ganz zu schweigen. Tatsächlich existieren unterirdische Gänge, die sind ca. 1m breit und 1,80m hoch und dienten als Leitungskanäle für Versorgungsleitungen. Wärme wurde in oberirdischen Leitungen transportiert. Gleise gab es auch, aber oberirdisch, die führten ringförmig durchs ganze Gelände. Zum Transport von Materialien in der Anlage wurden Elektrokarren verwendet.
3. Die Anlage wurde angeblich erst zwei Wochen nach der Kapitulation von einem GI zufällig entdeckt, weil er mit einem Jeep und weiblicher Begleitung in den Wald fuhr und dabei den Zaun der Anlage sah, und natürlich sollen hinter dem Zaun noch SS-Leute Wache geschoben haben. Die Story hab ich auch schon von mehreren Anlagen gehört. Tatsächlich wurde die Anlage seit 1939 ausschließlich von werkseigenem Wachpersonal bewacht, nur für die KZ-Häftlinge war ein SS-Kommando zuständig und die waren beim Anrücken der US-Streitkräfte längst über alle Berge. Die Anlage wurde am 30. April 1945 von einem Angehörigen des Werkschutzes an den US-Stadtkommandanten übergeben, Kaufbeuren wurde 3 Tage vorher besetzt, bis dahin ignorierten die Amerikaner das DAG-Gelände, warum auch immer.
4. Die DAG-Anlage bei Kaufbeuren sei die einzige Mun-Fabrik, die die Alliierten während des ganzen Krieges nicht entdeckt haben. Alter Hut, das wird auch von anderen Anlagen erzählt. Wahrscheinlich haben sie die Größe der Anlage unterschätzt. Angeblich wussten die Amerikaner nach eigenen Aussagen von der Anlage.
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