Der alte Zinnober-Bergbau in Wieda
Vom heutigen Luftkurort Wieda, im reizvollen, waldumschlossenen Tale des gleichnamigen Südharzflusses, wird noch in HarzReise führen des vorigen Jahrhunderts berichtet, dass seine damaligen Bewohner zwar neuerdings Holzhauer, Köhler, Fuhr- und Hüttenleute seien, früher aber Bergleute gewesen sind. Tatsächlich ist in der Umgebung von Wieda in älterer Zeit lebhafter Eisenerzbergbau umgegangen, und in Wieda selber fand die Verhüttung der Eisenerze nebst Weiterverarbeitung des gewonnenen Eisens statt. Weniger bekannt ist, dass bei Wieda Quecksilbererz in Form von Zinnober vorkommt und in der Vergangenheit wiederholt entsprechender Bergbau betrieben worden ist. Zinnober in der bei Wieda auftretenden Art ist ein Mineral mit scharlachroter bis rotbrauner Farbe und stellt, chemisch gesehen, die Verbindung der Elemente Quecksilber und Schwefel dar. Das Metall Quecksilber, aus dem Zinnober leicht gewinnbar, war schon im Altertum bekannt. Es wurde z.b. zur Feuervergoldung benutzt, während der Zinnober als rote Malerfarbe geschätzt war. Im späten Mittelalter kam die Verwendung des Quecksilbers bei der Gewinnung von Gold aus Erzen Böhmens und des Fichtelgebirges (14. Jahrhundert) hinzu. Ferner spielte in der Folgezeit das Quecksilber bei der Spiegelherstellung und künstlich erzeugter Zinnober als Malerfarbe eine bedeutende Rolle. Abgesehen von den seit dem Altertum bekannter und ausgebeuteten Zinnobervorkommen in Spanien, fällt die Entdeckung sonstiger europäischer Lagerstätten in das ausgehende 15. Jahrhundert. Das gilt für Deutschland auch für die Zinnobervorkommen in der Rheinpfalz, die seitdem bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, vereinzelt sogar bis in die Dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts, ausgebeutet worden sind.
Doch zurück zu dem Vorkommen von Wieda, über das keine mittelalterliche Urkunde berichtet. Daraus ist zu schließen, daß dieses Vorkommen damals noch nicht bekannt gewesen ist. Der erste Harzchronist, der das Vorkommen bei Wieda erwähnt, ist R. L. Honemann. Im. 4. Teil seiner „Alterthühmer des Harzes“ (1754/55) berichtet er, daß ein zur Wieda vom Jahre 1653 an unter dem Namen „Sonnenglanz" gebautes Zinnoberbergwerk im Jahre 1665 wieder liegen gelassen worden und eingegangen sei. Eine noch frühere Betriebsperiode erwähnt Henning Calvör in seiner Historischen Nachricht (1765), wonach die „Grube Hülfe Gottes“ bei Wieda allein im Bergquartal Reminiscere des Jahres 1570 6 Zentner 20 Pfund (= ca. 290 kg) Quecksilber geliefert hat.
Hiernach kann angenommen werden, daß die Entdeckung des Wiedaer Zinnobervorkommens wahrscheinlich etwa in die Mitte des 16, Jahrhunderts fällt. K. Brüning (Der Bergbau im Harze und im Mansfeldschen, 1926) teilt dazu folgendes mit: Die ersten Baue auf Zinnober, also die des 16. Jahrhunderts, sollen durch Nordhäuser Bürger im Silberbach und Sorgetal bei Wieda angelegt worden sein. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges versuchte der damalige Landesherr über das Stift Walkenried (Sachsen-Gotha), die durch den Krieg eingegangenen Zinnoberwäschen wieder zu beleben. Hierher gehört wohl auch der von Honemann erwähnte „Sonnenglantz“. Übrigens finden sich nach F. Reinboth, Walkenried, auch aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zahlreiche Akten (vom Jahre 1637) über den damaligen Betrieb. Um 1660 wurde, so stellte Reinboth weiter fest, behördlicherseits angeordnet, das Wiedaer Quecksilbererz in einem Stollen unter Verschluss zu halten, wöchentlich zu waschen (Aufbereitung!) und das gute Erz in einen Kasten in der Weida einzuschließen (Clausthaler Bergamtsprotokoll vom 13.8.1659). Unter braunschweigischer Herrschaft 1714 entstand auf Anregung des Herzogs Anton Ulrich eine Gewerkschaft zur Ausbeutung des Zinnobers. Der Ertrag dieser Zeit besserte sich wieder, denn ein Quartal 1715 soll 6 Zentner (etwa 2B0 kg) Quecksilber geliefert haben. 1751 veranlasste der Leiter des braunschweigischen Berg und Hüttenwesens, Cramer, eine Untersuchung der alten Wiedaer Baue, 1811 ließ die französisch-westfälische, Verwaltung erneut im Silberbach schürfen, ebenso die braunschweigische Regierung 1833/34, doch blieben Erfolge im bergmännischen Sinne aus. Auch in neuerer Zeit hat das Vorkommen wiederholt das Interesse der Mineralogen und Lagerstättenkundler erweckt.
Noch nicht untersucht ist die Frage, ob und in welchen Betriebsperioden der Bergbau mit dem anschließenden Verhüttungsprozeß örtlich gekoppelt gewesen ist. Hier können vielleicht Bodenfunde helfen, die nach Mitteilung von F. Reinhoth kürzlich Herr Jörn aus Wieda auf der Quecksilberzeche bei Wieda gemacht hat. Gefunden wurden zahlreiche Ofenenkacheln (Muldenkacheln) sowie tönerne Gefäße, Grapen, Kugelgefäße und flaschenartige Gebilde. Diese Fundstücke lassen darauf schließen, dass zumindest in Betriebsperioden vor dem Dreißigjährigen Kriege an dieser Stelle auch die Verhüttung des Quecksilbererzes stattgefunden haben kann. Die Technologie der Gewinnung ist schon von Georg Agricola für das 16. Jahrhundert ausführ1ich beschrieben worden (1556) sie ist im Prinzip bis heute gleichgeblieben. Bei der leichten chemischen Zerlegbarkeit des Zinnobers genügte es, das meist wohl durch Waschen angereicherte Erz in geeigneten Gefäßen röstend zu erhitzen und die entstehenden Quecksilberdämpfe in einfachen Kondensationseinrichtungen niederzuschlagen. Das war alles. Nach der Beschreibung Reinboths stellen die aufgefunden Keramikscherben die Reste alter Reaktionsgefäße, die man mit dem Erz in sog. Herdöfen einsetzte und Kondensationsröhren dar.
Wer heute, etwa im Silberbach noch Zinnober finden möchte, muss sich scbon sehr anstrengen. Früher war das offenbar anders. Der Harzgeologe G. S. 0. Lasius berichtet (1789) z. B., noch jetzt finde man dort Zinnoberkörner, und Dr. C. Zimmermann führte in seinem Buch „Das Harzgebirge“ 1834 aus: Zinnober, dunkelrother. Im Silberbache bei Wieda im Stifte Walkenried finden sich Zinnoberkörner, kleine Geschiebe von der Größe eines Hirsekorns bis zu der einer Erbse, und von ähnlichen kleinen Geschieben des Rotheisensteins, welche häufig für Zinnober ausgeben werden, leicht zu unterscheiden. Eine Stuffe von der altern Zinnoberzeche bei Wieda, vielleicht die einzige, die noch vorhanden, befindet sich in der Sammlung der Bergschule zu Clausthal. Sie ist aus der Sammlung des Bergraths (Chassot de Florencourt), welcher sie nach der Etikette aus der alten Sammlung des Oberberghauptmanns von Münchhausen (Anm.d. Verfassers:Amtszeit 1717 bis 1727) erhalten hat. Dass diese Stufe aus einem Gange des GrauwackenThonschieferGebirges herrührt, ist unzweifelhaft.
Selbst in den modernen Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen, Blatt Zorge (1929), teilt W. Schriel mit, man finde noch immer linsen bis erbsengroße Körner im Silberbach und Sorgetal, die durch natürliche Aufbereitung freigelegt und durch das Bachwasser von der ursprünglichen Lagerstätte fortgeführt worden seien. Man finde aber auch hier und da im KieseIschiefer, also dem Begleitstein, einen dünnen Anflug von Zinnober.
Wer also in Wieda von dei Ortsmitte nach Westen in Richtung Freibad silberbachaufwärts wandert, der kann oben, wo der Bach im Wald verschwindet, im Bachbett nach Zinnoberkörnern fahnden, darf sich aber nicht durch die ebenfals hier anzutreffenden Roteisensteinkörnchen täuschen lassen. Die Spezialisten unter den Mineraliensammlern verwenden deshalb den heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Sichertrog, sozusagen eine hölzerne Schlachtemulde im Kleinformat, ähnlich den früher von Goldwäschern benutzten „Pfannen“, die allerdings eine meist runde Form hatten. Dabei wird die Melde mit einer Portion des sandig-körnigen Bachgeschiebes gefüllt und unter Zuhilfenahme von Wasser in rasche Umdrehung versetzt. Die leichten Gesteinsanteile werden mit dem Wasser über den Rand des Troges gespült, während durch nachfolgendes Stoßen des Troges sich etwa in der Mulde befindende Mineralien nach ihren spezifischen Gewicht in der Mulde ordnen, so dass die schwersten, also hier der Zinnober, nach dem gestoßenen Ende hinwandern und dort identifiziert werden können. Auf diese zwar einfach erscheinende, aber mit viel Übung und Geschick erfordernde Weise hat H. Kluge, Clausthal, vor Jahren noch eine kleine Zahl von Zinnoberkörnern. aus dem Silberbach gewonnen. Zwar kommen quecksilberhaltige Mineralien in Harzer Erzen auch an anderen, heute meist nicht mehr zugänglichen oder nicht allgemein bekannten Stellen vor, aber der einzige, gezielte Zinnoberbergbau des Harzes ist eben doch der bei Wieda gewesen. Es bleibt zu hoffen, dass die nähere Untersuchung der Bergbaureste und die bisher gemachten Bodenfunde weiteren Aufschluss über die örtlichen Betriebsverhältnisse von einst vermitteln. Handelte es sich doch um die Gewinnung eines auch heute noch wertvollen chemischen Grundstoffes und zugleich des einzigen Metalls, das bei normaler Temperatur flüssig, ist!
Vom heutigen Luftkurort Wieda, im reizvollen, waldumschlossenen Tale des gleichnamigen Südharzflusses, wird noch in HarzReise führen des vorigen Jahrhunderts berichtet, dass seine damaligen Bewohner zwar neuerdings Holzhauer, Köhler, Fuhr- und Hüttenleute seien, früher aber Bergleute gewesen sind. Tatsächlich ist in der Umgebung von Wieda in älterer Zeit lebhafter Eisenerzbergbau umgegangen, und in Wieda selber fand die Verhüttung der Eisenerze nebst Weiterverarbeitung des gewonnenen Eisens statt. Weniger bekannt ist, dass bei Wieda Quecksilbererz in Form von Zinnober vorkommt und in der Vergangenheit wiederholt entsprechender Bergbau betrieben worden ist. Zinnober in der bei Wieda auftretenden Art ist ein Mineral mit scharlachroter bis rotbrauner Farbe und stellt, chemisch gesehen, die Verbindung der Elemente Quecksilber und Schwefel dar. Das Metall Quecksilber, aus dem Zinnober leicht gewinnbar, war schon im Altertum bekannt. Es wurde z.b. zur Feuervergoldung benutzt, während der Zinnober als rote Malerfarbe geschätzt war. Im späten Mittelalter kam die Verwendung des Quecksilbers bei der Gewinnung von Gold aus Erzen Böhmens und des Fichtelgebirges (14. Jahrhundert) hinzu. Ferner spielte in der Folgezeit das Quecksilber bei der Spiegelherstellung und künstlich erzeugter Zinnober als Malerfarbe eine bedeutende Rolle. Abgesehen von den seit dem Altertum bekannter und ausgebeuteten Zinnobervorkommen in Spanien, fällt die Entdeckung sonstiger europäischer Lagerstätten in das ausgehende 15. Jahrhundert. Das gilt für Deutschland auch für die Zinnobervorkommen in der Rheinpfalz, die seitdem bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, vereinzelt sogar bis in die Dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts, ausgebeutet worden sind.
Doch zurück zu dem Vorkommen von Wieda, über das keine mittelalterliche Urkunde berichtet. Daraus ist zu schließen, daß dieses Vorkommen damals noch nicht bekannt gewesen ist. Der erste Harzchronist, der das Vorkommen bei Wieda erwähnt, ist R. L. Honemann. Im. 4. Teil seiner „Alterthühmer des Harzes“ (1754/55) berichtet er, daß ein zur Wieda vom Jahre 1653 an unter dem Namen „Sonnenglanz" gebautes Zinnoberbergwerk im Jahre 1665 wieder liegen gelassen worden und eingegangen sei. Eine noch frühere Betriebsperiode erwähnt Henning Calvör in seiner Historischen Nachricht (1765), wonach die „Grube Hülfe Gottes“ bei Wieda allein im Bergquartal Reminiscere des Jahres 1570 6 Zentner 20 Pfund (= ca. 290 kg) Quecksilber geliefert hat.
Hiernach kann angenommen werden, daß die Entdeckung des Wiedaer Zinnobervorkommens wahrscheinlich etwa in die Mitte des 16, Jahrhunderts fällt. K. Brüning (Der Bergbau im Harze und im Mansfeldschen, 1926) teilt dazu folgendes mit: Die ersten Baue auf Zinnober, also die des 16. Jahrhunderts, sollen durch Nordhäuser Bürger im Silberbach und Sorgetal bei Wieda angelegt worden sein. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges versuchte der damalige Landesherr über das Stift Walkenried (Sachsen-Gotha), die durch den Krieg eingegangenen Zinnoberwäschen wieder zu beleben. Hierher gehört wohl auch der von Honemann erwähnte „Sonnenglantz“. Übrigens finden sich nach F. Reinboth, Walkenried, auch aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zahlreiche Akten (vom Jahre 1637) über den damaligen Betrieb. Um 1660 wurde, so stellte Reinboth weiter fest, behördlicherseits angeordnet, das Wiedaer Quecksilbererz in einem Stollen unter Verschluss zu halten, wöchentlich zu waschen (Aufbereitung!) und das gute Erz in einen Kasten in der Weida einzuschließen (Clausthaler Bergamtsprotokoll vom 13.8.1659). Unter braunschweigischer Herrschaft 1714 entstand auf Anregung des Herzogs Anton Ulrich eine Gewerkschaft zur Ausbeutung des Zinnobers. Der Ertrag dieser Zeit besserte sich wieder, denn ein Quartal 1715 soll 6 Zentner (etwa 2B0 kg) Quecksilber geliefert haben. 1751 veranlasste der Leiter des braunschweigischen Berg und Hüttenwesens, Cramer, eine Untersuchung der alten Wiedaer Baue, 1811 ließ die französisch-westfälische, Verwaltung erneut im Silberbach schürfen, ebenso die braunschweigische Regierung 1833/34, doch blieben Erfolge im bergmännischen Sinne aus. Auch in neuerer Zeit hat das Vorkommen wiederholt das Interesse der Mineralogen und Lagerstättenkundler erweckt.
Noch nicht untersucht ist die Frage, ob und in welchen Betriebsperioden der Bergbau mit dem anschließenden Verhüttungsprozeß örtlich gekoppelt gewesen ist. Hier können vielleicht Bodenfunde helfen, die nach Mitteilung von F. Reinhoth kürzlich Herr Jörn aus Wieda auf der Quecksilberzeche bei Wieda gemacht hat. Gefunden wurden zahlreiche Ofenenkacheln (Muldenkacheln) sowie tönerne Gefäße, Grapen, Kugelgefäße und flaschenartige Gebilde. Diese Fundstücke lassen darauf schließen, dass zumindest in Betriebsperioden vor dem Dreißigjährigen Kriege an dieser Stelle auch die Verhüttung des Quecksilbererzes stattgefunden haben kann. Die Technologie der Gewinnung ist schon von Georg Agricola für das 16. Jahrhundert ausführ1ich beschrieben worden (1556) sie ist im Prinzip bis heute gleichgeblieben. Bei der leichten chemischen Zerlegbarkeit des Zinnobers genügte es, das meist wohl durch Waschen angereicherte Erz in geeigneten Gefäßen röstend zu erhitzen und die entstehenden Quecksilberdämpfe in einfachen Kondensationseinrichtungen niederzuschlagen. Das war alles. Nach der Beschreibung Reinboths stellen die aufgefunden Keramikscherben die Reste alter Reaktionsgefäße, die man mit dem Erz in sog. Herdöfen einsetzte und Kondensationsröhren dar.
Wer heute, etwa im Silberbach noch Zinnober finden möchte, muss sich scbon sehr anstrengen. Früher war das offenbar anders. Der Harzgeologe G. S. 0. Lasius berichtet (1789) z. B., noch jetzt finde man dort Zinnoberkörner, und Dr. C. Zimmermann führte in seinem Buch „Das Harzgebirge“ 1834 aus: Zinnober, dunkelrother. Im Silberbache bei Wieda im Stifte Walkenried finden sich Zinnoberkörner, kleine Geschiebe von der Größe eines Hirsekorns bis zu der einer Erbse, und von ähnlichen kleinen Geschieben des Rotheisensteins, welche häufig für Zinnober ausgeben werden, leicht zu unterscheiden. Eine Stuffe von der altern Zinnoberzeche bei Wieda, vielleicht die einzige, die noch vorhanden, befindet sich in der Sammlung der Bergschule zu Clausthal. Sie ist aus der Sammlung des Bergraths (Chassot de Florencourt), welcher sie nach der Etikette aus der alten Sammlung des Oberberghauptmanns von Münchhausen (Anm.d. Verfassers:Amtszeit 1717 bis 1727) erhalten hat. Dass diese Stufe aus einem Gange des GrauwackenThonschieferGebirges herrührt, ist unzweifelhaft.
Selbst in den modernen Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen, Blatt Zorge (1929), teilt W. Schriel mit, man finde noch immer linsen bis erbsengroße Körner im Silberbach und Sorgetal, die durch natürliche Aufbereitung freigelegt und durch das Bachwasser von der ursprünglichen Lagerstätte fortgeführt worden seien. Man finde aber auch hier und da im KieseIschiefer, also dem Begleitstein, einen dünnen Anflug von Zinnober.
Wer also in Wieda von dei Ortsmitte nach Westen in Richtung Freibad silberbachaufwärts wandert, der kann oben, wo der Bach im Wald verschwindet, im Bachbett nach Zinnoberkörnern fahnden, darf sich aber nicht durch die ebenfals hier anzutreffenden Roteisensteinkörnchen täuschen lassen. Die Spezialisten unter den Mineraliensammlern verwenden deshalb den heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Sichertrog, sozusagen eine hölzerne Schlachtemulde im Kleinformat, ähnlich den früher von Goldwäschern benutzten „Pfannen“, die allerdings eine meist runde Form hatten. Dabei wird die Melde mit einer Portion des sandig-körnigen Bachgeschiebes gefüllt und unter Zuhilfenahme von Wasser in rasche Umdrehung versetzt. Die leichten Gesteinsanteile werden mit dem Wasser über den Rand des Troges gespült, während durch nachfolgendes Stoßen des Troges sich etwa in der Mulde befindende Mineralien nach ihren spezifischen Gewicht in der Mulde ordnen, so dass die schwersten, also hier der Zinnober, nach dem gestoßenen Ende hinwandern und dort identifiziert werden können. Auf diese zwar einfach erscheinende, aber mit viel Übung und Geschick erfordernde Weise hat H. Kluge, Clausthal, vor Jahren noch eine kleine Zahl von Zinnoberkörnern. aus dem Silberbach gewonnen. Zwar kommen quecksilberhaltige Mineralien in Harzer Erzen auch an anderen, heute meist nicht mehr zugänglichen oder nicht allgemein bekannten Stellen vor, aber der einzige, gezielte Zinnoberbergbau des Harzes ist eben doch der bei Wieda gewesen. Es bleibt zu hoffen, dass die nähere Untersuchung der Bergbaureste und die bisher gemachten Bodenfunde weiteren Aufschluss über die örtlichen Betriebsverhältnisse von einst vermitteln. Handelte es sich doch um die Gewinnung eines auch heute noch wertvollen chemischen Grundstoffes und zugleich des einzigen Metalls, das bei normaler Temperatur flüssig, ist!
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