Habe einen älteren Artikel gefunden, der trotzdem Interessant ist:
Morgenpost, 28.11.97
Geheimnis um Nazischatz im Tresor von Sao Paulo
Auch in London lagern noch 5,5 Tonnen Gold aus der NS-Zeit, über die nun auf einer Konferenz entschieden werden soll
Von Claus Geissmar
BM London/Sao Paulo - Der blanke Holztisch im Keller der Banco do Brasil in Sao Paulo und das Kellergewölbe unter der Bank von England in London haben bisher nichts miteinander zu tun gehabt. Aber nun schaffen mutmaßlich von Nazis hinterlassene Vermögen plötzlich Verbindungen.
Auf dem Holztisch in Brasilien ist unter amtlicher Regierungsaufsicht der Safekasten eines Bankkunden geöffnet worden. Sein Name: Albert Louis Blume. Der Deutsche wanderte 1938 nach Brasilien aus und starb 1989. Sein Bruder war bei der Gestapo. In der Box lag auch sein Tagebuch. Darin ist oft vom "Führer" die Rede. Auch Briefe, die mit "Heil Hitler" schließen, lagen darin. Vor allem aber fand man 230 einzelne Goldringe, Juwelen, kleine Barren, Goldmünzen aus Deutschland, Rumänien, Mexiko und England, außerdem 30 Goldzähne, -Füllungen und einige Brücken. War Albert Louis Blume Pfandleiher und Schmuckhändler der Nazis, die nach Südamerika flüchteten? Hat er ihnen Beutegold abgekauft?
In seinem Safe lagen auch 12 125 Dollar Bargeld in alten Scheinen. Warum aber ist derselbe Albert Louis Blume "verarmt" gestorben? Sein Armengrab in Sao Paulo hat keinen Grabstein. Der Gesamtwert des geöffneten Bankschließfachs liegt jedoch bei sieben Millionen Mark.
Anscheinend gab es Geheimnisse um diesen Schatz, die dieser Kunde der Banco do Brasil buchstäblich mit ins Grab nahm: Warum taucht in dem Safe die Telegrammadresse "Capri" auf? Das ist dasselbe Codewort, mit dem zwei Firmen Josef Mengele halfen, als er nach Brasilien kam. Der brasilianische Holocaust-Historiker Ben Abraham sieht schon einen Zusammenhang zu "Odessa" (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), die mit diesem Stichwort ihre Flucht nach Südamerika tarnten. Es gibt noch 14 Bankschließfächer, die die brasilianische Regierung öffnen will, um diesen Spuren nachzugehen.
Der Safe von Albert Louis Blume wurde als erster amtlich geöffnet, weil seine 96jährige Tante Margarida das Erbe beansprucht. Blume hat jedoch kein Testament hinterlassen, so daß die Tante versuchen mußte, als gesetzliche Erbin einen Erbschein zu beantragen.
Henry Sobel, der Oberrabbiner von Sao Paulo, dankte der brasilianischen Regierung, daß mit der Öffnung der Schließfächer nun eine Aufarbeitung dieses dunklen historischen Kapitels möglich wird.
Bei der Bank von England liegen keine goldenen Zähne. Dort liegen 5,5 Tonnen Gold, von denen niemand weiß, ob vielleicht nicht doch das Zahngold von Holocaust-Opfern, eingeschmolzen von der Berliner Reichsbank, einen amtlichen Barrenstempel erhalten hat.
Es sind die letzten 5,5 Tonnen der Goldmengen, die die alliierten Weltkriegssieger als Nazi-Gold nach 1945 überall in Europa beschlagnahmt hatten. Eine Kommission der drei Westmächte hat 98,6 Prozent dieses Goldes in den ersten Nachkriegsjahren verteilt. Übrig blieben jene 5,5 Tonnen, für die keine Zuordnung möglich war und über die keine Einigung erzielt werden konnte. Auch für diesen Teil der Kriegsgeschichte soll nun das Schlußkapitel geschrieben werden.
Deshalb beginnt am nächsten Dienstag in London eine Konferenz, zu der Delegationen aus 40 Nationen erwartet werden. Der britische Außenminister Robin Cook hat dazu eingeladen. Die Schweiz zögerte lange, ehe sie ihre Beteiligung zusagte. Weil die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in der neutralen Schweiz bis 1945 das Gold der Reichsbank kaufte und verkaufte, entstand der politische Vorwurf, "Hitlers willige Hehler" hätten in der Schweiz gesessen.
Der Schweizer Sonderbotschafter Thomas Borer kommt deshalb besonders gut vorbereitet nach London. Er hat entdeckt, daß auch die Amerikaner zwischen 1946 und 1948 bei der Verteilung größerer Goldmengen nicht danach fragten, woher das Gold gekommen war. Dem britischen Außenminister Robin Cook droht deshalb in der nächsten Woche der Weg durch ein politisches Minenfeld.
Gruß vampire
Morgenpost, 28.11.97
Geheimnis um Nazischatz im Tresor von Sao Paulo
Auch in London lagern noch 5,5 Tonnen Gold aus der NS-Zeit, über die nun auf einer Konferenz entschieden werden soll
Von Claus Geissmar
BM London/Sao Paulo - Der blanke Holztisch im Keller der Banco do Brasil in Sao Paulo und das Kellergewölbe unter der Bank von England in London haben bisher nichts miteinander zu tun gehabt. Aber nun schaffen mutmaßlich von Nazis hinterlassene Vermögen plötzlich Verbindungen.
Auf dem Holztisch in Brasilien ist unter amtlicher Regierungsaufsicht der Safekasten eines Bankkunden geöffnet worden. Sein Name: Albert Louis Blume. Der Deutsche wanderte 1938 nach Brasilien aus und starb 1989. Sein Bruder war bei der Gestapo. In der Box lag auch sein Tagebuch. Darin ist oft vom "Führer" die Rede. Auch Briefe, die mit "Heil Hitler" schließen, lagen darin. Vor allem aber fand man 230 einzelne Goldringe, Juwelen, kleine Barren, Goldmünzen aus Deutschland, Rumänien, Mexiko und England, außerdem 30 Goldzähne, -Füllungen und einige Brücken. War Albert Louis Blume Pfandleiher und Schmuckhändler der Nazis, die nach Südamerika flüchteten? Hat er ihnen Beutegold abgekauft?
In seinem Safe lagen auch 12 125 Dollar Bargeld in alten Scheinen. Warum aber ist derselbe Albert Louis Blume "verarmt" gestorben? Sein Armengrab in Sao Paulo hat keinen Grabstein. Der Gesamtwert des geöffneten Bankschließfachs liegt jedoch bei sieben Millionen Mark.
Anscheinend gab es Geheimnisse um diesen Schatz, die dieser Kunde der Banco do Brasil buchstäblich mit ins Grab nahm: Warum taucht in dem Safe die Telegrammadresse "Capri" auf? Das ist dasselbe Codewort, mit dem zwei Firmen Josef Mengele halfen, als er nach Brasilien kam. Der brasilianische Holocaust-Historiker Ben Abraham sieht schon einen Zusammenhang zu "Odessa" (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), die mit diesem Stichwort ihre Flucht nach Südamerika tarnten. Es gibt noch 14 Bankschließfächer, die die brasilianische Regierung öffnen will, um diesen Spuren nachzugehen.
Der Safe von Albert Louis Blume wurde als erster amtlich geöffnet, weil seine 96jährige Tante Margarida das Erbe beansprucht. Blume hat jedoch kein Testament hinterlassen, so daß die Tante versuchen mußte, als gesetzliche Erbin einen Erbschein zu beantragen.
Henry Sobel, der Oberrabbiner von Sao Paulo, dankte der brasilianischen Regierung, daß mit der Öffnung der Schließfächer nun eine Aufarbeitung dieses dunklen historischen Kapitels möglich wird.
Bei der Bank von England liegen keine goldenen Zähne. Dort liegen 5,5 Tonnen Gold, von denen niemand weiß, ob vielleicht nicht doch das Zahngold von Holocaust-Opfern, eingeschmolzen von der Berliner Reichsbank, einen amtlichen Barrenstempel erhalten hat.
Es sind die letzten 5,5 Tonnen der Goldmengen, die die alliierten Weltkriegssieger als Nazi-Gold nach 1945 überall in Europa beschlagnahmt hatten. Eine Kommission der drei Westmächte hat 98,6 Prozent dieses Goldes in den ersten Nachkriegsjahren verteilt. Übrig blieben jene 5,5 Tonnen, für die keine Zuordnung möglich war und über die keine Einigung erzielt werden konnte. Auch für diesen Teil der Kriegsgeschichte soll nun das Schlußkapitel geschrieben werden.
Deshalb beginnt am nächsten Dienstag in London eine Konferenz, zu der Delegationen aus 40 Nationen erwartet werden. Der britische Außenminister Robin Cook hat dazu eingeladen. Die Schweiz zögerte lange, ehe sie ihre Beteiligung zusagte. Weil die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in der neutralen Schweiz bis 1945 das Gold der Reichsbank kaufte und verkaufte, entstand der politische Vorwurf, "Hitlers willige Hehler" hätten in der Schweiz gesessen.
Der Schweizer Sonderbotschafter Thomas Borer kommt deshalb besonders gut vorbereitet nach London. Er hat entdeckt, daß auch die Amerikaner zwischen 1946 und 1948 bei der Verteilung größerer Goldmengen nicht danach fragten, woher das Gold gekommen war. Dem britischen Außenminister Robin Cook droht deshalb in der nächsten Woche der Weg durch ein politisches Minenfeld.
Gruß vampire
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