Varusschlacht - Wo fand sie statt ????

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  • Sorgnix
    Admin

    • 30.05.2000
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    #1

    Varusschlacht - Wo fand sie statt ????

    So Leute,

    ich hab den kompletten Bericht erhalten und auf die Schnelle als txt. zum download angehängt.
    ´n paar Absätze hab ich zusätzlich eingefügt, teilw. den Text ein wenig "gestreckt" - der optischen Übersicht halber.
    Der Autor möge mir verzeihen !

    ... ich bin beim Lesen aus dem Staunen nicht herausgekommen. :
    DAS ist Recherche ... !

    (Wenn mehr Zeit ist, arbeiten wir das graphisch nochmals auf - als Seiteninhalt, nicht als download.)

    Nochmal zur Sicherheit:
    Der Text stammt NICHT von mir - er stammt von Dr. Manfred Millhoff !

    Hier isser:
    Angehängte Dateien
    Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
    zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

    (Heiner Geißler)
  • millhoffUN
    Lehnsmann

    • 02.05.2002
    • 36
    • NRW
    • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

    #2
    Varusschlacht

    Hallo Leute! Habt Ihr Euch versteckt oder habe ich euch verschreckt? Ich will mit Euch diskutieren und keine Vorträge halten? Bitte stellt Fragen, ich will versuchen sie zu beantworten, oder übt Kritik. Ich glaube nur so können wir gemeinsam den richtigen Ansatz finden, wo sich eine Suche nach dem Schlachtort lohnt. Ich kenne zwar die Quellen, weiß aber nicht mit welchen Geräten man wo suchen kann. Mir ist klar, dass auf dem Truppenübungsplatz Stapelager Senne eine Suche nur möglich ist, wenn durch schweres Gerät ca. 20 – 30 cm Boden weggeschoben wird. Die Erlaubnis hierfür kriegen wir von den Engländern bzw. der deutschen Bundesvermögensverwaltung nie. Außerdem können wir bis jetzt noch keine Bodenfunde nachweisen, wenn ja dann sieht das vielleicht anders aus. Zusätzlich verschwinden schwerere Eisenteile im Sennesand nach unten, sodass wir in größeren Tiefen suchen müssten. Da ich aber der Ansicht bin, dass zu einem Sommerlager immer mehrere römische Heerstrassen hinführen müssen, muss man mit der Suche nach römischen Überresten auf diesen alten Fernwegen beginnen. Das können wir nur gemeinsam und dazu ist es aber wichtig, dass alle die daran teilnehmen von der Richtigkeit meiner Thesen überzeugt sind, sonst laufen wir nach den ersten Misserfolgen gleich wieder frustriert auseinander. Viele Grüße! M.Millhoff

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    • Thor
      Ratsherr

      • 10.04.2001
      • 291
      • Herford/NRW
      • MD3009

      #3
      Hallo,

      erst einmal vielen Dank an Dr. Millhoff für seine Beiträge,
      und natürlich auch vielen Dank an Sorgnix für diese Zusammenfassung.

      @Dr. Millhoff:
      Eine hochinteressante Darstellung der Varusschlacht und dazu gut begründet.
      Die Wucht der Informationen ist etwas erschlagend, sodaß es schwer fällt, auf Anhieb etwas zu wiederlegen, sofern dies überhaupt möglich ist.
      Die Zusammenfassung muß ich mal in Ruhe nachvollziehen.

      Meine erste Anmerkung im Moment:
      " Wie frage ich Sie sollte Germanicus die Toten 6 Jahre nach der Schlacht im germanischen Ur-wald finden und bestatten? Alle Leichen wären doch in der Zwischenzeit nicht nur verwest, sondern auch von Gestrüpp und Unterholz völlig bedeckt gewesen."

      In der Tat eine gute Frage, Gedanken, die mir dazu einfallen sind, daß wenn dieser Urwald sehr dicht mit Bäumen gewesen ist ( siehe z.B. Bielefelder Senne ) dann befindet sich nur hauptsächlich am Waldrand Gestrüp. Das Innere des Waldes ist sehr überschaubar.
      Desweiteren sollte das Auffinden des Schlachtfelds im Beginn des Frühjahrs stattgefunden haben, so ist auch dann im Allgemeinen der Wald sehr überschaubar.
      Das Schlachtfeld zu finden ist/war sicherlich trotzdem schwer. Selbstverständlich waren nach 6 Jahren die Leichen schon verwest, allerdings waren die meisten Knochen wohl noch vorhanden. Markante, voluminöse Knochen wie z.B. der Schädel oder der Brustkorb könnten auf dem Waldboden auch nach 6 Jahren noch hervorstechen.

      Eine Nachfrage:
      Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen die Funde bei Kalkriese also eine Niederlage von Tiberius darstellen?

      Viele Grüsse
      Thor

      Kommentar

      • millhoffUN
        Lehnsmann

        • 02.05.2002
        • 36
        • NRW
        • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

        #4
        Varusschlacht

        Hallo Thor!
        Die Auffindung der Leichen war nicht nur durch Unterholz und Gestrüpp sowie Laub behindert, es handelte sich damals ja fast ausschließlich um Eichenwälder und in denen findet sich in der Regel noch Unterholz, außerdem können die Bäume in einem Eichenurwald nicht so eng stehen wie beschrieben, sicher war aber der Waldboden durch umgestürzte und vermoderte Baumstämme sehr beschwerlich zu begehen und die Leichen auch deswegen nur schwer auffzufinden.Die Leichen müssen ferner auf einer Strecke von 30 – 40 km verstreut gelegen haben. Ich glaube überhaupt nicht an die Mär vom Marsch des Varus durch den germanischen Urwald und was ich insbesondere von dem Bericht des Cassius Dio halte, kannst Du in meinem Beitrag von gestern lesen. Das Auffinden des Schlachtfeldes geschah nach Tacitus Ann.I/55: Obwohl er (Germanicus) erst für den Sommer mit aller Macht rüstete, ließ er die Operationen schon zu Beginn des Frühlings durch einen plötzlichen Streifzug gegen die Chatten wieder beginnen. Nach Ann.I/60 trifft sich Germanicus dann im Sommer mit Caecina und Pedo an der Ems und verwüstete dann das Bruktererland zwischen Amisia und Lupia. Viele Grüße M.Millhoff

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        • millhoffUN
          Lehnsmann

          • 02.05.2002
          • 36
          • NRW
          • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

          #5
          Varusschlacht

          Hallo Thor!
          Nach meiner Auffassung, hierfür sprechen erstens die Münzfunde bei Kalkriese und der Bericht des Velleius Paterculus, plante Tiberius im Frühjahr 10 n.Chr. eine gemeinsame Aktion mit Flotte und Heer gegen die Germanen. Da Germanicus im Jahre 15 n.Chr. die Pioniere des Caecina benötigte, die erst Brücken und Dämme über Flüsse und Moorwiesen bauen mussten, um zum Schlachtfeld zu gelangen, kann man davon ausgehen ,dass die Senne damals für ein Heer unpassierbar war, wenn man keine Pioniere hatte. Tiberius hatte aber nach Verlust der drei Varuslegionen nur ein kleines Kontingent zur Verfügung, deswegen gibt alles nur einen Sinn ,wenn er als Vereinigung von Flotte und Heer die Weser gewählt hat. Um dahin zu gelangen musste er mit dem Heer durch den Trichter bei Kalkriese und zwar vom Westen nach Osten wofür auch das Fundbild bei Kalkriese spricht. Die ist dann von den Germanen am Kalkrieser Berg vereitelt worden. Gruß M.Millhoff

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          • Thor
            Ratsherr

            • 10.04.2001
            • 291
            • Herford/NRW
            • MD3009

            #6
            Hallo Dr.

            Kalkriese als Ort der Varusschlacht wirft für mich viele ungeklärte Fragen auf.

            Aber auch bei Deiner These frage ich mich:
            Wenn es geschrieben steht:
            "Velleius Paterculus II/120,2:
            ...Er(Tiberius) schlug alle, die sich ihm entgegenstellten, und kehrte mit Ruhm bedeckt, ohne jeglichen Verlust bei seinen Truppen, die er über den Rhein geführt hatte,
            ins Winterlager zurück..."

            dann waren die Zeilen natürlich übertrieben, denn alle konnte er dann ja nicht zurück geführt haben, aber wieso sollte ein anscheinend guter Feldherr ein Jahr nachdem Varus mit drei Legionen vernichtend geschlagen worden ist, nur mit einem kleinen Kontingent mitten durch das Feindesland ziehen, um sich dann erst mit der Flotte zu vereinigen?

            Viele Funde in Kalkriese weisen Spuren des mitreisenden zivilen Gefolges auf. Das Gefolge wird ja nun nicht vorn mit maschiert sein, sondern eher mitte bis ende.
            Wenn es vorn an der Spitze zu Kampfhandlungen kommt, denke ich, würde dieses Gefolge sich eher noch mehr nach hinten fallen lassen und den Soldaten den Vortritt lassen.
            Totes ziviles Gefolge würde für mich dann bedeuten, daß schon so ziemlich alle Soldaten vorher tot waren. Das wäre dann ein großes Gemetzel gewesen, vor dem Tiberius gerade noch einmal mit dem Leben davon gekommen ist. Irgendetwas müsste sich dann doch auch in Überlieferungen darüber finden lassen!?

            Viele Grüsse
            Thor

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            • millhoffUN
              Lehnsmann

              • 02.05.2002
              • 36
              • NRW
              • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

              #7
              Varusschlacht

              Hallo Thor!
              Deine Kritik an Velleius Bericht stimmt. Velleius ist der Hofschreiber des Tiberius, er schreibt nie etwas über Niederlagen seines Feldherrn. Von ihm erfahren wir auch nicht , dass es Tiberius noch nicht einmal gelang, die in Aliso von den Germanen eingeschlossenen Soldaten zu befreien. Auch gelang es Tiberius nicht die gefallenen Soldaten der Varusschlacht zu beerdigen. Wichtig in Velleius II/120,2 ist nur die Mitteilung ,dass Tiberius es noch im Jahre 9.n.Chr. kurz nach der Varusschlacht versucht hat über den Rhein zu gehen und in Germanien einzufallen. Zu diesem Zeitpunkt gab es in den Lagern am Rhein noch folgende Legionen. Erstens die zwei, die Asprenas aus der Schlacht gerettet hatte und dann noch zwei oder drei Legionen, die von Varus zur Sicherheit in den Garnisonen in Xanten, Neuss oder Mainz verblieben waren. Wenn es mehr gewesen wären, hätte Asprenas nicht wie es in Velleius II/120,3 heißt in Eilmärschen in die Winterquartiere am Rhein ziehen müssen, um die Reichsgrenze zu sichern, und er allein dadurch die diesseits des Rheines wohnenden Völker in ihrer Treue bestärkte, weil sie schon schwankend geworden waren. So kann Tiberius allerhöchstens 5 Legionen zur Verfügung gehabt haben, von denen mindestens zwei sich auf der Flotte befanden und drei das Landheer ausmachten. Er musste deswegen ein Zusammentreffen mit dem vereinten germanischen Heer auf jeden Fall bis zur Vereinigung der Truppenteile vermeiden.Pioniere hatte er zu diesem Zeitpunkt sicher nicht zur Verfügung.Deine zweite Frage nach den zivilen Funden ist schwer zu beantworten. Ich versuche es trotzdem. Wenn hier die Varuslegionen ihr Ende gefunden hätten, hieße das doch, dass gerade die unbewaffneten Sanitäter und Ärzte wie ein Teil des Trosses bis zu diesem Zeitpunkt der Schlacht überlebt hätten. Ist das glaubhaft?, wo doch selbst nach dem Bericht des Zonaras, der Tross und zahlreiche Soldaten sich aus der Schlacht nach Aliso retten konnten. Von Kalkriese aus, wie es Mommsen meinte, wäre aber keine Zivilperson lebend nach Paderborn/Aliso gelangt, zumal von hier aus die Senne zu durchqueren auch ohne germanische Angriffe äußerst schwierig gewesen sein muss. Bei der Annahme, dass hier Tiberius gescheitert ist, habe ich natürlich auch mit den zivilen Funden Erklärungsschwierigkeiten, denn ich glaube, dass bei dieser Annahme Tiberius lediglich seine Vorhut in diese Falle ziehen ließ und er sich dann zurückzog. Nicht unerwähnt bleiben, soll aber die Tatsache, dass gerade hier am Kalkrieser Berg eine häufig frequentierte römische Heerstrasse verlief, die sicher vorher und später auch noch von römischen und germanischen Handlungsreisenden und Privatpersonen benutzt wurde. Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache ,dass im Bereich der Heerstrasse gar keinerömischen Funde gemacht wurden.Insgesamt sprechen zivile Fundstücke bei Kalkriese nicht automatisch dafür, dass hier eine so entscheidende Schlacht zu Ende gegangen ist, sondern sie sind eher ein weiteres Argument gegen die Annahme, dass hier die Varusschlacht stattfand.Viele Grüße M.Millhoff

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              • Thor
                Ratsherr

                • 10.04.2001
                • 291
                • Herford/NRW
                • MD3009

                #8
                Hallo, Dr.,

                Fragen über Fragen ergeben sich...

                ist Tiberius denn tatsächlich schon 9n.C. nach Germanien gekommen?
                Soweit ich recherchieren konnte war Tiberius 9n.C. mit der Unterwerfung der Dalmater beschäftigt und übernahm das Kommando am Rhein infolge der Niederlage des Varus 10n.C. und begann dann im selbigen Jahr seinen 4. Feldzug gegen die Germanen.


                Deine zweite Frage nach den zivilen Funden ist schwer zu beantworten. Ich versuche es trotzdem. Wenn hier die Varuslegionen ihr Ende gefunden hätten, hieße das doch, dass gerade die unbewaffneten Sanitäter und Ärzte wie ein Teil des Trosses bis zu diesem Zeitpunkt der Schlacht überlebt hätten. Ist das glaubhaft?, wo doch selbst nach dem Bericht des Zonaras, der Tross und zahlreiche Soldaten sich aus der Schlacht nach Aliso retten konnten.
                Ich denke, daß es durchaus möglich wäre, daß es einige eben geschafft haben und andere nicht.
                Ich kenne die Marschordnung der Römer nicht, und könnte mir deshalb vorstellen, daß Zivilisten bei zugehörigen Legionen mitmarschiert sind, also zwischen den Legionen.
                Im Kampf würden die Zivilisten mit den Soldaten untergehen, oder mit einigen Soldaten ihren Schicksal entgehen.

                ---

                Nach Durchsicht der Fundstellen in Kalkriese ist es für mich nicht ersichtlich, ob sich ein Feind, der sich auf den Weg gen Osten befand, zurückgeschlagen wurde oder ein Feind, der sich auf den Weg gen Westen befand.

                Sollte man tatsächlich so einen langen ( längeren ) Marsch durch Feindesland durchgeführt haben, um sich mit der Flotte zu vereinen, anstelle daß man von Anreppen aus südlich zur Weser marschiert?

                Wenn Deine Rechnung stimmt würde das bedeuten, daß Varus mit seinen drei Legionen geschlagen wurde und Tiberius sich ebenfalls zunächst auch nur mit drei Legionen durch Feindesland begibt.
                Zwar haben die Germanen kein Überraschungsmoment mehr auf ihrer Seite, aber wäre das nicht trotzdem zugewagt?

                Von wo aus ist eigentlich die Flotte gestartet?

                Und wie groß war sie wohl?

                Zwei Legionen kann ich mir irgendwie schlecht vorstellen.
                Zwei Legionen wären ja ~ 12000 Mann, selbst bei 200 Mann pro Schiff, wären das dann eine Kette von 60 Schiffen!

                Viele Grüsse
                Thor

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                • millhoffUN
                  Lehnsmann

                  • 02.05.2002
                  • 36
                  • NRW
                  • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

                  #9
                  Varusschlacht

                  Hallo Thor!
                  Der dalmatische Krieg endete mit der Übergabe des Bato. Vell.II/117,1: Kaum hatte Tiberius Caesar die letzte Hand angelegt, um den pannonischen und den dalmatischen Krieg endgültig zu beenden, da brachten – nur fünf Tage, nachdem er diese gewaltige Aufgabe vollendet hatte – Depeschen aus Germanien die Unglücksbotschaft, dass Varus getötet und drei Legionen niedergemetzelt seien. Dann heißt es in 120,1:Auf diese Nachricht hin machte sich Tiberius Caesar in fliegender Eile auf zu seinem Vater......Er wurde nach Germanien entsandt, sicher-te die gallischen Provinzen, verteilte die Armeen, verstärkte die Besatzungen........und überschritt seinerseits mit dem Heer den Rhein........und kehrte mit Ruhm bedeckt ohne jeglichen Verlust bei seinen Truppen .....ins Winter-lager zurück. Das Ziel dieses Kriegszuges kann doch nur gewesen sein, sofort nach Aliso zu marschieren, um die dort belagerten Soldaten zu befreien. Tiberius muss versucht haben auf schnellstem Wege nach Aliso zu gelangen, er zog deshalb südlich der Lippe in Richtung Lippequellen. Dort ist er aber nicht angekommen, weil die Soldaten als die Nahrungsmittel knapp wurden sich selbst zum Rhein durchschlugen. Dieser Heereszug muss drum noch im Jahre 9 n.Chr. stattgefunden haben, denn er führte seine Truppen ja anschließend ins Winterlager. Im Jahre 10 n.Chr. brauchte er gar nicht mehr nach Aliso zu marschieren, weil die Soldaten in der Zwischenzeit sicher ver-hungert waren oder kapituliert hätten, denn Aliso war nicht als Winterlager vorgesehen und verproviantiert.
                  Zur zweiten Frage verweise ich auf die angehängte Datei. Ich möchte deshalb nochmals klarstellen, dass der Be-richt des Cassius Dio nicht stimmen kann und es meiner Ansicht nach überhaupt keinen Marsch der Varuslegio-nen durch den germanischen Urwald gegeben hat. Nach Velleius 121,1 brach Tiberius im Jahre 10 n.Chr. die Macht des Feindes durch Kriegszüge mit der Flotte und dem Landheer. Was liegt näher ,dass wenn er im Vorjahr südlich der Lippe scheiterte, dass er diese Aktion jetzt in Richtung Weser durch den Engpass bei Kalkriese ver-suchte, den er bereits im Jahre 4.n.Chr.auf seinem Wege zur Elbe benutzt hatte. Südlich der Lippe musste er au-ßerdem immer mit dem Eingreifen der Marser, der Chatten und der Cherusker rechnen. Auf dem Zug in Richtung Kalkriese zog er lediglich durch das Land der Brukterer, an die nördlich die befreundeten Friesen und Chauken angrenzten . Dieser Weg war sicher weniger gefährlich. Mit ca. 200 Schiffen die Weser hoch zu rudern war sicher kein Problem, wenn Germanicus es schaffte (Ann.I/60) im Jahre 15 n.Chr. mit 4 Legionen emsaufwärts zu fahren und er nach Ann.II/6 sogar im Jahre 16 n.Chr. 1000 Schiffe bauen ließ ,mit denen er dann rheinabwärts durch den Drususgraben zur Emsmündung ruderte. Die Flotten starteten mit Sicherheit am Uferkastell im Lager Castra Vete-ra, denn in diesem Zusammenhang wird mehrmals die Bataverinsel erwähnt. Mit freundlichen Grüßen! M.Millhoff
                  Angehängte Dateien

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                  • Thor
                    Ratsherr

                    • 10.04.2001
                    • 291
                    • Herford/NRW
                    • MD3009

                    #10
                    Hallo Dr.,

                    hört sich alles logisch und nachvollziehbar an,
                    wirft dann aber wiederum Fragen auf.
                    Wenn es denn Tiberius seine Truppen waren, die in Kalkriese herumliegen,
                    wer hat sie dann still und heimlich begraben?

                    Germanicus?

                    Es sind in Kalkriese Knochengruben gefunden worden, indenen sich Knochen befanden, die sich laut Wissenschaft zwischen zwei und neun(?) Jahren an der Erdoberfläche befunden hatten, bevor sie vergraben wurden.
                    Auch hier müssten dann eigentlich irgendwelche Spuren der Bestatter zu finden sein, aber wiederum nichts nach 9n.C..

                    Sollte dort eine winzige Gruppe von Totengräbern gewesen sein, die tatsächlich nichts verloren haben?

                    Viele Grüsse
                    Thor

                    Kommentar

                    • millhoffUN
                      Lehnsmann

                      • 02.05.2002
                      • 36
                      • NRW
                      • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

                      #11
                      Varusschlacht

                      Hallo Thor! Meines Wissens ist bisher nicht bekannt, wer dort bei Kalkriese begraben wurde, Römer oder Germanen? Es wäre schon verwunderlich, wenn römische Soldaten in Feindesland ihre toten Kameraden begraben hätten, wo doch damals die Feuerbestattung vorherrschte und dies gleichzeitig die Toten vor Schändung durch die Feinde schützte. Diesen Schluss kann man m.A. aus dem Gräberfeld von Berghaltern, das nur zwischen 12 v.Chr. bis 9 n.Chr. belegt wurde, ziehen und zeigt doch das in augusteischer Zeit die Verbrennung und Urnenbestattung üblich war. Außerdem spricht doch die Tatsache, dass bei Kalkriese bisher überhaupt keine Funde von germanischen Waffen und Trachtenbestandteilen gefunden wurden dafür, dass nach der auseinandersetzung hier jemand aufgeräumt haben muß. Zusätzlich weise ich daraufhin, dass hier, mitten im Land der Angrivarier, noch im Jahre 16 n.Chr. Stertinius vor der Entscheidungsschlacht bei Idistaviso diesen Volksstamm zur Raison gebracht hat.Viele Grüße M.Millhoff

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                      • Thor
                        Ratsherr

                        • 10.04.2001
                        • 291
                        • Herford/NRW
                        • MD3009

                        #12
                        Hallo Dr,

                        Es wäre schon verwunderlich, wenn römische Soldaten in Feindesland ihre toten Kameraden begraben hätten, wo doch damals die Feuerbestattung vorherrschte und dies gleichzeitig die Toten vor Schändung durch die Feinde schützte. Diesen Schluss kann man m.A. aus dem Gräberfeld von Berghaltern, das nur zwischen 12 v.Chr. bis 9 n.Chr. belegt wurde, ziehen und zeigt doch das in augusteischer Zeit die Verbrennung und Urnenbestattung üblich war.
                        ...wie Du schon richtig sagtest, war in der Augustinischenzeit die Verbrennung und Urnenbestattung üblich.
                        Üblich, d.h. normaler Weise.
                        Normaler Weise findet die Bestattung aber nach einigen, wenigen Tagen der Aufbebahrung statt, wohlriechend gesalbt in einem schönen Totengewand.
                        Und nicht Jahre später, wo hauptsächlich nur noch Knochen vorhanden sind.
                        Nicht zu vergessen, daß man sich ja im Feldzug befand.
                        Tausende Leichen zu verbrennen ist wie ein Leuchtturm bei Nacht.
                        Wenn ich es erklären müsste, warum ( vorausgesetzt die Leichen sind wirklich von Römern bestattet worden ) die Leichen eine Körperbestattung erfahren haben, die eigentlich erst gegen Mitte des 2. Jahrhunderts angewand wurde, wäre dies die einzige Erklärung, die ich dafür hätte.

                        Vielleicht galten die Überreste eh schon als verlorene Seelen ( obwohl Varus doch mit allen Ehren noch bestattet wurde )und vor Schändungen der Germanen brauchte man auch keine große Angst mehr zuhaben, dazu hatten sie schon Jahre vorher Gelegenheit.

                        Außerdem spricht doch die Tatsache, dass bei Kalkriese bisher überhaupt keine Funde von germanischen Waffen und Trachtenbestandteilen gefunden wurden dafür, dass nach der auseinandersetzung hier jemand aufgeräumt haben muß.
                        Nach jeder Schlacht, damals wie heute, gibt es Menschen, die die Schlachtfelder nach Habseligkeiten durchsuchen.
                        So wird es logischer Weise in Kalkriese auch gewesen sein.
                        Da es wohl Germanier gewesen sein werden, sind natürlich auch hauptsächlich die wohlbekannten,germanischen Überbleibsel mitgenommen worden.
                        Das würde erklären, warum eigentlich nur römische Ausgrabungsstücke gefunden wurden.

                        Trotzdem bleibt die Frage danach, warum keine Funde von den Bestattern gefunden wurden.
                        Waren es denn wohl doch keine Römer, die in Kalkriese bestattet wurden bzw. waren es denn wohl doch keine Römer, die die Leichen bestattet haben?

                        Gemäß dem Fall es sind beerdigte Römer, wer sollte sie beerdigt haben?
                        Die Germanen?
                        Warum sollten sie das nach vielen Jahren machen?

                        Ich bin gespannt auf neue Forschungsergebnisse von Kalkriese...

                        Viele Grüsse
                        Thor

                        p.s.: Ich bitte meine Beiträge nicht als herbe Kritik zuverstehen.
                        Es sind meine Gedanken, die mir zu dem Thema einfallen ( natürlich ohne Anspruch auf Richtigkeit ), mit denen ich meinen Teil dazu beitragen möchte, die Sachlage möglichst vielfältig zu durchleuchten. Wäre schön, wenn sich deshalb noch mehr Leute an dieser Diskussion beteiligen würden.

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                        • millhoffUN
                          Lehnsmann

                          • 02.05.2002
                          • 36
                          • NRW
                          • C.ScopeCS1220,Puls Star IIPro

                          #13
                          Varusschlacht

                          Hallo Thor! Mich würde eher interessieren, ob die Toten verletzt waren? Woran sind sie gestorben? Bei Soldaten müßten sowohl Rippen-,Knochen- und Schädelverletzungen zu finden sein.Bisher habe ich davon nichts gehört.Das man nach 2000 Jahren feststellen kann wie lange die Toten oberhalb der Erde gelegen haben bevor sie begraben wurden, wage ich zu bezweifeln.Immerhin gab es im damaligen Urwald neben Wölfen noch andere Aasfresser. Zwei bis neun Jahre bleibt selbst heute keine Leiche unberührt, ohne dass man an den Knochen nicht irgendwelche Nagespuren findet.Oh Kalkriese? Die Erklärungen werden immder dürftiger und von der gefundenen Schwertscheide kein Wort.Viele Grüße M.Millhoff

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                          • Thor
                            Ratsherr

                            • 10.04.2001
                            • 291
                            • Herford/NRW
                            • MD3009

                            #14
                            Hallo Dr.,

                            bei der Angabe von Knochen berufe ich mich auf zwei Websites, die eine versuche ich wiederzufinden, die andere ist die von dem Museum selberhttp://www.kalkriese-varusschlacht.de/ , in der es heißt:
                            "... Großkopf untersucht die Knochen aus der Perspektive der Anthropologie und stellt dabei fest, dass es sich ausschließlich um Männerknochen handelt, die zum Teil eindeutige Schlagverletzungen aufweisen. Knochen von Frauen und älteren Männern, die an einer Schlacht nicht teilnehmen, wurden nicht gefunden."
                            Schlagverletzungen sollten eigentlich von Tierbefall zu unterscheiden sein, wer allerdings zu fanatisch an Kalkriese glauben sollte...

                            Viele
                            Grüsse
                            Thor

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                            • chlotar
                              Ritter

                              • 07.02.2002
                              • 564
                              • WWW - Weit Weit Weg

                              #15
                              Varus...Varus her...

                              Danke Thor !
                              Hallo Herr Dr. Millhoff !
                              Wegen Schädelverletzungen usw. hat mir seinerzeit Prof. Schlüter Gleiches gesagt.
                              Was in den Gruben liegt sind tatsächlich nur Überreste im wahrsten Sinne des Wortes. Zusammengetragen und in vorbereitete Erdgruben gelegt. Und das erst nach einem,wahrscheinlich aber mehreren Jahren. Vielleicht sogar von Germanen...
                              Wichtig sind jetzt einfach weiterführende Suchgrabungen zum Grossen Moor hin. Nicht weit vom Bohlenweg XXV, nahe dem Dümmer See, scheint auch gekämpft worden zu sein.
                              Wenn in Schwagstorf gefunden wurde,wird man auch in Venne usw. finden,also mehr oder weniger durchgängig bis zum Oberesch usw.
                              Egal was letztendlich herauskommt,die Masse an Funden ist das Besondere an Kalkriese,nicht wer dort gekämpft hat.

                              Thor,mein Kompliment,Du hast Dich sehr schnell,gut eingearbeitet.

                              Grüsse

                              Lothar
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