So.
Etwas Zeit ist da - also erzähle ich noch ein wenig zum ganzen Drumrum des Tages.
Themen:
- Hinfahrt
- vor dem Gericht
- Verhandlungssaal
- Waffen
- Richterin
- Staatsanwältin
- Anwalt
- Angeklagter
Hinfahrt
Abfahrt 03:30, Ankunft kurz nach 07 Uhr. Einparken in irgendnem Parkhaus eines Kaufhauses. Werkeln im Kofferraum, hinter mir hält ein Auto - und es kommt ein Spruch von hinten "Schatzsucher.de auch hier??". Walli mit DSU-Vorsitzendem im Schlepp. Fängt ja gut an. Wir verbrachten den Tag gemeinsam. Ein Thema zum reden hatten wir ja ... Oder zwei ...
Vor dem Gericht war noch keiner. 07:30 ist ja auch recht früh.
Kaffee in irgendnem Stehcafe´
Um 8 steht da tatsächlich einer mit nem Schild vor der Brust. ".org zu mir!"
Einlaß erst um 08:30
Es werden mehr und mehr Leute. Scheinbar alle DSU oder -org. Ist ja scheinbar eh nicht auseinanderzuhalten ... Sogar der große Ebinger ...
Ich darf artig dabei stehen ...
Dann wird der Beklagte erblickt. Steht etwas entfernt mit den Mitfindern. Dann stößt die Familie hinzu. Und es treiben sich auf einmal mehrere Kamerateams auf der Straße rum.
SPB gibt fleißig Interviews.
ALLE sind total Siegessicher ...
Und es gibt einiges an überheblichen Kommentaren zu hören ...
Gut. Der Tag wird es bringen.
Einlaß.
Alles rein, die Treppen rauf.
Gerichtssaal zu.
Alles steht beengt auf dem Flur vor der Tür.
Zuschauer, Angeklagter, Zeugen, Presse, Fernsehen, Gerichtsdiener etc.
Verhandlungssaal
Die ersten beiden Sitzreihen sind der Presse vorbehalten!
... also strömt alles in den Raum - und man sitzt wie die Ölsardinen auf den Stühlen, die alle miteinander verschraubt sind. Für etwas "breitere" Zeitgenossen ne Freude. Einer saß auf zwei Stühlen, andere dazwischen ... (was gern auch zweideutig verstanden werden darf)
Es saßen ca. 90 Zuhörer im Saal, dazu das Gericht, Anwalt etc.
Es wird gefilmt wie blöde.
Seltene Vorstellung, sagt mir der Gerichtsdiener. kommt nicht so oft vor.
Der Verhandlungssaal war schön.
ca. 12 x 18 m, ca. 6 m hoch, Decke als Tonnengewölbe, mit Holz verkleidet. Ne lange Fensterwand zur Seite.
Nette Blech-Skulptur über dem Richterstuhl.
Klimaanlage wurde zu Anfang mittels Knopfdruck in Bewegung gesetzt. Theoretisch. In den ersten beiden Pausen wurde mit Fenster gelüftet.
Die Gerichtsdiener lernten dann im Laufe des Tages, wie das Ding funktioniert. Alle - Gerichtsdiener, Richterin und Staatsanwältin - waren dort nicht zu Hause. Sie mußten ja auch von Speyer hierher umziehen.
Einziger "Eingeborener" war der Bediener der Videoanlage.
Waffen
Wer den Überschriftsteil "Waffen" gesucht hat. HIER kommt er:
Neben den drei Gerichtsdienern saßen auch zwei nette, bewaffnete Polizisten im Saal. Mit schußsicherer Weste ...
Für WEN?? (Auflösung später)
Die Richterin
Fr. Sascha Umealo-Welis (Bilder gibt´s im Netz)
Sehr ruhig und besonnen, routiniert den ganzen Tag.
Wo nötig, konnte sie auch bohrend nachfragen.
Emotionaler Disput mit der Mutter des Angeklagten, als diese aussagte, daß sie sich keine weiteren Gedanken über ihren Sohn gemacht hätte, als die Polizei die Wohnung durchsuchte ...
"Sie können mir als Mutter doch nicht erzählen ..."
Das war eigentlich der traurigste Moment der ganzen Verhandlung. Die Mutter wollte ihren Sohn beschützen - und geriet dadurch so sehr unter Druck ...
Sehr souveränder Auftritt der Richterin zu den "Beiträgen" der DSU. Eine Ermahnung reichte, und es war still ... (später mehr)
Ansonsten sehr präzise Fragen an alle Zeugen.
SEHR hilfreich und auch einfühlsam bei der Belehrung der Zeugen, die sich evtl. selbst hätten belasten können bzw. den Familienangehörigen.
Die Staatsanwältin
Fr. Nicole Claus.
sehr ruhige Vertreterin. Im wahrsten Sinne. Wirkte etwas "streng", ein "Dutt" hätte dem Klischee mehr entsprochen als die Langhaarfrisur ...
War ztw. auch MIT Micro schlecht zu verstehen.
Dafür aber akribisch vorbereitet. Etliche Akten, jede Menge Memo-Zettel, schrieb viel mit - um gleich weitere Fragen zu entwickeln. Laufend am wuseln, hatte die Anklage wohl sehr gut vorbereitet, wie das Urteil zeigte ...
Recht starkes Plädoyer, dessen Argumenten die Richterin zu großen Teilen folgte.
Der Anwalt
Hr. Markus Menzendorff
Stämmige Statur. Gab mehr Interviews als die Staatsanwältin ...
Die zog sich in den Pausen zurück, er blieb vor Ort.
Hatte eigentlich nur die Prozeßakte vor sich liegen.
in einem Bereich auch unvollständig.
ICH fand es komisch, daß einem das erst während der Verhandlung auffällt. Hausaufgaben! Ein Blick auf die Seitennummerierungen hätten es aufdecken können.
Beschränkte sich auf sehr wenige Fragen an die Zeugen der Anklage. Wobei man fairerweise sagen muß, daß an deren Aussagen auch nicht viel zu rütteln war. Da ins Detail zu gehen - wie bei der Archäologin versucht - hätte nur weitere Probleme bzw. Fragen an den Beklagten aufgeworfen ...
Teilw. schwaches Plädoyer, konnte aus dem wenigen das er hatte nichts machen.
Der Angeklagte
Benjamin Czerny
... rannte am Morgen wie auch den ganzen Tag zuversichtlich herum. Wurde permanent interviewt.
Der tiefe Fall kamm dann zum Ende des Tages.
Trug seine Version zum Sachverhalt recht flüssig vor. Stockte an einigen Stellen. Man merkte, in welchen Punkten es ein wenig hakte, wo händeringend nach Erklärungen gesucht wurde.
Glaubte wirklich, den Tag als Sieger zu beenden. Weil er in meinen Augen stellenweise gar nicht begriff, wie sich die Schlinge um seinen Hals legte. Einerseits mit den eigenen Widersprüchen, den teilw. recht "gewöhnungsbedürftigen" Begründungen für dieses und jenes Verhalten - und vor allem, als die Archäologin zu den Fundabgabeterminen aussagte.
Der Schlußsatz "Tut mir leid, das ich den Fund so spät abgegeben habe und ich bin froh, das der Fund jetzt am richtigen Platz ist, im Museum" kam für die Zuhörer - je nach Einstellung - auch jeweils unterschiedlich rüber ...
.
Etwas Zeit ist da - also erzähle ich noch ein wenig zum ganzen Drumrum des Tages.
Themen:
- Hinfahrt
- vor dem Gericht
- Verhandlungssaal
- Waffen
- Richterin
- Staatsanwältin
- Anwalt
- Angeklagter
Hinfahrt
Abfahrt 03:30, Ankunft kurz nach 07 Uhr. Einparken in irgendnem Parkhaus eines Kaufhauses. Werkeln im Kofferraum, hinter mir hält ein Auto - und es kommt ein Spruch von hinten "Schatzsucher.de auch hier??". Walli mit DSU-Vorsitzendem im Schlepp. Fängt ja gut an. Wir verbrachten den Tag gemeinsam. Ein Thema zum reden hatten wir ja ... Oder zwei ...
Vor dem Gericht war noch keiner. 07:30 ist ja auch recht früh.
Kaffee in irgendnem Stehcafe´
Um 8 steht da tatsächlich einer mit nem Schild vor der Brust. ".org zu mir!"
Einlaß erst um 08:30
Es werden mehr und mehr Leute. Scheinbar alle DSU oder -org. Ist ja scheinbar eh nicht auseinanderzuhalten ... Sogar der große Ebinger ...
Ich darf artig dabei stehen ...
Dann wird der Beklagte erblickt. Steht etwas entfernt mit den Mitfindern. Dann stößt die Familie hinzu. Und es treiben sich auf einmal mehrere Kamerateams auf der Straße rum.
SPB gibt fleißig Interviews.
ALLE sind total Siegessicher ...
Und es gibt einiges an überheblichen Kommentaren zu hören ...
Gut. Der Tag wird es bringen.
Einlaß.
Alles rein, die Treppen rauf.
Gerichtssaal zu.
Alles steht beengt auf dem Flur vor der Tür.
Zuschauer, Angeklagter, Zeugen, Presse, Fernsehen, Gerichtsdiener etc.
Verhandlungssaal
Die ersten beiden Sitzreihen sind der Presse vorbehalten!
... also strömt alles in den Raum - und man sitzt wie die Ölsardinen auf den Stühlen, die alle miteinander verschraubt sind. Für etwas "breitere" Zeitgenossen ne Freude. Einer saß auf zwei Stühlen, andere dazwischen ... (was gern auch zweideutig verstanden werden darf)
Es saßen ca. 90 Zuhörer im Saal, dazu das Gericht, Anwalt etc.
Es wird gefilmt wie blöde.
Seltene Vorstellung, sagt mir der Gerichtsdiener. kommt nicht so oft vor.
Der Verhandlungssaal war schön.
ca. 12 x 18 m, ca. 6 m hoch, Decke als Tonnengewölbe, mit Holz verkleidet. Ne lange Fensterwand zur Seite.
Nette Blech-Skulptur über dem Richterstuhl.
Klimaanlage wurde zu Anfang mittels Knopfdruck in Bewegung gesetzt. Theoretisch. In den ersten beiden Pausen wurde mit Fenster gelüftet.
Die Gerichtsdiener lernten dann im Laufe des Tages, wie das Ding funktioniert. Alle - Gerichtsdiener, Richterin und Staatsanwältin - waren dort nicht zu Hause. Sie mußten ja auch von Speyer hierher umziehen.
Einziger "Eingeborener" war der Bediener der Videoanlage.
Waffen
Wer den Überschriftsteil "Waffen" gesucht hat. HIER kommt er:
Neben den drei Gerichtsdienern saßen auch zwei nette, bewaffnete Polizisten im Saal. Mit schußsicherer Weste ...
Für WEN?? (Auflösung später)
Die Richterin
Fr. Sascha Umealo-Welis (Bilder gibt´s im Netz)
Sehr ruhig und besonnen, routiniert den ganzen Tag.
Wo nötig, konnte sie auch bohrend nachfragen.
Emotionaler Disput mit der Mutter des Angeklagten, als diese aussagte, daß sie sich keine weiteren Gedanken über ihren Sohn gemacht hätte, als die Polizei die Wohnung durchsuchte ...
"Sie können mir als Mutter doch nicht erzählen ..."
Das war eigentlich der traurigste Moment der ganzen Verhandlung. Die Mutter wollte ihren Sohn beschützen - und geriet dadurch so sehr unter Druck ...
Sehr souveränder Auftritt der Richterin zu den "Beiträgen" der DSU. Eine Ermahnung reichte, und es war still ... (später mehr)
Ansonsten sehr präzise Fragen an alle Zeugen.
SEHR hilfreich und auch einfühlsam bei der Belehrung der Zeugen, die sich evtl. selbst hätten belasten können bzw. den Familienangehörigen.
Die Staatsanwältin
Fr. Nicole Claus.
sehr ruhige Vertreterin. Im wahrsten Sinne. Wirkte etwas "streng", ein "Dutt" hätte dem Klischee mehr entsprochen als die Langhaarfrisur ...
War ztw. auch MIT Micro schlecht zu verstehen.
Dafür aber akribisch vorbereitet. Etliche Akten, jede Menge Memo-Zettel, schrieb viel mit - um gleich weitere Fragen zu entwickeln. Laufend am wuseln, hatte die Anklage wohl sehr gut vorbereitet, wie das Urteil zeigte ...
Recht starkes Plädoyer, dessen Argumenten die Richterin zu großen Teilen folgte.
Der Anwalt
Hr. Markus Menzendorff
Stämmige Statur. Gab mehr Interviews als die Staatsanwältin ...
Die zog sich in den Pausen zurück, er blieb vor Ort.
Hatte eigentlich nur die Prozeßakte vor sich liegen.
in einem Bereich auch unvollständig.
ICH fand es komisch, daß einem das erst während der Verhandlung auffällt. Hausaufgaben! Ein Blick auf die Seitennummerierungen hätten es aufdecken können.
Beschränkte sich auf sehr wenige Fragen an die Zeugen der Anklage. Wobei man fairerweise sagen muß, daß an deren Aussagen auch nicht viel zu rütteln war. Da ins Detail zu gehen - wie bei der Archäologin versucht - hätte nur weitere Probleme bzw. Fragen an den Beklagten aufgeworfen ...
Teilw. schwaches Plädoyer, konnte aus dem wenigen das er hatte nichts machen.
Der Angeklagte
Benjamin Czerny
... rannte am Morgen wie auch den ganzen Tag zuversichtlich herum. Wurde permanent interviewt.
Der tiefe Fall kamm dann zum Ende des Tages.
Trug seine Version zum Sachverhalt recht flüssig vor. Stockte an einigen Stellen. Man merkte, in welchen Punkten es ein wenig hakte, wo händeringend nach Erklärungen gesucht wurde.
Glaubte wirklich, den Tag als Sieger zu beenden. Weil er in meinen Augen stellenweise gar nicht begriff, wie sich die Schlinge um seinen Hals legte. Einerseits mit den eigenen Widersprüchen, den teilw. recht "gewöhnungsbedürftigen" Begründungen für dieses und jenes Verhalten - und vor allem, als die Archäologin zu den Fundabgabeterminen aussagte.
Der Schlußsatz "Tut mir leid, das ich den Fund so spät abgegeben habe und ich bin froh, das der Fund jetzt am richtigen Platz ist, im Museum" kam für die Zuhörer - je nach Einstellung - auch jeweils unterschiedlich rüber ...
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