meine geschichte zum sondeln und sammeln

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  • wolfsmond
    Heerführer

    • 19.03.2002
    • 1111
    • Kiel

    #1

    meine geschichte zum sondeln und sammeln

    Warum Sondeln und Sammeln von Wehrmachtsrelikten ?

    Worin liegt das Interesse an Gegenständen aus Zeiten in denen alle Menschen litten? Am sammeln von Koppelschlössern, Erkennungsmarken, Abzeichen, Hülsen und technischen Überbleibseln des zweiten Weltkrieges ?

    Als ich etwa acht oder neun Jahre alt war, hörte ich das erste Mal interessiert meiner Großmutter zu die, zwar nur andeutungsweise, aber vom Krieg erzählte. Zu der Zeit lief im dritten Programm des norddeutschen Fernsehens einmal wöchentlich die Sendung „the world at war – die Welt im Krieg“. Ich kann mich noch gut an die Bilder des Krieges erinnern und war auf der einen Seite fasziniert von dem was ich sah, auf der anderen Seite aber sehr schockiert. Vielleicht war das der Auslösende Moment in meinem Leben sich für diese Epoche unserer Zeit zu interessieren, zumal noch überall in unserer Gegend Überbleibsel des Krieges zu sehen sind. Viele Bunker, Bombentrichter auf den Feldern die teilweise erst in meiner Kindheit (in den siebzigen) zugeschüttet wurden.

    Heute, sehe ich die Vergangenheit natürlich aus einer anderen Sicht. In meinem bisherigen Leben hatte ich – und habe noch immer - viel Kontakt mit älteren Menschen. Natürlich gab es und gibt es immer Momente in denen die ältere Generation die den Krieg erlebt habt „negativ“ auffällt. Beispiel Straßenverkehr. Früher hatte ich mich als Jugendlicher und junger Erwachsender viel über das teilweise unverständliche Verhalten der alten Leute aufgeregt und über sie geschümpft. Aber seit den vielen Jahren in denen ich mich für die Geschichte der zweiten Weltkrieges interessiere, habe ich immer mehr Hochachtung und Respekt vor diesen Menschen entwickelt. Was diese Menschen in ihrer Vergangenheit erlebt haben kann sich von uns heute kaum jemand vorstellen.
    Genau dies ist der Grund dafür, warum ich mit der Sonde unterwegs bin und nach Relikten dieser Zeit suche und ältere Menschen auf ihre Erlebnisse anspreche.

    Bei jedem persönlichen Fund der von einem Soldaten stammt, bekomme ich eine Gänsehaut. Vor allem in den Momenten in denen man sieht was man gerade in den Händen hält. Eine Erkennungsmarke bewirkt bei mir in der Tat sehr wechselhafte Gefühle. Die Funde die ich hier oben in Schleswig-Holstein mache und bei denen es sich um persönliche Gegenstände handelt, liegen meist nicht tiefer als 10 – 15cm tief im Boden. Hier habe ich sogar schon Funde gemacht die halb im Boden lagen, so, als würden sie erst seit gestern dort liegen. Mein erster Fund damals – ein Reichssportabzeichen in Bronze – habe ich unter einer dünnen Moosschlicht auf einem Wall gefunden. Aber ganz gleich ob diese Funde nun auf dem Boden liegen oder in 15cm tiefe – sobald ich diese Funde in den Händen halte wird mir klar; hier liegt eine Geschichte eines Soldaten, das Schicksal eines Soldaten in meiner Hand. Der Krieg ist eben noch nicht so lange her...

    Mit meinen 37 Jahren habe ich vom Krieg nichts mitbekommen, außer den Erzählungen älterer Menschen, Dokumentationen und den Funden die ich mache , sowie den Überbleibseln die in unserer Landschaft stehen. Beklemmend auch die Löcher in den Waldböden die die Soldaten aushuben um darin zu schlafen. Noch heute sind viele dieser Erdlöcher in den Wäldern hier zu sehen und manche Funde dort zu machen.

    Aber die Bilder des Krieges, die kennen wir nur in schwarz-weiß. Ob Fotos oder Filmaufnahmen – die meisten Bilder sind in schwarz-weiß. Aber die Generation die den Krieg erlebt hat, die haben die Bilder des Krieges in Farbe gesehen – mit ihren eigenen Augen. So wie wir unsere Umwelt heute wahrnehmen, so hat die alte Generation den Krieg erlebt; in einer momentanen, farbigen und tödlich-gefährlichen Welt.
    Ich stelle mir es oft vor wie es wäre den Krieg mit meinen Augen zu sehen. Aber die Bilder die ich sehe sind nicht farbig. So, als wären sie nicht real...
    Für mich ist deswegen jeder Fund etwas ganz besonderes. Diese Funde aus den Händen zu geben wäre so, als würde ein Stück meiner „erlebten“ Geschichte verloren gehen.
    Ein damaliger Fund von mir – das Gehäuse eines Feldtelefons – wäre vielleicht ein Teil gewesen was ich abgegeben hätte. Leider habe ich erst dieses Jahr herausgefunden, das der Fernsehreporter Peter von Zahn in dem Waldlager lag wo ich dieses Gehäuse gefunden habe. Und vielleicht hat er es dort vergraben, denn er war damals bei den Fernmeldern. Peter von Zahn ist leider vor 2 (?) Jahren in Hamburg verstorben...


    ...Dies ist meine Geschichte über die Geschichte die ich immer wieder von neuem entdecke.
    ...und auch wenn es für manchen nicht nachvollziehbar ist; ich wünschte ich könnte für nur einen Tag des Krieges mit einem Soldaten tauschen...




    Wolfsmond
  • Lore
    Lehnsmann

    • 13.05.2002
    • 36
    • Thüringen
    • Freunde haben welche

    #2
    Hallo Wolsmond ,
    sehr rührend und tiefgreifend geschrieben und wenn Du wirklich so denkst , dann hast Du meine vollste Hochachtung.
    Leider denken viele Sondler und "Naturliebhaber"nicht so wie DU.
    Sie graben irgendetwas aus damaliger Zeit aus und denken nicht weiter über die damaligen Verhältnisse bzw. Umstände der Hinterlassenschaft nach.
    Weiterhin finde ich es auch bemerkenswert , das jemand mal seine Gedanken frei darlegt , über das was er als Hobby betreibt.
    Ich denke , das einige Leute nach diesem Beitrag mal ein wenig mehr über Ihr Hobby nachdenken und nicht einfach nur auf "Schatzsuche"gehen.

    Gut gemacht

    Hochachtungsvoll , Lore

    Kommentar

    • Vampire
      Heerführer

      • 16.08.2001
      • 2218
      • Schwarzwald

      #3
      Hy Wolfsmond

      Gefühle zu zeigen ist nicht leicht.
      Hochachtung!!: :


      Gruß Vampire
      "In jeder Legende, mag sie noch so phantastisch sein, steckt ein Körnchen Wahrheit. Und gelegentlich nehmen wir ein schimmer davon wahr."
      Bram Stoker

      Kommentar

      • Hunter
        Ritter

        • 19.01.2001
        • 338
        • Nähe Hanau/M (Hessen)
        • Explorer XS / DRS Ground Exper

        #4
        Danke

        Wolfsmond für Deine offenen Gefühle die Du hier zum Ausdruck gebracht hast. Deine Worte haben mich sehr berührt. Es macht mich Glücklich und ich bin froh darüber, daß es solch eine Persönlichkeiten wie Dich hier in diesem Forum gibt.
        Hochachtungsvoll Hunter
        Heute ist nicht alle Tage....

        Kommentar

        • Sorgnix
          Admin

          • 30.05.2000
          • 25931
          • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
          • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

          #5
          Da fühlt man sich erinnert!

          Danke Wolfsmond!

          Bei Deinem Statement hab ich mich auch gleich wiedergefunden.
          Auch ich saß mit meinem Opa bei "The world at war" vor der Kiste - und war immer total entgeistert, wenn er zu toben begann.
          ... das waren wir nicht, da waren wir gar nicht, da waren die Russen selber, etc.
          Für einen kleinen Jungen, der das Fernsehen bis dato nur als "Wahrheitsverkünder" kannte, begannen sich Fragen aufzuwerfen.
          ... wobei Opa sonst nur in der Kneipe mit alten Kameraden im Biernebel über das Thema sprach - und da warfen sich mir schon wieder Fragen auf ...
          (ich sollte ihn dort Sonntagmittag immer zum Essen heimholen ... - was natürlich immer länger dauerte ...)


          Das Gefühl, "Geschichte" etwas näher zu kommen, befällt mich auch immer wieder.
          Egal, ob beim einfachen Spazierengehen, beim Sondengehen oder in ner U-Anlage.

          Das Gefühl, einen Jahrhunderte alten Gegenstand in den Händen zu halten - das auch noch in historisch einigermaßen bekannter Umgebung, oder einfach in nem geschichtsträchtigen Stollen das Licht abdrehen und die gespenstische Ruhe auf sich wirken lassen - DAS vermittelt einem schon ein eigenartiges Gefühl.

          Das sich in die "damalige Lage" versetzen (egal, welche Epoche) schafft man wahrscheinlich erst mit steigendem Lebensalter. Die gemachten eigenen Erfahrungen bzw. die bewußte Besinnung auf diese, ermöglichen einem wahrscheinlich erst dies Fähigkeit (oder den Wunsch??) dazu. Vorher ist "Geschichte" (fast) nicht "fassbar" - zumindest war es bei mir so ...


          Danke für den Beitrag (und die PN´s )
          Jörg
          Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
          zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

          (Heiner Geißler)

          Kommentar

          • Rotti
            Heerführer

            • 16.09.2000
            • 1832
            • Im finstren Bayern / M
            • Minelab Relic Hawk, Whites DFX /E , White´s XLT

            #6
            Interessant, da hast Du...

            ...ein Thema aufgegriffen, über das ich mir schon oft Gedanken gemacht habe.Wir sind etwa gleich alt, nur habe ich meine Großeltern nie kennengelernt. Dafür war mein Vater Jahrgang 1906, das volle Programm. Freikorps,19.November an der Feldherrenhalle, schwarze Reichswehr und bis zum bitteren Ende dabei. Viele Verwandte bei der SS.Von Waffen- SS bis....... Naja. Und natürlich mit allen Stories dazu. Relativ ungeschminkt und ohne den Versuch irgendwas zu beschönigen. Und weißt Du, warum ich nicht wirklich tauschen möchte???
            Weil ich die Leute habe sterben sehen. Langsam. Einige von ihnen, (leider auch mein alter Herr!) waren davor etliche Zeit in einem...na, wie soll man sagen...: Dämmerzustand?
            Ein Junkie würde sagen: Sie hatten Flashbacks. Und das nicht zu knapp.
            Es ist schon ein eigentümliches Gefühl, neben einem 2-Meter Hünen zu stehen, der (auch wenn er alt ist!) eine extrem respektgebietende Erscheinung ist, und heult wie ein Schloßhund.Wegen der Kinder, wegen der Frauen, weil er sie an die Grube führen musste, weil er s gesehen hat und diese Bilder Zeitlebens nicht mehr losgeworden ist.Wegen der Todesangst , währenddessen, danach, und so weiter...
            So erzählte zumindest später seine Frau. Was ist das für ein Leben, Nachts schreiend aufzuwachen und dieses endlose Grauen vor Augen zu haben???

            Bei Vietnamveteranen wurde diese Art Problem zum Ersten Mal deutlich gemacht und fand als medizinisches Phänomen Eingang in die Literatur.
            Aber eigentlich ist es das Schicksal eines Teils dieser Generation.

            Und immer wieder wird man auf die Sache mit der Nase gestoßen. Findet Dinge, beim Suchen, auf Flohmärkten, beim Sperrmüll.....oder vielleicht sind es auch die Dinge, die uns suchen und finden???
            Und dann.....ja, dann geht es wohl jedem von uns ähnlich. Die Faszination zu erklären ist fast unmöglich, trotzdem ist der Ansatz Deinerseits der wohl Beste, der mir bis Dato vor Augen gekommen ist.
            Vielleicht ist es der Kontakt zu den "Alten", die lebendige und doch irgendwie unwirkliche Art, mit der sie erzählen, und zuletzt die Gewissheit, sie nicht (klingt jetzt vielleicht blöd?!) sterben lassen zu wollen. Denn eigentlich ist jemand erst dann wirklich tot, wenn keiner mehr an ihn denkt. Keiner mehr seine Geschichten erzählt und nichts mehr an ihn erinnert.

            Oft gibt es gerade bei den Erkennungsmarken auch erfreuliche Dinge. Eins möchte ich nicht vorenthalten:
            Ein Sucherkollege hat in der weiteren Umgebung vor etwa 5 Jahren einen Beutel aus Leder ausgebuddelt. Darinnen befindlich: Eine Erkennungsmarke, diverse Münzen, u.a. eine aus recht edlem Material. Bei dieser war allerdings mit einer Zange o.ä. ein Eck herausgekniffen. Nach Recherche im Ort wurden an der Stelle ´45 einige tote Hitlerjungen gefunden, die dort wohl als "letztes Aufgebot" versuchten, ihren Mann zu stehen.
            Von der etwa 10- köpfigen Gruppe waren 6 tot, von den Anderen fehlte jede Spur. Die Ermittlung des Trägers war extrem kompliziert, ABER: Möglich.
            Und siehe da: Der Mann lebte noch. Also nahm mein Bekannter die Marke und die Münze und fuhr hin. Er hat bei dem Mann geläutet (hatte aber vorher bereits Kontakt zu seinem Sohn!!!) und hat ihm die Münze vor die Nase gehalten. Die mit dem fehlenden Eck.
            Man sollte noch erwähnen, daß der Fundort und der Wohnort des Mannes etwa 1000km auseinanderlagen.
            Die Reaktion war amüsant.
            Der Mann fragte , ob mein Bekannter Zahnarzt sei, oder sein Vater Russe.

            Das Stück Edelmetall wurde ihm nämlich 45 von einem russischen Militärarzt als Füllung eingesetzt. Dann kam er in ein Gefangenenlager und wurde 1951 freigelassen. Siedelte sich dann im Osten der Rebbubligg an, und hatte als Einziger der ganzen Gruppe das Geschehen überlebt. Daß er den Beutel versteckt und verbuddelt hatte, wusste er nicht mehr.
            Er dachte, die Russen hätten ihn beklaut. Aber die Freude......irre.

            Manchmal ist ers eben doch nicht so schlimm, wie man denkt!


            CU!
            Le Rott
            Und wenn der ganze Schnee verbrennt-
            die Asche bleibt uns doch!

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            • Leuchturm
              Banned
              • 04.11.2002
              • 580
              • Brandenburg
              • viele verschiedene

              #7
              Erinnerungen

              moin
              Rotti hat etwas geschrieben womit ich zur zeit sehr zu kämpfen habe. Zu sehen müssen wie der eigene Vater (84 Jah. Flieger im II WK) immer mehr das gedächtnis verliert. Erst jetzt fängt er an über seine erlebnise im WK zu erzählen und es sind themen dabei die er anschneidet und abruppt beendet. weshalb?? weil er bis heute das noch nicht verkraftet hat. Leider kann ich damit nicht viel anfangen,er bringt vieles durcheinander. Wenn man das sieht wie rasend schnell ein mensch geistig und körperlich( fuhr bis zum 83. täglich noch 30Km mit dem Radel)abbaut, dann lieber den strick als so enden. und die pflegeheime??....... schweigen wir lieber.

              gruß

              Leuchturm
              Gib mir die gelassenheit,dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann,gib mir den mut,dinge zu ändern,die ich ändern kann,und gib mir die weisheit,das eine von den anderen zu unterscheiden.

              Kommentar

              • Rotti
                Heerführer

                • 16.09.2000
                • 1832
                • Im finstren Bayern / M
                • Minelab Relic Hawk, Whites DFX /E , White´s XLT

                #8
                Nun ja...

                ...oft ist die Pflege besser als ihr Ruf....
                Wenn man als Verwandter ein Auge drauf hat....
                Das ist allerdings ein heikles Phänomen. Ich glaube, das menschliche Gehirn ist ein seltsames Teil, denn in solchen Situationen kommen plötzlich Dinge hoch, die eigentlich längst vergessen waren.Nur halt weder logisch noch zusammenhängend. Ich kenne das gut, ist ne Scheiß- Zeit für alle Beteiligten. Aber bereitet einen auch auf das vor, was kommen muss...
                Halt´die Ohren steif!
                CU
                Und wenn der ganze Schnee verbrennt-
                die Asche bleibt uns doch!

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