JF / Marseille, Reisebericht, Teil 9 -Schluß

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  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #1

    JF / Marseille, Reisebericht, Teil 9 -Schluß

    Jungfernfahrt in Frankreich, Reisebericht

    ------------------------------
    Teil 9 , letzter Teil
    ------------------------------

    *** In Cavalaire-sur-Mer / Abreise***

    Nach der erfolglosen Gitternetzsuche um "irgendetwas zu finden" , fahren wir
    Richtung Hafen. Das Fahrwasser ist betonnt. Auf der nördlichen Seite davon
    befinden sich 3 kleine weiße Spitztonnen. Die Mittlere markiert die "Ramon
    Meumbru" auf 22m, ein größeres Schmugglerschiff, 80m lang, 1200 Tonnen ca. .
    Auch diesen Spot hatte ich damals zu Tauchbasenzeiten mehrfach im Rahmen der
    Wiederholungstauchgänge betaucht, meine Freundin war auch schon dort.
    Heute mache ich lediglich einen Abstecher mit dem Boot, um Routine mit dem
    Fishfinder zu bekommen. Der Ausschlag ist riesig.
    Es ist nun jedoch an der Zeit, den Urlaub gemütlich im Hafen bei einer
    Picolo Sekt ausklingen zu lassen. Noch scheint die Sonne (Sonnenstand) und
    es kühlt sich doch recht schnell ab .. ist sie ersteinmal weg.
    Das Boot ist vertäut, die Muring-Kette rostig und verschmutzt zum zweiten
    mal das Achterschiff. Der alte Mann, ein Angler, bitte mich, seine
    verfangene Angelschnur in der Muring zu lösen. Ein Fisch ist dran, ..ich
    schneide den Fisch durch und gebe ihm den Kopf - das andere Ende behalte ich
    als Berge-Lohn - so ist das eben in der Seefahrt.
    Da dies sein Fang von einem ganzen Tag ist, habe ich Mitleid, setze die
    Hälften wieder chirurgisch einwandfrei zusammen, der Fisch zappelt (wieder),
    und ich übergebe ihn seinem rechtmäßigen Besitzer. Er bedankt sich
    freundlich, die Passanten applaudieren begeistert, ein Arzt aus Toulon
    bietet mir einen Anstellungsvertrag an. Nach kurzem Überlegen lehne ich
    dankend ab; kann ich doch auf die tägliche Ration des Gemecker`s meines
    Chef `s nicht verzichten. Wat mutt, dat mutt !


    Samstag, 06.05.2006 , letzter Tag / Abreise


    Gestern blies ein steifer Nord-NordOst - Wind, heute morgen ist die See
    spiegelglatt. Ideal .. eigentlich.. für einen TG am Achterschiff der "Togo".
    Die Menschen an der Pier glotzen, ein Marschkapelle spielt auf, Jogger
    bleiben stehen, Nordic-Walker fallen über die stehenden Jogger. Schnell ist
    eine riesige Menschenmenge versammelt .. liegt doch ein deutsches Boot an
    der Promenade mit einem Brachialtaucher, welcher doch tatsächlich alleine
    versuchen wird, mit Luft das Achterschiff der "Togo" zu betauchen. Das
    Gegrummel und Gemurmel der Massen ist unerträglich.

    "Leute .. Ruhe bitte, ....bitte um Ruhe!" stelle ich mich breitbeinig auf
    eine stabile Metall-Mülltonne..
    "Ich habe beschlossen, heute nicht(!) tauchen zu gehen .."
    "Buuuuh .. , ööööhh.. , du Pfeife, .... Großmaul.."
    Pfiffe ertönen.
    " Ruhe bitte, ...bitte .. hört mal her, ..herhören bitte!" rufe ich in die
    aufgebrachte Menge. " Ich möchte nicht dauernd meine Freundin oben auf dem
    Boot lassen..."
    (..gut, daß mir das in den letzten Stunden des Urlaubs noch einfällt -
    immerhin!)
    ".. wir machen gemeinsam Urlaub, Abreisen wollen wir nachher auch, die Sicht
    ist hier heute eh nicht ideal, der TauchDampfer ist zu verpacken und
    überhaupt .. der TG würde eh nur eine Stippvisite werden ...."
    "Das klingt vernünftig!" ruft eine bild-hübsche junge Frau aus der Menge.
    " Heute ist nicht alle Tage. Ich komme wieder, keine Frage!" ..gut, daß ich
    Paulchen Panther als Pflichtfach hatte .. damals.
    Das(!) überzeugt!
    "Wann?" ruft höchst erregt die hübsche junge Frau von eben. "Wann kommst du
    wieder? Wann?"
    "In 5 Wochen! Vielleicht habe ich dann auch ein leichtes Trimix dabei. Mal
    sehen." entgegne ich ihr.
    "Nein, mach`s mit Luft , bitte!" ruft sie wieder.
    "Ich muß sehen was wird, aber zumindest `mal komme ich wieder und gehe
    Tauchen!"
    Das beruhigt auch sie, ..zumindest etwas.

    Die Meute löst sich auf, die Pfiffe verstummen.
    "Mensch, das war knapp!" sage ich leise zu meiner Freundin und denke dabei,
    daß mir die Ansprache hinsichtlich der getroffenen Entscheidung doch recht
    schwer gefallen ist.
    Sie ist nunmehr beruhigt.
    Wir beschließen, noch etwas Boot zu fahren und ggf. weiter Wrackpositionen
    zu lokalisieren, damit wir in 5 Wochen hinreichend Spots haben.

    Die "Eperlan" mit Momo läuft aus _und_ das gelbe Siebenfünfziger mit der
    Tante - die mit Sonnenbrille deutlich besser aussieht als ohne (damals hatte
    mich die Paddi-Bude mal mitgenommen, ..damals vor 1,5 Jahren. Ich berichtete
    davon.) ... vollgestopft wie immer.

    Ich hätte Lust auf einen Überwasserschuß aus dem Hecktorpedorohr.
    .. Das gelbe Boot läuft aus der Zieloptik, aber es ist ja Waffenstillstand
    und die Befehle sind klar und deutlich!
    "Verdammt!" ..ich nehme meine Augen vom Okular.. "Der graue
    Atlantik-Anstrich statt Tauben-weiß hätte jetzt besser gepaßt, was
    Eins-WehOh?"
    "Ja Hää Kaleu, das wär` was, nich`? N` fetta Truppentransportaa, feinö
    Sachö!"
    "Ruhig... , I.WO, abwaat`n! Mal abwarten I.WO, was dieser Sommer so alles
    bringt." ..grinse ich ihn an... "Wir werden demnächst erstmal an der
    "Altmark" festmachen. Der alte Pott hat sich in der Schweiz internieren
    lassen, der hat den Bauch voll (günstigen) Treibstoff und die neuen Torpedos
    sind laut Hardegen auch schon eingetroffen."
    Der I.WO schreitet beruhigt von dannen. Daß die Jungs auch nicht abwarten
    können... die jungen Kerle die .. sehen aus wie Strolche mit ihren langen
    Bärten. `Wird Zeit daß wir nach Hause kommen, ich sehe auch nicht besser aus
    .. denke ich mir.

    Jetzt ist ein letztes mal Ablegen zur Wracksuche angesagt.
    "Vorleine los!"
    Meine Freundin wirft die Vorleine an Bord, "ist los!" kommt von ihr zurück
    .. wollen wir an Bord nix einreißen lassen, denke ich mir dabei.
    Achtern ist bereits los und die UBoot-Diesel rattern, das Boot nimmt Fahrt
    auf. Die Besatzung ist an Deck angetreten, die Marschkapelle spielt noch,
    lediglich die bild-hübsche junge Frau steht noch an der Pier und winkt.
    Immer das Gleiche mit den jungen franz. Mädels ...aus den Blumenläden...

    Wir wollen mal nach der "Prophete" sehen, ein 42m langer SchraubenDampfer
    und somit recht klein. Er wurde 1853 gebaut und ist 1860 am Cap Lardier,
    südöstlich davon abgesoffen. Er liegt auf freundlichen 34m und die
    Wrackreste sollen eine Höhe von 4-5m haben.
    Natürlich ist das gelbe Schlauchboot mit der Tante, die mit Sonnenbrille
    deutlich besser aussieht als ohne, in der Nähe - die Truppen Tauchen an
    einem flachen Plateau, wahrscheinlich Anfänger oder überzeugte Paddiisten.
    Es ist etwas Strömung, und ich möchte mich (trotz ebenfalls gehißter
    Alpha-Flagge) an die Abstandsregel halten. Ich kann jetzt und hier keine
    Suchmuster fahren. Es ist nicht kalkulierbar, einem abgetriebenen Taucher
    _nicht_ über die Birne zu sausen. Zudem muß "man" sich ja als deutsches Boot
    nicht unnütz unbeliebt machen. Wir lassen uns treiben...
    Sicher hätte ich auf ein anderes Wracks ausweichen können, Positionen habe
    ich auch hier genug und WrackSpots zu finden, an denen ich auch schon war,
    steht immerhin auf Platz zwo. Neue Wracks sind die Nummer eins!
    Aber was soll`s , ich erinnere mich immer wieder an das nette Restaurant mit
    dem netten Dauerangebot - nicht übertreiben; ..es ist noch eine lange
    Autofahrt angesagt.

    (...)
    Das gelbe Boot ist weg, die Diesel springen an und rattern.
    "Hör auf, wir haben keine ratternden Diesel, wir haben einen astreinen V6
    hinten dran, ruhiger gehts nun wirklich nicht!" ..meldet sich das Schicksal
    zu Wort.
    "Jaaa .. ist ja schon gut!" maule ich etwas zurück, fühle ich mich doch in
    meiner Phantasie coupiert.

    Das Gitternetzsuchmuster - wie immer. Alsbald ist ein Ausschlag zu
    verzeichnen. Aber, ob es der kleine Dampfer ist? Ich werde es in 5 Wochen
    bei ruhigem Wetter und einem Wiederholungs-TG wissen. Die Tiefe und die
    Kreuzpeilung hat zumindes exakt mit meinen Recherchen übereingestimmt.

    Auf der Fahrt zum Hafen, meine Freundin fährt mal wieder, rufe ich ihr zu:
    "Ich sehe an Stb. eine Fänder im Wasser treiben!" .. Sie möge hart Ruder
    legen.
    Wir wollen schauen, ob den einer Verloren hat oder ob vielleicht wat dran
    hängt. Wir habe Glück, und es hängt wat dran!
    "Sieht aus wie eine Markierungstonne; weiße Leine mit Knäul oder weiterem
    Schwimmer kurz unter der Wasseroberfläche." sage ich zu ihr beim Näher
    kommen.
    "Laß uns den Fishfinder wieder einschalten." sage ich zudem zu ihr. Hatte
    ich ihn doch ausgeschaltet, denn bei hohen Geschwindigkeiten tillt er eh.
    Schnell schaue ich mich um, die Gengend kommt mir bekannt vor; nicht weil
    sie unweit der "Togo" ist, sondern weiß ich, daß hier in der Nähe die
    "Espingole", ein Torpedoboot aus 1900 liegt und ich dort (hier) schon
    Tauchen war.
    Der Fishfinder spricht an, Tiefe stimmt, der Ausschlag ist eindeutig: Hier
    liegt die "Espingole", das muß ich nicht erst an Hand der Karte / Literatur
    bestätigt wissen.
    So habe ich nun auch diese Position per Zufall exakt in mein GPS speichern
    können.

    (...)
    Das Boot ist schnell (na ja, es ging so) verladen, alles
    schlag-/reib-/wackelfest verstaut.
    Der Zug setzt sich in Bewegung. Es ist 15 Uhr.

    Vor einigen Jahren hatte ich noch in den Rückspiegel meines alten Nissan
    geschaut und mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich in ihm ein kleines
    Schlauchboot für den Urlaub erblicken könnte... so hinter mir am Haken.
    Jetzt sehe ich ein freundliches, der Straßenunebenheit angepaßtes Nicken
    eines 1,1 Tonnen-Rib (leer); ich sehe gerademal das Unterwasserschiff vom
    Bug...


    *** ENDE ***


    (c) Rene Heese 2006


    Hinweis: Entwurf, nicht auf Rechtschreibung geprüft.
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!
  • LeodaVinci
    Landesfürst


    • 25.04.2005
    • 889
    • Raum Darmstadt, Hessen
    • ACE 250 und 150

    #2
    Danke...!!!
    Traue nur dem Fund, den Du selbst gefälscht hast...

    Kommentar

    • Bernd J.
      Anwärter

      • 19.08.2003
      • 17
      • Kreis Ahrweiler
      • keiner

      #3
      Prima Bericht

      und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel

      Kommentar

      • splash
        Ritter


        • 07.07.2004
        • 577
        • Bremen u. S-H
        • Augen, Haende

        #4
        Danke !
        ______________________________________
        Suche Fotos und Dokumente von folgenden Einheiten:
        PzJgErsKp 22, PzJgErsKp 58, GrenRgt 401, GrenRgt 435, GrenRgt 380, PzAbt 215, PzJgAbt 33, PzSchLehrKp Putlos

        Kommentar

        • erwin210360
          Ritter


          • 27.05.2005
          • 555
          • Schwäbisch Hall, BW

          #5
          Da haste ja was erlebt
          Gruss Erwin

          In jeder Minute, die du mit Ärger verbringst, verschwendest du 60 glückliche Sekunden deines Lebens.

          Kommentar

          • A4 Rakete
            Heerführer


            • 14.03.2005
            • 1432
            • NRW

            #6
            Klasse Bericht diverhans
            Einfach klasse.

            Und wie so oft bleibt der Humor zum Glück nicht auf der Strecke.

            Gruss A4 Rakete
            semper prorsum - numquam retrorsum

            Kommentar

            • diverhans
              Ridderkreuzträger &
              Ritter


              • 03.11.2005
              • 443
              • BW

              #7
              Moin!


              Sagen wir`s so; ich habe euch für`s Lesen/Interesse zu danken.

              Mal sehen, was in 4 Wochen dann so passiert. `Hoffe mal, daß ich büschen öfter in`s Wasser komme und nicht so viel "drum`rum" reden (schreiben) muß.

              Lg. , Rene
              ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

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