Irrfahrt
Teil 8:
Es sind zwei leichtere Boote; etwa vier Meter fünfzig lang und auf jedem Boot zwei Taucher. Ziemlich schnell nähern sie sich unserer Markierungsboje und stoppen beim Erreichen abrupt auf. Eine emsige Rödelei beginnt nun, verbunden mit einigen Bootsmanövern mittels Schraube; hin und wieder ein verstohlener Blick zu uns herüber … aber kein Wort.
„Hmm … keine guter Kinderstube … die Truppe.“ Sage ich halblaut zu meiner Freundin. „Die hätten ja wenigstens mal guten Tag sagen können.“ Fahre ich fort.
Ich stehe mitten im Boot – aufrecht - und beobachte nun das Treiben aufmerksam. Eine Frau erkenne ich, die anderen sind Männer.
„Nun guck dir das mal an! … Die schmeißen ihre Anker in genau unsere Leine! … Was – wenn wir da noch Leute unten hätten? Merken die`s noch?“ Stelle ich fassungslos fest. In meinem Kopf rattert es; soll ich die Taucher anrufen und mich als deutsches Boot zu erkennen geben und sie zusammenscheißen? Soll ich denen den Tauchgang verderben und uns auch? Ich weiß, dass wir keine Leute da unten haben und ich verzeihe es den Urlaubern, denn wer ist schon perfekt. Und … vielleicht merken sie`s ja noch.
„Ab! Wir gehen rein … bevor unser Tauchgang restlos im Arsch ist, weil die mit ihren Ankern unsere Leine raufholen und ich alles neu stecken muss – einschließlich der Ankermanöver fahren. Und wir auch nicht warten können bis die sich ausgeschissen haben – das Wetter für heute Nachmittag ist nicht optimal.“ Wende ich mich nun blicktechnisch ab und unserer Ausrüstung zu.
Wir schwimmen rücklings die vielleicht knapp 100 Meter lange Strecke zu unserer Boje, welche in etwa zwischen den jüngst geparkten Booten liegt. Dabei erkenne ich deutlich eine Art „Kennzeichen/Nummernschild“ wie an deutschen Kraftfahrzeugen – jeweils rechts und links auf einer Tafel angebracht und notiere es mir gedanklich. Die Gäste sind bereits abgetaucht.
Fast unten angekommen und meine Freundin hinter mir wissend, sehe ich unter uns die Gäste – zwei davon. Es sind die Frau und wohl ihr Freund. Sie hangeln sich an ihrer Leine entlang, die offensichtlich viel loser gesteckt ist als meine und was demzufolge auch erklärt, warum die beiden unter mir waagerecht dem Meeresgrund nahe, tauchen.
„Anfänger!“ Denke ich. „Das mit der 3fachen Wassertiefe beim Ankern haben `se wohl schon gehört, aber am Ankerseil abzutauchen – bei der Wassertiefe und nicht am Spot ankommen, ist wohl eine neue Erfahrung.“ Brubble ich recht lustig gesinnt in meinen Regler.
Ohne zu Erschrecken stelle ich nach einigen weiteren Schwimmzügen fest, dass sich meine Markierungsleine und die Ankerleine von eben diesem Pärchen kreuzen und winklig verlaufen. Ihre schwere Ankerleine liegt auf unserer – bergen sie ihren Anker, holen sie unsere Leine möglicherweise rauf.
Nun gut; es stellen sich zwei Möglichkeiten bezüglich meiner weiteren Tauchgangsgestaltung dar: Ich tauche mein Bleilot an, schnappe es mir, bringe es um den Weg des Winkels am Grund zurück, hebe es über ihre Leine und tauche mit ihm in der Hand zum Wrack. Und wenn ich es eingegraben habe, kann ich bereits am Seil wieder aufsteigen - denn die Grundzeit ist verstrichen und ich kräftemäßig am Ende. Oder; ich tauche das Bleilot an, bringe es noch einige Meter an das Wrack, grabe es ein und habe noch einige Minuten mit meiner Freundin um Fotos wenigstens vom Achterschiff zu machen.
Da das Taucherpärchen an der Kreuzung stutzt und diese auch noch „untersucht“ und uns in ihrem Nacken wahrnimmt – entscheide ich mich für Plan „B“, denn somit gehe ich davon aus, dass die Bergungsaktion einer Ankerleine und einer Markierungsleine mit Leichtigkeit an der Wasseroberfläche generalstabsmäßig von allen Beteiligten – sofern alle Betroffenen oben sind – besprochen und erfolgreich getätigt wird. Da man bekanntlich mit der Dummheit der anderen permanent rechnen sollte, werde ich die Gäste mal nicht wirklich aus den Augen lassen. Mein Bleilot ist ans Wrack gebracht, nun eingegraben und ich werde mich sicherheitshalber nicht sehr weit davon entfernen.
Die Gäste tauchen einmal von achtern beginnend - entlang dem Wrack, kehren auf der entgegen gesetzten Seite zurück und tauchen jeweils ihre zugehörige Ankerleine an.
Das ist das Stichwort für mich, nicht mehr zu posieren oder zu leuchten oder aus der Bildfläche zu sprinten oder meiner engagierten Freundin einfach nur freudig bei der Arbeit mit ihrer neuen Kamera zuzusehen. Ich lasse die Truppen nicht mehr aus den Augen!
Zu meinem Entsetzen sehe ich, wie unser Pärchen einen Hebesack an ihrem Anker befestigt ... und ... ihn anbläst! Sofort sprinte ich zu meiner Freundin. Ich ergreife ihre Schulter, drehe sie zu mir. Meine rechte Hand ist zu einer imaginären Pistole geformt und meine ausgestreckten Mittel- und Zeigefinger zeigen auf sie – dann auf mich und dann schüttle ich 2mal heftig in Richtung der Leine meinen Unterarm aus. Es ist das Zeichen: Tritt in die Flossen Kleines, sofort nach Hause!
Teil 8:
Es sind zwei leichtere Boote; etwa vier Meter fünfzig lang und auf jedem Boot zwei Taucher. Ziemlich schnell nähern sie sich unserer Markierungsboje und stoppen beim Erreichen abrupt auf. Eine emsige Rödelei beginnt nun, verbunden mit einigen Bootsmanövern mittels Schraube; hin und wieder ein verstohlener Blick zu uns herüber … aber kein Wort.
„Hmm … keine guter Kinderstube … die Truppe.“ Sage ich halblaut zu meiner Freundin. „Die hätten ja wenigstens mal guten Tag sagen können.“ Fahre ich fort.
Ich stehe mitten im Boot – aufrecht - und beobachte nun das Treiben aufmerksam. Eine Frau erkenne ich, die anderen sind Männer.
„Nun guck dir das mal an! … Die schmeißen ihre Anker in genau unsere Leine! … Was – wenn wir da noch Leute unten hätten? Merken die`s noch?“ Stelle ich fassungslos fest. In meinem Kopf rattert es; soll ich die Taucher anrufen und mich als deutsches Boot zu erkennen geben und sie zusammenscheißen? Soll ich denen den Tauchgang verderben und uns auch? Ich weiß, dass wir keine Leute da unten haben und ich verzeihe es den Urlaubern, denn wer ist schon perfekt. Und … vielleicht merken sie`s ja noch.
„Ab! Wir gehen rein … bevor unser Tauchgang restlos im Arsch ist, weil die mit ihren Ankern unsere Leine raufholen und ich alles neu stecken muss – einschließlich der Ankermanöver fahren. Und wir auch nicht warten können bis die sich ausgeschissen haben – das Wetter für heute Nachmittag ist nicht optimal.“ Wende ich mich nun blicktechnisch ab und unserer Ausrüstung zu.
Wir schwimmen rücklings die vielleicht knapp 100 Meter lange Strecke zu unserer Boje, welche in etwa zwischen den jüngst geparkten Booten liegt. Dabei erkenne ich deutlich eine Art „Kennzeichen/Nummernschild“ wie an deutschen Kraftfahrzeugen – jeweils rechts und links auf einer Tafel angebracht und notiere es mir gedanklich. Die Gäste sind bereits abgetaucht.
Fast unten angekommen und meine Freundin hinter mir wissend, sehe ich unter uns die Gäste – zwei davon. Es sind die Frau und wohl ihr Freund. Sie hangeln sich an ihrer Leine entlang, die offensichtlich viel loser gesteckt ist als meine und was demzufolge auch erklärt, warum die beiden unter mir waagerecht dem Meeresgrund nahe, tauchen.
„Anfänger!“ Denke ich. „Das mit der 3fachen Wassertiefe beim Ankern haben `se wohl schon gehört, aber am Ankerseil abzutauchen – bei der Wassertiefe und nicht am Spot ankommen, ist wohl eine neue Erfahrung.“ Brubble ich recht lustig gesinnt in meinen Regler.
Ohne zu Erschrecken stelle ich nach einigen weiteren Schwimmzügen fest, dass sich meine Markierungsleine und die Ankerleine von eben diesem Pärchen kreuzen und winklig verlaufen. Ihre schwere Ankerleine liegt auf unserer – bergen sie ihren Anker, holen sie unsere Leine möglicherweise rauf.
Nun gut; es stellen sich zwei Möglichkeiten bezüglich meiner weiteren Tauchgangsgestaltung dar: Ich tauche mein Bleilot an, schnappe es mir, bringe es um den Weg des Winkels am Grund zurück, hebe es über ihre Leine und tauche mit ihm in der Hand zum Wrack. Und wenn ich es eingegraben habe, kann ich bereits am Seil wieder aufsteigen - denn die Grundzeit ist verstrichen und ich kräftemäßig am Ende. Oder; ich tauche das Bleilot an, bringe es noch einige Meter an das Wrack, grabe es ein und habe noch einige Minuten mit meiner Freundin um Fotos wenigstens vom Achterschiff zu machen.
Da das Taucherpärchen an der Kreuzung stutzt und diese auch noch „untersucht“ und uns in ihrem Nacken wahrnimmt – entscheide ich mich für Plan „B“, denn somit gehe ich davon aus, dass die Bergungsaktion einer Ankerleine und einer Markierungsleine mit Leichtigkeit an der Wasseroberfläche generalstabsmäßig von allen Beteiligten – sofern alle Betroffenen oben sind – besprochen und erfolgreich getätigt wird. Da man bekanntlich mit der Dummheit der anderen permanent rechnen sollte, werde ich die Gäste mal nicht wirklich aus den Augen lassen. Mein Bleilot ist ans Wrack gebracht, nun eingegraben und ich werde mich sicherheitshalber nicht sehr weit davon entfernen.
Die Gäste tauchen einmal von achtern beginnend - entlang dem Wrack, kehren auf der entgegen gesetzten Seite zurück und tauchen jeweils ihre zugehörige Ankerleine an.
Das ist das Stichwort für mich, nicht mehr zu posieren oder zu leuchten oder aus der Bildfläche zu sprinten oder meiner engagierten Freundin einfach nur freudig bei der Arbeit mit ihrer neuen Kamera zuzusehen. Ich lasse die Truppen nicht mehr aus den Augen!
Zu meinem Entsetzen sehe ich, wie unser Pärchen einen Hebesack an ihrem Anker befestigt ... und ... ihn anbläst! Sofort sprinte ich zu meiner Freundin. Ich ergreife ihre Schulter, drehe sie zu mir. Meine rechte Hand ist zu einer imaginären Pistole geformt und meine ausgestreckten Mittel- und Zeigefinger zeigen auf sie – dann auf mich und dann schüttle ich 2mal heftig in Richtung der Leine meinen Unterarm aus. Es ist das Zeichen: Tritt in die Flossen Kleines, sofort nach Hause!
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