Gegen den Strom, Teil 2, Roman

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  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #1

    Gegen den Strom, Teil 2, Roman

    Die Zeitverschiebung macht uns nicht wirklich zu schaffen, doch stehen wir nicht am heutigen Dienstag zu früh auf. Es liegt, außer bei der Tauchbasis einchecken, nichts nennenswert Wichtiges an.
    Aus der Erfahrung heraus halten wir uns mit der Auswahl der Speisen sehr zurück; es gibt Ei, Brötchen, eingeschweißte Butter, Käse und sehr – sehr dünnen Kaffee. What else?
    Zu unserer Freude wird frisch gepresster Orangensaft angeboten – unverdünnt.
    Zurück aufs Zimmer und das Tauchgeprätze holen. Sicher ist die Basis durchgehend besetzt.
    Ein dünner, langer Kerl begrüßt uns und stellt sich mit Namen „Spannenlanger Hansel“ vor. Da mir das zu lang erscheinen will, darf ich ihn einfach Hansel nennen.
    Er käme aus Norderdeutschland sagt er nach meiner Aufforderung seine Herkunft Preis zu geben.
    Zwei nummerierte Plastikkisten holt er hervor. Nach kurzer Betrachtung verlange ich nach zwei weiteren dieser Art; mit der Begründung, wir hätte reichlich Geprätze mitgebracht und so kommen wir auf vier Kisten.
    Sogleich beginnt er mit der Baseneinweisung. Nach etwa 20 Minuten habe ich den Anfang schon wieder vergessen. Meine Freundin tröstet mich, sie hätte es behalten können.
    Gut sortiert ist der Laden; eben generalstabsmäßig durchdacht. Das Ein oder Andere erscheint mir etwas verschlimmbessert, doch in der Summe gibt es von mir die Note 1,2 der Stiftung Tauchbasentest in der Kategorie: Struktur.

    „Ä-Hähähähä!“ höre ich irgendwo, aber aus der Nähe.

    „Oh!“ denke ich laut „Da ist Miss No.“
    Und schon erblicke ich sie, mich im Umwenden inbegriffen, am Tresen.
    „Hi Novonne!“
    „Hi Rene!“ spricht sie und grinst breit – wie auf dem Foto der web site – von Ohr zu Ohr und bizarr entstellt.
    „Wer ist Rene? Ich bin diverhans … der(!) diverhans!“ Antworte ich großkotzig – als müsse mich jeder und der Rest der Welt kennen und verweise auf die Letter am T-Shirt.
    „Ä-Hähähähä!“
    „Okay-okay! Nenn` mich doch lieber Rene.“ Und dabei kratze ich mir mit beiden Händen und leicht verzerrtem Gesicht die Kopfhaut.
    „So, Spatzl. Dann hier mal im Plastikbüddel Weihnachten pur und von Herzen.“ Damit reiche ich die Wurst und das Brot über den Tresen.
    „Was bekommst du dafür?“
    „Ist ein Geschenk vom diverhans – autsch - sorry … von Rene.“
    Doch es ist bereits zu spät: „Ä-Hähähähä! …. Dankä-Ä-Hähähähä!“
    Dann verschwindet das Muttertier mit der Beute, wohl um die Bande zu füttern und ward nicht mehr gesehen.
    Doch Hansel nimmt sich unserer an: „So, dann die Einweisung in die Regeln…“
    „Wat denn nu noch?“ frage ich und bekomme von der Freundin in die Seite Geknufftes.
    Keine Antwort.
    Es dauert nicht lange und meine Freundin spürt, dass sich meine Fußnägel rollen, die Galle überläuft; denn ich kratze mir nun unentwegt die Birne und zappele unentwegt mit dem rechten Bein und beiße mir auf die Zunge dass Blut spritzt. Der zwei Meter zehn lange Kerl aus Norderdeutschland rattert den gleichen Unsinn runter. Er toppt die Sache in dem er vom Tauchcomputer-Zwang spricht - ohne diesen, kein Tauchgang. Zumindest erkenne ich, dass es wohl nicht seine reine Überzeugung ist – was er das spricht; sondern vielmehr die Leier der Obrigkeit. Das beruhigt mich ein wenig. Bezüglich Miss „No“ kann ich mich eines gegenteiligen Eindruckes nicht erwehren.
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!
  • diverhans
    Ridderkreuzträger &
    Ritter


    • 03.11.2005
    • 443
    • BW

    #2
    Und Miss „No“ ist gar nicht die Chefin; sie ist lediglich Büroleiter und mittlerweile vom Teichmeister zum Indruschdor aufgestiegen und hat immerhin schon 380 Tauchgänge und gibt Kurse – wie man es so machen sollte, Unterwasser. Das entnehme ich in Teilen der ausgehängten Tafel und in anderen Teilen ihrer Aussage. Denn sie hat sich nun dazu gesellt.
    „Geht das jetzt ernsthaft klar mit der Doppel 80 cuft?“
    „Hast du Schellen mit?“ Fragt Hansel.
    „Ja.“
    „Geht klar. Brauchst du eine Brücke?“
    „Gott bewahre! Wenn ich hinter`n Pfeiler Kacken müsste, wäre bereits eine Beschwerde an das Hotelmanagement unterwegs. Die Klo`s hier sind wirklich in einem sehr guten und sehr sauberen Zustand. Nein … „ wiederhole ich „ nein – keine Brücke und bitte auch keine Pfeiler.“
    „Um die Pfeiler wirst du nicht umhin kommen; der Bau hier ist noch nicht endgültig fertig.“
    „Ja-man, das habe ich bereits bemerkt. Also doch Pfeiler, aber bitte keine Brücke. Machen wir`s so … okay?“
    Ein erstes Grinsen stellt sich bei Hansel ein, Miss „No“ schweigt und scheint überfordert.

    Es werden die Preis dargelegt und ich nehme zur Kenntnis, dass ein(!) Strandtauchgang 20 Euronen kostet zuzüglich der etwa 3 Euronen Riffgebühr. Macht bei beispielsweise drei Strandtauchgängen am Tag in der Summe 63 Euronen pro Nase.
    Unsere Sachen würden zum Strand per Jeep gekarrt, unten am Strand seien dann Flaschen und hier noch eintragen und da noch unterschreiben, und ob wir auch ein Brevett hätten. Ich reiche meinen Teichmeister herüber mit den Worten: „Kannst notfalls behalten. Der ist mir nicht so wichtig. Den hier …“ und damit verweise ich auf mein Cemas 3 Sterne Brevett „bekommst du nicht in die Finger.“
    „Ist mir egal, ich wolle es eben nur mal sehen.“

    Hansel spricht von Tauchverboten wegen diesem und jenem. Ich schalte gedanklich ab und lasse ihn labern – denn mehr ist es in meinen Augen nun nicht mehr.
    Irgendwann ist es Gott sei Dank rum mit der Einweisung und meine liebe Freundin spricht vom Strandtauchen – von einem Checktauchgang eben jetzt und am Strand.
    „Bist du irre?“ Hinterfrage ich böse „Das sind bei nur einem Tauchgang auf höchstens 10 Meter Maximaltiefe, bei Baggersee ähnlicher Sicht – siehe Wetter, 46 Euronen aus der Urlaubskasse! Da lege ich doch gerne die Gebühr in Höhe von 16 Euronen für die Bootstagesausfahrt drauf und habe vielleicht wenigstens etwas davon!“
    „Oooch-büdde! Komm jetzt.“
    „Hmm … okay. Wer weiß wofür es gut ist.“ Schließe ich das Thema. Denn das Unterwassergehäuse für die Kamera sollte eh erstmal leer getestet werden, besinne ich mich nun.

    Und etwas später hat die Freundin den Trocki an und ich den Halbtrocki und beide watscheln wir unter den Blicken Schaulustiger in das Wasser. Natürlich habe ich die Bänderung und zusätzlich die kleine Blase für Monobetrieb mitgenommen und jetzt eine 15er Stahl-Kanne auf dem Rücken.
    Das Wasser ist hell und die Sichtweite beträgt hier nun einen glatten Meter und wir robben über Sandgrund. Ich erfreue mich daran, endlich im Roten Meer zu sein und kriege mich kaum ein – vor grenzenloser Begeisterung, da ist die Freundin bei mir am Wing am Zuppeln. Ihr Regler zieht ordentlich Wasser. Und da wir beide Oktopuss-System-Hasser sind, bleibt nichts anderes übrig, als aufzutauchen und zurückzukehren an den Strand zur Flaschenbude.
    ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

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    • diverhans
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      Ritter


      • 03.11.2005
      • 443
      • BW

      #3
      Bevor ich losstiefele, einen anderen Regler zu holen, rufe ich den beiden Boys zu: „Wenn das hia jetzt ein Tauchgang ist und der in etwa in zehn Minuten ein weiterer, reiße ich nicht nur euch den Kopf ab – dass das klar ist! Sonü Scheißää hia!“
      Ich bin sauer, genervt und die beiden dunkelhäutigen Boys schauen verdutzt drein und sich anschließend gegenseitig an. Verstanden haben sie mich wohl in wörtlicher Hinsicht nicht, doch grundsätzlich wohl schon.
      „Guck an, ein Deutscher ... Guten Tag!“
      Das Taucherpärchen auf der kleinen Terrasse der Flaschenbude habe ich übersehen. Der Mann spricht mich an und seine Parnerin lächelt mir zu.
      „Oh, guten Tag und sorry. Der Spruch eben galt sicher nicht euch.“
      „Das haben wir uns gedacht.“ Antwortet der Mann mit leichtem Kölscher Akzent und grinst.
      „Ja, läuft gerade nicht so gut. Ist auch egal.“ Antworte ich, und es entwickelt sich ein kleiner Smaltalk. Sie seinen Tauchlehrer und kommen aus der Nähe von Köln. Darauf erwidere ich: „Schön, dann werdet auch ihr mal gegängelt. Viel Spass.“
      „Ach, dass glaube ich nicht.“ Sagt der Mann darauf freundlich.
      „Sorry, meine Freundin wartet und wir wollen Tauchen gehen. Ich muss eben noch schnell einen Ersatzregler holen. Vielleicht sehen wir uns noch.“ Breche ich nun wieder im Gehen inbegriffen das Gespräch ab. Gegenseitig vorgestellt haben wir uns nicht.

      Meine Freundin taucht nun mit dem Schnorchel im Schnabel ab, statt mit dem Regler, und ist schon wieder außer Sicht. Ich tauche auf und frage nach; alles ist klar und endlich sind wir länger als nur Sekunden Unterwasser. Nach einigen vielen Minuten klart die Sicht auf; wir haben jetzt etwa 10 Meter Sicht und sogar ein Riff linker Hand, mit bunten Korallen und recht viel Fisch. Nach 45 Minuten tauchen wir aus dem 25°C warmen Wasser aus.
      Wir spülen unsere Ausrüstung, sitzen noch etwas auf dem Poolrand, dann Abendessen und noch einmal zurück zur Tauchbasis – auf die Bootsliste schauen. Ein Name kommt mir mehr als bekannt vor; verdammt – wer ist Manne N.?
      Schlafengehen.
      Meine Gedanken schweifen umher. Wir haben uns für morgen zur ersten Tagestour angemeldet. Wo es hin geht wird operativ entschieden.
      Die Fernbedienung wird von mir ergriffen und die Glotz eingeschaltet. Einer der wenigen und brauchbaren Fernsehsender ist Artur. Die Freundin schläft bereits; irgendwann auch ich. Das war nun der erste Tag und ich hatte mir doch so viel vorgenommen. Wenn das so weiter geht, werde ich erfolglos nach Hause kommen und zudem mit einer restlos leeren Brieftasche.
      ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

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      • diverhans
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        • 03.11.2005
        • 443
        • BW

        #4
        ***

        Frühstück, dann Ausfahrt mit Tagesdampfer.
        Ein langer Anmarsch bei sehr schwerer See und heftigen Winden! Wir sind 5 Gäste, die da wären: Manne und seine Frau Kati (wir haben uns zwischenzeitlich bekannt gemacht und festgestellt, dass wir uns aus der Nachrichtengruppe der Taucher kennen), ein Franzose und meine Freundin und ich. Das gefällt mir so – kein Rudeltauchen; muss nur noch der Guide mitspielen.
        Ein erster Versuch an einem Riff festzumachen schlägt fehl. Wir verholen zu einem in der Nähe befindlichen Riff und jetzt glückt das Manöver. Wir sind an „Kefir Wäst“ angekommen. Um 11 Uhr 11 Minuten versenken wir uns; schön - aber mit 20,1 Meter Tauchtiefe viel zu flach. Das Wasser hat hier immerhin noch 26°C.
        Der zweite Tauchgang findet am „Abu Gatawa – Sha`ab Jahrala“ statt. Und Abu Gatawa kommt mir sehr bekannt vor.
        Mein Verdacht bestätigt sich, wir tauchen zum Schlepper und meine Freude ist riesig! Endlich etwas für mich; flach aber ein neues Wrack. Neue Wracks werde langsam „selten“ für mich – habe ich doch nun schon in meiner Laufbahn nahezu einhundert verschiede davon betaucht, in meinem „näheren“ Umfeld. Zur „Andrea Doria“ bin ich noch nicht gekommen, die Schwester der „Titanic“ liegt mit 120 Metern für mich noch zu tief, die „Lustitania“ ist in Privatbesitz und auf die „Natal“ in der Ansteuerung von Marseille auf 135 Metern werde ich wohl noch einige Jahre warten müssen – zudem brauche ich dafür eine Mannschaft wegen der heiklen Lage mitten auf der Schifffahrtslinie. Na ja, ein paar habe ich noch in der Reserve; so auch den britischen Tanker „Turbo“ mit nahezu 5000 Bruttoregistertonnen Raumgehalt. Denn dieser liegt umweit von Lahachmich Bai – was seiner Zeit unter völliger Geheimhaltung gegenüber meiner Freundin für mich ein Grund war, überhaupt hier her zu fahren.
        „Rast Bananu“ ist nicht weit weg. Ich muss noch mal mit Miss „No“ sprechen. Wir hatten die Grobheiten bereits via Email besprochen und sie hatte mir eine geringe Chance eingeräumt. Ich muss sie dringend heute Abend noch einmal daraufhin ansprechen.

        Der Tanker ist auch als „Atlas“ bekannt. Doch hat Mr. Ned das verifiziert und in seinem Buch „Schlafende Schiffe“ (welches ich hiermit bezüglich einiger Angaben als Quelle benennen möchte) so angegeben.
        Der große Tanker ist nach „Lloyd`s Register of Shipping 1912/13“ Band I , in Sunderland, England, gebaut und 1912 vom Stapel gelaufen. Das Schiff war etwa 115 Meter lang und wurde am 20. August 1941 von einem Flugzeugtorpedo getroffen. Noch schwimmfähig traf die „Turbo“ am 21. August in Port Said ein, die Ladung von 7500 Tonnen Treibstoff wurde gelöscht. Es wurde beschlossen, sie nach Aden zu schleppen um dort Reparaturmaßnahmen durchzuführen oder das Schiff sogar abzubrechen. Am 24. August traf die „Turbo“ in Suez ein und wurde sechs Monate aufgelegt. Am 01. April 1942 wurde Suez mit dem Ziel Aden verlassen, geschleppt von der „Gladys Moller“ – derselben Reederei wie „Rosalie Moller“. Noch immer sich im Roten Meer befindend, zog ein Sturm auf. Die „Turbo“ zerbrach in zwei Teile, die Schleppleine wurde gekappt. Das Vorschiff soll etwas später versenkt worden sein, wegen einer möglichen Schifffahrtsgefahr und man nahm zu der Zeit an, dass das Achterschiff bereits untergegangen war.
        Und eben dieses Achterschiff wurde wohl um 1997 wieder gefunden. Es liegt in etwa 30 Metern Wassertiefe, direkt vor „Rast Bananu“. Und genau da will ich dringend hin. Das Achterschiff soll um 70 Meter lang sein und sich leicht nach Backbord geneigt auf dem Sandgrund darstellen. Laut Abbildung soll der achtere Mast noch stehen. Und was für mich viel wichtiger ist, diese Wrack wird wegen seiner exponierten Lage - im Sturm gepeitschten mittleren Roten Meer - kaum angefahren! Die Safariboote werden schon bei wenig Wind und Welle direkt auf das Riff gedrückt, da auch ein Ankern auf dem feinen Sandgrund wenig Aussicht auf Erfolg hat, ebenso wie ein Festmachen an Leinen bei nahezu permanent auflandigen Winden.
        ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

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        • diverhans
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          • 03.11.2005
          • 443
          • BW

          #5
          Aber jetzt mal eins nach dem anderen – ich bin am Schlepper und ich freue mich. Der Guide blinzelt mir zu; es hat sich wohl herum gesprochen, dass ein Freak an Bord ist.

          Dieser kleine Schlepper ist in seinerzeit einem meiner Lieblingsbücher „Wracktauchen im Roten Meer“ recht nett beschrieben und mit einigen bunten Bildern versehen worden. Der kleine Schlepper liegt von Null bis 18 Metern Tiefe an das Riff gelehnt. Auch Mr. Ned beschreibt in seinem Buch „Schlafende Schiffe“ dieses Wrack und so ist es für mich ein kleines aber lohnendes Ziel. Mal sehen, was sich in ca. 15 Jahren verändert hat.

          Wir müssen hart gegen die vorherrschende Strömung tauchtechnisch ankämpfen. Meine liebe Freundin stellt sich mit Trilaminat-Anzug und großer Fotoknipse nicht gerade hydrodynamisch ideal und grundsätzlich konditionell schwach dar. Ich bin mit Mono 15er bewaffnet und mache mir jetzt schon – auf dem Hinweg – Sorgen um den Luftverbrauch, da ich mich entschlossen habe, meine Freundin in Schlepp zu nehmen.
          Wir erreichen das Wrack – die anderen drei Tauchen ziehen ziemlich zügig weiter, doch wir sind am Ziel. Es ist nun weit und breit keiner zu sehen und ich verschwinde kopfüber durch das Maschinenoberlicht – dem sogenannten Skylight – in den Maschinenraum. Es ist hier drin auf der einen Art sehr eng, letztendlich für einen Schlepper aber doch groß bemessen. Wegen der Mono 15er auf dem Rücken bin ich gegenüber einem stattlichen Doppelpaket deutlich wendiger, und so dringe ich behutsam bis in die letzte Ritze des Maschinenraumes vor. Alles ist hier intakt; die Handräder sind vorhanden, die Sicht glasklar! Ich bin überwältigt von dieser Schönheit. Nur ganz vorsichtig bewege ich mich vorwärts – hangele mich Stück für Stück voran, in der Hoffnung, meine Freundin etwas später dazu zu bewegen, noch einmal mit mir in dieses Paradies einzutauchen und somit gelungene Fotos zu bekommen. Denn dazu ist auch eine weiterhin glasklare Sicht erforderlich. Ein sehr gutes Training. Ich tauche aus dem Maschinenraum aus und fordere meine Freundin auf mir zu folgen. Die Wellen sind hier im Flachen noch deutlich zu spüren und sie lehnt dankend ab; macht sie sich doch Sorgen um ihre Kamera. In dringe nun in den Aufbau ein und erforsche hier alles. Achtern sind sogar die Bullaugen intakt, eines lässt sich öffnen und schließen – pures Messing! Im vorderen Teil haben wegen der geringen Wassertiefe die Wellen ordentliche Arbeit geleistet; die Zerstörungen sind größer. Aber gänzlich durch die recht große Öffnung traut sich meine Freundin nicht. Sie wird von den Wellen wie ein Spielball geworfen. Sie steckt den Kopf hinein, drückt einige Male auf den Auslöser, aber verschwindet sogleich wieder in etwas tiefere Gefilde. Ich hingegen fühle mich hier wie zu Hause – die Wellen können einem Freak nicht viel anhaben.

          Der ganze Kahn wird von hinten bis vorne und von unten bis oben fotografiert. Die Backbordseite ist reichhaltig mit Korallen verschiedenster Arten bewachsen, die dunklere und eher einem Teil des Riffes zugewandte Steuerbordseite verhältnismäßig kahl. Da mich Bewuchs nicht sonderlich interessiert, halte ich mich eher rechtsseitig auf. Der Schornstein ist vergleichsweise mit den Fotos in der Literatur vor etwa 15 Jahren deutlich „kürzer“ geworden und das Dach des Aufbaus stärker bewachsen. Den langen Mast direkt vor dem Schornstein gibt es an der Stelle nicht mehr, er liegt Steuerbord auf dem Grund – ebenso Reste des Schornsteines. Ansonsten ist alles „wie früher“. Selbst das offen stehende Bullauge gibt es noch genau so. Loser Kram im Inneren ist deutlich weniger geworden. Zum theoretischen Mitnehmen – kleinere hübsche Gegenstände – habe ich rein gar nichts gefunden. Zugegeben, gegraben im Sediment habe ich nicht.
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          • diverhans
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            • 03.11.2005
            • 443
            • BW

            #6
            Der gute Ned beschreibt den hübschen Schlepper als „Tien Hsing“, ist sich seiner aber nicht sicher und darum gebe ich auch keine weiteren (technischen) Angaben weiter. Und in „Wracktauchen im Roten Meer“ steht technisch / geschichtlich rein gar nichts bis nichts Konkretes. Nur soviel sei gesagt; ich habe einen großen Kessel und eine Dampfmaschine gesehen und viel Messing…

            Nach exakt 60 Minuten und genau 18 Metern Tauchtiefe tauchen wir an unserem Boot auf. Ich habe noch etwa 12 bar in der Flasche, was meine Anstrengung Unterwasser bestätigen dürfte.
            Auf der Rückfahrt wird mir leicht übel, was auch ein Beweis für eine schwere See ist. Sonst bin ich eher nicht so weinerlich. Der Franzose hat seine nichttauchende Frau am Pool gelassen und sitz – die Beine über den Aufbau seewärts hängen lassend – breit grinsend vor Freunde und völliger Zufriedenheit in Lee. Kati steht wie immer – so ihre Aussage - direkt auf der Bugspitze, ihr Mann umarmt sie von hinten liebevoll…

            Abends - auf dem Zimmer angekommen – werden sofort die Bilder von der Kamera auf das Laptop überspiel und beide sind wir feurig gespannt auf die Ergebnisse. Teilweise brillante Fotos sollen es werden!


            Fortsetzung folgt …

            (c) Rene Heese 2008

            Rechtlicher Hinweis:

            Die Begebenheiten sind frei erfunden. Die geschilderten Tauchgänge sind lebensgefährlich und nicht zur Nachahmung empfohlen! Die Tauchgänge haben in der Realität niemals so stattgefunden. Es wurden keine Gegenstände aus Wracks geborgen. Bevor sie Tauchen gehen,
            machen sie einen geeigneten Tauchkurs bei einer anerkannten Tauchsportorganisation. Tauchen sie niemals alleine, sondern nur mit kompetentem(n) Tauchpartner(n) und einer geeigneten, technisch einwandfreien Tauchausrüstung! Wracktauchen ist eine Spezialdisziplin des Tauchens. Tauchen sie nicht in Wracks hinein, wenn sie dafür nicht ausgebildet sind
            und / oder über einen ausreichenden Erfahrungsschatz verfügen! Tauchen sie nicht tiefer als von führenden und anerkannten Tauchsportorganisationen für sicher erklärt ist. Tragen sie zum Umweltschutz und zur Erhaltung einer intakten Unterwasserwelt bei, indem sie Unterwasser nichts berühren oder gar töten. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
            ..man kann nicht alle Wracks dieser Welt betauchen, aber .. man kann`s versuchen!

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