Als der Beruf zum Familienname wurde

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  • schaumal571
    Ritter


    • 02.02.2004
    • 323
    • Baden Württemberg
    • MD 3010

    #16
    Komisch, nun kommt hier mal ein interessantes Thema und was passiert, lauter Postings die von Hilflosigkeit nur so schreien.

    MfG Bernd
    Nachsichtig Verachtung mit seelischer Heiterkeit zu verbinden, ist die beste Philosophie.

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    • Navis
      Banned
      • 19.09.2003
      • 2329
      • Franken
      • Augen und Nase

      #17
      Zitat von schaumal571
      Komisch, nun kommt hier mal ein interessantes Thema und was passiert, lauter Postings die von Hilflosigkeit nur so schreien.

      MfG Bernd
      Öööhm, was erwartest Du - genealogische Abhandlungen?

      Ich für meinen Teil habe die Beiträge von Mary mit einer Mischung aus gesteigertem Interesse und einem gerüttelt Mass an Amüsement gelesen. Letzteres, weil mir Namen von Bekannten und ihre den Artikeln folgende mögliche Herkunft in den Sinn kamen. Und jetzt?

      Nun kann ich allerdings eine gewisse Spannung hinsichtlich des Inhaltes Deines kompetent-profunden Beitrages zu dem Thema nicht verhehlen ...


      Grüsslich,

      Navis.
      ----


      Es gibt zwei Wörter, die einem im Leben viele Türen öffnen werden: "ziehen" und "drücken".

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      • Mary
        Heerführer

        • 06.04.2003
        • 2158
        • Sachsen Anhalt/Thüringen
        • Goldmaxpower,Whites 6000Pro XL

        #18
        Hallöchen
        Und es geht weiter in der Namensforschung,heute geht es um den Namen Meier.
        Mensch, Meier!
        WELT-Serie zur Namenforschung: Wie ein lateinisches Wort zum deutschen Namen schlechthin wurde
        von Hans Markus Thomsen

        Berlin - Er ist gar nicht der häufigste Name. Alle seine Varianten zusammen (Meyer, Meier, Maier, Mayer, Mayr, Mair - dazu noch Major, Maiherr und die Genitivformen Meyers, Mayers, Meyern, Mayern) schaffen nur den dritten Platz - nach den Berufsnamen Müller und Schmidt. Doch kein anderer gilt so sehr als der deutsche Name schlechthin, kein anderer ist so sprichwörtlich geworden: "Keine Feier ohne Meier!" oder "... dann will ich Meyer heißen!" sind zwei Beispiele. Kein anderer Name spiegelt die soziale und wirtschaftliche Struktur der ländlichen Bevölkerung in Deutschland so anschaulich wieder - bis zu der Zeit, als unsere Familiennamen entstanden.


        Karl der Große hatte 812 im Capitulare de villis, einer königlichen Verordnung über die Landgüter, die Grundherrschaft geordnet. Grundherren waren danach der König, die Kirche und freie weltliche Herren. Diese sehr einfache Ordnung des Grundbesitzes geriet aber in den nächsten Jahrhunderten mehr und mehr aus den Fugen: Klöster und kirchliche Stiftungen vermehrten ihren Besitz durch Schenkungen, weltliche Herren erhielten weiteren Grundbesitz als Entgelt für Dienstleistungen in mancherlei Ämtern oder erwarben Grund und Boden dazu.


        Der hinzugekommene Grundbesitz grenzte in den seltensten Fällen an das eigene Gut, sondern lag da und dort verstreut. Es entstand eine Art Flickenteppich, das, was man Streubesitz nennt. Der vom Hauptgut oft weit entfernte Besitz war vom Grundherren nicht mehr selbst zu bewirtschaften. Er setzte auf diesen "Villikationen" oder Fronhöfen "Meier" ein, die das mit Hilfe der hand- und spannpflichtigen Hörigen für ihn taten.


        "Meier" wirtschafteten aber auch auf dem Hauptsitz der Grundherren, wenn diese den Herrscher auf seinen Kriegszügen begleiteten oder als Ministeriale am Hof Dienst taten - oder weil sich die Grundherren diese Aufgabe selbst nicht zutrauten: "Wenn man den Edelmann macht zum Meier, dann kriegt der Herr weder Hühner noch Eier." Der Name Meier entstand aus dem lateinischen Wort maior, dem Komparativ von magnus = groß, also "der größere, der höhere", und bezeichnet einen mit hoher Weisungsautorität ausgestatteten Verwalter. Der französische "maire" und der englische "mayor" (Bürgermeister) haben denselben Ursprung.


        Die Position des Meiers war sehr gesucht, denn sie war einträglich und genoss hohes Ansehen. Der Meier leitete als Landwirt den Betrieb für seinen Grundherrn, zog als eine Art Rentmeister die Abgaben der Hörigen ein und lieferte sie an den Grundherrn ab. Und er führte als Vertreter des Grundherrn den Vorsitz im Hofgericht der Meierei, das für alle zivilen Rechtsfälle zuständig war. Er war also auch Richter und Amtmann.


        Nach und nach wurden diese Meier ihren Grundherren zu mächtig und selbstherrlich und deshalb unbequem. Wann immer es möglich war, hoben sie die Verträge mit ihnen auf oder besetzten frei werdende Stellen nicht neu. Sie zerstückelten die großen Haupthöfe in kleinere Einheiten und vergaben sie an Pächter, die nun auch Meier genannt wurden. Diese neu entstandenen Pachthöfe mussten so leistungsfähig sein, dass sie eine Bauernfamilie und ihr Gesinde ernähren konnten und noch eine Rendite für den Grundherren abwarfen.


        Daraus entwickelte sich das "Meierrecht" mit befristet oder lebenslänglich abgeschlossenen Verträgen, immer aber mit dem Recht beiderseitiger Kündigung. Es entstanden feste Rechtsbegriffe: Der Pächter wurde mit einem Hof "bemeiert" und bekam einen "Meierbrief". Die Allmende, das Gemeindeland, wurde zur "Vermeierung" ausgeschrieben und an den Meistbietenden vergeben. Bei schlechtem Wirtschaften konnte der Pächter "abgemeiert", das heißt, gekündigt und "ausgetrieben" werden.
        Quelle:Welt.de v.24.3.2004
        Gruss und Gut Fund Mary
        "Vive Dieu,Saint Amour!"

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        • Mary
          Heerführer

          • 06.04.2003
          • 2158
          • Sachsen Anhalt/Thüringen
          • Goldmaxpower,Whites 6000Pro XL

          #19
          Hallöchen
          Fortsetzung:
          Mensch, Meier! (2)

          Das neue System hatte aber zur Folge, dass die Hörigen ihr bisschen Land, das sie in Erbpacht besaßen, verloren. Dafür wurden sie aber aus der Hörigkeit entlassen, erhielten also ihre volle persönliche Freiheit und oft noch ein Handgeld dazu. Einige übernahmen als Voll- oder Freimeier einen der neuen Pachthöfe, viele blieben (landlos) als Halbmeier oder Klein(e)meier auf ihren Katenstellen sitzen und suchten sich ein Auskommen als Handwerker oder Kleinhändler. Die meisten aber wanderten ab in die aufblühenden Städte.


          Diese Entwicklung fand statt im 13. und 14. Jahrhundert, in der Zeit, als unsere Familiennamen entstanden. Da Familiennamen in den seltensten Fällen selbst gewählt, sondern im sozialen Umfeld gegeben (angehängt) wurden, hießen nun die in die Stadt gekommenen Landlosen einfach Meier. Die auf dem Lande gebliebenen wurden, nach der Lage ihrer Kate oder ihres winzigen Besitzes, nach ihrer handwerklichen Tätigkeit oder einem kennzeichnenden persönlichen Merkmal, Meier mit einem sie unterscheidenden Zusatz genannt: Ober- und Niedermeier, Kohlmeyer, Wickenmeyer, Ziegenmeyer und so weiter - von Abtmeyer bis Zuckmayer. Der Freiburger Namenforscher Konrad Kunze hat 7161 Zusammensetzungen gezählt.


          Die vom Volksmund dazu erfundenen Angstmeier, Biedermeier, Heulmeier, Kraftmeier, Quasselmeier, Schlaumeier, Vereinsmeier und so weiter nicht mitgerechnet.
          Am kommenden Freitag lesen Sie: Müller - warum er unersetzlich und doch ehrlos war
          Quelle:Welt.de
          Gruss und Gut Fund Mary
          "Vive Dieu,Saint Amour!"

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          • Mary
            Heerführer

            • 06.04.2003
            • 2158
            • Sachsen Anhalt/Thüringen
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            #20
            Hallöchen
            Schade nur,dass manche Personennamen,Ortsnamen und auch Flussnamen nach hunderten von Jahren so verstümmelt und bis zur Unkenntlichkeit verändert worden sind.Das liegt aber evtl. daran,dass viele Generationen und Mundarten ihr übriges getan haben.
            Gruss und Gut Fund Mary
            "Vive Dieu,Saint Amour!"

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            • Hajo
              Heerführer

              • 29.09.2003
              • 3112
              • NRW
              • C-Scope 1220 B

              #21
              ...siehste!!..
              dann würden wir alle die gleiche Sprache sprechen!
              Stand wohl mal irgendwo imBuch der Bücher....
              Gruß
              Uli
              Wenn ich nur darf,wenn ich soll,aber nie kann wenn ich will,dann mag ich auch nicht,wenn ich muß....

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              • schaumal571
                Ritter


                • 02.02.2004
                • 323
                • Baden Württemberg
                • MD 3010

                #22
                @ Mary

                Soviel ich weiss haben alle Namen (Flussnamen, Ortsnamen, sowie Nachnamen) im Indoeuropäischen Raum einen Baskischen (Sprachlichen) Ursprung.

                Diese Namen wiederum wurden im laufe der Jahre (Hunderte) sowohl Sprachlich als auch Verkürzt wieder gegeben.

                MfG
                Bernd
                Nachsichtig Verachtung mit seelischer Heiterkeit zu verbinden, ist die beste Philosophie.

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                • Mary
                  Heerführer

                  • 06.04.2003
                  • 2158
                  • Sachsen Anhalt/Thüringen
                  • Goldmaxpower,Whites 6000Pro XL

                  #23
                  Hallöchen Bernd
                  Danke für Deine Information.Man lernt halt immer was dazu.
                  Gruss und Gut Fund Mary
                  "Vive Dieu,Saint Amour!"

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                  • schaumal571
                    Ritter


                    • 02.02.2004
                    • 323
                    • Baden Württemberg
                    • MD 3010

                    #24
                    @Mary

                    Wenn Dich das Thema wirklich interessiert, kann ich Dir nur empfehlen doch mal in den einschlägigen Suchmaschinen unter dem Begriff ONOMATOLOGIE nach zu sehen. Du wirst staunen, glaub mir

                    Ich kam übrigens zu diesem Bereich als ich mich für die Römer interessierte und nach Ortsnamen suchte, die ich in unseren heutigen Karten nicht fand.

                    Desweiteren hat mich dann mein Nachname neugierig gemacht, bis zum heutigen Tag habe ich schon 5 Erklärungen die aber alle Unterschiedlich sind.

                    MfG
                    Bernd
                    Nachsichtig Verachtung mit seelischer Heiterkeit zu verbinden, ist die beste Philosophie.

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                    • Sorgnix
                      Admin

                      • 30.05.2000
                      • 25928
                      • Pöhlde - (=> Süd-Nds.)
                      • Große Nase, Augen, Ohren, Merlin, Whites XLT, Tesoro, Nokta Impact, Rutus, Minelab XTerra, OGF-L, UW 720C, Mariscope Spy, Chasing M2 Pro ...

                      #25
                      ... die Verstümmelung von Namen ...

                      ... ist doch wohl aber auch ein Ausdruck von "Kultur" ...
                      Sprich: Der Entwicklung von Sprachen.


                      Sonst gäbe es doch nicht das Gegenstück der "klaren und eindeutigen Bezeichnungen" der "kulturlosen" Amerikaner ...

                      ... womit jetzt ALLE binnen der letzten 500 Jahre dorthin emigrierten Nichtureinwohner gemeint sind ...
                      (nicht, das mir hier jetzt wieder einer ne Anti-Ami-Diskussion anfängt ... )


                      Dort sind halt aufgrund der sprachlichen Armut (??), hervorgerufen aus der Notwendigkeit, sich einen gemeinsamen Sprachschatz aus dem zusammengewürfelten Sprachengewirr zu bilden so einige für uns "einfache" Bezeichnungen entstanden ...

                      - Three Miles Island
                      ... haben wir hier ne "3-Kilometer-Insel"?
                      Heute wohl nicht mehr ...

                      - Long Island
                      ... oder ne "Lange Insel"?
                      So direkt nicht mehr. Aber Langeoog hat wohl ähnliche Wurzeln ...

                      - Rio Grande
                      ... oder nen "Großen Fluß"?
                      Man würde sich leicht verirren, wenn Elbe, Rhein, Donau etc. alle "Großer Fluß" hießen ...

                      ... hat man aber dort aber Bezeichnungen aus der Umgangssprache der Ureinwohner (Indianer, Eskimos, ...) übernommen, so ist´s mit den verwischten Wurzeln wohl genauso wie hier ...
                      Mississippi wäre ja so ein Kandidat ...

                      Und die Zeit (oder das babylonische Sprachgewirr) wird z.B. Dinge wie "Long Island" wohl auch in nicht mehr so eindeutig identifizierbare Begriffe verwandeln ...


                      Dank an Mary für diesen Anschub!
                      Jörg
                      Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
                      zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

                      (Heiner Geißler)

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                      • schaumal571
                        Ritter


                        • 02.02.2004
                        • 323
                        • Baden Württemberg
                        • MD 3010

                        #26
                        @Jörg

                        Kann Dir in allen Punkten nur zustimmen, brilliant Formuliert

                        Nichts desto trotz, ein hoch interessantes Thema, das eigentlich viel zu wenig Beachtung findet

                        MfG
                        Bernd
                        Nachsichtig Verachtung mit seelischer Heiterkeit zu verbinden, ist die beste Philosophie.

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                        • GammaRayBrst
                          Ritter

                          • 18.12.2002
                          • 593
                          • Absurdistan

                          #27
                          Der Leipziger Wissenschaftler Jürgen Udolph, "Herr der Namen", ergründet unermüdlich die familiären Wurzeln von SPIEGEL-ONLINE-Lesern. Seine Sprechstunde ist ziemlich international: Lesermails kamen zum Beispiel aus Kanada und Kalifornien, die Spurensuche führte den Professor für Namenforschung quer durch Osteuropa.


                          Dieser Mann ist auch spitze.

                          @sorgnix mit zwei e´s

                          three miles sind aber keine drei Kilometer

                          kenne leider die geographischen Gegebenheiten dort auch nicht.

                          GRB

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