Das ehemalige Betriebsgelände der Anlage mit dem Decknamen "Weser" habe ich bereits einige Male besucht, und dort einige Kilometer "gerissen", was bei den Dimensionen dieser Anlage nicht schwierig ist. Auch Kollege Kimba war beim vorletzten Mal mit vor Ort. Am letzten Wochenende konnte ich (ausserplanmäßig) wieder ein paar Stunden in der Anlage verbringen, jedoch erschwert das einsetzende Pflanzenwachstum das Auffinden der Anlagenreste erheblich und die Zecken werden auch lästig. Auf jeden Fall war das sicherlich nicht der letzte Besuch .....
Hier im Forum wurde die Anlage öfters mal kurz angesprochen.
Grobe Beschreibung:
Im Auftrag des Oberkommando des Heeres (OKH) wurde die Pulverfabrik "Anlage Weser" errichtet und von der EIBIA GmbH betrieben. Das Produktionsziel sollte 950 Monatstonnen Pulver betragen, wurde aber auf 450 Tonnen herunter gefahren. Der Betreiber "EIBIA GmbH für chemische Produkte" war eine Tochtergesellschaft der Walsroder Firma "Wolff & Co".
Auf einem Gelände von 385 ha wurden:
-273 Gebäude
-17 km Strassenanlagen
-21,5 km Gleisanlagen
-2 Kohlekraftwerke je 7500 kVA Leistung (1 wurde nur gebaut)
-2 Wasserwerke
-41 Tiefbrunnen
aufgebaut.
Folgende Produkte wurden hergestellt:
-NC (Nitrocellulose)
-rauchloses Pulver
-hochporöses Pulver/Salzpulver
-Weißkreuz-Kampfstoffe (A-Pulver, NC + Cloracetophenon)
-Blaukreuz-Kampfstoffe (A-Pulver, NC + Azin)
Im Durchschnitt wurden in der Anlage "Weser" ca. 1200-1800 Menschen beschäftigt
Aufbau, Tarnung, Sicherheit:
Die Tarnung des Werkes war oberstes Gebot: Das Werk wurde in einem Waldgebiet errichtet; es wurden so wenig Bäume wie möglich entfernt. Eine enge Bebauung des Geländes wurde vermieden. Die Gebäude wurden in einer Stahlbeton-Skelett-Bauweise erstellt. Die Zwischenräume der Stahlbetonsäulen wurden mit Ziegelwänden vermauert. Diese Wände waren praktisch die "Sollbruchstellen" der Gebäude; bei einer Explosion (Im inneren des Gebäudes oder ausserhalb durch Betriebsunfälle) wurden die Ziegelwände einfach "weggeblasen", und der Gebäude-Rohbau stand weiterhin und konnte schnell repariert werden. Die Dächer der Gebäude bestanden aus Betondecken, die die Aussenwände um ca. 1,50m überragten. Diese wurden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Andere Gebäude, in denen kritische Produktionsprozesse stattfanden, wurden zusätzlich mit Gebäudehohen Erdwällen umgeben. Ausserdem achtete man darauf, eine geradlinige Strassenführung zu vermeiden. Die Schornsteine des Kraftwerkes wurden mittels Abgaskanäle in einiger Entfernung errichtet, und waren aus Tarnungsgründen einklappbar. Viele Gebäude wurden mit 2 Zufahrten versehen, um zu vermeiden, das sich 2 Fahrzeuge begegneten und dann ein Ausweichmanöver durchführen mussten. Auf dem Gelände wurden nur Fahrzeuge mit Elektroantrieb eingesetzt.
Nach dem Krieg:
Die Engländer fanden das Werk fast unbeschädigt vor; lediglich Plünderungen haben statt gefunden. 1946 wurden Pulverreste vernichtet. Anschliessend wurden die Produktionsanlagen und -Geräte demontiert und an die Siegermächte verschickt. Bis auf 39 wurden alle Gebäude gesprengt. Die Demontagearbeiten gestalteten sich als sehr gefährlich; Nach Kriegsende wurde die Fabrik schlagartig verlassen, ohne die laufenden Produktionsprozesse abzuschliessen. So befanden sich in allen Produktionsanlagen und Rohrleitungen immer noch gefährliche Rückstände.
Verwendete Quellen:
(1)Geheime Reichssache EIBIA / Helge MAtthiesen / Walsroder Zeitung
(2)Nur keine schlafenden Hunde wecken... / Wettbewerbsbeitrag zum Schülerwettbewerb "Deutsche Geschichte"
Die Gebäudebezeichnungen wurden einem Werksplan entnommen, der leider teilweise sehr unleserlich war. Daher besteht die Möglichkeit von Abweichungen. Ausserdem wurden während der Begehungen auch immer wieder Gebäudereste entdeckt, die nicht im Werksplan eingezeichnet waren. Das Gelände ist sehr unübersichtlich, und die Begehungen haben sich bis jetzt auf den westlichen Teil der Anlage beschränkt. Der östliche Teil wird aber sicherlich auch noch "exploriert"....
Hier im Forum wurde die Anlage öfters mal kurz angesprochen.
Grobe Beschreibung:
Im Auftrag des Oberkommando des Heeres (OKH) wurde die Pulverfabrik "Anlage Weser" errichtet und von der EIBIA GmbH betrieben. Das Produktionsziel sollte 950 Monatstonnen Pulver betragen, wurde aber auf 450 Tonnen herunter gefahren. Der Betreiber "EIBIA GmbH für chemische Produkte" war eine Tochtergesellschaft der Walsroder Firma "Wolff & Co".
Auf einem Gelände von 385 ha wurden:
-273 Gebäude
-17 km Strassenanlagen
-21,5 km Gleisanlagen
-2 Kohlekraftwerke je 7500 kVA Leistung (1 wurde nur gebaut)
-2 Wasserwerke
-41 Tiefbrunnen
aufgebaut.
Folgende Produkte wurden hergestellt:
-NC (Nitrocellulose)
-rauchloses Pulver
-hochporöses Pulver/Salzpulver
-Weißkreuz-Kampfstoffe (A-Pulver, NC + Cloracetophenon)
-Blaukreuz-Kampfstoffe (A-Pulver, NC + Azin)
Im Durchschnitt wurden in der Anlage "Weser" ca. 1200-1800 Menschen beschäftigt
Aufbau, Tarnung, Sicherheit:
Die Tarnung des Werkes war oberstes Gebot: Das Werk wurde in einem Waldgebiet errichtet; es wurden so wenig Bäume wie möglich entfernt. Eine enge Bebauung des Geländes wurde vermieden. Die Gebäude wurden in einer Stahlbeton-Skelett-Bauweise erstellt. Die Zwischenräume der Stahlbetonsäulen wurden mit Ziegelwänden vermauert. Diese Wände waren praktisch die "Sollbruchstellen" der Gebäude; bei einer Explosion (Im inneren des Gebäudes oder ausserhalb durch Betriebsunfälle) wurden die Ziegelwände einfach "weggeblasen", und der Gebäude-Rohbau stand weiterhin und konnte schnell repariert werden. Die Dächer der Gebäude bestanden aus Betondecken, die die Aussenwände um ca. 1,50m überragten. Diese wurden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Andere Gebäude, in denen kritische Produktionsprozesse stattfanden, wurden zusätzlich mit Gebäudehohen Erdwällen umgeben. Ausserdem achtete man darauf, eine geradlinige Strassenführung zu vermeiden. Die Schornsteine des Kraftwerkes wurden mittels Abgaskanäle in einiger Entfernung errichtet, und waren aus Tarnungsgründen einklappbar. Viele Gebäude wurden mit 2 Zufahrten versehen, um zu vermeiden, das sich 2 Fahrzeuge begegneten und dann ein Ausweichmanöver durchführen mussten. Auf dem Gelände wurden nur Fahrzeuge mit Elektroantrieb eingesetzt.
Nach dem Krieg:
Die Engländer fanden das Werk fast unbeschädigt vor; lediglich Plünderungen haben statt gefunden. 1946 wurden Pulverreste vernichtet. Anschliessend wurden die Produktionsanlagen und -Geräte demontiert und an die Siegermächte verschickt. Bis auf 39 wurden alle Gebäude gesprengt. Die Demontagearbeiten gestalteten sich als sehr gefährlich; Nach Kriegsende wurde die Fabrik schlagartig verlassen, ohne die laufenden Produktionsprozesse abzuschliessen. So befanden sich in allen Produktionsanlagen und Rohrleitungen immer noch gefährliche Rückstände.
Verwendete Quellen:
(1)Geheime Reichssache EIBIA / Helge MAtthiesen / Walsroder Zeitung
(2)Nur keine schlafenden Hunde wecken... / Wettbewerbsbeitrag zum Schülerwettbewerb "Deutsche Geschichte"
Die Gebäudebezeichnungen wurden einem Werksplan entnommen, der leider teilweise sehr unleserlich war. Daher besteht die Möglichkeit von Abweichungen. Ausserdem wurden während der Begehungen auch immer wieder Gebäudereste entdeckt, die nicht im Werksplan eingezeichnet waren. Das Gelände ist sehr unübersichtlich, und die Begehungen haben sich bis jetzt auf den westlichen Teil der Anlage beschränkt. Der östliche Teil wird aber sicherlich auch noch "exploriert"....
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