Zeitzeugen. Haben Euch Eure Großväter vom Krieg erzählt?

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • aquila
    Heerführer


    • 20.06.2007
    • 4522
    • Büttenwarder

    #16
    Ich denke, dass für die meisten Soldaten, die im Kampf standen ein Trauma fürs Leben zurück blieb. Seltsam aktuell wieder, in diesen Tagen, nicht wahr?

    Mein Opa ist im Alter von 40 Jahren anlässlich des Barbarossa-Feldzuges eingezogen worden. Er kam zur Luftwaffe und dort in eine Nachrichteneinheit. Hört sich erstmal nicht so schlimm an. Sie lagen in der Nähe eines Feldflugplatzes vor Stalingrad. Mein Opa war von Beruf Bäcker und somit für die Feldküche verantwortlich. Klingt nach einem guten Job.

    Eines Tages kam ein Fleischer in die Truppe, das war schon zu einer Zeit, als die sowjetischen Truppen den Ring um die deutschen Stellungen immer enger zogen und auch die Nachrichteneinheit unter Artilleriebeschuss geriet. Der Fleischer wollte meines Opas Job und es gelang ihm auch, seinen Kompaniechef zu überzeugen. Mein Opa musste in den Graben, die Front war plözlich sehr nahe gerückt. Er hätte immer nur in die Luft geschossen, erzählte mein Opa. Ich kann das nicht so recht glauben, weiss auch nicht ob ich so gehandelt hätte. Und ich bin froh, dass nie herausfinden zu müssen.

    Jedenfalls traf eine Granate die Feldküche. Der Fleischer war tot und mein Opa konnte wieder zurück in die "Etappe". Er erhielt den Befehl Mehl und Konserven zu holen und fuhr mit seinem LKW los. Ihm entgegen rollten die sowjetischen Panzer; niemand kümmerte sich um ihn. Zu dieser Stunde wurde Stalingrader Kessel geschlossen. Mein Opa hat überlebt. Von seinen Kameraden hat er nie wieder etwas gehört.

    Aber auch an der sogenannten Heimatfront war die Lage desolat. Diphterie war ein allgegenwärtiges Schreckenswort und auch meine Tante, die ich also nie kennenlernen dufte starb als Mädchen an dieser Krankheit.
    Meine Oma hatte bis zu ihrem Lebensende Gewissensbisse, weil sie der Nachbarsfamilie, die mit gepackten Koffer scheinbar in den Urlaub fuhr, eine gute Reise wünschte. Es waren Juden, und wohin sie fuhren, erfuhr sie erst nach dem Krieg. Sie konnte es nicht wieder gut machen.

    Was mit den jüdischen Bürgern geschah, konnte sicher von der Masse nicht erkannt werden. Das es aber KZ´s und Zwangsarbeit gab, war offenkundig. Mein Vater, damal freilich noch ein Junge, erinnert sich an die Kolonnen ausgemergelter Gestalten. Aber alle haben weggeschaut. Darüber wurde nicht gesprochen.



    LG Aquila
    Ich sehe verwirrte Menschen.

    Kommentar

    • Mr.T
      Heerführer


      • 15.02.2007
      • 2653
      • Holzkirchen-Bayern
      • Teknetics Omega 8000 - Fisher F4 - Garrett Pro-Pointer

      #17
      Mein Vater (damals 6) mußte seinerzeit als Kind mit meinen zwei Tanten (damals 9 und 12 Jahre alt) und meiner Oma vor der heranrückenden Sowjetarmee aus dem Raum Breslau flüchten. Obwohl mein Vater damals noch sehr klein war kann er sich an viele Sachen noch heute gut erinnern. Besonders die Bombardierungen Breslaus und mehrere hart umkämpfte Fluchtpunkte sind meinem Vater in Erinnerung geblieben. Am Abend war noch die Wehrmacht im Ort, am Morgen dann die Sowjets und über Nacht dann wieder die Deutschen.
      Selbst den Klang der Stalinorgeln hat mein Vater immer noch im Ohr.
      Wovon mein Vater auch immer erzählt ist, daß die Russen bei den Kindern scheinbar recht beliebt waren weil die immer was zum Essen hatten und sei es nur ein Stück Brot. Meine Oma väterlicherseits hat nie über den Krieg erzählt aber die Erlebnisse auf der Flucht müssen verheerend gewesen sein. Schließlich sind dann alle körperlich wohlbehalten über Rostock und einige andere Stationen nach einer turbulenten Flucht im süddeutschen Raum gelandet.

      Mit meinem Opa konnte ich leider nicht mehr über das Thema sprechen, weil er bereits gestorben ist als ich noch recht klein war.
      Aber durch meine Oma habe ich alle Orden und auch recht viele Fotos und Dokumente erhalten und so kann man nachvollziehen, daß mein Opa bei der Kavallerie zuerst in Frankreich und dann in Russland im Einsatz war.
      Zuletzt geändert von Mr.T; 16.02.2009, 08:31.
      Grüße aus Holzkirchen
      Mr.T



      Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.
      Albert Einstein

      Kommentar

      • wolfi
        Heerführer


        • 02.01.2006
        • 2054
        • bayern

        #18
        Ich hbae mien Großväter auch nicht mehr kennengelernt.Der eine kam nicht mehr aus der Sowjetunion zurück,sprich war gefallen.Der andere starb in den 60zigern an Herzinfarkt.

        Ich weiß nur von meiner Mutter das er im Zuge der "Entnazifizierung" von den Amerikanern interniert und wohl zu mehreren Jahren verurteilt wurde.1948 ist er aus dem Internierungslager Darmstadt geflohen.Im gleichen Jahr,und aus dem gleichen Lager, floh auch der ehemalige Gauleiter von Tirol Franz Hofer.Nachdem sich die beiden gekannt haben,vermute ich daß sie zusammen abgehauen sind.

        Ich hab auch noch ein paar Bilder,die meinen Großvater bei der Eröffnung eines NSV-Heimes zeigen.

        Kommentar

        • Crysagon
          Moderator

          • 21.06.2005
          • 5669
          • "Throtmanni" So fast as Düörpm

          #19
          Mein Großvater, väterlicher Seite erzählte mir früher von dem Verlust seine Beines Russland nachdem ein Schlachtflieger ihre Kolonne angegriffen hatte.Er wurde noch aus dem LKW gezogen während sein Bein im Wagen blieb.
          Oftmals erzählte er unter Tränen wie er im Frankreich Feldzug seinen Bruder verloren hat.
          Er passierte mit seiner Kompanie eine Kreuzung an der ca eine Stunde vorher ein französisches MG Nest von einem Stosstrupp seines Btl`s ausgeräuchert wurde.
          Am Strassenrand lagen noch die gefallenen Franzosen und Deutsche, u.a sein Bruder, wovon er aber erst einige Stunden später erfuhr.

          Hoch gelobt und mit einem tollen Glanz in den Augen sprach er immer von der Kammeradschaft.

          Von dem Großvater mütterlicher Seite weis ich nur das er in Norwegen als Fjordsicherung eingesetzt war ehe mit Ihm die Pferde durchgingen und er wegen Offiziersbeleidigung in eine Strafkompanie zur Minenräumung kam.
          Trotzdem hat er den Krieg unbeschadet überastanden und kam in britische Kriegsgefangenschaft aus der er noch vor 46 entlassen wurde.

          Kommentar

          • Rettman
            Bürger


            • 17.08.2006
            • 110
            • Leverkusen

            #20
            Hallo zusammen
            Also mein Opa hat nie etwas von seiner Kriegszeit erzählt .
            Nach dem WW2 war er für ein paar Jahre unfreiwillig bei der Legion .
            Mein Patenonkel hat auch nie was erzählt,er war in Russland.
            Er hat mir vor seinem Tod eine Schachtel mit Fotos und ein paar Orden gegeben.
            Ich habe das Gefühl das die meisten Leute aus der Zeit,auch heute noch sehr unter dem Erlebten zu leiden haben. Meine Oma hatte immer richtige Panik in den Augen wenn am Samstag der Testalarm von den Luftschutzsirenen war.
            Grüße aus Leverkusen
            Rettman

            Die Wahrscheinlichkeit,das wir den Kampf Verlieren werden,
            darf uns nicht davon abhalten,eine Sache zu unterstützen,
            die wir für gerecht halten .

            Abraham Lincoln

            Kommentar

            • Mc Coy
              Heerführer


              • 22.02.2006
              • 1289
              • Berlin

              #21
              Mal was " lustiges".
              Mein Opa erzählte immer wieder, wie er mal 7 russische Offiziere gefangengenommen hat. Die saßen beim Essen, was dann natürlich von ihm und seinen Leuten vertilgt wurde.
              Viele Jahre später, mein Opa ist längst tot. Ich bekomme einen Koffer mit Kram von meinem Opa und alles was ich dort an Unterlagen fand spielte sich in Halle/S. bzw. Weimar- Nohra ab. Dort kamen ja bekanntlich die Amerikaner. Auf Nachfrage erzählt meine Mutter dann, dass er nie mit Russen zu tun hatte.
              Erst in der Gefangenschaft hatte er Kontakt mit ihnen. Er wurde aus einem Kriegsgefangenenlager der Amis in Frankreich in ein sowjetisches Lager überstellt, weil seine Heimatstadt inzwischen unter russischer Besatzung war. Seit dem konnte er die Russen nicht mehr leiden.
              Er hat ein wenig Tagebuch geführt, ist sehr interessant.
              Nach Erzählungen meiner Mutter kamen die Zivilbevölkerung und die Amerikaner gut miteinander aus. Mein Onkel ist damals, als sie abzogen, mit nach Amerika gegangen und hat dort Karriere gemacht.
              Mein anderer Opa hat irgendwas am Westwall gemacht, zumindest hat er dafür einen Orden bekommen. Ansonsten war er in der Heimat und hat irgendwas bei der Post gemacht und musste deshalb an keine Front. Ich habe ihn nie kennengelernt, er starb vor meiner Geburt eines natürlichen Todes.
              Soviel zum Thema Krieg und Familie.
              Mit Gruß
              MC

              Kommentar

              • Werker123
                Heerführer


                • 14.12.2006
                • 1588
                • Niedersachsen- Hannover-Leinhausen

                #22
                Mein Vater (1925) hatte sich mit einem Freund, freiwillig zur Wehrmacht gemeldet, beide hatte genug vom Bauer sein. Sie kamen zu Ostfront.

                1. Wie mein Vater Scharfschütze wurde: Seine Truppe hatten gerade eine Woche frei, Da kam ein Leutnant und ein Feldwebel und hatten die Idee einen Wettschießen zu machen, so unter Kameraden. Er hat am Besten geschossen, aber er wollte nie Scharfschütze werden. Vielleicht haben die anderen auch mit Absicht vorbei geschossen.

                2. Panzerdiebstahl: Mein Vater war mit zwei anderen auf Erkundung. Plötzlich hörten sie russischer Gesang. Da stand ein T34 und dessen 4 Besatzung, die fleissig Vodka tranken und Stunden später einschliefen. Sie haben die Russen weggeschaft und sind auf den T34 aufgesessen und haben mit schwarzer Farbe, den roten Stern übergemalt. Einer ging vorraus zur Truppe und zu melden. Sonst hätte man sie abgeschossen.

                3. Exekution: Er musste seinen Freund exekutieren, wegen Fahnenflucht.

                4. Rettung: Mein Vater wurde mit einer schweren Verwundung, mit der vorletzten JU 52 aus Stalingrad herausgeflogen. Da hat ein Sanitäter einen Verband, der ein gewachsen war, so von meinen Vater einen Schlag bekommen das der durchs Flugzeug flog.

                5. Einige Zeit US Gefangenschaft, Sommer 45 entlassen.

                Leider keine Erkennungsmarke oder Eisenes Kreuz, seine Schützenschur etc.. alles weg.
                Mein Vater lebt noch.

                Meine Mutter (1938) hat viel von den Bombadierungen und rein in Bunker raus aus dem Bunker. Mutter lebt auch noch.
                Gruß
                Stefan R.
                Hobbyhistoriker Hannover

                Kommentar

                • kartitza
                  Ritter


                  • 03.10.2007
                  • 319
                  • MV
                  • ACE 250

                  #23
                  Moin,

                  mein Grossvater hat verschiedene Dinge des Krieges erzählt. Meist kameradschaftliche Sachen, Sitten u. Bräuche anderer Länder, die Amis gelobt als er in Gefangenschaft war.
                  Ab und an auch Verfehlungen von Kameraden von Mord bis Selbstmord und fatalen Fehlentscheidungen.
                  Er erzählte auch, wie sie mit der Ju abgeschmiert sind, weil durch Sabotage mehr Wasser im Tank war als Sprit. Von Kommunisten und anderen diversen damals überlicherweise gemiedenen Kulturen hielt auch er nicht viel.
                  Recherchen ergaben, dass er im Sudentenland war, davon hat er absolut nichts erzählt. Dafür mehr von Norwegen, als er eine Halsschuss erhielt und von einem Pfleger, der ihn fütterte und dazu bewegen wollte, in Norge zu bleiben. Er hätte ihn gern nach dem Krieg wiedergesehen.
                  Ich glaube nicht, dass es mir gelingt diesen Mann zu ermitteln.
                  Weiter erzählte er von der Gefangenschaft in England. Von der Feldarbeit. Er war ja Bauer.
                  Was meine Grossmutter und meine Tante erzählte, war schon deutlich derber. Von der Flucht, Tiefflieger-Angriffen der Russen, wahllosen Erschiessungen in Dresden durch die Red Army.
                  Grossvater mütterlicherseits starb vor meiner Geburt. Er war im sowj. Lager.
                  Die Folgen (Typhus und andere Krankheiten des 17.Jhd.) hat er eigentlich nicht heil überstanden. Er starb mit 42(?) an Krebs, als meine Mutter 18 war.
                  Was sich bei ALLEN Verwandten über die Zeit gehalten hat, ist die Abneigung gegen südliche und östliche Ausländer, Juden und Zigeuner. Da war ich oft das schwarze Schaf der Familie, wohnte ich doch in HH mit bulgarischen Zigeunern zusammen fuhr nach BG, hatte eine Frau dort und lernte auch noch die Sprache. Gut fanden sie es nicht. Zu allem Übel ging meine Schwester dann auch noch nach Rumänien. Aber da war Grossvater schon tot (väterl.seits). In dem Fall zum Glück.
                  mfg Kartitza
                  Каквото дойде, добро дошло!

                  Kommentar

                  • Immelmann
                    Heerführer


                    • 23.12.2004
                    • 5638
                    • Hessen

                    #24
                    Zitat von kartitza
                    ...die Amis gelobt als er in Gefangenschaft war....
                    Von den Ertzählungen her war mein Urgroßvater kein Freund der Amis.

                    Er war 1945 in einem Übergangslager in Hersfeld.
                    Dort gab es Tagelang keine Verpflegung, von Hygjene ganz zu schweigen.
                    Sie wurden zusammen gefercht auf Felder die Mit Stacheldraht abgegrenzt wurden, keine Gebäude oder gar Zelte.
                    Sie schliefen auf freiem Feld.
                    Immer wieder wurden Gefangene zusammen geschlagen und die Bewacher haben sogar Grundlos mit Maschinenwaffen in die Gefangene Masse geschossen.
                    Immer wieder wurde Gefangene wahllos zusammen geschlagen bis die Bewustlos waren...
                    Und diese Gefangenen waren nicht nur Soldaten.
                    Auch alte Männer, Frauen und Kinder waren darunter und diese wurde nicht verschont.

                    Ich habe schon vieles grausame gesehen und gehört, aber bei dem was ich darüber hörte dreht sich bei mir der Magen um.
                    Meine Rechtschreibfehler sind mein Eigentum, unanfechtbar, natürlich immer gewollt, und einfach knorke
                    "Semper Fi - you rat, you fry!"

                    Kommentar

                    • kanne0815
                      Heerführer


                      • 29.04.2007
                      • 1153
                      • Thüringen Das grüne Herz Deutschlands
                      • MD 3009 / ACE 250

                      #25
                      Hallo alle zusammen, also der Großvater väterlicher seits konnte mir nie was erzählen weil er beim Bombenangriff auf Hamburg angeblich gefallen ist und seid dem als vermisst gilt...die Oma hat immer mal was erzählt das es an der Flak war.
                      Der Großvater mütterlicher seits hat wiederrum sehr viel vom Krieg und der Gefangenschaft erzählt...er war in Frankreich und dann später in Russland...wo er auch in die Gefangenschaft gekommen ist. Er ist erst sehr spät von da zurück gekommen.
                      Auf alle Fälle war das was er manchmal so erzählt ganz furchtbar...wenn die Kammerraden neben ihm gefallen sind und die Russen mit immer mehr Menschen und Material gestürmt haben...ohne Rücksicht auf Verluste...die hatten wohl genug davon hat er immer gesagt...da haben am MG 42 die Läufe geglüht...aber aufhalten konnten sie die Russen nicht...naja u.s.w. auf alle Fälle hat er mir viel erzählt als Kind ...worauf ich mich nicht besonders auf die NVA gefreud habe...war dann aber doch ales nur ein Spiel für große Jungs oder so ...weil es war ja zum Glück Frieden ...Gruß Frank

                      Kommentar

                      • carpkiller
                        Heerführer


                        • 01.11.2006
                        • 3095
                        • Siebengebirge
                        • XP Deus

                        #26
                        Ich habe meine Großväter nie selbst kennengelernt, musste alles selbst recherchieren- da waren einige Hämmer dabei, die sie wohl selbst nie erzählt haben.
                        Meine Oma war in einem KZ irgendwo im Osten als Krankenschwester eingesetzt.Das einzige was sie erzählt, dass sie dort meinen Großvater kennengelernt hat, mit einem Schiff 45 von Polen geflüchtet sei und das sie von der Greul (in diesem Lager) nix wußte.-sonst nix.
                        Sie will die Zeit ruhen lassen und wünscht sich, dass ich es auch tue.d.h. sie ist ganz klar, gegen mein Hobby "Sondeln" und dem Interessengebiet "Geschichte".
                        "Die Person, die Housekeeping in Frontdesk macht, sollte aus dem inner Circle kommen, sonst kriegen wir nur en rough mix!"

                        Kommentar

                        • nabbi1
                          Ritter


                          • 03.03.2007
                          • 425
                          • NRW Bergisches Land
                          • alles was anschlägt, uralter whites, md 3009

                          #27
                          mütterlicherseits ist mein opa in russland verschollen. meine oma hat irgendwann mal erfahren, dass seine einheit in einem kessel vollständig aufgerieben wurde. väterlicherseits hat mein opa nur am polenfeldzug teilgenommen. danach schwere verwundung und nicht mehr einsatzfähig. darüber zu erzählen, das konnte er nie. da die auch noch aus schlesien kamen, leisnitz, kreis leobschütz, hat er 1945 bis 1946 erfahren müssen, wozu menschen fähig sind. als die polen und russen mit meiner familie fertig waren, war die hälfte tot. meine oma hat einmal erzählt, wie sie meinen opa fertig machen wollten. die wollten ihn zwingen, schnaps zu trinken, aber alk war nie sein ding. da haben sie mit der axt in sein gesicht geschlagen(die narbe hat er sein leben lang tragen müssen) und nur weil er liegen blieb, haben sie nach ein paar tritten abgelassen. dann war sein bruder dran, die sind vom tisch runter auf seinen bauch gesprungen und zwar so lange, bis er tot war. beim thema vergewaltigung wurde geschwiegen. tja immelmann, habe irgendwo mal gelesen, das die gefangenenlager, vor allem die rheinwiesen die hölle waren. da darf ja bis heute unter androhung von horrenden strafen nicht mehr nachgeforscht werden, wieviele da nun tatsächlich gestorben sind. irgendwo stand auch mal, das mehr deutsche nach dem krieg von 1945 bis 1947 eines gewaltsamen todes gestorben sind, als in den kriegsjahren von 1939 bis 1945.
                          resüme: erst wenn der verlierer seine geschichte erzählen darf, dann erst erfährt man die wahrheit
                          Irgendwann kommt der Tag der Wahrheit ! Und dann heisst es : Lügen, Lügen, Lügen !

                          Kommentar

                          • rednex111
                            Landesfürst


                            • 19.01.2008
                            • 600
                            • berlin
                            • MD 3009, gut zum Gullideckel finden

                            #28
                            @ all, mein Opa war bei der Legion Condor. Er hat zum Glück den Krieg überlebt, doch erzählt hat er nie was. Gut zu dem Zeitpunkt wo ich das erfuhr war ich erst 12 oder 13 jahre alt. Da war das wohl noch nichts für Kinder.
                            Nach seinen friedlichen Tod fanden wir zwar seine Fotoalben und den Ring der Legion Condor, dass war schon alles. Schade hätte zu heutiger Zeit mehr davon erfahren.
                            mfg rednex
                            Zuletzt geändert von rednex111; 17.02.2009, 21:42.
                            Suche alles über die Festungsfront Oder-Warthe- Bogen. Feldpost, Fotos usw.

                            Kommentar

                            • Husar
                              Landesfürst

                              • 07.11.2000
                              • 754

                              #29
                              Großvater mütterlicherseits war u. a. in Verdun, linken Fuß verloren. Erzählte sehr wenig, wenn dann zumeist von der Zeit vor 1914 als Einjährig-Freiwilliger bei den Jägern zu Pferd.

                              Großvater väterlicherseits war bei einer Marine-Jasta in Flandern. Gänzlich andere Kriegsbedingungen. Bemerkenswert seine Erzählungen von LK mit britischen Spowiths Camels und das die Briten keine Fallschirme hatten.

                              Kommentar

                              • schneidersjong
                                Einwanderer


                                • 31.01.2008
                                • 9
                                • Netphen

                                #30
                                Mein Opa, Jahrgang 1923, war als Infanterist im Osten. Irgendwann habe ich aufgehört, ihn zu löchern, als er mir schilderte, wie er mit einem Schulfreund aus dem Heimaturlaub zurück an die Front fuhr. Sie dienten wohl in der selben Einheit. Am Bahnhof der Heimatstadt sagte sein Freund, daß er diesen Anblick zum letzten mal sehe. Bei dem Satz "zwei Wochen später war er tot" brach mein Opa in Tränen aus, was das erste mal war, daß ich einen Mann aus meienr Familie habe weinen sehen. Wie gesagt, seitdem habe ich ihn in Ruhe gelassen. Im Großen und ganzen meint er, je mehr man vom Krieg gesehen hat, desto weniger erzählt man davon. Ich habe mal belauscht, wie er meinen Eltern einiges erzählt hat.
                                Auf Spähtrupp hinter den russischen Linien fanden sie den feindlichen Alarmposten schlafend vor. Keiner konnte einen schlafenden Gegner erstechen oder erwürgen, also sind sie vorbei geschlichen und haben auf dem Rückweg Handgranaten in den Graben geworfen und sind weggerannt, um nicht zu sehen, was sie angerichtet hatten. "Das waren keine Untermenschen und keine Bestien. Das waren noch halbe Kinder, wie wir."
                                Auf dem Vormarsch sind sie bis in de asiatischen Teil der Sowjetunion vorgestossen und dann zu Fuß den ganzen Weg zurück. "Das war kein Rückzug, wir sind gerannt wie die Hasen. Als links und rechts die Werfergranaten einschlugen, habe ich sogar meine letzte Fleischkonserve weggeworfen, um noch etwas schneller zu sein."
                                In Ostpreußen hat ihn, verwundet und mit EK2, Verwundetenabzeichen usw. der "Heldenklau" geschnappt und zum Wachbattaillon Großdeutschland gesteckt, Ehrenposten vorm Bendlerblock bis kurz vor dem Attentat 1944. Genesen zurück zur Stammeinheit, auf dem Rückzug irgendwo in Ostdeutschland entging er zum ersten mal der Gefangennahme, weil er sich die Nacht über in einem Abflussrohr versteckte. Dann schloß er sich einer zurückgehenden Granatwerfer - Einheit an. Den 88mm-Spucker auf einem Handwagen inmitten der Flüchtlinge. War die rote Armee dem Treck zu nah auf den Fersen, wurde halt gemacht und auf die Roten geschossen, was noch greifbar war. Das klappte solange, bis T 34 auftauchten. So kam er zurück nach Berlin. Gefangen genommen wurde er im Keller der türkischen Botschaft in Berlin. Vorher hat er noch schnell die Insignien "GD" von der Uniform entfernt, damit man ihn nicht für einen SS-Mann hielt - mit denen haben die Russen kurzen Prozess gemacht. Kurze Gefangenschaft, als gelernter Dreher musste er bei der Demontage eines Zementwerkes helfen. Eines Tages kam ein Offizier mit einer Liste von Männern, die zum Wiederaufbau des Werkes mit nach Rußland sollten. "Der hat mich gestrichen und damit mein Leben gerettet."
                                Das einzige mal von sich aus über das Militär hat mein Opa gesprochen, als ich selber zum Bund mußte. "Habt ihr denn noch Karabiner 98?" - "Nein, G3 wie StG 45 und MG3 wie MG 42." - "Sieh zu, daß du immer das MG hast und genug Handgranaten, dann kannst du noch was machen, wenn sie in Scharen kommen." Den Blick werde ich nie vergessen. Mein Opa ist der friedlichste und sanftmütigste Mensch, den ich je kennengelernt habe und manches scheint ihn bis heute zu verfolgen.
                                Na ja, und beide Omas wurden als junge Mädchen von Lightnings über die Felder gejagt. Als die US-Infanterie kam, verhielten sich die Soldaten jedoch korrekt. Nur im Nachbarhaus, wo die Witwe des NS-Ortgruppenleiters wohnte, haben die GI´s alles zertrümmert, inbesondere die Lebensmittelvoräte - die Frau hatte noch alle Parteiklamotten im Schrank gehabt. Eine Schwester meiner Oma starb während des Krieges, weil es kein Penicillin gab.(Diphterie?) Ein Bruder fiel 1944 im Westen. Über ein Jahr später hat man ihn exhumiert und in seinem Heimatdorf bestattet. Das Grab gibt es bis heute und als die Stadt es einebnen wollte, haben die Schwestern energisch dafür gesorgt, daß " der Junge seinen Platz behält".
                                Ich könnte noch ein paar Seiten füllen allein von den Geschichten, die ich nebenher aufgeschnappt habe. Mein Ziel ist ein Buch.
                                Wie vorher schonmal jemand schrieb, sollte wir alle diese persönlichen Geschichten dokumentieren.

                                Kommentar

                                Lädt...